Viele Hochschulen in Deutschland sind in einem desolaten Zustand, der Sanierungsstau geht in die Milliarden. Wieso geht nicht längst ein Aufschrei durch die Republik?
Die Bibliothek der TU Dortmund samt Mensabrücke: Hier wird bald gebaut. Hoffentlich.
Chin tin tin: "Mensabrücke Uni Dortmund.jpg", CC BY 3.0
SOLANGE ES KEIN Unwetter gibt, ist alles in Ordnung. Doch sobald der Wind den Regen gegen die Fassade drückt, kriecht die Feuchtigkeit in die Ritzen, sucht sich ihren Weg durch die Zwischendecken, tropft in die Labore und Seminarräume. Und mit dem Wasser kommt der Asbest. "Dann müssen wir wieder Teile des Hauses sperren", sagt Axel Wibbelt und zupft an seinem Parka.
Das Haus ist ein Betonkomplex, sechs Stockwerke hoch, in alle Himmelsrichtungen zweigen Seitentrakte ab. Hier studieren und arbeiten hauptsächlich die Chemiker und Physiker der TU Dortmund, kein Gebäude der Universität ist größer: 30 000 Quadratmeter, 20 000 davon im Originalzustand von 1974. Oder eher: Was nach 44 Jahren noch davon übrig ist.
Wibbelt rüttelt an undichten Fenstern, deutet auf verrostete Trennwände zwischen den Experimentiertischen, und während er von den enormen Heizkosten erzählt, merkt man, wie sehr sich der TU-Abteilungsleiter für Baumanagement um Gelassenheit bemüht. Nur einmal erhebt er die Stimme an diesem Nachmittag. Da steht Wibbelt gerade in einer der fensterlosen Fluchten der Unibibliothek, deren Totalsanierung das Land schon Ende 2015 zugesagt hatte. Dazu später mehr.
Nein, dies ist keine Geschichte über die TU Dortmund. Es bröckelt, zieht und schimmelt an Hochschulen in ganz Deutschland. Nur sind sie nicht überall so mutig wie Wibbelt und seine Kollegen, die Dinge so auszusprechen, wie sie sind. Der bundesweite Exzellenzwettbewerb geht in die nächste Runde, da wollen viele Rektoren ihre Hochschulen strahlend präsentieren.
Die Realität in Zahlen: Für die Kultusministerkonferenz hat das HIS-Institut für Hochschulentwicklung (HIS-HE) berechnet, dass der Sanierungsstau an den Hochschulen bis 2025 auf bis zu 35 Milliarden Euro wachsen wird. Selbst wenn, was unrealistisch ist, die Bundesländer ihren Hochschulen keinen zusätzlichen Quadratmeter mehr gönnen würden, läge der jährliche Wertverlust immer noch 900 Millionen Euro über den geplanten Bauausgaben. Das entspricht einer Elbphilharmonie, jedes Jahr. Doch selbst das sind schmeichelhafte Zahlen. Denn erstens sind die Hochschulkliniken nicht berücksichtigt, zweitens sind die 35 Milliarden vom Nullpunkt 2008 an prognostiziert, als hätten sich Deutschlands Hochschulen davor in perfektem Zustand befunden. "Und bei all unseren Berechnungen interessiert uns nicht einmal die Ästhetik, wir schauen auf Sicherheit und Funktionalität", sagt Jana Stibbe, die die Studie verantwortet hat.
Die Realität in Bildern: Die Sozialökonomen an der Universität Hamburg stellen bei Regen Eimer auf. Der TU Braunschweig wurde 2016 über Nacht eines ihrer Chemie-Institutsgebäude von der Feuerwehr dichtgemacht. Zuvor hatte das staatliche Baumanagement acht Jahre lang an einem Brandschutzkonzept gefeilt. An der TU München stürzte im Dezember eine Tafel ab und erwischte fast den darunter stehenden Dozenten.
Wieso geht nicht längst ein Aufschrei durch die Republik? Ist es so, wie die ZEIT schrieb: dass "die Unis bröckeln, weil sie sich scheuen, mehr Geld zu fordern"?
Den Vorwurf muss Dieter Lenzen sich nicht gefallen lassen. Der Hamburger Unipräsident hatte sich 2014 über ein sogenanntes Perspektivpapier der damaligen Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt derart geärgert, dass er auf einer Pressekonferenz schimpfte: "Ein Perspektivpapier, in dem nicht über Geld gesprochen wird, ist perspektivlos. Ich möchte als Präsident verdammt noch mal wissen, wann diese Ruinen, die sich hier Universität nennen, renoviert werden." Wie in Hamburg stammen auch anderswo viele Bauten aus den heute für ihre Materialqualität berüchtigten 60er- und 70er-Jahren, eilig hochgezogen im ersten Hochschulboom. Heute klingt Lenzen so, als habe sich sein Gepolter von damals gelohnt. Der Sanierungsstau sei noch enorm, sagt er. "Aber es hat sich unheimlich viel getan. Die Hamburger Politik und die Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank haben verstanden."
