Die Länder stehen jetzt in der Pflicht, die technische Unterstützung der Schulen zu gewährleisten. Ein Gastbeitrag von Thomas de Maizière.
Thomas de Maizière ist Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung. Foto: Deutsche Telekom Stiftung
ES HAT LANGE gedauert, aber endlich kommt der DigitalPakt Schule. Unsere Schulen werden die angekündigten fünf Milliarden Euro erhalten, um in den kommenden fünf Jahren die technische Ausstattung für den Unterricht mit digitalen Medien anzuschaffen. So weit, so gut.
Aber was passiert, wenn die Mittel freigegeben sind? Welche Schulen bekommen Geld, und was genau muss angeschafft werden? Vor allem aber: Wer kümmert sich anschließend um Betrieb und Wartung der Anschlüsse und Geräte? In Zeiten gravierenden Lehrermangels kann es wohl kaum angehen, dass sich die Pädagogen in Zukunft noch intensiver um die Technik kümmern müssen als jetzt schon.
Das sehen die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch viele Schulleiter und Vertreter der Schulträger genauso. Eine aktuelle Umfrage der Telekom-Stiftung zeigt ganz klar, dass sich bereits heute die Mehrheit der Lehrkräfte bei der Wartung der schuleigenen digitalen Geräte allein gelassen fühlt. Die Pädagogen werden – zusätzlich zu ihrem regulären Pensum – mit fachfremden Aufgaben belastet: Sie installieren und aktualisieren Programme oder beheben Software-Probleme.
Das Kerngeschäft der Schule ist Pädagogik,
nicht das Reparieren von Computern
Die Technik habe allerdings inzwischen einen Grad an Komplexität erreicht, den die Lehrkräfte allein nicht mehr handhaben könnten, legt der Vertreter eines Schulträgers den Finger in die Wunde. Und: Das Kerngeschäft von Schule sei Didaktik und Pädagogik, nicht das Reparieren von Computern.
Dieser Meinung schließe ich mich an. Mit der besseren technischen Ausstattung muss künftig der Einsatz von IT-Profis einhergehen, die vor Ort in der Schule während des Unterrichts zur Verfügung stehen. Ausgerechnet dies wird jedoch über den DigitalPakt nicht gefördert, obwohl es mit der Grundgesetzänderung möglich gewesen wäre. So wird zum Beispiel verhindert, dass Mittel für IT-Administratoren bereitgestellt werden können. Nun muss von den Ländern dafür gesorgt werden, dass die dringend benötigte technische und pädagogische Unterstützung der Schulen gewährleistet ist. Ansonsten wird der Pakt seine Wirkung verfehlen.
Die Anschaffung und Betreuung von Technik ist aber nur die eine Seite der Medaille, wenn es um den souveränen Umgang mit digitalen Medien in Schule geht. Inzwischen ist es eine Binsenweisheit, dass zu gutem digitalem Unterricht gute pädagogische Konzepte gehören. Die Umfrage zeigt: Auch hier liegt einiges im Argen. Ein befragter Schulleiter erläutert das so: "In den Schulen wissen die Kollegen schlicht und ergreifend nicht, was überhaupt möglich ist: Wie könnte ich beispielsweise im Deutschunterricht kollaborativ mit den neuen Medien arbeiten?" Kreative Impulse sind also gefragt. Die könnten zum Beispiel über praxisorientierte Fortbildungsangebote kommen. Ausgerechnet an der Stelle hakt es ebenfalls, wie die Umfrage belegt. Das bestehende Angebot wird häufig als "antiquiert" empfunden; die Bereitschaft der Lehrer zur Teilnahme an solchen Fortbildungen sei folglich "mitunter eher zurückhaltend". Niederschmetternde Aussagen.
