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Zehn Jahre lang aufs falsche Pferd gesetzt

Die 2009 gestartete Software hinter der Online-Studienplatzvergabe DoSV ist nicht mehr zu retten, bescheinigen Experten der zuständigen Stiftung für Hochschulzulassung. Und sie prophezeien: Das Provisorium für Medizin-Bewerbungen wird nicht zwei Jahre dauern, sondern fünf. Ein Offenbarungseid für Wissenschaftsminister und Hochschulen.

Screenshot der Startseite von Hochschulstart.de

DAS BUNDESVERFASSUNGSGERICHT HAT den Ländern verordnet, die Medizin-Studienplatzvergabe von 2020 neu aufzustellen, doch jetzt ist klar: Das dafür nötige Provisorium bei den Online-Zulassungsverfahren wird deutlich länger dauern als bislang politisch versprochen.

 

Der IT-Beirat der zuständigen Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) kommt in einem internen Bericht an den SfH-Stiftungsrat zu dem Ergebnis, dass selbst im günstigen Falle die Fertigstellung der endgültigen Software bis zum Sommersemester 2025 dauern wird. Noch im September hatte der KMK-Hochschulausschuss das politische Versprechen bekräftigt, die Übergangsregelung auf dem Online-Portal "Hochschulstart.de" nach zwei Jahren auslaufen zu lassen. Das Provisorium beschränkt die Hochschulen in ihren Auswahlmöglichkeiten, vor allem aber sahen die Ministerien darin ein unschönes Symbol für den vom Verfassungsgericht verordneten Neustart.

 

Mit ihrem Beschluss im September hatten sich die Ministerialbeamten  über Warnungen der SfH hinweggesetzt. Schon damals hatte die Stiftung nämlich mitgeteilt, den ihr gesteckten Zeitplan voraussichtlich nicht halten zu können. Allerdings hatte sie nur von einem weiteren Jahr Entwicklungszeit gesprochen – nun sollen es drei Jahre mehr werden. Als verantwortlich sah die Stiftung nicht sich selbst, sondern die Politik: Bedingung für das Einhalten der Zwei-Jahres-Frist wären rechtzeitige politische Entscheidungen und eine Vereinfachung des Zulassungssystems gewesen – beides hätten die Wissenschaftsministerien nicht geliefert.

 

Die Stiftung für Hochschulzulassung ist
endlich dabei, sich ehrlich zu machen

 

Hat sich die Situation seit September nochmal so deutlich verschlechtert, oder wie ist die niederschmetternde Prognose des IT-Beirates zu erklären? Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Zum ersten Mal in der seit über zehn Jahren andauernden, von Pleiten geprägten Geschichte des sogenannten "Dialogorientierten Serviceverfahrens" (DoSV) ist die Stiftung dabei, sich mithilfe des erst vor kurzem eingerichteten IT-Beirats ehrlich zu machen. 

 

Und diese Ehrlichkeit tut weh, wie der Bericht der im Beirat vertretenen unabhängigen Experten zeigt. Dieser enthält nämlich noch eine weitere spektakuläre Empfehlung: Der Beirat hält die einst mit Millionenhilfe des Bundesbildungsministeriums entwickelte Software hinter dem DoSV für nicht mehr zukunftsfähig. Sie entspreche "nicht dem Stand der Technik", sie sei fehleranfällig, zu komplex, "fragil", "schwer wartbar" und "auf Dauer nicht ökonomisch betreibbar." Härter könnte das Zeugnis kaum ausfallen. Deshalb votieren die Experten auch für einen "progressiven Migrationspfad", was weniger verklausuliert bedeutet: Die nötige Software muss von Grund auf neu entwickelt werden.

 

Das ist ein hochschulpolitischer Hammer, bedeutet er doch, dass die Hochschulpolitik jahrelang aufs falsche Pferd gesetzt hat. Seit ihrer Programmierung blieb die Software stets hinter den Versprechungen zurück, die vorgesehene flächendeckende Anbindung der Hochschulen wurde gerade einmal für die sogenannten Einfach-Studiengänge (mit lokalen NCs) in Ansätzen erreicht, der große und komplexe Bereich der lokal zugangsbeschränkten Mehrfach-Studiengänge (vor allem nahezu alle Lehramt-Studiengänge) blieb praktisch außen vor, weil das DoSV deren Anbindung nicht verlässlich leisten konnte. Immer wieder vertröstete die Stiftung, versprach den baldigen Durchbruch – doch der kam nie. Währenddessen flossen Millionen an Entwicklungsgeldern in die Software – wieviel genau, dazu sind öffentlich keine Zahlen bekannt.

