Die Wahl des neuen Göttinger Unipräsidenten rief empörte Professoren auf den Plan und führte zu einer Konkurrentenklage. Jetzt zieht der designierte Hochschulchef Konsequenzen.
Auditorium der Universität Göttingen. Foto: Daniel Schwen "Auditorium Universität Göttingen" - CC BY-SA 2.5
WÄHREND DEUTSCHLANDS HOCHSCHULSZENE über die umstrittene Göttinger Präsidentenwahl diskutierte, war der designierte neue Unichef selbst auffällig still. Sascha Spoun befinde sich in Urlaub, war zu hören. Jetzt will der 50 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler sich offenbar doch zu Wort melden, ist aus Kreisen der Universität zu hören. Spoun werde noch heute Nachmittag bekanntgeben, dass er für das Amt des Göttinger Unipräsidenten nicht mehr zur Verfügung steht. Spoun zieht damit die Konsequenz aus den erbitterten Auseinandersetzungen um die Umstände seiner Wahl.
Im Juni hatte der Universitätssenat ihn mit großer Mehrheit zum Nachfolger der vorzeitig zurückgetretenen Ulrike Beisiegel gekürt, der Stiftungsrat hatte prompt zugestimmt. Geplanter Amtsantritt: 1. Januar.
Aktualisierung siehe unten:
Spouns Erklärung im Detail
Doch seitdem kochte die Stimmung an der Uni hoch. In einer Protestnote kritisierten 49 der rund 400 Göttinger Professoren das Wahlverfahren als "zutiefst illegitim", wobei nur vier der 49 Unterzeichner namentlich genannt wurden. Senat und Stiftungsausschuss hätten Bitten nach einer angemessenen öffentlichen Vorstellung Spouns vor der Wahl ignoriert. Es widerspreche demokratischen Usancen, dass ein einziger Kandidat nominiert worden sei, der zudem wesentliche Anforderungen der Stellenausschreibung nicht erfülle: Spoun sei kein international ausgewiesener Wissenschaftler.
Für Wirbel sorgte auch, dass nach der Wahl unter anderem in einer Uni-Pressemitteilung stand, Spoun habe bei der Findungskommission zunächst als Berater geholfen. Ein Missverständnis, beteuerten Universität und Stiftungsrat. Spoun, der die Leuphana Universität Lüneburg leitet, habe als aktiver Präsident anders angesprochen werden müssen, er habe als Kandidat aber keinerlei Wissensvorteile gehabt. Und anders als behauptet habe es vor der Wahl sehr wohl ein öffentliches Professorengespräch gegeben.
Doch der Konflikt spitzte sich weiter zu. Zwischenzeitlich berichteten mehrere Zeitungen bereits, das Verwaltungsgericht Göttingen habe die Ernennung Sascha Spouns gestoppt, wodurch sich das Gericht wiederum zu einer Richtigstellung gezwungen sah. Die Uni sei nach dem Eilantrag eines Mitbewerbers lediglich "gebeten worden", Spoun vorerst nicht zu ernennen. Bis zur Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Wahl und ohne rechtliche Bindung.
Anfang August hatten 30 Professoren eine Solidaritätserklärung für den Initiator der Konkurrentenklage unterzeichnet, der Hochschulverband sagte Prozesskostenbeihilfe zu. Erst kürzlich soll ein weiterer Bewerber die Mitwirkung am Verfahren beantragt haben.
Diese Entscheidung in dem Gerichtsverfahren entfällt nun nach der Absage Spouns, die Ausschreibung des Präsidentenamts wird voraussichtlich neu aufgerollt.
Seit Mittwochmorgen hatten sich die Hinweise auf einen Rückzug verdichtet. Am Vorabend hatte sich Mitglieder des Akademischen Senats informell getroffen, um über Konsequenzen aus der Konkurrentenklage zu beratschlagen.
Die Universität muss nämlich gegenüber dem Kläger und dem Gericht die Wahlentscheidung lückenlos dokumentieren, doch hatte die Findungskommission die Bewertung der einzelnen Kandidaten, die zur Nominierung Spouns führte, wohl nur unzureichend verschriftlicht. Zwar wäre es möglich gewesen, dass die Findungskommission jetzt noch Erläuterungen nachgeliefert hätte und die Wahl wiederholt worden wäre, doch das erschien der Mehrheit im Senat offenbar zu heikel. Was insofern pikant ist, weil zehn von 13 Senatsmitgliedern Spoun auf der vorliegenden Grundlage gewählt hatten.
Spouns bevorstehende Rückzugsankündigung kommt insofern als Reaktion auf das informelle Senatstreffen.
