Bund und Länder wollen bald den Digitalpakt besiegeln. Ohne die parallele Einführung eines Pflichtfachs Informatik wird das wenig bringen – wie die Geschichte der Initiative "Schulen ans Netz" zeigt. Ein Gastbeitrag von Rainer Busch.
Abbildung: Alexander Drichel, Stefan Birkner: "Graph zum Algorithmus von Prim", CC BY-SA 3.0
DIE DIGITALISIERUNG IST längst kein Thema mehr nur für Eingeweihte. Sie hat Eingang in alltägliche Diskussionen gefunden, denn sie erfasst alle Bereiche unseres Lebens und der Welt, in der wir leben. Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Gesellschaft stehen vor radikalen Veränderungen.
Das Wort "Digitalisierung" umschreibt, wie der Einsatz der Informationstechnik Elemente der realen Welt ersetzt. Dienstleistungen und Produktionsprozesse werden digitalisiert, vernetzt und synchronisiert. Es entsteht eine neue Welt. Auf die Gestaltung dieser komplexen Veränderungen müssen sich die Menschen durch Bildung vorbereiten. Die Frage ist nur: wie?
Ich bin davon überzeugt: Die aktive Gestaltung einer digitalen Welt kann nur gelingen, indem Informatik als verpflichtendes Schulfach etabliert wird. Denn nur wenn Menschen über eine grundlegende informatische Bildung verfügen, werden sie in der Lage sein, die digitale Welt nach ihren Vorstellungen und Bedürfnissen mitzugestalten. Wer über Wissen und Fertigkeiten verfügt, wie man eine digitale Welt gestalten kann, wird die Digitalisierung nicht als Bedrohung empfinden.
Informatische Bildung: Was ist das?
Vor etwa 140 Jahren wurde mit der Einführung der Schulfächer Mathematik, Physik und Chemie die Basis gelegt für das Verständnis und die Gestaltung einer neuen Welt. Formal analytisches Denken und formale Modellbildung waren die Kernziele der damaligen Bildungsreform. Mit diesem Verständnis von Allgemeinbildung (für alle) haben die genannten Schulfächer in einer neuen Breite und Tiefe die Grundlage für die berufliche und universitäre Bildung gelegt, wie wir sie heute kennen, insbesondere für die aufstrebenden Ingenieurwissenschaften. Kreativität, Innovationen und eine Schwemme von Patenten und Firmengründungen waren infolge dessen die Kennzeichen der aufsteigenden Wirtschaftsnation Deutschland.
Rainer Busch war Vorsitzender des Ausschusses »Forschung und Lehre in Informatik« der Europäischen Kommission in Brüssel sowie Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik. Er leitete den Bundeswettbewerb Informatik und war Initiator von »Schulen ans Netz".
Im 21. Jahrhundert ist die Informatik zur Schlüsselkompetenz geworden in allen Gebieten der Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unseres Landes hängt dieses Mal ab von einer umfassenden Nutzung der Informationstechnik. Wie früher Mathematik und die naturwissenschaftlichen Fächer die Voraussetzungen für den Wandel geschaffen haben, ist jetzt also die informatische Bildung fundamental als Allgemeinbildung für den Aufbau und die Gestaltung einer digitalen, neuen Welt erforderlich.
Informatik als Schulfach kann hierzu Basisdienste leisten und grundlegende
Kompetenzen vermitteln, damit die nachfolgende universitäre Bildung modernen Anforderungen genügen kann.
Die schulische Realität ist jedoch weit entfernt von diesem Anspruch. Der Einsatz digitaler Medien im Bildungswesen fokussiert sich bislang fast ausschließlich auf das Surfen im Internet, auf Präsentationen mit "Powerpoint" und textliche Gestaltungen mit "Word".
Ein Schulfach Informatik würde weit mehr bieten als diese praktizierten Bagatellen. Die vielen, auf hohem Niveau bestehenden Einzelaktivitäten engagierter Lehrkräfte belegen das sehr überzeugend. Oberste Lernziele des Schulfaches Informatik wären die Analyse, der Entwurf und die Gestaltung eines Prozesses zur informationstechnischen Verarbeitung. Was folgt daraus für die Gestaltung der Lehrpläne?