Anderswo hingegen zeigen Hochschulrepräsentanten eine erstaunliche Geduld. Horst Hippler etwa, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, verliert bei öffentlichen Auftritten meist ein paar Sätze zum Sanierungsstau, doch steigt seine Leidenschaft merklich, sobald er die HRK-Forderungen nach Dauerbundesgeld für die Lehre herunterdekliniert, Volumen: vielleicht zwei Milliarden. Eine echte Kampagne analog zu Lenzens Ruinenrede meiden die Rektoren; sie befürchten, die 35 Milliarden könnten bei den Finanzpolitikern vor allem Ärger und Achselzucken auslösen. Nach dem Motto: Wenn ihr mit solchen Summen kommt, können wir es gleich lassen. Oder, wie eine HRK-Mitarbeiterin formuliert: "Wenn ihr uns mit den 35 Milliarden so ärgert, können wir gern die zwei Milliarden für die Lehre darauf anrechnen."
Zur Angst der Rektoren, das schwarze Loch Sanierungsstau könnte alle anderen Bedürfnisse verschlucken, kommt ein Argumentationsproblem: Wieso soll es den Studenten und Professoren besser gehen, solange Schüler und Lehrer in abbruchreifen Schulen hocken? Und was ist mit all den vor sich hinmüffelnden Rathäusern, Gerichtsgebäuden oder Finanzämtern?
"Ganz einfach", erklärt Michael Brockmeier, Leiter des technischen Gebäudemanagements in Dortmund, den Unterschied. "Aufs Amt muss ich. An welche Uni ich als herausragender Wissenschaftler gehe, kann ich mir aussuchen." Auch Studenten sei die Atmosphäre heute sehr wichtig. Es sind diese zwei sich überlagernden Sphären, die den desolaten Zustand vieler Hochschulen einzigartig machen: Auf der einen Seite sind sie öffentliche Gebäude wie alle anderen und zu einem guten Teil entsprechend abgerockt. Zum anderen sollen sie sich messen mit Unis in Großbritannien, in den Niederlanden oder in den USA, wo nicht nur mehr privates Geld fließt, sondern die Hochschulen zudem fast alles in Eigenregie bauen können. „Bauherreneigenschaft“, nennen das Fachleute. In Deutschland hat diese gerade mal eine Handvoll Hochschulen, und schaut man genauer hin, sagt Jana Stibbe, sei das eine Eigenständigkeit in meist engen Grenzen.
Der Alltag in Dortmund geht so: Die Uni mietet ihre Gebäude vom landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb, kurz BLB, und zahlt 30 Millionen dafür im Jahr. Im Gegenzug müsste der BLB die laufenden Instandhaltungen übernehmen. Das mache er aber nur teilweise, berichtet Wibbelt. Die genauen Bausummen kennt der TU-Bauabteilungsleiter nicht, der BLB lasse sich nicht in die Karten schauen. Zumal es sich für den Landesbetrieb lohne, Gebäude erst richtig herunterkommen zu lassen – dann bestehe die Chance, dass sie es ins Hochschulbausanierungsprogramm schaffen. Woraufhin das Land direkt 60 Prozent der Kosten übernimmt.
Es ist diese Machtlosigkeit, die Wibbelt dann doch für einen Moment energisch werden lässt. Die gleiche Machtlosigkeit, mit der er das Planungs- und Abstimmungskonzert der Ämter beobachtet, das den Baustart bei der Bibliothek seit Jahren verzögert. Mit dem Ergebnis, dass die Mitarbeiter im Winter weiter frieren und die Studenten die ohnehin raren Arbeitsplätze im Sommer kaum nutzen können, so stark heizen sich die Räume auf. "Dabei ist das Geld doch da in diesem Fall", sagt Wibbelt kopfschüttelnd.