Wer glaubt, damit sei der Konflikt in Göttingen erledigt, irrt allerdings. Es ging die ganze Zeit um mehr als eine Personalie. Die Universität steckt in der Identitätskrise. Einerseits zählt Göttingen zur Top Ten der forschungsstärksten deutschen Universitäten, etwa wenn man die eingeworbenen Drittmittel betrachtet. 1737 eröffnet, ist man stolz auf die große Tradition, doch bei den Forschungswettbewerben der Gegenwart gab es Enttäuschungen in Serie: 2012 den Verlust des Titels "Exzellenzuniversität", 2017 und 2018 wurden nach und nach fünf von sechs Anträgen für sogenannte Exzellenzcluster aussortiert. Die eine Bewilligung reichte dann nicht einmal, um erneut ins Rennen um den Exzellenztitel gehen zu dürfen. Ulrike Beisiegel, seit 2011 Präsidentin, kündigte daraufhin ihren Rückzug an – und die umstrittene Wahl nahm ihren Lauf.
Doch nun befürchteten die Protest-Professoren, die zuvor auch Beisiegel kritisiert hatten, die Biochemikerin diene nun als Bauernopfer, damit sonst möglichst alles so weitergehen könne wie bisher – mit einer aus ihrer Sicht weitgehend machtlosen Professorenschaft, einem mächtigen Präsidium und einem übermächtigen Stiftungsrat, der die Präsidentin erst ins Amt gehievt und dann fallen gelassen habe. Weshalb die Protestler auch den Rückzug des Stiftungsratsvorsitzenden Wilhelm Krull forderten. Der hatte auch der von Senat und Stiftungsausschuss besetzten sechsköpfigen Findungskommission vorgesessen, die Spoun als einzigen Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen hatte. Spoun sei lediglich die Chiffre für dieses "Weiter so" einer gescheiterten Leitungskultur.
Ganz anders sahen das seine Fürsprecher: Der Wissenschaftsmanager werde die Uni wieder zu dem Erfolg zu führen, die ihrer wahren Klasse entspricht.
Nach dem heutigen Paukenschlag steht die Universität am Scheideweg. Am Freitag will der Senat sich zu einer offiziellen Sondersitzung treffen. Sie wird ein erster Stimmungstest, wie es jetzt weitergeht. Beisiegel hatte ihren Abtritt zuletzt sogar noch vorverlegt, auf Ende September. Danach sollte bis zum Amtsantritt Spouns die hauptamtliche Vizepräsidentin für Finanzen und Personal, Valérie Schüller, die Geschäfte führen. Dieses Interregnum dürfte nun länger als geplant werden.
Für Spoun ist das Ende seiner Göttinger Ambitionen doppelt bitter. Seine Amtszeit in Lüneburg läuft noch mehrere Jahre, doch hatte man sich dort auf seinen Weggang bereits eingestellt. Womit plötzlich noch eine zweite niedersächsische Universität in der Luft hängt.
Nachtrag um 15.20:
Jetzt ist Spouns persönliche Erklärung da. Sie kam eingebettet in eine Pressemitteilung der Leuphana-Universität. Diese trägt den Titel: "Sascha Spoun bleibt Präsident der
Leuphana Universität Lüneburg". Er stehe für das Amt des Präsidenten der Universität Göttingen nicht mehr zur Verfügung, heißt es dort, er habe über seine Entscheidung heute die Gremien beider Universitäten informiert. In Lüneburg sei er bis 2028 gewählt.
Spoun selbst erklärte laut Pressemitteilung, es habe ihn sehr geehrt, dass Senat und Stiftungsausschuss ihn mit großer Mehrheit zum Präsidenten der Universität Göttingen gewählt hatten. Seitdem habe er weitere Gespräche in der Universität führen können. "Diese haben einerseits nachdrücklich deutlich gemacht, welch großes Potential die Universität Göttingen für ihre weitere Entwicklung hat. Sie ließen andererseits aber auch erkennen, dass sich die Universität mit Blick auf ihr Selbstverständnis in einer schwierigen Lage befindet."
