Die DFG und die Personalie Dzwonnek
DIE PERSONALIE, die heute durch den Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ging, ist brisant. Deshalb verbieten sich an dieser Stelle alle Spekulationen, ja es verbietet sich auch das Zitieren aus vertraulichen Sitzungen. Und das sage ich ausdrücklich als einer, der sonst als Journalist, wie Sie wissen, durchaus über interne Diskussionsstände berichtet. Aber wie gesagt: Nicht heute, nicht angesichts der Besonderheit des Vorgangs und seiner Folgen für die betroffene Person.
Zu dem, was offiziell bekannt ist: DFG-Präsident Peter Strohschneider hat heute Nachmittag in einem kurzen Pressestatement mitgeteilt, dass Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek "auf Bitten des Hauptausschusses der DFG ihr Ausscheiden aus den Diensten als Generalsekretärin erklärt" habe und damit den Weg für eine geordnete Nachfolgeregelung frei mache.
Es geht um eine Personalie, vor allem aber geht es auch um eine Institution, und zwar nicht um irgendeine, sondern um die mit Abstand größte und wichtigste deutsche Forschungsförderorganisation. Die eine zentrale Rolle spielt in unserem Wissenschaftssystem. Die Wettwerbe und Förderprogramme, die die DFG administriert, bestimmen über das Geschick der Universitäten und über die persönlichen Karrieren von Forschern. Bei der Exzellenzkommission, die erst kürzlich die Bewilligungsentscheidungen in der Exzellenzstrategie getroffen hat, führte DFG-Präsident Strohschneider den Vorsitz.
Warum ich das so betone: Weil ich glaube, dass die heutige Entscheidung und so, wie sie eingeleitet und nun auch kommuniziert worden ist, eine zentrale Frage highlighted, die sich die DFG und ihre Führungsgremien seit längerem stellen müssen: Wie halten sie es mit der Transparenz? Und ist die heutige Erklärung von Peter Strohschneider zur Personalie Dzwonnek ein Zeichen für selbige oder für das genaue Gegenteil?
Dass sich zwischen Strohschneider und dem DFG-Präsidium einerseits und Generalsekretärin Dorothee Dzwonnek andererseits in den vergangenen Jahren zunehmend Spannungen entwickelt haben, ist vielen Beobachtern nicht verborgen geblieben. Doch diese Spannungen allein rechtfertigen keine Sondersitzung des DFG-Hauptausschusses, zu der Strohschneider für heute per zweiseitigem Schreiben eingeladen hatte, sie rechtfertigen auch kein Ausscheiden Dzwonneks, wie es in Strohschneiders Erklärung heißt, "mit Wirkung vom heutigen Tage".
Auch sonst ist Strohschneiders dürre Erklärung so formuliert, dass sie geradezu zu Nachfragen auffordert. Frau Dzwonnek hat also laut Pressemitteilung "auf Bitten des Hauptausschusses" ihr Ausscheiden erklärt. Botschaft: Sie wollte also nicht freiwillig gehen? Nachfrage: Wie konnte es überhaupt zu einer solchen Eskalation kommen, welche Gründe und Hintergründe sind so gewichtig, dass kein gesichtswahrendes, geordnetes Ausscheiden mit Vorlauf möglich war? Und hat die Öffentlichkeit, zumindest die wissenschaftlich interessierte, nicht ein Recht, hinreichend über diese Gründe informiert zu werden?
Es stellen sich weitere Fragen. Der Hauptausschuss ist nach DFG-Beschreibung "zuständig für die finanzielle Förderung der Forschung durch die DFG". Dort werden "auf der Grundlage der Beschlüsse des Senats die wesentlichen die DFG betreffenden wissenschaftspolitischen Entscheidungen abschließend getroffen“. Sollen die Mitglieder der DFG, namentlich: vor allem die Universitäten, wirklich keinerlei Mitsprache- und Informationsrecht bei einer so gewichtigen Entscheidung haben? Und macht es einen Unterschied, dass der Hauptausschuss es bei der "Bitte" belassen konnte, der Dzwonnek laut Pressemitteilung gefolgt ist?
Im Hauptausschuss sitzen Mitglieder des DFG-Senats, dazu Vertreter des Bundes und der Länder und – vor allem aus historischen Gründen – des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Auf welcher Grundlage konnten sie an der Entscheidung mitwirken? Wurden sie alle ausreichend und vor allem früh genug über die Hintergründe informiert?
