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Mister Helmholtz 2020?

Im Herbst entscheidet sich, ob Otmar Wiestler Präsident von Deutschlands größter Forschungsorganisation bleibt. Ein Selbstläufer ist das nicht: Helmholtz steckt in der Krise.

Helmholtz-Präsident Otmar D. Wiestler. Foto: Steffen Jänicke/Helmholtz-Gemeinschaft.

ES SIND SPANNENDE ZEITEN für Otmar D. Wiestler und die Helmholtz-Gemeinschaft. Vor zwei Wochen hat sich die sogenannte Findungskommission konstituiert, die darüber entscheidet, wer im Herbst ins Rennen um das Amt des Helmholtz-Präsidenten geht.

 

Normalerweise wäre die Sache klar: Wiestler, 62, hat erst eine Amtszeit hinter sich. Logisch, dass er nochmal antritt als Chef von Deutschlands größter Forschungsorganisation. Doch wenn man nach den Plänen des international renommierten Krebsforschers fragt, erhält man erstaunlich ausweichende Antworten.

 

"Die Klärung der Frage, ob der amtierende Präsident für eine – nach der Satzung mögliche – zweite Amtszeit zur Verfügung steht, gehört zu den Aufgaben der Findungskommission", teilt die Pressestelle der Helmholtz-Gemeinschaft mit. "Die Findungskommission wird sich mit dem Präsidenten in Verbindung setzen, um mit ihm die Bereitschaft einer erneuten Kandidatur zu erörtern."

 

Heißt das, Wiestler ist nicht sicher, ob er nochmal will? Oder hat er Angst, dass ein zu frühes "Ja, ich will" seine Chancen schmälern könnte? Auf Nachfrage teilt sein Sprecher mit: "Herr Wiestler möchte sich zu einer möglichen Kandidatur nicht äußern."

 

Die Antworten passen zu dem Bild des zaudernden Wissenschaftsmanagers, das viele in der Helmholtz-Gemeinschaft von ihm zeichnen. Wofür steht der eigentlich, fragen selbst Zentren-Chefs hinter seinem Rücken. Oder sie schütteln den Kopf, weil er, so sehen sie das, es nicht geschafft hat, den politischen Druck aus dem Kessel zu nehmen. Ein politischer Druck wohlgemerkt, für den Otmar D. (das D steht für Dieter) Wiestler zum größten Teil gar nichts kann. Aber er ist halt der Präsident.

 

Die Helmholtz-Gemeinschaft: Das sind 40.000 Mitarbeiter in 19 rechtlich selbstständigen Forschungszentren mit einem Jahresbudget von 4,7 Milliarden Euro, wobei das mit Abstand meiste Geld von der Bundesregierung kommt. Anders als die Max-Planck-Gesellschaft geht es bei Helmholtz nicht um ergebnisoffene Grundlagenforschung, sondern die Zentren sollen dabei helfen, die "langfristige(n) Forschungsziele des Staates und der Gesellschaft zu verfolgen". So steht es auf der Helmholtz-Website, und weiter: Ziel sei, "die Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten und zu verbessern", im Zentrum stünden die "große(n) und drängende(n) Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Forschung". 

 

Eine Folge gescheiterter Lobbyarbeit?

 

Große Worte, hehre Ansprüche – und eine Forschungsorganisation, die unter Beobachtung steht. Weil sie liefern soll, was die Politik von ihr verlangt. Weil die sechs Forschungsbereiche, die sie abdeckt, aufgeladen sind mit hochfliegenden Erwartungen und Hoffnungen, von der Krebstherapie über die Erschließung alternativer Energiequellen und die Arbeit an neuen Materialien bis hin zu bis hin zu radikal anderen Verkehrslösungen. Und weil die Großgeräte und zum Teil riesigen Forschungsanlagen, die Helmholtz für die eigenen und für fremde Forscher betreibt, aufwändig sind, komplex und extrem teuer.