Erstens: Als Einstieg müssten die Begriffswelt und das Verständnis vermittelt werden, wie ein Computer, digitale Medien und Netzwerke aufgebaut sind und wie sie funktionieren. Nur mit diesen detaillierten Kenntnissen werden Schüler befähigt, die Angebotsvielfalt von Hardware, Software und Dienstleistungen zu analysieren und einzuschätzen.
Zweitens: Eine wichtige Säule eines Schulfaches Informatik ist der Begriff des Algorithmus. Das Ziel, Prozesse zu digitalisieren, setzt eine systematische Analyse voraus, ob und wie praktische Probleme in eine informationstechnische Verarbeitung umsetzbar sind. Durch die Beschäftigung mit Algorithmen wird das logische Denken gefördert, und die Schüler lernen sehr gut, die logischen Kausalketten ("wenn – dann") eines Prozesses aufzubauen. Mit präzise formulierten Anweisungen können die Jugendlichen anschließend digitale Anwendungen in Form eines selbst entwickelten Programms schaffen und austesten. Programmieren ist also ein Teilgebiet der Informatik und sollte anders, als gelegentlich gefordert, kein eigenständiges Schulfach werden.
Drittens: Zur Arbeit mit Algorithmen und Prozessen kommen weitere Kernelemente der Informatik hinzu: die Struktur und die Modellierung von Daten, ihre Organisation in Datenbanken sowie ihre Veränderungen in ablaufenden Prozessen.
Viertens: Eine hausinterne, lokale und globale Vernetzung ist eine unabdingbare Voraussetzung für ein vernetztes Arbeiten und Lernen, um insbesondere das Internet zu nutzen.
Was von der aktuellen KMK-Strategie zu halten ist
Bereits 1995 wurden mit einer Machbarkeitsstudie "Schulen an das Netz" grundlegende Herausforderungen für ein zukunftsfähiges Bildungswesen formuliert. Ich war damals Urheber der Initiative und hauptverantwortlicher Studienautor. Unsere Untersuchung beschrieb – ausgehend von den erwarteten Bedingungen einer vernetzten Welt – die Kernpunkte einer informatischen Bildung und wies dem Schulfach Informatik bereits zu der damaligen Zeit eine Schlüsselrolle zu, um die erforderliche Grundlagenbildung zu erreichen.
Grundsätzlich ist es erfreulich, dass 2016 auch die Kultusministerkonferenz (KMK) ein Dokument veröffentlicht hat zur "Bildung in der digitalen Welt". Über 20 Jahre nach dem Start von "Schulen ans Netz" hat sich die KMK damit endlich zu ihrer Verantwortung bekannt, digitale Medien zum Thema der Bildungspolitik zu machen.
Schaut man sich dieses Dokument im Detail an, ist es von seinen Zielen und Inhalten allerdings enttäuschend. Vor allem weil darin jeglicher Hinweis auf ein Schulfach Informatik, auf eine informatische Bildung, fehlt. Dafür sind die Passagen zum Umgang mit Informationen umso umfangreicher ausgefallen, als bestünde die Bildung in einer digitalen Welt vor allem daraus.
Hinzu kommt: Genau zu diesen Themen haben wir uns vor zwei Jahrzehnten ausführlich und mit fast identischer Stoßrichtung geäußert. Schon damals beschrieben wir den Einsatz des Internets zur gezielten Beschaffung, Verteilung und Speicherung von Informationen auf der Grundlage der Lernziele und Aufgaben einer informatische Bildung.
Die digitale Welt hat sich seither aber radikal verändert. Sich allein auf den Umgang mit Informationen zu fokussieren ist daher eine nicht mehr zeitgemäße, nicht begründbare Überbetonung und Überbewertung dieser Thematik. Demgegenüber befinden sich beispielsweise Fragestellungen von Künstlicher Intelligenz und Big Data offensichtlich außerhalb jeglicher Überlegung der KMK. Es drängt sich der Verdacht auf, die Kultusminister strebten mit ihrer "Bildung in der digitalen Welt" lediglich passive, nutzungsgesteuerte Konsumenten an. Ihre übertriebene Betonung, die Netzbenutzung als digitale Kompetenz einzustufen, ist abwegig. Sie hat eher den Charakter einer Bedienungskompetenz. Die KMK-Strategie liefert daher keinen wirklichen Beitrag, die digitale Welt aktiv zu gestalten. Sie hat keinen zukunftsweisenden Charakter und kann entsorgt werden.