Die Regierung erstelle gerade mit dem BLB eine "Masterplanung der Bedarfe und Prioritäten über alle Standorte", teilt das NRW-Wissenschaftsministerium mit. Das Ziel: "die richtigen, wichtigsten und auch umsetzbaren Projekte zuerst zu beginnen." Wüssten die Hochschulen selbst nicht viel besser, was sie brauchen, und könnten es sogar billiger umsetzen? Zumindest die großen behaupten das. So wie sie ebenso wie die Wissenschaftsminister meinen, vor der Föderalismusreform von 2006 habe das mit dem Bauen besser geklappt, weil da der Bund mitgezahlt habe. Allerdings hat Noch-Bundesforschungsministerin Johanna Wanka wiederholt klargemacht, dass der Bund den Ausstieg aus dem selten glamourösen und politisch undankbaren Hochschulbau als endgültig ansieht. Die Länder seien dafür ausbezahlt worden. Die Botschaft: Selber schuld, wer andere Prioritäten setzt.
Mit oder ohne Unterstützung vom Bund: Von Schleswig-Holstein über Berlin bis nach Nordrhein-Westfalen laufen teils milliardenschwere Sonderprogramme. NRW etwa hat im "Hochschulmodernisierungsprogramm" zwei Milliarden Euro für landesweit 70 Modernisierungsprojekte ausgegeben. Über das laufende Nachfolgeprogramm sollen weitere 1,2 Milliarden fließen, darin sei das Geld für Forschungsbauten noch nicht enthalten. Und wer wissen will, wie schön Hochschule geht, muss sich nur den neuen Campus der Goethe-Uni in Frankfurt oder die TU München in Garching anschauen. Auch auf dem Dortmunder Unigelände sind eine Reihe strahlender Neubauten entstanden.
Jana Stibbe von HIS-HE sammelt derweil all die Zeitungsartikel, in dem neue Sanierungsprogramme angekündigt werden, und hat trotz allem noch jedes Mal den Kopf geschüttelt: "Reicht immer noch nicht." Sie hat einen auf den ersten Blick überraschenden Wunsch: dass irgendwann die Sonderprogramme aufhören, die vermeintlich einmaligen Kraftanstrengungen, die suggerieren, danach wäre es geschafft. Stattdessen müssten die jährlichen Budgets aufs nötige Niveau steigen. "Die Hochschulen zu erhalten, ist keine einmalige Anstrengung, sondern ein Dauerlauf. Ein ziemlich teurer Dauerlauf."
Dieser Artikel erschien zuerst in der Süddeutschen Zeitung.
"Hauptsache, der Verfall wird gestoppt."
"Eine Unterstützung von Bundesseite käme unseren Bemühungen sehr zugute", sagt Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (FDP). Viele der in den 1960er und 1970er Jahre entstandenen Hochschulbauten stünden "am Ende eines ersten Lebenszyklus", wie die Ministerin euphemistisch formuliert. Deshalb seien die Anstrengungen in den nächsten Jahren besonders groß, "um dem Verfall der Gebäude entgegenzuwirken und den Hochschulbetrieb zu sichern."
Allerdings: Schaut man auf die Zahlen, ist ironischerweise ausgerechnet nach der Föderalismusreform 2006, die die sogenannte "Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau" für beendet erklärte, erstaunlich viel Bundesgeld in Hörsäle und Seminargebäude geflossen. Grund war ein milliardenschweres Konjunkturpaket, das die Bundesregierung mitten in der damaligen Finanzkrise auf den Weg gebracht hatte.
8,7 Milliarden Euro, beschloss die damalige Große Koalition Anfang 2009, sollten direkt in die Bildung fließen, möglichst schnell und unbürokratisch. Tatsächlich kam der größte Teil der Investitionen dann aber doch erst nach ziemlich viel Bürokratie an den Unis an – Jahre später, als längst wieder Hochkonjunktur herrschte. Aber immerhin.
Seit 2015 haben die Länder pro Jahr weitere 1,17 Milliarden Euro zusätzlich übrig, weil der Bund jetzt die vorher geteilte Bafög-Finanzierung allein schultert. Zwar haben längst nicht alle Länder wie eigentlich verabredet das ganze Geld in die Bildung gesteckt und noch weniger in die Hochschulen, doch trotzdem kamen etliche Millionen in Form zusätzlicher Sanierungsprogramme an: in Berlin zum Beispiel 32 von 66 Millionen.
Apropos Berlin: Ein noch unveröffentlichtes Gutachten beziffert den Sanierungsbedarf allein an den staatlichen Hochschulgebäuden der Hauptstadt auf 3,2 Milliarden Euro – die erste derartige Erhebung überhaupt. In Auftrag gegeben hatte das Gutachten die Landeskonferenz der Hochschulrektoren, federführend war die Technische Universität Berlin. Die will sich zu Details noch nicht äußern, doch haben die Gutachter offenbar alle 451 Bestandsgebäude unter die Lupe genommen.
Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) sagt, die Zahlen bestätigten, wie "dringend nötig der von uns aufgelegte 2,2 Milliarden Euro schwere Investitionspakt Wissenschaft ist." Bis 2026, so hat es der Senat beschlossen, soll das Geld für Sanierungs- und Baumaßnahmen fließen. Es wäre eine im deutschen Ländervergleich hohe Summe.
Doch so beeindruckend das Berliner 2,2-Milliarden-Investitionspaket zunächst klingen mag: Reichen wird auch das bei weitem nicht, was auch Staatssekretär Krach einräumt. Zumal ein gutes Drittel (765 Millionen) in die Charité Universitätsmedizin fließt – deren Investitionsbedarf von 1,4 Milliarden aber noch gar nicht in den 3,2 Milliarden Sanierungsstau an den übrigen Hochschulen eingerechnet ist. Die "präzise Analyse" des Gutachtens, sagt Krach, sei deshalb auch "Rückenwind für weitere
Verhandlungen“, die angesichts des Bedarfs überall in der Stadt nicht einfach sein dürften."
Traditionell haben Wissenschaftsminister bei ihren Kollegen vom Finanzressort einen schweren Stand. "Den meisten politischen Druck machen eben nicht die Hochschulen, sondern die Eltern und Lehrer an den Schulen", sagt Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, der im Auftrag der Landesregierung eine "Kommission zur Finanzierung des universitären Hochschulbaus in Baden-Württemberg" geleitet hat. Eine wesentliche Ursache der Unterfinanzierung sieht Krull übrigens doch in der Föderalismusreform. Bis dahin hatte der Bund jedes Jahr hunderte Millionen für den Hochschulbau bereitgestellt – aber nur, wenn die Länder ihren Anteil mit derselben Summe kofinanzierten. "Dieser Anreiz fehlt jetzt, und dieser Anreiz hat den Wissenschaftsministern in den Haushaltsverhandlungen seinerzeit ein starkes Argument an die Hand gegeben", sagt Krull.
Schon Anfang 2017 forderte der Uni-Kanzler-Arbeitskreis Hochschulbau, allerdings fast ungehört, einen "Zukunftspakt Hochschulbau". Und gerade erst hat er eine zusätzliche Infrastrukturpauschale bei allen Forschungsdrittmitteln vorgeschlagen – wobei dann allerdings die zuletzt deutlich stärker gewachsenen Fachhochschulen benachteiligt wären.
Ein Einwand, den der Arbeitskreis-Vorsitzende Frank Kupfer, Kanzler der Europa-Universität Flensburg ernst nimmt. "Statt nur auf die Forschung könnte man die Pauschale ja auf alle Sondermittel an die Hochschulen draufschlagen", sagt er – worin dann zum Beispiel auch die Hochschulpakt-Zahlungen enthalten wären. "Hauptsache, wir führen die Debatte jetzt engagiert weiter, damit der Verfall gestoppt wird".
Nordrhein-Westfalen plant derweil, den Hochschulen bald mehr Eigenverantwortung beim Bauen zu übertragen. Schon im schwarz-gelben Koalitionsvertrag von 2017 stand, die neue Regierung werde die Bauherreneigenschaft an abgeben. "Danach sollen die Hochschulen ohne Beteiligung des BLB landesfinanzierte Bauvorhaben in eigener Verantwortung umsetzen können." Hierzu gebe es bereits gute Erfahrungen sagt, Pfeiffer-Poensgen – verweist aber auf die an der Kapazitätsgrenze arbeitende Bauwirtschaft und den Fachkräftemangel.
Tatsächlich sind mancherorts gar nicht mehr der Mangel an Investitionsmittel oder die Unbeweglichkeit der staatlichen Bauverwaltung die drängendsten Probleme, sondern die überhitzte Baukonjunktur, die manche nach Jahrzehnten endlich finanzierte Sanierung ausbremst. Was außerdem überhaupt keinen Spaß mache zurzeit, sagt Ludwig Kronthaler, Vizepräsident für Haushalt an der Berliner Humboldt-Universität (HU), sei der Mietmarkt. Gerade wenn Sanierungen anstünden oder neue Räume für zusätzliche Drittmittelprojekte hermüssten, werde die HU ziemlich oft zum Mieter. "Und da erleben wir dann, wie sich die Angebotskonditionen manchmal von Woche zu Woche ändern. Nach dem Motto: Wenn Sie vor zwei Wochen zugegriffen hätten, wäre der Quadratmeterpreis noch vier Euro billiger gewesen."