 

Die Software hat nie gehalten, was die
Stiftung über Jahre versprochen hatte 

 

Die SfH-Stiftungsratsvorsitzende, Brandenburgs scheidende Wissenschaftsstaatssekretärin Ulrike Gutheil, sagte auf meine Anfrage, der Bericht der "enorm kundigen Experten im IT-Beirat" habe im Ergebnis ihr "Bauchgefühl leider bestätigt". Aber mit "dieser schonungslosen  und notwendigen Bestandsaufnahme" wisse man nun, was zu tun sei, und das sei "auch eine große Chance." 

 

Dass die Stiftung sich nun endlich zu einem guten Stück ehrlich macht, hat zwei Gründe. Der erste: besagtes Medizin-Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das grundlegende Auswirkungen auf die bundesweit zentral vergebenen Studienplätze (Human-, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie)  hat. Die dafür nötigen Änderungen am DoSV wurden von den externen IT-Experten jedoch als so gravierend eingestuft, dass der mit ihnen verbundene Aufwand angesichts der schon bestehenden Mängel bei den (lokal vergebenen) Einfach- und Mehrfachstudiengängen irrsinnig hoch gewesen wäre und, siehe oben, noch dazu nicht zukunftsfähig. Denn jede weitere Neuerung danach wäre wieder mit enormen Kosten verbunden gewesen. Doch, wie der IT-Beirat in seinem Papier betont, "Technologien ändern sich laufend", und die Software sei "laufend aktuell zu halten".

 

Der zweite Grund für die Flucht nach vorn: Vergangenes Jahr hatten die Länder auf Initiative Gutheils endlich die lange überfällige grundsätzliche Neuausrichtung der Stiftung beschlossen – mit neuen Gremien, darunter dem IT-Beirat, und mit einer neuen Geschäftsführung. Seitdem ist die Stiftung, wiederum unter Gutheils Federführung, die seit zwei Jahren als Stiftungsratsvorsitzende fungiert, mit der Aufarbeitung der Fehler der Vergangenheit beschäftigt.

 

Vorsitzender des fünfköpfigen Beirats ist der Karlsruher Informatik-Professor Wilfried Juling, der über viele Jahre als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Forschungsnetzes fungierte und Chief Information Officer (CIO) des Karlsruher Instituts für Technologie war. Weitere Mitglieder sind der Vizepräsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Arndt Bode, der Chemnitzer TU-Professor und Experte für "Verteilte und selbstorganisierende Rechnersysteme", Martin Gaedke, die IT-Expertin Simone Rehm, die im Rektorat der Universität Stuttgart die Funktion des CIO innehat, sowie der Informatik-Professor Ramin Yahyapour, Geschäftsführer der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen, einer gemeinsamen Einrichtung der Göttinger Universität und der Max-Planck-Gesellschaft. "Meine Kollegin, meine Kollegen und ich, wir freuen uns darauf, durch strategische Überlegungen und Empfehlungen zur Entwicklung eines Service-Verfahrens zur Hochschulzulassung beitragen zu können, das zukunftssicher und nachhaltig ausgestaltet ist", hatte Juling bei der Einrichtung des Beirats vor genau einem Jahr gesagt – und spätestens jetzt ist klar, wie ernst gemeint diese Ansage war.

 

Der Bericht des Beirats und Julings Vortrag vor dem Stiftungsrat, in dem Vertreter der Bundesländer und der Hochschulen sitzen, müssen eindrücklich gewesen sein – so eindrücklich, dass das Gremium dem Beirat vor zwei Wochen grünes Licht gab, an der nötigen Strategie für eine neue Software-Architektur weiterzuarbeiten. Wodurch Stiftungsratsvorsitzende Gutheil ihre Linie bestätigt sieht. "Ich sage es immer wieder, wir müssen die Komplexität herausnehmen und die IT- Verfahren standardisieren und beherrschbar machen." Die Aufgabe sei "ziemlich simpel: "Wir wollen unseren Studierenden den Einstieg in die Hochschulen so einfach und zeitgemäß wie möglich machen . Das heißt mit wenigen Klicks, mobil und wenig Bürokratie." 

 

Hätten die Ministerialbeamten nicht viel
früher die Notbremse ziehen müssen?

 

Vor allem für viele der Ministerialbeamten, die teilweise seit zig Jahren im Stiftungsrat sitzen, kann das dennoch keine einfache Entscheidung gewesen sein – bedeutete sie doch genau genommen ein Eingeständnis des eigenen Scheiterns. Hätten sie angesichts der regelmäßig wiederkehrenden Hiobsbotschaften aus der Stiftung, dass es bei der DosV-Implementierung hakte, nicht viel früher die Notbremse ziehen müssen? Haben sie sich zulange durch die immer neuen Vertröstungen aus der Chefetage der Stiftung einwickeln lassen?