Mit großem Erstaunen habe er jetzt zur Kenntnis nehmen müssen, "dass es offenbar formale Fehler bei der Dokumentation einzelner Auswahlschritte gegeben haben soll und daher erhebliche Zweifel an der Rechtskonformität des Wahlverfahrens bestehen". Dies sei Spoun von der Universität Göttingen im Zusammenhang mit der beim Verwaltungsgericht Göttingen anhängigen Konkurrentenklage mitgeteilt worden. Spoun sagte weiter: "Wenn derart schwerwiegende Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Besetzungsverfahrens vorliegen, kann und will ich für dieses Amt nicht zur Verfügung stehen. Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass sich die Herausforderungen, denen sich die Universität gegenübersieht, nur bei großer Einigkeit über Ziele für die künftige Entwicklung und die Wege dorthin bewältigen lassen. Dies erscheint mir in der aktuellen Situation nicht gegeben. "
Mit seinem Schritt verbinde er auch die Hoffnung, dass die Universität einen Ausweg aus dieser für die sie schwierigen Situation zu finden.
Dann richtet sich Spoun direkt an die Leuphana: Er werde sich weiter "wie bisher mit aller Kraft und Kreativität für die Leuphana Universität Lüneburg einsetzen". Ihre dynamische Entwicklung in den vergangenen Jahren dürfe als erfolgreich angesehen werden. "Auch mit Blick auf die kommenden Jahre verfügt die Leuphana über ein enormes Potential, an dessen Entwicklung ich gemeinsam mit der Universitätsgemeinschaft weiterarbeiten werde.“
Der Stiftungsratsvorsitzende Wilhelm Krull sagte in einer ersten Reaktion laut Göttinger Tageblatt, die Lage in der Universität und auch im Senat habe zu Spouns Rückzug geführt. "Ich bedaure sehr, dass es soweit gekommen ist", sagte Krull. Vor dem Hintergrund der Vorkommnisse werde sich nun vermutlich kein externer Bewerber mehr für den Posten zur Verfügung stellen. Es müsse nun "wohl ein profiliertes Mitglied der Göttinger Universität übernehmen".
Unmittelbar nach Krull meldeten sich die vier namentlichen Unterzeichner der Protestnote zu Wort. Die Theologieprofessoren Reinhard Kratz, Martin Laube und Thomas Kaufmann sowie die Mathematikprofessorin Dorothea Bahns erklärten, nicht die Lage in der Universität sei für die Krise verantwortlich, "sondern die gravierenden Fehler im Verfahren und bei der Wahrung ihrer Kontrollaufgaben durch Findungskommission, Senat und Stiftungsausschuss Universität."
Den Stiftungsausschuss mit Wihelm Krull als auch der amtierenden Senat mit seinem Sprecher Miosge forderten sie zum Rücktritt auf. Sie sollten "zu ihrer Verantwortung zu stehen und den Weg so rasch wie möglich für den dringend nötigen Neubeginn frei zu machen".
Jan-Martin Wiarda (Montag, 26 August 2019 08:40)
Lieber Kommentatorinnen und Kommentatoren,
vielen Dank für die angeregte Debatte! Allerdings bitte ich bei aller Härte in der Sache um einen persönlich respektvollen Ton, der die Diskussionen in diesem Blog eigentlich (fast) immer auszeichnet. Ich mag es überhaupt nicht, moderierend eingreifen zu müssen.
Viele Grüße
Jan-Martin Wiarda
EhemaligerGöttinger (Sonntag, 25 August 2019 21:21)
Mein idealer Kandidat wäre jemand von der Statue von Max-Born gewesen, der Leute zusammenführt und auch ausserhalb der nichtgeschriebene Universitätsstatuten Akademikern aufgrund ihrer Fähigkeiten und nicht Titeln eine Bühne zu bieten, wie es mit der neuen Nürnberger Universität gedacht ist. Es wird hier viel zu viel Formalität mit ins Spiel gebracht. Mir gefällt der Name PräsidentIn auch nicht. Warum nicht mehr Uni-KanzlerIn? Das letztere hört sich weniger absolutistisch an.
Die Universität Göttingen war niemals eine Wirtschaftsuniversität und sollte sich auf ihre traditionellen Stärken besinnen. Dazu gehören Mathematik und Physik, die an der Uni vollkommen unterbesetzt sich. Zudem kann die Uni Göttingen erst gar nicht eine Exzellenzuni werden, weil einfach seit den 60iger Jahren die informatikfeindlichste Uni in Deutschland war. Zudem diese grauhaarige Miesepeter oder Professoren, die den akademischen Anstand zu ihren Gunsten verbiegen. Die Uni lebt hinter dem Mond.
Was dieser Herr Spoun da hätte machen können weiss ich sowieso nicht: wirtschaftliches Operations Research funktionert bei Unis sowieso nicht und in der Informatik hat er von Tuten und Blasen sowieso keine Ahnung. Allerdings hätte er so ein Paar Fachbereiche die ihre Fassaden hinter zuviel Efeu überwachsen liessen, dicht machen sollen und doch als Stiftungsuniversität Studiengebühren vom zahlungskräftigen Publikum verlangen sollen. Das bedarf Mut, die Herr Spoun offensichtlich nicht hatte.