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Josef König (Mittwoch, 07 März 2018 17:42)
Schade, lieber Jan-Martin, dass Du nicht 17 Km von Dortmund aus nach Westen weitergefahren bist. Denn in Bochum wird seit 2007 die Ruhr-Universität komplett saniert - und dafür gibt es sogar ein mit dem Land abgestimmtes Gesamtkonzept. In jenem Jahr hat die Uni mit dem Land eine Vereinbarung getroffen, die dazu führt, dass die RUB für mehr als 1 Mrd. € grundsaniert wird. Es gab sogar Pläne, sie komplett neu auf der grünen Wiese aufzubauen, das ist durch kalkuliert worden, wäre aber teuerer gekommen (ca. 300 Mio.). Inzwischen sind zwei komplett neue Gebäude entstanden, eines weiteres ist skelettiert und neu aufgebaut worden, zwei weitere sind komplett abgerissen und inzwischen und neu gebaut; sie werden im Sommer 2018 bezogen; und dann geht es weiter mit der Reihe der Naturwissenschaften sowie der Reihe der Geisteswissenschaften - bis schließlich irgendwann Audimax, Bibliothek und Verwaltung dran kommen. Zuvor war übrigens die Mensa komplett saniert worden, wofür ein Ersatzbau entstand, das heute auch als zusätzliches Restaurant auf dem Campus fungiert.
Der BLB ist übrigens eine Konstruktion, entstanden aus den alten Staatshochbauämtern, um als GmbH des Landes frei von Kameralistik und Jährlichkeit des Haushalts zu agieren und noch auf dem freien Markt Kredite aufnehmen zu können. Neben für die Erhaltung von Hochschulen ist er pikanterweise für Finanzämter und Gefängnisse des Landes zuständig - eine exquisite Kombination. Dass er in Verruf geraten ist - und auch in die Hochschulen kein geliebtes Kind ist - hängt a) mit seinem Verwaltungshandeln zusammen sowie mit b) der Korruption, die seine Spitze erfasst und den Landtag NRW vor einigen Jahren beschäftigt hat.
Schließlich ein Wort zum Sanierungsstau: Dieser ist über Jahrzehnte entstanden, und selbstverständlich ist das Land daran schuld. Landesbauten bedürfen normalerweise 1% der Bausummen für die fortlaufende Bauunterhaltung. Die Ruhr-Universität Bochum - und nicht nur sie - hat in den ersten ca. 40 Jahren ihres Bestehens gerade mal einen Drittel davon zur Verfügung gehabt. Dass sich dann ein ziemlicher Sanierungsstau bildet, der heute eben Milliarden umfasst, kann man sich leicht selbst ausrechnen. Aber als die Uni gebaut wurde - in der optimistischen Phase der 60er Jahre, glaubte man, Beton hielte ewig. Na ja, es waren nicht Griechen und Römer, die hier gebaut haben.
Mannheimer Studi (Donnerstag, 08 März 2018 10:30)
@König:
Auch in Mannheim und Köln gibt es Neubauten und/oder Kernsanierungen. Doch JM Wiarda hat es schon im letzten Absatz angesprochen: "dass irgendwann die Sonderprogramme aufhören, die vermeintlich einmaligen Kraftanstrengungen, die suggerieren, danach wäre es geschafft."
Der Aufreger ist doch, dass die Länder ihren Verpflichtungen gegenüber den Unis nicht nachkommen. Zumindest für Mannheim weiß ich, dass ein Neubau von der Uni zum Teil aus eigener Tasche finanziert wird, da sich so hohe Mietkosten einsparen lassen. Mietkosten für die eigentlich das Land aufkommen müsste, da es nicht für ausreichend Räume gesorgt hat.
Josef König (Mittwoch, 14 März 2018)
@mannheimer studi
Was die Mietkosten angeht, so sind das die früher als Mittel der Bauunterhaltung ausgewiesenen Zuweisungen des Landes an die Universitäten, die sie - zumindest in NRW - an den Eigentümer der Liegenschaften (d.i. der Bau und Liegenschaftsbetrieb NRW) zahlen. Und das Vorenthalten dieser Mieten oder entsprechende Mietminderungen wegen nicht ordnungsgemäß zu nutzender Liegenschaften ist das wohl einzige Druckmittel der Universitäten, den BLB dazu zu bringen, seinen Job auch ordentlich zu machen - wird aber nur spärlich eingesetzt.
Klaus Hekking (Dienstag, 27 März 2018 09:33)
Ein Staat, der trotz Milliarden Haushaltsüberschüssen und der nach Belgien höchsten Abgabenbelastung der Bürger nicht in der Lage ist, in seine Infrastruktur zu investieren, leidet nicht an Geldmangel, sondern an einer unfähigen Bürokratie