Wie können wir angesichts dieser Resultate dennoch erreichen, dass Lehrerinnen und Lehrer mit digitalen Medien erfolgreich unterrichten? Abhilfe schaffen aus meiner Sicht Ansätze, die darauf zielen, bereits vorhandene Kompetenzen besser zu vernetzen – schulintern und vor allem auch schulübergreifend. Vielleicht lohnt es sich in diesem Zusammenhang auch, darüber nachzudenken, ob nicht die Findigkeiten und Kenntnisse von Schülerinnen und Schülern besser genutzt werden können – zum Beispiel, um bei der Systemadministration oder vielleicht sogar bei der Weiterbildung zu helfen. Motto: "Schüler helfen Lehrern". Ein solches "Reverse Coaching" haben wir in Stiftungsprojekten bereits erfolgreich erprobt.
Aber unabhängig davon, welchen Ansatz die Schulen verfolgen: Lehrkräfte brauchen Freiräume, um sich fortzubilden, den Unterricht mit digitalen Medien planen, erproben und im Alltag verankern zu können. Ich appelliere daher an die Verantwortlichen, entsprechende Möglichkeiten zu schaffen und zum Beispiel einem regelmäßigen professionellen Austausch von Lehrkräften Priorität einzuräumen. In einer Gesellschaft, die immer mehr eine Kultur des Teilens pflegt, sollte das selbstverständlich werden.
Dort, wo der Austausch von Fachwissen rund um die Nutzung digitaler Medien bereits gut organisiert ist, findet er in lokalen oder sogar regionalen Netzwerken statt. Vereinzelt beschränkt er sich nicht nur auf Schulen, sondern bezieht auch andere Partner wie Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit mit ein. Das hat aus meiner Sicht eine hohe Aussicht auf Erfolg, wenn es darum geht, die hochkomplexen Herausforderungen anzugehen, die die Digitalisierung für den Bildungsbereich mit sich bringt. Gemeinsam lässt sich der Wissensbedarf in diesem Feld schneller und besser decken. Auch hier muss niemand das Rad neu erfinden.
Thomas de Maizière ist Bundesinnenminister a.D. und Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung.
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Klaus Diepold (Mittwoch, 20 März 2019 11:19)
eigentlich ist die Kernaussage selbstevident, aber das Thema IT-Adminstratoren und Inforastrukturpflege wurde asu für mich nicht nachvollziehbaren Gründen beim Digitalpakt ausgespart.
Ich habe zwar keine umfassende Umfrage wie die Telekom Stiftung machen können, aber dennoch Lehrerinnen und Lehrer, sowie Schüler aus meinem für mich greifbaren Umfeld befragt, und gleichlautende Antworten bekommen.
Das Thema "Digitalisierung" muss auch Thema der Lehrerbildung werden. Ein kürzlich vorgelegter Bericht dazu war aber auch eher niederschmetternd.
Moral von der Geschicht: der Staat - (hier jetzt der Bund) gibt viel Geld fpr Bildung aus (gut!) und wir laufen Gefahr, dass das verausgabte Geld komplett wirkungslos verpufft (nicht so gut). Wer tut da was? Die Länder könnten es z.T. fixen ...
Disrupwas (Donnerstag, 21 März 2019 11:49)
Was ich interessant finde ist eine andere Rechnung zu den 5,5 Mrd. €. Auf der Seite des BMBF heißt es dazu:
"Rein rechnerisch bedeutet dies für jede der ca. 40.000 Schulen in Deutschland im Durchschnitt einen Betrag von 137.000 Euro oder umgerechnet auf die derzeit ca. 11 Millionen Schülerinnen und Schüler eine Summe von 500 Euro pro Schüler." Diese Rechnung finde ich z.T. recht bitter und traurig. Wenn ich alleine meine Arbeitsplatz anschaue, dann kommt alleine der Bildschirm schon auf einen Betrag von knapp 500€. Wie von diesem Geld dann noch digitale Whiteboards, Wlan-Ausleuchtung (herrliches Wort[siehe BMBF]) und Verkabelung der Schulen finanziert werden soll ist mir schleierhaft.