 

Helmholtz ist eine Wette auf die Zukunft, und zuletzt schien das politische Vertrauen in das Potenzial der Forschungsorganisation zu schwinden. Besonders spürbar wurde die Krise, in der Helmholtz sich befindet, im vergangenen Herbst. Da beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages, den Helmholtz-Zentren im neuen Jahr 25 Prozent ihrer Betriebsmittel zu sperren. Der Ausschuss habe seine Entscheidung in seiner "Verantwortung vor dem Steuerzahler getroffen", sagte Eckhardt Rehberg, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Haushalt der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion. Eine Folge gescheiterter Lobbyarbeit?

 

Zeit genug, die Stimmung zu drehen, wäre jedenfalls gewesen:

Schon 2017 hatte der Bundesrechnungshof nicht nur Helmholtz, sondern allen vier außeruniversitären Forschungsorganisationen vorgeworfen, sie seien "in Teilen überfinanziert". Innerhalb von vier Jahren hätten sich die Gelder, die nicht im selben Haushaltsjahr ausgegeben wurden, auf eine Milliarde Euro mehr als verdreifacht, rügten die Prüfer. Sie beanstandeten eine "Bugwelle" nicht verbrauchter Steuermittel, die "nicht primär auf wissenschaftsspezifische Gründe" zurückzuführen sei. Anders formuliert: Die "Außeruniversitären" bekämen so viel Geld, dass sie mit dem sinnvollen Ausgeben nicht mehr hinterherkämen.

Die Helmholtz-Geschäftsstelle in Berlin-Mitte (Nachweis siehe unten).
Die Helmholtz-Geschäftsstelle in Berlin-Mitte (Nachweis siehe unten).

Doch Wiestler und Helmholtz-Geschäftsführerin Franziska Broer argumentierten in der Öffentlichkeit nur halbherzig gegen den Bugwellen-Vorwurf an, und hinter verschlossenen Türen offenbar auch nicht viel erfolgreicher. Jedenfalls beschlossen die Haushaltspolitiker, an der größten Forschungsorganisation mit der größten "Bugwelle" ein Exempel zu statuieren. Die Ansage an die Helmholtz-Chefs: Ihr müsst uns erst nachweisen, dass ihr die 75 Prozent aktueller Betriebsmittel vollständig ausgegeben habt, dann bekommt ihr den Rest. Die Sperre werde für jedes Helmholtz-Zentrum individuell aufgehoben, sobald es nachweise, dass es die 75 Prozent verbraucht habe, sagte CDU-Politiker Rehberg.

 

Und was tut Wiestler seitdem? Der Präsident setze sich gemeinsam mit dem BMBF "auch im parlamentarischen Raum nachhaltig dafür ein, eine wissenschaftsadäquate Flexibilität zu erhalten, die der notwendigen Dynamik im Wissenschaftssektor gerecht wird", teilt die Helmholtz-Pressestelle mit. Gleichzeitig seien die "Zuwendungsgeber" (also Bund und Länder) und die Gemeinschaft "bestrebt", den Stand der nicht im selben Jahr ausgegebenen Gelder "so niedrig wie möglich zu halten und gemeinsam mögliche Maßnahmen zur Verbesserung zu identifizieren." Auch das BMBF spricht von einem "Maßnahmenkatalog", den man gemeinsam erarbeitet habe, um in den kommenden Jahren einen Abbau der sogenannten Selbstbewirtschaftungsmittel zu erreichen.

 

Ob und von welchem Erfolg die Anstrengungen bereits sind, kann Helmholtz freilich nicht sagen, da immer erst am Jahresende klar sei, was von den sogenannten Selbstbewirtschaftungsmitteln ins nächste Jahr mitgeht.

 

Im Herbst wird es so richtig drückend

 

Tatsächlich wird die Situation erst im Herbst so richtig drückend. Dann dürften die freigegebenen Mittel zur Neige gehen, und mehr gibt es eben erst, siehe oben, auf Nachweis. Selbst wenn die Zentren den zeitig liefern, wie schnell reagiert der Haushaltsausschuss mit der Freigabe der übrigen 25 Prozent? Und wie kann die drohende Versorgungslücke vermieden werden?