Bund und Länder drohen auch deswegen einen Fehler von vor 20 Jahren zu wiederholen. Bei der nach der Machtbarkeitsstudie gestarteten Initiative "Schulen ans Netz" hatten sie die technische Ausstattung der Schulen mit Internetanschlüssen in den Vordergrund gestellt. Das Ergebnis war vorhersehbar: Mit der Bereitstellung allein von Technik verbessert und verändert sich Bildung nicht. Lernerfolge konnten so nicht gesteigert werden.
Mit den derzeitigen Plänen, im Rahmen des "Digitalpaktes" die Schulen flächendeckend mit Informationstechnik auszustatten, scheint der Politik derselbe Irrtum ein zweites Mal zu unterlaufen. Die Ausstattung mit Technik wird erneut wirkungslos und damit sinnlos bleiben, wenn es nicht gleichzeitig ein Konzept zur Einführung einer informatischen Bildung und zur IT-Qualifikation der Lehrenden gibt. Und die KMK-Strategie bietet dieses Konzept genau nicht. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn viele Eltern dem Einsatz der neuen Medien kritisch bis höchst ablehnend gegenüberstehen.
Natürlich wäre es allein mit der Einführung eines Schulfaches Informatik nicht getan. Mit neuen Medien können und müssen in allen Fächern neuartige Unterrichtsinhalte sowie zeitgemäße pädagogisch-didaktische Konzepte entwickelt werden. Auch an den Hochschulen benötigt Deutschland einen massiven Schub, um nicht den internationalen Anschluss zu verpassen. Der wissenschaftliche und technische Fortschritt wird unaufhaltsam voranschreiten und nicht auf Änderungen im Bildungssystem warten.
Der verantwortungsvolle Umgang mit digitaler Technik ist ein gewichtiges, pädagogisches Bildungsziel. Jeder Einzelne, alle Bereiche der Gesellschaft werden von einem korrekten und kontrollierbaren Einsatz der Informationstechnik zunehmend abhängiger. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, müssen die Menschen nicht nur über entsprechende Nutzungskompetenzen verfügen. Mit einer informatischen Bildung sind alle Dimensionen des Menschen zu umfassen, insbesondere seine soziale, handlungsbezogene Verantwortung. Die Erziehung zu einem verantwortungsbewussten Umgang kann den Missbrauch eindämmen.
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Klaus Diepold (Dienstag, 13 November 2018 11:19)
Pflichtfach Informatik - das ist die große Hoffnung für das Pflichtfach Mathematik endlich die rote Laterne bzw. die Arschkarte an ein anderes Fach abgeben zu dürfen.
Seit 140 Jahren erfreuen wir uns an einer in der Breite mathematisch gebildeten Bevölkerung, der es spielerisch leicht fällt jegliche Form der Abstraktion und Formalisierung zu beherrschen. Das Pflichtfach hat dabei seinen Beitrag geleistet.
Wenn wir das Thema "Pflichtfach" in der Schule einführen, weil es für die Zukunft unserer Bevölkerung so wichtig ist, dann gibt es aber auch noch andere Themen, die es als Pflichtfach zu bedenken gälte. Eine Überarbeitung des Kananos an Fächern und Themen, die einen allgemeinbildenden Charakter haben kann gerne diskutiert werden. Wenn aber nur Informatik dazukommen soll, dann stellt sich mir dei Frage, welches Pflichtfach dafür weichen soll. Gibt es dazu auch schon Ideen?
Ich selbst komme aus dem Fach, sehe aber die Defizite an anderen Stellen. Ich möchte den interessierten Schülern die Freude an Informatik nicht verderben, in dem es zum Pflichtfach gemacht wird.
