Sie hat kein Geld mehr und keine Zeit. Trotzdem könnte Wanka den Fachhochschulen mit ihren Plänen einen Dienst erweisen. Ein Kommentar.
Boris Ott: "Fachhochschule" CC BY-NC 2.0
BUNDESFORSCHUNGSMINISTERIN JOHANNA WANKA (CDU) hat endlich gesagt, wie sie sich das lange versprochene FH-Professorenprogramm vorstellt, und die Fachhochschulen fühlen sich bestätigt. Zunächst einmal in ihrer Skepsis. Denn während das Uni-Pendant (Stichwort „Tenure Track“) längst läuft, bleibt Wankas Ansage Richtung Fachhochschulen im Ungefähren. Einen bundesfinanzierten Instrumentenkasten zur Personalentwicklung könne sie sich vorstellen, sagt sie und nennt ein paar Schlagworte: Schwerpunkt- und Teilzeit-Professuren, Tandemprogramme. Wenn die Fachhochschulen ganz andere Ideen hätten, sei das aber auch in Ordnung – solange sie couragierte, in sich stimmige Personalstrategien zur Begutachtung einreichten. Fragen zum Volumen oder zur Laufzeit des Wettbewerbs möchte die Ministerin gleich gar nicht beantworten. Dafür stehe fest, dass es vor der Bundestagswahl keine Bund-Länder-Vereinbarung mehr geben wird. >>
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>> Was deutlich wird in dem Interview , sind die Zwänge einer Ministerin vor dem Ende der Legislaturperiode: Das Geld ist verplant, die Autorität des Amts reicht nur bis zur Abrisskante der nächsten Bundestagswahl. Dass die Große Koaliton es versäumt hat, nach Exzellenzstrategie, Innovativer Hochschule und Tenure-Track-Programm noch rechtzeitig die Weichen für die Fachhochschulen zu stellen, kann man Wanka anlasten. Allerdings haben auch andere Bildungspolitiker aus Union und SPD lange Zeit auffällig viel über Exzellenzunis und nur gelegentlich mal über die angewandte Wissenschaft gesprochen.
Und doch steckt in dem Vorstoß Wankas eine Gelegenheit für die Fachhochschulen. Die Idee, ihnen kein One-Fits-All-Programm vorschreiben zu wollen, sondern ihnen die Freiheit für kreative Eigenschöpfungen zu lassen, kann man als beliebig abkanzeln. Oder als mutig loben, als angemessene Form der politischen Selbstbeschränkung. Die Ministerin hat angekündigt, die Eckpunkte mit den Ländern bis zum Sommer festzuzurren. Wenn ihr das gelänge und sie dabei versprochenen Freiräume im Programm erhielte, könnten die Fachhochschulen ihr am Ende doch noch dankbar sein. Indes: Ziemlich viele Konjunktive in einem Satz.
Dieser Kommentar erschien heute zuerst im ZEITChancen Brief.
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