 

Fest steht: Die hochfliegenden Pläne von einst haben sich nie erfüllt. Das 2009 initiierte "Dialogorientierte Serviceverfahren" sollte das sich jährlich wiederholende bundesweite Zulassungschaos bei der Studienplatzvergabe beenden: Keine Bewerber mehr, die monatelang auf eine Zusage warten und dann mitunter leer ausgehen, während anderswo Plätze frei werden. 15 Millionen Euro spendierte Bundesregierung für die Entwicklung einer Software, die international Standards setzen sollte. Doch zehn Jahre danach hantieren die Hochschulen immer noch mit Überbuchungen, teilweise zig Nachrückverfahren und Studienplatzbörsen auf den letzten Drücker. Die Leittragenden des ewigen DoSV-Gemurkses waren und sind also vor allem die Studierenden.

 

Für weiteres Stirnrunzeln hatte dann im August 2018 gesorgt, dass mit der Medizin-Übergangslösung erneut dasselbe Unternehmen beauftragt wurde, das schon vorher Software-Dienstleister der Stiftung gewesen war und das die jahrelangen massiven technischen Probleme zumindest nicht hatte verhindern können. Doch die Stiftung teilte damals in einer "Freiwilligen Ex-ante-Transparenzbekanntmachung" mit, sie beabsichtige, "nach Ablauf von 10 Kalendertagen, gerechnet ab dem Tag nach der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung", die Berliner IT Service Omikron GmbH (ITSO) zu beauftragen, Volumen laut Aufgabenbeschreibung: 2,021 Millionen Euro. Und zwar ohne öffentliche Ausschreibung.

 

Dass das irgendwie ein Geschmäckle hatte, wussten freilich auch Verantwortlichen bei der Stiftung, und so schicken sie gleich noch eine ausführliche Erklärung hinterher: Das Übergangssystem diene "der kurzfristigen Umsetzung des Numerus clausus III-Urteils" des Bundesverfassungsgerichts. Der dadurch entstehende Zeitdruck sei so hoch, dass kein "Teilnahmewettbewerb" um die Ausschreibung möglich sei. Konkret führte die Stiftung die "Kombination der äußerst dringlichen, zwingenden Gründe" an, verbunden mit dem Umstand "dass nur das aktuell in die Entwicklung des DoSV eingebundene Unternehmen die tatsächlich-technischen Kenntnisse" habe, um die geforderte Leistung so kurzfristig erbringen zu können.

 

Es war, wenn man so möchte, der erste Offenbarungseid der Länder: Sie hatten sich über Jahre von einem einzigen Anbieter abhängig gemacht.

Auch insofern ist der Vorstoß des IT-Beirats, einen Schlussstrich unter das bisherige DoSV zu ziehen, als wichtiger Befreiungsschlag zu werten – dessen praktische Folgen jedoch noch abzuwarten sind. Theoretisch könnte sich ja auch ITSO erneut für die Neuentwicklung bewerben.

 

Die übrigens voraussichtlich weiter DoSV heißen wird, genauer: DosV 2.0. Die Kontinuität beim Namen kann man getrost als Versuch deuten, Außenstehenden Sand in die Augen zu streuen.

 

An den Hochschulen herrscht Unmut 

über das Software-Provisorium

 

An den Hochschulen macht sich derweil Unmut über das Software-Provisorium breit. Die vor dessen Implementierung notwendige Verfahrenssimulation hatte vor zwei Wochen ohnehin extrem spät begonnen. Hinzu kam, dass die Stiftung den Hochschulen in einem internen Schreiben mitteilte: Die Simulation, die Funktionsfehler vorzeitig aufdecken soll,  müsse "ausnahmsweise pausieren", und zwar vom 14. November bis zum 8. Dezember. Grund sei, dass das Medizinportal in Absprache mit den Ländern am 1. Dezember geöffnet werde. "Diese Pause und die damit verbundene Ausdehnung in den Dezember hinein sind leider notwendig, da wegen der Portalöffnung personelle Ressourcen der Stiftung für Hochschulzulassung für das Echtverfahren gebunden sind."

 

Im Klartext: Das Portal geht online, bevor die Simulation abgeschlossen ist, und sie wird dann im Nachhinein, während das Portal bereits online ist, fortgesetzt. Zwar versichert die Stiftung den Hochschulen, "dass die Simulation für alle Phasen jeweils rechtzeitig vor der entsprechenden Produktivphase stattfindet, so dass Erkenntnisse aus der Simulation noch in das Produktivverfahren einfließen können." Soll heißen: Die Simulation ist dem tatsächlichen Stand im Bewerbungsverfahren immer ein paar Tage voraus – trotzdem halten Zulassungsexperten an den Hochschulen diese Vorgehensweise für außerordentlich ungewöhnlich. "Auf Kante genäht ist dafür gar kein Ausdruck", sagt einer und fragt: Wen werden die Bewerber eigentlich verantwortlich machen, wenn die Zulassung nachher technisch in die Knie gehen sollte? "Im Zweifel", sagt er, "sind dann wir Hochschulen dran."

