Der Aufsichtsrat spricht nach Rückzug von Grüters-Kieslich und der kaufmännischen Direktorin Gürkan von "Generationswechsel" an der Spitze des Klinikums. Die Hauptverantwortung an der Affäre trage aber Christof Sohn.
DIE HEIDELBERGER HEISCREEN-AFFÄRE zieht weitere personelle Konsequenzen nach sich. Die Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums, Annette Grüters-Kieslich, hat heute ihren vorzeitigen Rücktritt angekündigt, ebenso die kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan. Der Aufsichtsrat habe die Mitteilungen "mit Respekt entgegengenommen", hieß es.
Grüters-Kieslich sagte, sie habe ihr Amt mit großer Freude ausgeübt. Doch habe man als Vorstand besonders in der Krise nicht konzertiert genug agiert. "Ich bin fest davon überzeugt, dass ein schlichtes "Weiter-so" für das Universitätsklinikum Heidelberg in der heutigen Zeit nicht in Betracht kommen darf. Wir brauchen daher für das Universitätsklinikum Heidelberg Strukturreformen." Diese Veränderung einzuleiten, werde die wichtigste Aufgabe des neuen Leitungsgremiums sein.
Der Aufsichtsrat betonte, die Rücktritte machten den Weg frei für einen Generationswechsel an der Spitze des Universitätsklinikums", den das Gremium mit seinen heutigen Beschlüssen eingeleitet habe. Die Aufsichtsratsvorsitzende Simone Schwanitz, Abteilungsleiterin im baden-württembergischen Wissenschaftsministerium, dankte Grütters-Kieslich. Sie habe in ihren gut zwei Jahren in Heidelberg "zentrale Impulse für die Stärkung des Universitätsklinikums in Forschung, Lehre und Krankenversorgung gesetzt". Zu Gürkan, die ihr Amt 16 Jahre lang ausübte, sagte Schwanitz, sie habe das Klinikum maßgeblich geprägt und durch mutige Entscheidungen wichtige Grundlagen für künftige Erfolge gelegt."
Grüters-Kieslich wird das Amt zum 31. Oktober abgeben, Gürkan bereits zum 31. Juli. Hartmut Masanek, bisher Geschäftsbereichsleiter Finanzen, wurde vom Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung zum neuen Stellvertretenden Kaufmännischen Direktor ernannt. Er werde die Aufgaben Gürkans ab sofort kommissarisch übernehmen.
Der Aufsichtsrat teilte in seiner heutigen Stellungnahme mit, das Klinikum stehe vor großen Herausforderungen: "Nach Vorlage der Berichte der externen unabhängigen Kommission wie auch der
universitären Kommission für gute wissenschaftliche Praxis müssen entsprechende Folgerungen gezogen und notwendige Änderungen umgesetzt werden." Die wirtschaftliche Situation bleibe schwierig,
Vertrauen müsse erneut gestärkt werden.
Auch ernannte der Aufsichtsrat den Virologen Hans Georg Kräusslich zum neuen nebenamtlichen Vorstandsmitglied des Klinikums. Er werde als Stellvertreter des erst vergangene Woche ebenfalls zurückgetretenen Dekans Andreas Draguhn dessen Amtsgeschäfte bis zum Ende der aktuellen Wahlperiode übernehmen.
Im Zusammenhang mit den Rücktritten betonte der Aufsichtsrat, seiner Auffassung nach liege die Hauptverantwortung für das HeiScreen-Desaster "bei demjenigen Wissenschaftler..., der ohne entsprechende Grundlage durch eine Medienkampagne haltlose Versprechungen verbreitet hat." Gemeint ist Frauenklinik-Chef Christof Sohn. Der ist übrigens weiterhin in Amt und Würden.
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