 

Eigentlich könnte Wiestler mit Recht sagen: Das haben sich die Zentren selbst eingebrockt. Sie sind diejenigen, die die überhohen Selbstbewirtschaftungsmittel gebildet haben. Aber wissenschaftspolitisch bleibt die Sache dann doch am Helmholtz-Präsidenten hängen. Er muss die Frage beantworten, ob die Bugwelle vorübergehend ist oder im System Helmholtz begründet liegt. 

 

Wiestler hatte in seiner bisherigen Amtszeit weitere Schläge einzustecken, oft stellvertretend für die Zentren. Mitte vergangenen Jahres musste er vorm Bundestagsausschuss für Bildung und Forschung Bericht erstatten und sich später öffentlich maßregeln lassen. "Es ist alles andere als ein Erfolg", sagte der forschungs- und bildungspolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion, Albert Rupprecht, "wenn die Helmholtz-Gemeinschaft im Jahr 2017 bei 38.000 Mitarbeitern gerade einmal 19 Ausgründungen vorweisen kann."

 

Eine andere wissenschaftspolitische Weichenstellung dürfte für Wiestler auch persönlich schmerzhaft gewesen sein. Der Wissenschaftsrat empfahl Mitte 2017, Helmholtz bei neuen Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung (DZG) seine Sonderrolle bei der Mittelverteilung zu entziehen.

 

Mehr als 40 Standorte und über 80 Partnereinrichtungen waren zu dem Zeitpunkt vernetzt in sechs Zentren, die an neuen Therapien für die großen Volkskrankheiten wie Krebs oder Diabetes forschen. Eingerichtet zwischen 2009 und 2012, fördert sie allein der Bund mit weit über 200 Millionen Euro, und zwar auf Dauer. Die Länder legen nochmal rund zehn Prozent oben drauf. Einen speziellen Fall stellt das Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) dar, da es mit seiner Gründung zugleich zum Helmholtz-Zentrum wurde.

 

Doch auch in den anderen fünf bestehenden Zentren waren die Partner von Anfang an nicht alle gleich. In jedem der Verbünde hat ein Helmholtz-Zentrum die Funktion des Geldverteilers übernommen. Helmholtz erhält die DZG-Millionen vom Bund und reicht sie dann weiter an die anderen Partner. Besonders in den Anfangsjahren hatte diese Vormachtstellung zu erheblichem Verdruss an den Universitäten geführt.

 

Das Ende von Helmholtz 2020 

 

Das Misstrauen gegenüber Helmholtz verstärkte sich, als die größte deutsche Forschungsorganisation 2012 ihr Strategiepapier "Helmholtz 2020" veröffentlichte, "als Angebot an die Politik", wie der damalige Helmholtz-Präsident Jürgen Mlynek betonte. Doch auch wenn Mlynek stolz in der ersten Reihe stand und kämpferische Interviews gab: Otmar Wiestler, damals Chef des zu Helmholtz gehörenden Deutschen Krebsforschungszentrum, galt als einer der strategischen Köpfe hinter "Helmholtz 2020".

 

Weitere "bundesfinanzierte, nationale Einrichtungen nach dem Vorbild des Karlsruher Instituts für Technologie KIT" sollten entstehen, hieß es in dem Strategiepapier, mit Helmholtz-Zentren und Universitäten als Fusionspartner. Wo lokal die kritische Masse fehle, seien dezentrale, projektförmig oder sogar institutionell finanzierte Netzwerke "anzustreben". Kurzum: Die Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung wurden zur Inspiration für "Helmholtz 2020" und zur Blaupause für weitere Wissenschaftsdisziplinen.