Die Antworten kann nicht ich geben. Die Antworten können nur von der DFG kommen. Sie sollte sich nicht dahinter verstecken, dass es sich ja "nur" um die Generalsekretärin handle – nach dem Motto: Bei einem abberufenen Staatssekretär muss man ja auch keine Hintergründe erläutern. Die Rolle der DFG-Generalsekretärin im Wirken der Forschungsförderorganisation war in den vergangenen Jahren so gewichtig, so sichtbar, so einflussreich, dass dieses Argument nicht trägt.
Im Übrigen wird es der DFG in diesem wie in anderen Fällen nur durch eine offene Informationspolitik gelingen, den bereits ins Kraut schießenden Gerüchten zu begegnen. Gerüchte, die auch den Ruf der Institution selbst beschädigen.
Der Aufklärungsbedarf bei der DFG ist also unabhängig von der Personalie Dzwonnek groß. Es geht um ihr Selbstverständnis als Institution, es geht um Prozesse, und es geht um die Beantwortung der wichtigsten aller Fragen: Welche Transparenz sie uns allen – der Gesellschaft – schuldig ist.
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Ton (Montag, 12 November 2018)
Ja, das sind die richtigen Fragen. Aber es geht nicht vorwiegend um Transparenz, sondern um die Frage der Verantwortung. Wer hat Fehlentwicklungen zugelassen? Wo waren Präsident und Präsidium in all dieser Zeit? Sie tragen lt. Satzung die Verantwortung für den Verein DFG. Wie haben sie diese in den zurückliegenden Jahren wahr genommen? Und zweitens drängt sich eine genderpolitische Frage auf: kann man sich ein solches “Ergebnis“ und eine solche Presseerklärung bei einem Mann vorstellen? Oder hätte es dort eine einvernehmliche Lösung gegeben?
Intern (Dienstag, 13 November 2018 08:12)
Und wo war der Präsident in den letzten 5 Jahren?
Weissmernich (Dienstag, 13 November 2018 20:44)
Da muss man nichts hineingeheimnissen: Dass zu den Aufgaben des Hauptausschusses der DFG auch die Bestellung der Generalsekretärin gehört, kann man in der Satzung der DFG nachlesen. Mithin musste er wohl damit befasst werden. Wenn man den Kaffeesatz der Pressemitteilung etwas genauer liest, ist sie dessen Bitte gefolgt. Heisst: Es gab keine Verletzung ihrer vertraglichen Pflichten - oder man will keine schmutzige Wäsche waschen und beide Seiten das Gesicht wahren lassen.Quadratur des Kreises.
Intern (Mittwoch, 14 November 2018 07:43)
Wie kann man jemandem gratulieren, der 6 Jahre den Führungsstil gestützt und ermöglicht hat?
Jan-Martin Wiarda (Mittwoch, 14 November 2018 07:53)
Liebe Leserinnen und Leser,
ich freue mich, wenn engagiert diskutiert wird. Aber nochmal: Kritik ist gut, aber Beleidigungen und unbelegte Behauptungen gehen so nicht. Deshalb muss ich die weiteren Kommentierungen zu diesem Beitrag moderieren, das heißt: Ich lese sie erst und schalte sie dann frei. Ich bitte um Verständnis!
Beste Grüße
Ihr Jan-Martin Wiarda
#Claudius (Mittwoch, 14 November 2018 07:56)
Insbesondere freue ich mich für all die Mitarbeiter der Dienststelle, die von nun an wieder ohne Angst und Bauchweh in Ihre Büros kommen werden.
Weissmernich (Mittwoch, 14 November 2018 09:07)
Es war sicher kein Alleingang des Präsidenten ohne Unterstützung durch das Präsidium. Denkbar weiterhin, dass dieser drastische Schritt Reaktion auf eine fortschreitende Eskalation war. Transparenz lässt sich immer leicht fordern, aber auch leitende BeamtInnen haben ein Anrecht auf Vertraulichkeit bezüglich ihres Dienstverhältnissses.
Veritas (Donnerstag, 15 November 2018 07:08)
Die DFG ist ein Verein des bürgerlichen Rechts und wird von einem aus zwei Personen bestehenden Vorstand geführt: Generalsekretärin und Präsident. Eine seit Jahrzehnten anerkannte und bestens vernetzte Top-Managerin im Wissenschaftsbereich arbeitete über 11 Jahre in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis zusammen mit jeweils befristet gewählten Präsidenten, aktuell mit einem Professor für Mittelhochdeutsche Literatur, der am Ende seiner zweiten und eigentlich letzten Wahlperiode steht. Man kann das auf verschiedene Weisen leben. Hier war es wohl so, dass die eine in harter täglicher Arbeit die viel gelobte Leistungsfähigkeit der DFG als der zentralen Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland im Lichte der Öffentlichkeit sichergestellt hat und der andere in ihrem Schatten Präsident war. Jetzt hat der Admiralspräsident, anstatt an Bord zu gehen, von Land aus das eigene Flaggschiff versenkt. Das war unklug.