Damit die o.g. Ziele erreicht werden, kann nicht mit der Gießkanne auf alle Schulen verteilt werden, sondern einige Schulen werden mehr und andere weniger profitieren, was die Schere zwischen guten und weniger guten Schulen vermutlich noch weiten wird.
Was die Wartung der digitalen Infrastruktur angeht, so sehe ich da eher schwarz. Beispielsweise die PC-Räume an den Universitäten werden z.T. von studentischen Initiativen gewartet, da kostengünstige Drittfirmen mit der Wartung beauftragt werden, kann Austausch und Reparatur auch mal gerne länger dauern. Es wäre gut, wenn die Politik begreifen würde, dass es für die digitale Infrastruktur, genau wie für die restliche Infrastruktur einer Schule eine Art "Hausmeister" benötigt. Aber der ist in der ganzen Geschichte nicht mitgedacht...
W.M.B (Dienstag, 02 April 2019 22:31)
Digital und die Wirkungen, Schulen, Bildung .
Was schreiben? Was weglassen?
Es geht um Technologien. Technologien sind ambivalent.
So kann z.B. eine Hacke ( als technisches Werkzeug, Tool ) zum Lockern der Gartenerde verwendet werden.
Anderseits kann beim Nachbarschaft-Streit die Hacke auch als "Nah-Kampf-Waffe" eingesetzt werden.
Die Hacke ( Tool ) weiß nichts von gut und böse.
Moderne Technologien geben jeden Menschen wachsende Mächtigkeiten in die Hand, die seine bisherigen Fähigkeiten übersteigen. Technologien wissen nichts von gut und böse.
Das Wort "Digitalisierung" beinhaltet tiefgreifende Veränderungsprozesse, die Kulturen, proprietäre Unternehmungen, Mittelstand, Arbeitswelten und Regionen von Grund auf verändern können.
In dem obigen Artikel zum Digitalpakt geht es wohl um das Zusammenwirken von Verantwortlichen. Es geht um digitale Ausstattungen, um Bildung und Schule.
In Top-Down-Sicht sieht es wie ein Geldverteilen auf Schulen aus. Etwa so, als ob die schnellsten Hochgeschwindigkeitsprotokolle eine herausragende Bildung gewährleisten.
Sind Schulen zwischen Humanität und unpersönlicher Mega-Digitalisierung?
In der Bottom-Up-Sicht geht um den MENSCHEN, um Klassenkameraden*innen, das Miteinander, das Staunen, die Freude beim Miteinander, das Kennenlernen von Neuem und eigenen Begabungen, das Können.
Medien und Unterrichtsmaterialien (auch digitale) können durchaus hilfreich sein, wenn der/die Lehrer*in frei die geeigneten Medien auswählen kann. Es gibt Schulen mit Tafelkreide und Bildungscloud. Es gibt Schulen mit mündlichen Vorträgen und digital gesteuertem Klassenzimmer. Natürlich möchten wissbegierige Kinder auch das "Digitale" angemessen erforschen und altersgerecht verstehen. Digitale Bit-Welten allein sind keine Bildung.
In dem obigen Artikel zum Digitalpakt geht es wohl um das Zusammenwirken von Verantwortlichen.
Bildung ist die Aufgabe aller.
Zur einer Kultur gehört die Muttersprache. Es ist ein Wunder, wie ein Kleinkind die Komplexität der Muttersprache lernt. Für alle Sprachen der Welt bildet die KI diese Prozesse in das Digitale ab ( z.B. Alexa ).
In Deutschland ist die Bildung Aufgabe aller. Auch die "Landesväter" fühlen Verantwortung und möchten es noch besser machen.
Die Bildung in Europa ist Aufgabe aller. Die EU-Länder haben recht unterschiedliche Schulsysteme. Digitalisierung betrifft alle.
Die Bildung in Entwicklungsländern ist Aufgabe aller. Digitalisierung hat Wirkungen. Bildung ist eine notwendige Voraussetzung für das humane Miteinander im "globalen Dorf" Erde.