Daniel Krupka, Gesellschaft für Informatik (Dienstag, 13 November 2018 14:13)
Lieber Herr Diepold,
die Frage, welches Fach für die Informatik weichen soll, ist sehr berechtigt. An einigen Stellen - derzeit z.B. in NRW - ergibt sich die Möglichkeit beim Wechselnden G8 auf G9 die zusätzlichen Stunden u.a. für die Informatik zu nutzen oben das etwas wegfallen muss. Leider sieht es hier - trotz der Beteuerung des FDP-geführten Bildungsministeriums momentan nicht danach aus, dass der Informatik mehr Platz eingeräumt wird. Das wäre ein Anfang, Baden-Württemberg hat es vorgemacht. Abgesehen davon fallen mir persönlich schon Dinge ein, die der Informatik weichen könnten, aber das Peter Dabrock bspw anders.
Dem Argument, verpflichtende Informatikzeiten in der Schule abzulehnen, weil das den Kindern den Spaß verderben könnte, ist nur schwer zu folgen. Ich gebe Ihnen Recht, dass es eine Reihe anderer, möglicherweise sogar gravierenderer Handlungsbedarfe gibt: Fast jeder fünfte Viertklässler kann nicht richtig lesen, massiver Unterrichtsausfall, vielerorts sind die Schulen marode, etc.. Deshalb aber auf die Freiwilligkeit zu setzen wird der Notwendigkeit Kompetenzen für einen verantwortungsvollen, gestaltenden Umgang mit der Digitalisierung zu erwerben, nicht gerecht. Ob der Unterricht gut oder schlecht ist hängt maßgeblich von der Lehrerkraft ab und das ist im Fach Informatik leider häufig keine ausgebildeten Informatik-Lehrkraft.
Das ist übrigens ein weiteres wichtiges Argument für ein Pflichtfach Informatik: Solange angehende Lehrerinnen und Lehrer nicht die Aussicht haben, Informatik auch zu unterrichten, werden sie das Fach im Lehramtsstudium nicht wählen.
Viele Grüße,
Daniel Krupka
Klaus Diepold (Dienstag, 13 November 2018 17:31)
Lieber Herr Krupka,
isgesamtn gibt es schon noch einige Fragen zu klären. Da ist die von Ihnen angesprochene Frage nach den qualifizierten Lehrern. Ob das Angebot an Lehrkräften durch den "Upgrade" zum Pflichtfach verbessert wird kann man hoffen, aber das ist eher ungewiss. Für gute Informatiker gibt es zu viele attraktive beruflichen Optionen.
Ein weiterer Fragenkomplex bezieht sich auch die Inhalte, die in so einem Fach unterrichtet werden sollen. Das was ich bisher dazu gelesen habe, auch von der GI, hat mich nicht überzeugen können.
Und noch einmal mein Rückgriff auf die Mathematik. Wenn ich betrachte, welchen Stellenwert die Mathematik in der öffentlichen Wahrnehmung hat und über welche Kompetenzen Schüler/Bürger in diesem Bereich haben, dann wächst in mir die Zweifel, dass die Situation in der Informatik durch die Einführung des Pflichtfaches wirklich in die Richtung geht, die Sie sich möglocherweise vorstellen.
Neben der Frage welche Fächer man stattdessen weglassen könnte, gäbe es auch noch eine längere Kandidatenliste an "Schulfächern" zu diskutieren, deren Wichtigkeit für das praktische Leben ebenfalls den Status eines Plifchtfaches rechtfertigen würde.
Vielleicht sollte die Mathematik "informatischer" werden?
Dietmar Schüler (Dienstag, 13 November 2018 17:43)
Die Fähigkeit, Prozesse systematisch zu analysieren und logische Kausalketten aufzubauen, wird nicht nur in der Informatik zum Aufbau von Algorithmen gebraucht, sondern zunehmend auch in der Wirtschaft. Bedingt durch Globalisierung und internationale Vernetzung der Unternehmen werden betriebswirtschaftliche Prozesse (gleich ob manuell oder IT-unterstützt) immer komplexer und leider sind immer weniger Personen in der Lage (oder Willens), einen Prozess Step-by-Step systematisch und strukturiert zu analysieren oder gar zu modellieren. In Schule, Berufsausbildung und Studium (von IT-Studiengängen einmal abgesehen) scheint diese Fähigkeit nicht (mehr) genügend gefördert zu werden.