Wer sich über das tatsächliche (gute) Verhältnis der Generalsekretärin mit der Belegschaft informieren möchte, frage die Gremien, Gruppen und Personen, die in großen Organisationen, Firmen und Einrichtungen alle Stimmungen sammeln, also Betriebsrat, Schwerbehindertenbeauftragte, Gleichstellungsbeauftragte, Gewerkschaft usw. - und höre tunlichst nicht auf einzelne Stimmen, auch wenn es die des Präsidenten ist.
Concerned Citizen (Donnerstag, 15 November 2018 08:10)
War es nicht Frau Dorothee Dzwonnek, die die Genderthemen bei der DFG so weit getrieben hat? Hoffentlich wird Ihr Weggang dazu führen, dass die DFG wieder mehr auf Leistung und weniger politisch auf Geschlecht schaut. Forschung nicht Politik sollte das Geschäft der DFG sein.
Edith Riedel (Donnerstag, 15 November 2018 12:53)
Danke, veritas, für den differenzierten Kommentar! Der Kommentar von Concerned Citizen scheint mir recht gut zu illustrieren, warum die Generalsekretärin vielleicht aneckte: Einsatz für die Gleichstellung wird in der Wissenschaft immer noch viel zu häufig als Bedrohung gesehen und wo es nur geht zerschlagen. Schade!
Carl Wechselberg (Donnerstag, 15 November 2018 14:30)
Dort, wo die DFG gegenüber politischen Autoritäten Stärke zeigen müsste, siehe bspw. die desaströse Entscheidung zu den Exzellenzclustern, ist sie erbärmlich schwach. Wo sie gesellschaftlichen Einfluss und Transparenz zulassen müsste, schottet sie sich selbstgefällig ab. Sie verteilt ja das Geld. Das System DFG ist in einer beispiellosen Krise und steht damit stellvertretend für den Zustand des tradierten deutschen Wissenschaftssystems: Autoritär, selbstreferenziell, altbacken. In diesem Kontext ist die Generalsekretärin nur ein nachrangiges Bauernopfer im ständischen Ränkespiel. In diesem System ist klar, dass die alten Männer bleiben und die Frau über Bord geht. Zeit für einen wirklichen Neuanfang.
JimKnopf (Freitag, 16 November 2018 09:46)
Zunächst: ich lese aus den giftigen Formulierungen des DFG-Präsidenten eine enorme Kränkung, schlechte Absichten und eine nachtragende Verletzung der Persönlichkeit Frau Dzwonneks. Sie ist böswillig formuliert und will der Person über das Ausscheiden öffentlichen Schaden zufügen, sie zur Schau stellen, sie schwächen.
Gerade mit Blick auf die Schärfe der Formulierung ließe sich fragen, was zum Eklat geführt bzw. sich latent angestaut hat. Mitte September traf sich das DFG Präsidium in München bereits zu einer Krisensitzung, zuvor war Wolfgang Ertmer als Vizepräsident zurückgetreten, und wenn man weiter zurückgehen würde, müsste die schwierige Beziehung zwischen Dzwonnek und dem ehem. DFG-Präsidenten Matthias Kleiner ebenso mit einbeziehen.
Dass diese Fragen allerdings öffentlich diskutiert werden sollten, halte ich normativ problematisch (siehe v.a. Persönlichkeitsrechte) . Würde man dies dennoch tun, sollte man im gleichen Atemzug vielleicht doch nochmals mitfragen: Was ist die DFG und was soll sie sein? Denken wir über ihre Geschäftsstelle, eine (tautologisch: hierarchische) Organisation oder über eine Selbstverwaltungsinstitution der Wissenschaft, d.h. eine Gemeinschaft, die durch die Geschäftsstelle unterstützt wird? Im Idealfall sind allen Beteiligten die eigenen und die Rollen der anderen klar, so z.B. wie zur Zeit als ein Präsident Winnacker und ein Generalsekretär Grunwald hießen - das waren keine einfachen Zeiten, die Personen haben aber sehr gut harmoniert, weil sie Format und Weitblick hatten.
Szenenkenner (Samstag, 17 November 2018 16:58)
Das war's...ein Paukenschlag und die starre, von Bund und Ländern finanzierte DFG lässt einen Wissenschaftler der mittelalterlichen Geschehnisse im Glanz erscheinen.