Lorenz Busch (Donnerstag, 22 August 2019 21:44)
@tmg
In der Tat, Zweifeln gehört zum Handwerk.
Mir scheint nur, dass die Göttinger Professorenschaft vor lauter Zweifel am Ende etwas zu verkopft war ...
tmg (Donnerstag, 22 August 2019 19:50)
@Beobachter aus Hannover
Sie schreiben über Herrn Spoun:
''Aber er ist mit Sicherheit ein begnadeter Wissenschaftsmanager, der die Wege und Mittel zum Erfolg in grossformatigen Förderinitiativen beherrscht und kennt und dem ein Erfolg in solchen Formaten auch zuzutrauen ist (dass ihm dass in seiner jetzigen Lüneburger Perspektive nicht gelingen konnte, ist nicht seinen Fähigkeiten, sondern schlicht der Grösse der Institution geschuldet).''
Können Sie diese Einschätzung begründen? Ich vermute: nein. Ich kann nicht erkennen, und vermutlich sehr viele Kollegen aus Göttingen ebensowenig, wieso Herr Spoun fähig gewesen sein sollte, die Universität Göttingen zu Erfolgen bei grossen DFG-Formaten zu führen. Es erscheint naheliegend, dass die Kritik der 49 nicht nur auf formalen Fehlern beruht, sondern eben auch auf (begründeten) Zweifeln an den Fähigkeiten von Herrn Spoun.
Leopold Mießmann (Donnerstag, 22 August 2019 16:29)
Ihre Information, werter Herr Wiarda, es habe doch eine öffentliche Anhörung gegeben, ist wohl nicht korrekt. Das war eine Woche vor der Wahl eine Veranstaltung mit eingeladenen PI's größerer Forschungsverbünde, wo sich der Kandidat offenbar souverän verkauft hat. Im Übrigen ging es dem knappen Viertel der Professoren im direkten Vorfeld der Wahl v.a. genau um die Möglichkeit einer solchen - freilich öffentlichen - Anhörung. Dies wurde durch den Senat in anmaßender Weise ignoriert. Ein späteres Professorium hat diese (ziemlich arrogante) Haltung von Mitgliedern der Findungskommission leider bekräftigt. Man darf sich dann nicht wundern, wenn sich
dann bestimmte Dinge verhärten. Die Geschichte der GAU beweist übrigens, daß sie wirklich harte Brüche in der Geschichte verkraftet hat.
Bezüglich der Exzellenzinitiative hatte die Imboden-Kommission aus sehr guten Gründen empfohlenen, den unsinnigen Kampf um den Status "Exzellenz-Uni" einzustampfen. Stattdessen hätten die DFG-Statistiken, die Sie sinnvollerweise verlinkt hatten, gezeigt, wer über Jahre exzellente Forschung macht. (GAU auch ohne jegliche Ingenieure.) Man nehme die Liste von Leibniz-Preiträgern hinzu. Leider führt die von Politik und Medien veranstaltete "Exzellenz-Hatz" die Wissenschaft auf Irrwege und verbrennt verantwortungslos Zeit und Ideen der beteiligten Akteure. Aber man hat sie ja über die
W-Besoldung jederzeit am Gängelnband.
Beobachter aus Hannover (Donnerstag, 22 August 2019 10:48)
Sehr geehrter Herr Wiarda,
vielen Dank für Ihren Text, der einmal mehr Ihre grosse Kenntnis und Nähe zum deutschen Wissenschaftssystem beweist und vor allem Informationen auf sachlicher Grundlage wiedergibt. Dieser Text lässt mich aber auch kopfschüttelnd zurück.
Sascha Spoun ist sicherlich kein ausgewiesener internationaler Wissenschaftler. Aber er ist mit Sicherheit ein begnadeter Wissenschaftsmanager, der die Wege und Mittel zum Erfolg in grossformatigen Förderinitiativen beherrscht und kennt und dem ein Erfolg in solchen Formaten auch zuzutrauen ist (dass ihm dass in seiner jetzigen Lüneburger Perspektive nicht gelingen konnte, ist nicht seinen Fähigkeiten, sondern schlicht der Grösse der Institution geschuldet)..
Die Verhaltensweisen und anschliessende Kommunikation im Auswahlverfahren waren jedoch höchst unglücklich und zeugten weder von Professionalität (auf allen Seiten) noch Selbstbewusstsein bei den Akteuren.