W.M.B (Donnerstag, 04 April 2019 23:12)
Damit der Digitalpakt seine Wirkung nicht verfehlt ...
hier: Was hat Schule und Bildung mit Digital-IPv6 zu tun?
Eine IPv6-Adresse hat eine Länge von 128 Bit. Diese Adresslänge erlaubt 3.4 x 10^38 IPv6-Adressen. Dies bedeutet, dass IPv6 weltweit
340.282.366.900.000.000.000.000.000.000.000.000.000 IT-Geräte identifizieren kann.
Wenn (angenommen) 50% der Big Data Player IPv6-Adressen auf die "Globalen-Big Data Player" entfallen, so bleiben im Mittel mehr als
20.000.000.000.000.000.000.000.000.000 IT-Geräte je ERDEN-BEWOHNER
Was hat das mit einer vernetzten Schule zu tun?
Zu einer Schule gehören Gebäude mit Haustechnik. Zur Haustechnik gehören die IT-Geräte.
Zu jedem (Schule-) Haus mit IT gehört ein Router ( Wächter ), der das Haus vor digitalen Eindringlingen schützen soll. IT-Sicherheit fängt bei einem guten Wächter ( Router ) an.
Wieso? Warum?
Beispiel: Pornos sind im Kindergarten mit IT wohl kaum altersgerecht.
Beispiel: In Grundschulen ist proprietäre Werbung nicht vorrangig.
Beispiel: Das Abgreifen von Absolventen-Profilen ( Time-Line ) bei Staatliche Hochschulen kann Firmen helfen, geeigneten Absolventen zu finden - schwer zu kontrollieren.
Beispiel: Jeder achtsame Hausherr hat wohl bei seinem Fernseher bemerkt, dass der Smart-TV ohne sichtbare Zustimmung vom Router automatisch das WLAN-Passwort holt.
Jeder achtsame Hausherr hat möglicherweise bemerkt, dass von Anfang an viel proprietäre Software von Dritten auf dem Smart-TV installiert sind. Auch wenn der Hausherr diese vorinstallierten Dienste (alle von Global-Playern) nicht braucht, so hat er keine Möglichkeit diese "Datensammler" zu löschen.
Die Komplexität von modernen IT-Geräten führt zu wahrlich vielen Geräte-Parametern.
Der Nutzer ist dankbar, "wenn das Ding" (endlich) gut funktioniert.
Die Voreinstellungen von IT-Geräten ( Default-Einstellung, Standardeinstellung ) ist meist durchgängig ( "proprietären Voll-Durchgriff" ).
Die Router-Entwicklungen kennen heute Mesh und Optionen, die z.B. den "voll durchgreifenden Router-Betrieb" und/oder den lokalen Betrieb ohne Netz und/oder geschützt Router-Partitionierungen je Lehrer.
Welche zukunftsfähige Router-Konzept-Empfehlungen gibt das BSI den Landesherrn, den Schulen? Gibt es mit abgestimmten EU-Konzepten neue Synergien?
Welche Schul-IT ist EU-weit angemessen?
Welche BSI-Empfehlungen fördern die notwendigen Entwickler-Innovationen?
Wie können digitale Hilfsmittel Bildungsprozesse und
Geisteswissenschaften unterstützen?
Welche einfachsten Schule-Regeln dienen dem IT-Einsatz? ...mit EU-Einbettung?
Beispiele :
Lehrer und Klasse sind ein kooperatives Team.
Nur interessiert Lehrer machen mit ( auch Geisteswissenschaften ).
Der Klassenlehrer*in verantwortet den sinnvollen Einsatz der IT-Werkzeuge.
Der Klassenlehrer*in aktiviert/erweitert die IT-Werkzeuge, startet und beendet.
Der Lehrer aktiviert die IT-Werkzeuge und den Start.
Alle Schüler-Mitmach-Daten sind anonym.
Der Lehrer kann anonyme Schüler-Mitmach-Daten löschen.
Schüler-Mitmach-Daten sollten nicht leichtfertig mit Prüfungen verknüpft werden.