Dorothee Dzwonnek muss das Feld räumen; ihre aufopferungsvollen Versuche, die ideenlose DFG und ihre semiprofessionelle Verwaltung voranzutreiben, wurden mit der Machete gekappt. So macht man es im Garten-man schneidet starke Triebe einer Pflanze um schwache Äste zu stärken. So etwas funktioniert vor allem wenn es keinen guten Gärtner gibt, der alles ausbalancieren würde. Der Gärtner bei der DFG wären Bund und Länder-doch die vertrauen der Machete. Einer der Vorredner fordert einen Neuanfang. Ja bitte!
Interessierte Beobachterin (Samstag, 17 November 2018 17:47)
Einträge, die kritisch das Führungsverhalten der Ex-Generalsekretärin fokussieren, sind wegmoderiert. Das mag an drastischen Formulierungen wie zum Beispiel „Arroganz“ oder finanzielle „Eskapaden“ liegen. Diese sind beleidigend. Aber so einiges, was hier dem Präsidenten ins Stammbuch geschrieben wird, ist nicht weniger beleidigend. Interessant ist auch die Beobachtung, dass der Blog, seitdem er moderiert wird, eine klare Linie der Bewertung hat. Gibt es keine kritischen Hinweise mehr auf mögliche Führungsprobleme auf Seiten von Frau Dzwonnek? Oder sind die Moderationsregeln so, dass eine vielschichtige Diskussion auf Linie gebracht wird? Liegt es am IT-Programm, dass veröffentlichte Beiträge gelöscht sind, die Nummerierung der Beiträge jedoch keine Lücke erkennbar werden lässt? Oder ist das Ihr politisches Programm? Vielleicht sollten auch Regeln der Moderation transparent gehalten werden oder wenigstens, siehe Beleidigungen, konsequent angewendet werden.
Jan-Martin Wiarda (Samstag, 17 November 2018 19:55)
@Interessierte Beobachterin
In einem Punkt haben Sie Recht. Ich habe keine expliziten Moderationsregeln, weil diese bislang nicht nötig waren. Ich schätze die LeserInnen meines Blogs sehr, weil sie bei allen Meinungsverschiedenheiten einen fairen und respektvollen Ton einhalten. Leider ist dies im Fall der Causa Dzwonnek nicht der Fall. Ich habe das anfangs unterschätzt und zu spät mit dem Moderieren angefangen. Offenbar gehen die internen Wogen in der DFG sehr hoch, das kann man aus dem Ton ablesen. Aber auch, dass es einige Leute gibt, die aus der Anonymität heraus gern Beleidigungen formulieren. Also zu den Regeln. Kritik: sehr gern. Beleidigungen und menschliche Herabsetzungen: nein. Ich hoffe, das ist klar genug.
Deshalb musste ich widerwillig aktiv werden und entferne alle Beiträge, die persönlich beleidigend sind – egal gegen wen. Sollte ich Beleidigungen übersehen haben, bitte ich um Hinweis (bitte per E-Mail). Dann kann ich aktiv werden. Ihr Vorwurf enthält aber ansonsten einen Denkfehler: Sie sehen nicht die Beleidigungen gegen die unterschiedlichen Akteure, die ich nicht freigeschaltet habe. Und „Arroganz“ ist als Wertung völlig in Ordnung. Unbewiesene Tatsachenbehauptungen sind es nicht – wiederum egal gegen wen.
Noch zwei Dinge zu meinem Blog. Erstens nutze ich einen kommerziellen Anbieter namens Jimdo. Der nummeriert die Beiträge lückenlos, wenn welche entfernt werden. Ist halt so. Zweitens: Ich finde es angesichts der vielfältigen Hintergründe meiner LeserInnen und ihrer beruflichen Eingebundenheit richtig, dass ich anonyme Kommentare ermögliche. Weil so Leute an der Diskussion teilnehmen können, die das sonst aus beruflichen Gründen nicht könnten. Aber wenn man sich dahinter versteckt, um gemeine Dinge zu sagen, finde ich das nicht in Ordnung.
Wer seinen Namen und eine Mailadresse hinterlassen hat, den kann ich kontaktieren, damit er oder sie seinen Beitrag überarbeitet, damit er freigeschaltet werden kann. Wer anonym nicht den angemessenen Ton findet, dem kann ich nicht wirklich helfen.