 

Denn durch die DZG auf den Geschmack gekommen, wollte die Forschungsorganisation Helmholtz erst richtig in die Forschungsförderung einsteigen und noch mehr Gelder an die Universitäten verteilen, als eine Art kleinere DFG für die Programmforschung. Diese "Programmförderaktivität" solle die "klassische Projektförderung des Bundes um eine zusätzliche strategische Dimension ergänzen", heißt es in "Helmholtz 2020". Und: Auch künftig werde Helmholtz eine "international herausragenden Architektenrolle übernehmen". Große Worte, große Ambitionen. Und von den Wissenschaftspolitikern in Bund und Ländern zeigte sich mancher durchaus beeindruckt.

 

Doch an den Hochschulen gab es heftige Proteste, und am Ende reagierte der Wissenschaftsrat gleich dreifach. 2013 und 2015 mit einer Absage an Helmholtz’ angestrebte Rolle als Forschungsförderer, 2017 mit einer Absage an die konfliktträchtige Rolle von Helmholtz in den DZG. Künftig sind auch DZG ohne Helmholtz vorstellbar, ein Helmholtz-Zentrum als automatischer Ankerpartner ist nicht länger gesetzt. Und die neuen Zentren kommen: Im September 2018 gab Bundesforschungsministerin Anja Karliczek den Startschuss für die Gründung zweier neuer DZG: ein Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit und ein Zentrum für Psychische Gesundheit. Die künftigen Partner in den Zentren werden derzeit in einem "wettbewerblichen Verfahren" bestimmt. Ganz so, wie der Wissenschaftsrat es wollte und Helmholtz nicht.

 

Das Ende der DZG-Sonderrolle und der Helmholtz-2020-Strategie: persönliche Niederlagen auch und gerade für den inzwischen zum Präsidenten aufgestiegenen Otmar D. Wiestler. Galt Helmholtz zu Zeiten seines Vorgängers Mlynek noch als übermächtiger Kraftprotz, kommt die Organisation in wissenschaftspolitischen Debatten kaum noch vor. Was auch daran liegt, dass Wiestler keine vergleichbaren Drähte in die Spitzenpolitik aufbauen konnte wie der Netzwerker und Machtmensch Mlynek, der zu den damaligen Bundesforschungsministerinnen Schavan und Wanka engste Kontakte pflegte und auch das Gehör der Kanzlerin hatte. Dabei ist in einer dezentralen Organisation wie Helmholtz, wo der Präsident oft agieren muss wie ein König ohne eigenes Land, der Chef nur so mächtig wie die Netzwerke, die er am Laufen hält: in die Zentren hinein, um eine schlagkräftige Organisation zu formen, und aus Helmholtz hinaus, um mit der Politik Tango zu tanzen.

 

 

Das "Desaster im Wixhäuser Wald"

 

Doch selbst wenn es in Wiestlers Präsidentschaft gute Nachrichten zu verkaufen gab, lief es nicht immer rund: Im Februar 2018 eröffnete der Präsident im Gespann mit Karliczek-Vorgängerin Johanna Wanka (CDU) das "Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit CISPA" in Saarbrücken. Doch nach dem Festakt kam das Zentrum, das bis 2026 auf 500 Mitarbeiter wachsen soll, über ein halbes Jahr lang aus dem klein gedruckten Status "in Gründung" nicht heraus. Erst seit Anfang 2019 stieg es offiziell zum 19. Zentrum der Helmholtz-Gemeinschaft auf, und bis heute herrscht in den Chefetagen anderer Zentren Misstrauen: Sie fürchten, den Etat von Nummer 19 langfristig aus ihrem Budget mitfinanzieren zu müssen.

 

Womöglich hat Wiestler einfach das Pech, zum falschen Zeitpunkt Helmholtz-Präsident geworden zu sein. Sein Vorgänger Mlynek hatte es in erstaunlicher Manier geschafft, das Helmholtz-Image aufzupumpen, doch als die Wirklichkeit die Gemeinschaft einholte, hatte Mlynek schon seinen Abschied gefeiert. Und Wiestler? Hat sich seitdem nicht gerade als Macher in den Vordergrund gespielt. Die neuen Ideen fehlten. Nüchtern betrachtet hat er allerdings auch auf viele der Probleme, die Helmholtz schon länger drücken, kaum Einfluss nehmen können. 