Lutz Hellmig (Mittwoch, 14 November 2018 09:35)
Lieber Herr Busch,
Sie haben in Ihrem Beitrag die Problemlage gut auf den Punkt gebracht.
In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass alle Versuche, informatische Bildung integrativ zu unterrichten oder an ein anderes Fach "anzuflanschen", gescheitert sind.
Nur in wenigen Ausnahmefällen (seit Jahren: Sachsen und ab 2019 Mecklenburg-Vorpommern) wird informatische Bildung als Allgemeinbildung begriffen, die verbindlich und kontinuierlich jedem Schüler, d. h. nicht nur den Gymnasiasten, zuteil werden muss. Dafür musste kein anderes Fach von der Stundentafel verschwinden.
Pikanterweise lässt sich am Beispiel MV zeigen, dass die Digitalen KMK-Kompetenzen - Einsicht und Willen der Entscheidungsträger vorausgesetzt - auch das Fach Informatik stärken können. In einem Rahmenplan "Digitale Kompetenzen" ist für jedes der Kompetenzfelder ein Leitfach zugewiesen worden, unter dessen Verantwortung die Kompetenzentwicklung erfolgen soll. Für 10 der 22 Kompetenzfelder ist das Fach "Informatik und Medienbildung" Leitfach. Für die verbleibenden 12 Kompetenzfelder leistet "Informatik und Medienbildung" weitere Beiträge. Zusätzlich werden im Fach "Informatik und Medienbildung" auch wichtige allgemeinbildende informatische Kompetenzen vermittelt, die durch die KMK nicht berücksichtigt wurden.
Klaus Kansy (Mittwoch, 14 November 2018 10:23)
Ein guter Artikel, der das Problem auf den Punkt bringt:
Die Politik denkt und versteht nur die vordergründigen Aspekte wie Verfügbarkeit von Geräten und Bandbreiten und übersieht, das es eigentlich ein inhaltliches Problem gibt, das gelöst werden muss, wenn man die Digitalisierung beherrschen will.
Steffen Friedrich (Mittwoch, 14 November 2018 11:00)
Als einer der damaligen Mitstreiter - vielen Dank lieber Herr Busch für die deutliche Erinnerung.
Wir hatten damals in der Tat die Hoffnung, dass "Schulen ans Netz" die informatische Bildung bundesweit deutlich voranbringt. Dabei geht es ja hier um ein Themengebiet, das definitiv zur Allgemeinbildung gehört und deshalb für alle verpflichtend sein sollte. Sicher kann man trefflich darüber streiten, was man denn weglassen sollte und wie wichtig alles Vorhandene ist.
Es ist seit Jahren die Verantwortung der Bildungspolitik, junge Menschen auf die Herausforderungen der digitalen Welt ordentlich vorzubereiten. Dazu gehören die Grundlagen, die nunmal das Fach Informatik betreffen. Das geschieht nicht oder kaum.
Und: Es gibt nicht NUR Bayern und Baden-Württemberg! In Sachsen ist das Fach Informatik seit 1992 ein Pflichtfach. In diesem Jahr sind die Einschränkungen gefallen und ALLE Schülerinnen und Schüler in allen Schularten haben von Klasse 7 bis 10 eine Wochenstunde "Informatik" in jedem Schuljahr. Ähnlich ist es in Mecklenburg-Vorpommern (s.o.).
Und das Ergebnis: Der Teilnahmefaktor am "Informatik-Biber" ist in diesen beiden Ländern mit Abstand besser. Zum BWINF-Endausscheid beispielsweise qualifizierten sich aus Sachsen in diesem Jahr 4 von 25 Teilnehmern, darunter die beiden einzigen Mädchen (eine wurde Bundessiegerin).
Und die Lehrer wurden über 20 Jahre berufsbegleitend (mit viel Engagement der Kollegen) ausgebildet. Schließlich werden damit auch Interessen geweckt und verschiedene Lebensperspektiven aufgezeigt. Ohne das Schulfach geht das alles nicht.