Kurzum: Ich hoffe, dass der Ton einiger (nicht aller!) Kommentare zu diesem Artikel in meinem Blog eine seltene Ausnahme bleiben und ich weiterhin normalerweise nicht moderierend eingreifen muss.
interessierte Beobachterin (Sonntag, 18 November 2018 10:26)
Sehr geehrter Herr Wiarda,
haben Sie Dank für Ihre klärenden Worte. Ich kann Ihre Position nun gut verstehen.
Grobe Beleidigungen gehören m.E. völlig zu Recht aus der Öffentlichkeit verbannt. Wechselseitiger Respekt sollte in jedem Konflikt gewahrt bleiben.
Es gibt jedoch auch eine Form von Beleidigungen, die subtiler gebaut, aber nicht weniger diskreditierend ist. Ich meine damit Formulierungen wie der „Admiralspräsident (der) (…) von Land aus das eigene Flaggschiff versenkt.“ Die ‚Sachaussage‘ spielt mit dem Ehrenkodex, dem zu Folge der Kapitän als letzter das Schiff zu verlassen hat. Oder der Hinweis auf den „Professor der Mitteldeutschen Literatur“ vs. „Topmanagerin“, das erinnert an „den Professor aus Heidelberg“. Solange man nicht weiß, was genau der Hintergrund war, ist es eine persönliche (Ab-)Wertung und eben keine Sachaussage, dass die „giftigen Formulierungen des DFG-Präsidenten eine enorme Kränkung, schlechte Absichten und eine nachtragende Verletzung der Persönlichkeit Frau Dzwonneks“ darstellen. Das sind Beispiele für Beleidigungen, die sich scharfsinnig geben, aber scharfzüngig funktionieren.
Jan-Martin Wiarda (Sonntag, 18 November 2018 21:29)
@ Interessierte Beobachterin
Vielen Dank für Ihre Einschätzung. Ich kann Ihnen versichern, und das ist irgendwann dann auch ermüdend, dass ich mich bemühe, beim "Moderieren" so fair zu sein, wie es nur geht, und zwar allen Akteuren gegenüber gleichermaßen, und gleichzeitig so viel an (womöglich auch scharfer, aber eben nicht menschlich herabwürdigender) Kritik stehen zu lassen wie möglich.
Wie gesagt: Es stimmt mich traurig, dass das bei diesem Thema überhaupt nötig ist. Im Einzelfall können Sie natürlich zu anderen Ergebnissen kommen, ob ich beim Moderieren die richtigen Entscheidungen treffe oder nicht.
Ich habe jedenfalls keinerlei persönliche Tendenz in der Angelegenheit bis auf eine Meinung, die sich durch manchen Kommentar der vergangenen Tage weiter gefestigt hat: Die DFG muss sich offenbar grundsätzliche Fragen über einige ihrer Prozesse und ihr Selbstverständnis stellen.
Und damit ist von meiner Seite zu diesem Thema alles gesagt. Nur noch dies: Wer auch immer der Meinung ist, dass sein Kommentar doch freigeschaltet werden soll, möge mich per e-Mail und mit Klarnamen kontaktieren und nicht weitere wieder zu entfernende Kommentare schreiben. Dann können wir darüber reden, welche Passagen ggf. anders formuliert werden sollten.
Beste Grüße
Ihr Jan-Martin Wiarda
Insiderin (Montag, 19 November 2018 08:40)
Ich stimme Vorrednern zu.Bei Frau Dzwonnek stellte man seit Jahren ein Einkapseln fest,wenige interne Verbündete,in Hausauftritten voll Süffisanz. Eine Großspurigkeit ohnegleichen, schade dass niemand Aussenstehendes dieses grausige Betriebsklima mitbekommen hat. Bitte Menschlichkeit komme zurück...
Joachim Treusch (Dienstag, 20 November 2018 17:16)
Eine persönliche Bemerkung aus der Erfahrung von fast vier Jahren enger Zusammenarbeit: Die Intelligenz, die Tatkraft und der an der jeweiligen Zielerreichung orientierte Ehrgeiz von Dorothee Dzwonnek waren und sind eine Herausforderung. Wir haben sie gemeinsam, soweit ich das beurteilen kann, glänzend bestanden. Ihre fachlichen Kenntnisse waren über das juristische und kaufmännische hinaus so ausgeprägt und genau, wie ich das in vergleichbaren Situationen kaum je erlebt habe. Ihre absolute Loyalität war ein Geschenk, für das ich noch heute dankbar bin. Ihre Mitarbeiterführung war fordernd, fördernd und extrem fair. Sie hat in Jülich Freunde hinterlassen und in der wissenschaftlichen Community auch in dieser Zeit viele dazugewonnen. Dies alles ausführlicher zu beschreiben hatte ich bei der von der DFG ausgerichteten Feier zu ihrem 60. Geburtstag Gelegenheit. Es erscheint mir heute wichtig, es zu wiederholen.