 

Zum Beispiel auf die schier nicht enden wollende Preisspirale beim Teilchenbeschleuniger FAIR auf dem Darmstädter Gelände des Helmholtz-Zentrums GSI. Laut einem Bericht des Bundesrechnungshofs, über den der SPIEGEL vor Jahresende berichtet, sollen die erwarteten Kosten die ursprüngliche Planung um mehr als eine halbe Milliarde Euro übersteigen. Und womöglich wird es noch mehr. Es ist die vorerst letzte Meldung in einer ganzen Reihe von Hiobsbotschaften. Schon vor drei Jahren schrieb das Darmstädter Echo von einem "Desaster im Wixhäuser Wald", die Kosten würden explodieren. Damals ging man allerdings noch von gut 800 Millionen Euro aus, inzwischen rechnet der Bundesrechungshof mit bis zu 1,7 Milliarden Euro und kritisierte in seinem Bericht Versäumnisse beim Bau und beim Kostenmanagement.

 

Wer nach den Ursachen für die Helmholtz-Bugwelle sucht, wird auch in Darmstadt fündig: Die Fertigstellung von FAIR hat sich über Jahre immer weiter verzögert, eine Fertigstellung ist derzeit für 2025 geplant. Ursprünglich sollte die Anlage 2015/16 komplett sein.

 

Nichts, was einen Helmholtz-Präsidenten erfreuen dürfte. Und eine Nachricht mehr, die die Krise unterstreicht, in der die Gemeinschaft feststeckt. Dabei müsste sie gerade jetzt besonders schlagkräftig auftreten: Bund und Länder verhandeln zurzeit über die nächste Runde im Pakt für Forschung und Innovation (PFI), der auch die Helmholtz-Zentren seit vielen Jahren mit verlässlichen Budgetzuwächsen versorgt.

 

Kommt Helmholtz mit Wiestler aus der Krise?

 

Doch geht das so weiter? Was wird die Politik künftig im Gegenzug für das sichere Plus verlangen? Ist Helmholtz in der Lage, das zu liefern? Und kann Wiestler den dafür nötigen Aufbruch verkörpern?

 

Zuletzt immerhin konnte der Präsident mit richtig positiven Schlagzeilen dienen. Im Oktober eröffnete er in Tel Aviv das vierte Auslandsbüro der Gemeinschaft. Es war ein strahlender Termin in Israel, in einem Land, das zu einem Shootingstar der internationalen Forschungsszene avanciert ist. Mit einer weltweit führenden Startup-Szene und Spitzen-Forschungseinrichtungen wie dem Weizmann-Institut, das mit dem "Helmholtz Laboratory for Laser Matter Interaction (WHELMI)" eine bemerkenswerte Kooperation mit Helmholtz eingegangen ist – eingefädelt von Otmar Wiestler.

 

Im Herbst, im Rahmen der Jahrestagung der Helmholtz-Gemeinschaft, wird entschieden, wer ab 1. September 2020 im Präsidentenbüro im Spreepalais gegenüber des Berliner Doms sitzt. Viel früher wird schon feststehen, ob Wiestler nochmal ins Rennen geht.


Offenlegung: Zwischen 2013 und 2015 war ich Leiter der Helmholtz-Kommunikation.
Fotonachweis: Jörg Zägel: "Berlin, Mitte, Anna-Louisa-Karsch-Strasse 2, Spree-Palais.jpg",CC BY-SA 3.0.

