Heute Nachmittag stehen sie fest: die elf neuen Exzellenzuniversitäten.
DIE UNIVERSITÄT STUTTGART zittert im universitätseigenen Beach Club, die TU Dresden lädt zur Live-Übertragung in einen Festsaal, inklusive Oberbürgermeister und Ministerpräsident. Danach sei gemeinsames Feiern angesagt "oder Bewältigen am Grill". In Hamburg trifft man sich vor der Leinwand in der Cafeteria, im Erfolgsfall, heißt es, seien für eine kleine Party "alle Vorkehrungen" getroffen. Auch hier hat sich mit dem Ersten Bürgermeister der Regierungschef angekündigt. Die Berliner Verbund-Universitäten haben sich in der Urania eingemietet. Man will zusammen die Pressekonferenz aus Bonn anschauen, danach gibt es auf jeden Fall ein Buffet, Charité-Chef Einhäupl legt auf, FU-Präsident Ziegler ebenfalls, und auch Wissenschaftsstaatssekretär Krach hat ein paar Platten angekündigt. Motto: "Sekt oder Selters".
Voraussichtlich gegen 16 Uhr, eventuell auch früher, wird es ernst, wenn Bundesforschungsministerin Anja Karliczek, Bremens Wissenschaftssenatoren Eva Quante-Brandt, die Wissenschaftsratsvorsitzende Martina Brockmeier und der DFG-Präsident Peter Strohschneider die Gewinner im Exzellenz-Finale bekanntgegeben. Doch die meisten der 19 Kandidaten-Universitäten haben beschlossen, so oder so zu feiern: sich selbst, den Wettbewerb und vor allem alle Wissenschaftler, die an den Anträgen mitgearbeitet haben.
Elf der 19 Kandidaten werden voraussichtlich den Elite-Titel erhalten. Seit Dienstagmorgen hatten die Mitglieder des sogenannten Expertengremiums zusammengesessen und die Konzepte der Bewerber bewertet. Gestern Abend dann hatten sie der Politik eine Ampel-Liste mit ihrem Votum präsentiert. Heute früh ab neun Uhr beraten Wissenschaftler und Wissenschaftsminister gemeinsam in der Exzellenzkommission – und stimmen ab. Das genaue Prozedere der Entscheidungsfindung habe ich hier beschrieben.
Im Tag vor der Entscheidung hatten Studierendenvertreter von zehn Bewerberuniversitäten das Aufmerksamkeitsfenster genutzt, um mit einer gemeinsamen Pressemitteilung gegen den Exzellenz-Wettbewerb zu protestieren. "Einige Universitäten freuen sich über die zusätzlichen Mittel und den Titel, viele werden leer ausgehen", schrieben die Studierendenschaften aus Freiburg, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Kiel, Tübingen, der FU und HU Berlin und der TUs aus Braunschweig und Dresden. "Ganz gleich, wie der Einzelfall entschieden wird – wir lehnen die Exzellenzstrategie nach wie vor bestimmt ab."
Es sei Zeit, diesem sinnlosen Wettbewerb ein Ende zu setzen. Nathalie Schmidt vom StuRa der TU Dresden zum Beispiel warnte, einige wenige "exzellente" Universitäten kämen nun eine "massive finanzielle Unterstützung, während der Rest mit enormen finanziellen Problemen kämpfen muss. Es entsteht ein 2-Klassen-System." Dabei sei die Breite der Forschungslandschaft gerade eine Stärke, "der man sich hier beraubt."
Die elf Exzellenzuniversitäten und -verbünde können für die nächsten sieben Jahre mit einer jährlichen Förderung von insgesamt 148 Millionen Euro rechnen, pro erfolgreichen Antrag ergibt das 10 bis 15 Millionen Euro pro Jahr, Universitätsverbünde bekommen zwischen 15 und 28 Millionen Euro jährlich bewilligt.
Den Live-Stream der Pressekonferenz, die gegen 16 Uhr stattfinden soll, finden Sie hier.
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Mirjam Müller, Universität Konstanz (Freitag, 19 Juli 2019 17:55)
Lieber Herr Wiarda,
ich bin über Ihren Satz "Doch die meisten der 19 Kandidaten-Universitäten haben beschlossen, so oder so zu feiern: sich selbst, den Wettbewerb und vor allem alle Wissenschaftler, die an den Anträgen mitgearbeitet haben." gestolpert. Hier geraten die Hunderte Mitarbeiter*innen in Wissenschaftsmanagement und Verwaltung aus dem Blick, die die letzten zwei Jahre ihre Expertise in Hochschulstrategie und -management und großes zeitliches Engagement eingebracht haben, um die Universitätsstrategien mitzugestalten und in formgetreue Anträge zu gießen. Gerade heute verdienen auch wir die Anerkennung unserer Universitäten und der Presse.
An alle Kolleg*innen - unabhängig vom Ergebnis: Well done!
Jan-Martin Wiarda (Freitag, 19 Juli 2019 17:58)
Liebe Frau Müller, damit haben Sie selbstverständlich Recht. Bitte entschuldigen Sie die Auslassung, die nicht gerechtfertigt ist. Vieles hing und hängt an den MitarbeiterInnen in Verwaltung und Forschungsmanagement!
Viele Grüße Ihr J-M Wiarda