MAS (Mittwoch, 21 November 2018 15:28)
Letztlich ist klar, daß es menschelt und hier zwei Personen miteinander nicht zurechtkommen, vielleicht auch Beschäftigte der DFG-geschäftsstelle. Ein Nachbohren nach den Gründen im Detail führt m.E. ganz schnell in Tratsch und Klatsch und tut letztlich für die Wissenschaft nichts zur Sache. Deswegen höre ich auch nicht den "Paukenschlag" so laut. Vielleicht bin ich naiv, vielleicht schlicht ahnungslos, weil ich Frau Dzwonneks Rolle nicht klar überblicke (Für welche Schwerpunkte innerhalb der DFG stand sie? Als Geisteswissenschaftler frage ich mich, ob sie etwas für die Stärkung der Geisteswissenschaften getan hat. Ist sie für Fehlentwicklungen in der DFG verwantwortlich oder hat sie ganz im Gegenteil solche verhindert?). Meine persönliche Erfahrung aber mit der DFG als Antragsteller ist die, daß weniger die DFG als Organisation - über das bewilligte Geld kann ich relativ frei verfügen und muß nicht wertvolle Zeit mit Finanzierungsplänen und Rechtfertigungen für Umschichtungen verschwenden - und ihre Gremien ein Problem sind, sondern die eigenen anonymen Fachgutachter, die Antragserfolg mitunter verhindern oder (dann ist es nochmals gut gegangen) verzögern. Dafür können Generalsekretär*in oder Präsident*in der DFG nichts.
Eberhard Jaeschke (Mittwoch, 21 November 2018 18:03)
In ihrer Zeit im Düsseldorfer Ministerium und später als Kanzlerin der Universität Dortmund war es Frau Dzwonnek, die bei Problemen entschlossen und mit Tatkraft intelligente Lösungen fand. In vielen Sitzungen des Kuratoriums der Synchrotron Strahlungsquelle DELTA setzte sie, auch bei schwererer See, immer den rechtweisenden Kurs zum Erfolg.
Damals in Dortmund hatte ich Frau Dzwonnek erstmals getroffen, und ich bin heute für viele Jahre der Freundschaft dankbar! Mir fehlt jedes Verständnis, dafür, was die DFG hier umtreibt.
Dieter Richter (Donnerstag, 22 November 2018 08:48)
Ich habe Frau Dzwonnek in Ihrer Zeit am Forschungszentrum Jülich als ausserordentlich engagierte Forschungsmanagerin kennen gelernt. Frau Dzwonnek hat sehr viel zur Erfolgsgeschichte der deutschen Neutronenforschung am Forschungsreaktor in Garching beigetragen. Ohne Ihre dauernde Unterstützung wäre heute Jülich nicht wichtiger Partner am Heinz Meier-Leibnitz Zentrum in Garching, das die Kompetenzen von Universität und Helmholtz Gemeinschaft fokussiert und das heute ein herausragendes Beispiel für gelungene Forschungskooperation zwischen Universität und außeruniversitärer Forschung ist. Nach meinen Erfahrungen mit Frau Dzwonnek kann ich das Geschehen in der DFG in keiner Weise verstehen.
Kopfschüttler (Donnerstag, 22 November 2018 09:00)
Was bleibt, ist auf jeden Fall eine beschädigte DFG – unsere wichtigste Förderorganisation und ein Reputationsschaden in der Politik für „die Wissenschaft“ an sich. Alle Beteiligten müssen sich fragen, warum es nicht gelungen ist, in ein Gespräch über die Spannungen und Vorwürfe zu kommen, das eine Bereinigung oder eine gütliche Trennung ermöglicht hätte. Die DFG ist ja nicht die einzige Organisation der „Allianz“, in der die „Nummer Zwei“ in den letzten Wochen oder Jahren aus dem Amt gedrängt wurde, aber alle anderen haben es mit mehr oder weniger Anstand recht geräuschlos geschafft. War hier ein „Sieg um jeden Preis“, ein „möglichst viel mit sich in den Sturz reißen“ wichtiger als die Folgen für die Organisation, für deren Wohl man doch arbeiten wollte?
HS (Donnerstag, 22 November 2018 17:46)
Ohne Beispiel scheint mir, wie hier eine herausragende Persönlichkeit aus der wichtigsten Forschungsförderungsoeganisation heraus gedrängt worden ist. War der Konflikt, der voraus ging, auch ohne Beispiel? Ließ er sich wirklich nicht anders lösen? Im Ergebnis sind wohl alle Beteiligten beschädigt.