Es ist nachvollziehbar, wenn sich jemand nur dann zur Wahl stellen möchte, wenn er sich seiner Wahl sicher sein kann. Das kann aber nur gelingen, wenn auf beiden Seiten eine gefestigte Institutionen bzw. Persönlichkeit stehen, die in der Lage sind, den erwartbaren Gegenwind auszuhalten.
So stand aber aus lauter Verlegenheit bereits kurz nach (oder auch schon vor ?) der Wahl eine unglückliche Kommunikation im Raum, die in widersinniger Weise begann, Fragen zu beantworten, die gar nicht gestellt worden sind. Dass die Sache dann schnell ein Geschmäckle bekommt, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Mein Eindruck: die Hauptakteure haben einen gewissen Gegenwind zwar erwartet, jedoch die Eigendynamik und Richtung der Entwicklung deutlich unterschätzt.
Das Fatale an der Sache: die gescheiterte Präsidentschaftswahl lässt nicht nur einen vakanten Posten und bereits im Vorfeld gescheiterten Präsidenten, sondern einen Trümmerhaufen zurück, der Jahre brauchen wird, um abgetragen zu werden. Was in dieser Hinsicht auch als unerwünschte Nebenwirkung von Exzellenzinitiative und Exzellenzstrategie gedeutet werden kann.
Das Interessante: ein Drama, welches in den Werken Beyles, Dostojewskis oder Prousts nicht besser hätte vorkommen können.
KeinStudent (Donnerstag, 22 August 2019 09:42)
Vor lauter Diskussion um das wie ein Präsident gewählt wird vergessen, was die Göttinger Universität braucht, Studenten die gerne kommen und studieren wollen. Keinen verwissentschaftlichten professoralen Professor aus den internen Reihen, der vor lauter verhätschelten Professoren, die Studenten nicht mehr sieht. Die Universitäten des 21. Jahrhunderts braucht einen Managertyp, die eine Universität mit über 30.000 Studenten, 6000 Mitarbeitern und über 400 Professoren führt und mit Millionen-Budgets umgehen muss. Genauso wie mit den Plagiaten, warum passiert das? Die Auswahl, Begleitung und Überprüfung hat gefehlt. Trotz fehlerhaftem Auswahlverfahren, Spoun wäre der richtige gewesen, das hat er in Lünbeburg bewiesen.
Lorenz Busch (Mittwoch, 21 August 2019 23:22)
Ein passendes Bonmot, was mir zu der Sache einfällt::
"Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren"
Von der Wissenschaftsadministration in den Bundesländern ist zu wünschen, endlich zeitgemässe Besetzungsverfahren für Universitätsvorstände, die im Bedarfsfall auch Sonderwege erlauben, zu schaffen. Die akademische Selbstverwaltung wird deswegen nicht zugrunde gehen.
Der altehrwürdigen GAU bleibt zu wünschen, dass sie noch rechtzeitig vor der nächsten Exzellenzrunde im 21. Jahrhundert ankommt.
Edith Riedel (Mittwoch, 21 August 2019 22:22)
Frauke Hamann, niemand, natürlich. Wer sonst?
Hamann, Frauke (Mittwoch, 21 August 2019 19:11)
Es handelt sich immerhin um eine staatliche Universität, die sich offenbar gravierende Verfahrensfehler in einer so prominenten Angelegenheit erlaubt hat. Wer wird dafür die Verantwortung übernehmen?
McFischer (Mittwoch, 21 August 2019 14:48)
Da sind Sie ja gut informiert, Herr Wiarda, Respekt!
Die Uni Göttingen: der Weg der letzten Jahre relativ erfolglos (wobei die Exzelleninitiative ja bei Weitem nicht der absolute Maßstab ist), auch etwas blass im Profil, halt eine Traditionsuni in der Provinz wie andere auch (Marburg, Tübingen...), aber ohne Besonderheiten, ohne Strahlkraft, mehr Tradition als Aktion. Die Weltforschung findet noch am ehesten in den kleinen Fächern und den lokal benachbarten Max-Planck-Instituten statt.
Spoun wäre da einfach der Versuch gewesen, etwas Neues zu wagen. Riskant, aber interessant. Vielleicht auch mal neue Ideen im Bereich Studium und Lehre, in Lüneburg hat er es vorgemacht.
Wenn es schlecht kommt, folgt in der neuen Wahl eine Präsidentin/ein Präsident, der den protestierenden Professor_innen nicht auf die Füße tritt, die Macht den Fakultäten (wieder) überlässt. Wäre schade!