Eine Zwischenbilanz zum Weihnachtsfest.
Heute möchte ich einen weihnachtlich-positiv stimmenden Ausblick wagen. Was nicht ganz einfach ist in diesen Tagen. Aber es geht, zumindest wenn ich mich auf das Feld der Wissenschaft beschränke. Denn da gilt: Ja, es geht uns gut in Deutschland. Damit will ich nicht in Abrede stellen, dass Kettenverträge und Befristungen gerade für junge Forscher eine enorme Belastung bedeuten. Auch die Intransparenz und Willkür, mit der an vielen Hochschulen immer noch Karrieren gemacht werden (oder eben gerade nicht), sind bestürzend.
Doch lassen Sie uns für einen Moment den Blick weiten. Dabei helfen ausgerechnet ein paar nüchterne Zahlen, die jüngst die OECD in ihrem Science, Technology and Innovation Outlook 2016 veröffentlicht hat. Im Jahr 2000 hinkte Deutschland im Vergleich der Industrieländer demzufolge ziemlich weit hinterher, was die staatlichen Forschungsausgaben anging: Nur 1,72 Prozent des Gesamtbudgets, deutlich mehr investierten damals unter anderem Großbritannien, Frankreich, die Niederlande, Finnland. 15 Jahre später haben sämtliche zuvor genannte Länder ihre Investitionen in die Wissenschaft (relativ zu anderen Staatsausgaben) empfindlich gekürzt – genauso wie die Vereinigten Staaten, wie Australien und sogar Israel. Deutschland aber ging den umgekehrten Weg. Heute investiert die Bundesrepublik fast 2 Prozent aller staatlichen Ausgaben – und kletterte im Vergleich aller 35 OECD-Staaten auf Platz 7.
Uns geht es gut, weil wir in Deutschland in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten kapiert haben, dass wir in Zeiten der Globalisierung nichts sind ohne
die nötigen Investitionen in Bildung und Forschung. Eine Erkenntnis, die (siehe oben) nicht selbstverständlich ist im Rest der Welt. So werden, während andere bedeutsame westliche
Forschungsländer sich abschotten (Großbritannien) oder sich gar vor Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit fürchten müssen (Trumps USA), Deutschlands Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen
zu Magneten für international mobile Forscher.
Verlassen wir jetzt den Bereich der Wissenschaft. Viele Menschen fühlen sich verunsichert im Angesicht von Terrorismus, weltweit grassierendem
Nationalismus und internationalen Wirtschaftskrisen. Und doch: Gerade wir sind alldem als Gesellschaft nicht schutzlos ausgeliefert. Wir haben und wir fördern schlaue Köpfe, die neue Ideen
entwickeln und uns Antworten geben, wie wir in dieser Welt von morgen leben können.
Dieser Kommentar erschien in abgewandelter Form zunächst im ZEITChancen Brief.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben von Herzen frohe Weihnachten. Vielen Dank, dass Sie sich für meinen Blog und meine Themen interessieren. Ich würde mich freuen, wenn das auch im neuen Jahr so bliebe.
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Dt. Zuber-Knost (Donnerstag, 22 Dezember 2016 19:53)
Gelegentlich bedarf es Impulse von außen, das Positive zu sehen, den Blickwinkel zu weiten, auch wenn das aktuelle Geschehen zu anderem verführt. Ja, uns geht es gut!