Ich habe den beruflichen Werdegang von Dorothee Dzwonnek über zwei Jahrzehnte verfolgen können, einige Jahre auch durch enge Zusammenarbeit. Die dabei gesammelten Erfahrungen mit Dorothee Dzwonnek lässt mich die Einschätzung von Joachim Treusch voll unterstreichen. Immer war für Frau Dzwonnek Sachorientierung und Zielerreichung vorrangig. Sie hat sich ihrer jeweiligen Aufgabe mit selten gekanntem Engagement gewidmet. Sie war nicht ohne Ehrgeiz, wie auch Joachim Treusch schreibt, aber auf die Rituale männlicher Machtspiele hat sie in aller Regel verzichtet. Gerade deshalb war die Zusammenarbeit mit ihr zielführend und angenehm.
Es muss die Frage erlaubt sein, gab es einen ernsthaften Sachkonflikt oder trafen hier so unterschiedliche Charaktere aufeinander, dass ein persönlicher Konflikt unvermeidlich war? Gab es vielleicht auch eine Resonanzverstärkung durch die derzeitige (partei-) politische Konstellation?
Georg Krausch (Donnerstag, 22 November 2018 18:25)
Herzlichen Dank an Joachim Treusch für die klaren Worte, die mir aus dem Herzen sprechen. Viele von uns, die im deutschen Wissenschaftssystem Verantwortung übernommen haben, haben Dorothee Dzwonnek als kompetente, verlässliche und im persönlichen Umgang angenehme und loyale Kollegin kennen- und schätzen gelernt. Und viele von uns haben die jüngste Entscheidung aus diesem Grund weder verstehen noch einordnen können.
Ungeachtet dessen gehört es aber zu den Spielregeln demokratisch verfasster Gemeinschaften, dass Verantwortung für bestimmte Entscheidungen an Einzelne übertragen wird. Dazu gehören insbesondere auch Personalia, die aus gutem Grund nicht in großer Runde verhandelt werden. Dabei sind Fehlentscheidungen genauso wenig auszuschließen wie die mögliche Notwendigkeit unpopulärer, schwer verständlicher, aber in der Sache richtiger Entscheidungen. Er erste Fall ist bitter für die Betroffenen, denen dann nur noch der Weg vor öffentliche Gerichte bleibt um ihre berechtigten Interessen durchzusetzen. Der zweite Fall ist zudem unangenehm für die Entscheider, die sich aus naheliegenden Gründen nicht erklären dürfen und sich deshalb auch nicht rechtfertigen können. Und es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass die Mitgliederversammlung der DFG sowohl ihren Präsidenten als auch das restliche Präsidium mehrheitlich mit der entsprechenden Verantwortung für solche Entscheidungen ausgestattet hat.
Für die DFG kommt diese Personalie zur Unzeit. Es ist zu hoffen, dass die krisenhafte Situation mit einer personellen Erneuerung in der Leitung gemeinsam mit den Mitgliedern zu einer kritischen Reflexion genutzt wird. Dorothee Dzwonnek ist zu danken für mehr als ein Jahrzehnt größten Engagements für das deutsche Wissenschaftssystem im Allgemeinen und für die DFG im Besonderen. Ihre Stimme wird fehlen.
Veritas (Freitag, 23 November 2018 10:00)
Nun ist die Katze aus dem Sack und ein Stück Transparenz geschaffen. DFG-Präsident Strohschneider hat aktuell auf der Betriebsversammlung der DFG erklärt, worum es ihm eigentlich geht: Die Satzung der DFG soll geändert werden. Der Posten der Generalsekretärin mit Sitz im zweiköpfigen Vorstand wird gestrichen. Stattdessen soll ein „Verwaltungsleiter“ eingesetzt werden. Ob die DFG mit diesem Schritt hin zu einer rein präsidialen Struktur der 60er Jahre gut beraten ist, sei zunächst dahingestellt, zumal die Mitgliederversammlung erst vor 4 Jahren eine umfassende Satzungsreform beschlossen hat. In der „Causa Dzwonnek“ ist damit nun offensichtlich, dass es nicht um die Person ging, sondern um das (zu mächtige) Amt der Generalsekretärin. Das hätte man allerdings viel professioneller erledigen können und damit einer untadeligen Führungskraft das grundlose Geraune um angebliches Fehlverhalten erspart.