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Kommentare: 4
  • #1

    Th. Klein (Montag, 04 März 2019 09:53)

    Eine sehr detaillierte Analyse eines Insiders. Ausgeschwiegen wurde sich jedoch zu möglichen Alternativen. Sofern man innerhalb der HGF – und somit dann im Kreise der Wissenschaftlichen Leitungen – bleibt, wird es schnell eng, wenn man berücksichtigt:
    a) dass einige Leitungen noch zu kurz im Amt für diese Aufgabe sind (bei AWI, GSI, HMGU, MDC, und HZB nur komm. besetzt)
    b) dass einige Leitungen (wahrscheinlich) zu alt für die Übernahme dieser Aufgabe sind (bei DESY, FZ Jülich, GEOMAR, HZDR, UFZ, HZG)
    c) dass einige Zentren (und damit deren Leitungen) aus politischen Gründen nicht in Frage kommen (DKFZ, DZNE, CISPA, IPP)

    Es bleibt trotzdem ein erlesener Kreis durchaus auch in der Politik nahmhafter Personen. Vielleicht nicht Hr. Heinz (HZI), aber auf jeden Fall Fr. Ehrenfreund (DLR), Hr. Hüttl (GFZ) und Hr. Hanselka (KIT). Personen, die Wiestler ablösen könnten, und dafür müsste man ja schon ein Schwergewicht ins Rennen bringen, gibt es also schon. Hüttl ist darunter wahrscheinlich das größte Schwergewicht, wenngleich vor kurzem auch schon 62 geworden, aber so alt ist ja auch Wiestler. Ggf. könnte sich Hr. Marquardt (FZ Jülich) noch berufen fühlen, als ehemaliger Vorsitzender des Wissenschaftsrates ja auch ein bekanntes Gesicht in politischen Kreisen.

    Auf eine externe Person, wird man sich in dieser Situation wahrscheinlich nicht einlassen. Sofern doch, wäre ggf. Fr. Kaysser-Pyzalla als ehem. Geschäftsführerin des HZB und derzeitige Präsidentin der TU Braunschweig eine interessante Personalie.

  • #2

    Zukunftsmusiker (Montag, 04 März 2019 10:43)

    Guter Artikel. Der Kern des Problems ist in diesen beiden Sätzen beschrieben:

    "Sein Vorgänger Mlynek hatte es in erstaunlicher Manier geschafft, das Helmholtz-Image aufzupumpen, doch als die Wirklichkeit die Gemeinschaft einholte, hatte Mlynek schon seinen Abschied gefeiert."

    Mlynek war immer ganz vorn dort mit dabei, wo mit Reklametricks das Image der deutschen Wissenschaft aufgehübscht wurde -- anstatt das zu tun, was eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, nämlich nachhaltig echte Qualität aufzubauen, durch das geduldige Bohren dicker Bretter. Aber er war nicht allein: Andere "Wissenschaftsmanager" dieser Spielart in Berlin waren bzw. sind Ganten, Einhäupl, Zöllner, Stock. Zeitweilig marketingtechnisch unterstützt von Turner jun. -- handwerklich und taktisch hochkompetent, aber im Dienst einer verfehlten Strategie.

    Mögen sie alle in Frieden ihre stattlichen Pensionen geniessen. Und möge das BMBF weiterhin aus den Folgen dieses "Mehr Scheinen als Sein" Ansatzes lernen -- z.B. in der Frage, ob man der Charité gestattet, das Berliner Institut für Gesundheitsforschung zu schlucken. Auch einige private Geldgeber bereuen inzwischen, dass sie sich einst so blenden liessen.

  • #3

    Zukunftsmusiker (Montag, 04 März 2019)

    PS: Entscheidend wird auch sein, ob einer dieser "blendenden" Wissenschaftsmanager (oder ein anderer desselben Schlages) Einfluss auf die Agentur für Sprunginnovationen bekommt. Denn dann könnte man dieses Projekt von Anfang an vergessen.

  • #4

    Statt ständig neue rote Bänder durchzuschneiden, (Montag, 04 März 2019 17:10)

    könnte sich die nächste HGF-Führung z.B. mal um einen Wissenschafts-Tarifvertrag verdient machen, der es erlaubt, die schönen Zentren aus Sichtbeton und Glas auch mit ausreichend Jungtalenten zu befüllen. Die top 5-10% des Jahrgangs kann man mit TvöD E13 nicht mehr kriegen. Mittelmaß rekrutiert neues Mittelmaß und wenn die Qualität erstmal nachhaltig weg ist, hilft eigentlich nur noch die Abwicklung.