Gerd Eisenbeiß (Freitag, 23 November 2018 23:48)
Ich teile Joachim Treuschs Würdigung in jedem Punkt und jedem Komma und allem, was dazwischen steht. Seite an Seite mit Dorothee Dzwonnek Wissenschaft und Forschung betreut zu haben, gehört zu meinen erfreulichstenBerufserfahrungen
Korrektur (Samstag, 24 November 2018 11:09)
Hallo, das ist nicht ganz korrekt. Geändert werden soll vielleicht die Geschäftsordnung für den Vorstand. Bis dahin soll ein kommissarisches Team die Verwaltungsgeschäfte leiten.
In der Tat geht es aber Richtung Präsidialstruktur. Aber ein so großer Laden wie die DFG erfordert auch eine klare Hand. Da passt es nicht wenn zwei Alphatiere Machtspielchen betreiben. Ich kann das Hauen mit der Faust auf den Tisch durch den Präsidenten verstehen,
Uli Schurr (Samstag, 24 November 2018 15:58)
Ich habe Dorothea Dzwonnek als sehr verlässliche und persönlich höchst integre Persönlichkeit und umtriebige, zukunftsorientierte Wissenschaftsmanagerin kennengelernt. In meiner Erfahrung hat Sie sich immer für Ihre Mitarbeiter und Kollegen eingesetzt. Sie hat viele große Impulse im Verlauf ihrer verschiedenen Funktionen (auch aber bei weitem nicht nur als DFG-Gemeralsekretärin) und unzählig viele kleinere Impulse (im persönlichen Gesprächen, als Mentorin und als stetes kompetente, umsichtige und integre Persönlichkeit) ins Deutsche Wissenschaftssystem gegeben. Dorothee Dzwonek hat das deutsche Wissenschaftssystem maßgeblich zum Besseren entwickelt und modernisiert. Ich hoffe, dass sie das zukünftig weiter und wieder machen kann. Was da bei der DFG los war, kann ich nicht objektiv einschätzen, Art und Weise irritieren und lassen Fragen an die DFG-Führung aufkommen. Die hervorragende Arbeit der Mitarbeiter der DFG tritt derzeit in Gesprächen über DFG-Angelegenheiten sowohl in Deutschland aber auch international in den Hintergrund, da an vielen Stellen der Vorgang auf Unverständnis stößt.
Christian Elger (Sonntag, 25 November 2018 19:14)
Ich kenne die DFG aus verschiedenen Perspektiven (Antragsteller, Sprecher eines SFB, Fachkollegiat, Gutachter von SFBs, etc.) und ich bin freundschaftlich mit Frau Prof. Dorothee Dzwonnek. verbunden.
Für engagierte Wissenschaftler ist die DFG das Maß der Dinge. Eine Förderung durch die DFG "adelt".
Die Entscheidung sich von Frau Dzwonnek zu trennen, bedauere ich zutiefst. Die Wissenschaft entwickelt sich mit rasanter Beschleunigung. Die Entwicklung der DFG - wichtigste Mittler zwischen Geldgeber und Geldempfänger in Deutschland - läuft nicht parallel. Wer Frau Dzwonnek kennt und wer - wie ich - viel mit ihr über Wissenschaftsförderung diskutiert hat, realisierte rasch, dass die notwendige Evolution der DFG ihr eine Herzensangelegenheit war. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es persönliche Differenzen gibt, die so unüberwindbar sind, dass die Konsequenzen für eine solche besondere Generalsekretärin so sind, wie sie sind.
Insiderin (Freitag, 30 November 2018 11:41)
Mir wurde von einer DFG-Sitzung am heutigen Freitag mit weit über 100 internen Teilnehmern berichtet. Die Stimmung war wohl sehr gelöst. Der Präsident habe eingangs ausgeführt,dass es ab sofort wieder erlaubt sei,Fehler zu machen und über einen Diskurs in eventuelle neue Richtungen zu gehen. Die Angst bei den Mitarbeitenden sei erkennbar verschwunden gewesen.
Edith Riedel (Freitag, 30 November 2018 21:09)
Das mit den Fehlern merkt man. Sie häufen sich. Jetzt schon.
Peter (Dienstag, 26 Februar 2019 12:11)
Na bitte,neuer Job als Kaufmännische Direktorin der Uniklinik Bonn...geht doch alles....
Jan-Martin Wiarda (Dienstag, 26 Februar 2019 16:12)
Ich bitte weiterhin alle KommentatorInnen, bei diesem Thema eine gültige Mailadresse zum Kommentar hinzuzuliefern oder mir parallel eine Mail zu schicken, wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Mailadresse hier auftaucht. Ansonsten wird der Kommentar nicht veröffentlicht. Vielen Dank!