 

Dran wären dann auf jeden Fall auch die Bewerber. Doch in der Stiftung gibt man sich optimistisch. Das Provisorium werde schon funktionieren. "Es gibt viel zu tun, aber der Weg liegt jetzt klar vor uns", sagt Stiftungsratsvorsitze Ulrike Gutheil, die am Mittwoch ihr Amt als Staatssekretärin abgibt und damit auch den Vorsitz im Stiftungsrat. Was soll sie auch sonst sagen. 

 

Auf der Stiftungs-Website "Hochschulstart.de" wird bereits verkündet: "Es ist so weit." Im Sommersemester 2020 "greifen Reformen für die Vergabe von Studienplätzen für bundesweit zulassungsbeschränkte Studiengänge – und auch die bisher strikt voneinander getrennten Bewerbungsprozesse für bundesweit und örtlich zulassungsbeschränkte Studiengänge sind nun miteinander verschränkt." Ab sofort sei das DoSV-Bewerbungsportal "der zentrale Ausgangspunkt jedweder Bewerbung via Hochschulstart." Am Ende folgt noch der Satz: "Das Team von Hochschulstart wünscht Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Bewerbung!"

 

Ein Wunsch, der mit Bericht des IT-Beirats im Hintergrund unfreiwillig komisch klingen muss. Immerhin: Die Bilanz der Experten lässt hoffen, dass dies das letzte Kapitel nach einem Jahrzehnt DoSV-Chaos wird. Wenn denn die Stiftung tatsächlich alle daraus nötigen Schlussfolgerungen zieht. Und wenn dann auch die Neuentwicklung klappt. Zwei enorm große Wenns. Aber selbst das macht die Chancen auf ein Gelingen höher, als sie in den vergangenen zehn Jahren je waren. 


Krise als Normalzustand

Die Politik und die Pannengeschichte von DoSV:
eine Artikel-Auswahl.

 

Bitte ratifizieren Sie jetzt!

In drei Monaten soll die neue Medizin-Studienplatzvergabe starten, doch bislang haben nur drei Bundesländer den dazu nötigen Staatsvertrag offiziell bestätigt. Droht ein chaotischer Übergang? (02. September 2019) >>> 

 

Nach zehn Jahren immer noch im Aufbau 

Seit 2009 soll das DoSV die Studienplatzvergabe revolutionieren. Die NC-Neuregelung in Medizin legt nun erneut alle Schwächen der Digital-Plattform offen. (27. Dezember 2018) >>>

 

"Äußerst dringliche, zwingende Gründe"

Seit Jahren arbeitet die staatliche Stiftung für Hochschulzulassung mit einem Berliner Privatunternehmen zusammen und leidet trotzdem unter einem Software-Chaos. Jetzt vergibt sie einen neuen Millionenauftrag – wieder an dieselbe Firma. (12. September 2018) >>>

 

Länder und Hochschulen beschließen Neuausrichtung der Stiftung für Hochschulzulassung

Der bisherige Geschäftsführer wird mit sofortiger Wirkung abberufen, eine neue Gremienstruktur soll mehr Effektivität bringen. (31. Mai 2018) >>>

 

So geht es nicht weiter

Karlsruhe hat sein Urteil zum Numerus Clausus im Medizinstudium verkündet. Mit weitreichenden Folgen für die künftige Vergabe von Studienplätzen. (19. Dezember 2017) >>>

 

Krise bei "Hochschulstart.de": Politik will offenbar handeln

Die ehemalige ZVS produziert seit Jahren eine Panne nach der anderen. Nach dem jüngsten Fiasko bei der Online-Studienplatzvergabe planen die Kultusminister Konsequenzen. Am Mittwoch treffen sich ihre Amtschefs zur Sondersitzung. (12. Dezember 2017) >>> 

 

Chaos 2.0

Mangelhafte Projektsteuerung und fehlende Expertise: Internen Gutachten zufolge scheitert die Stiftung für Hochschulzulassung erneut am eigenen Zeitplan. Endlich reagiert die Politik. (23. Januar 2017) >>>

 

Nur 19 Prozent der möglichen Studiengänge integriert: Kultusminister schlagen Alarm bei digitaler Studienplatzvergabe DoSV (29. September 2016) >>>

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Kommentare: 11
  • #1

    Ruth Himmelreich (Dienstag, 19 November 2019 10:28)

    Der Geburtsfehler der ganzen Misere war, dass man sich damals nicht getraut hat, die alte ZVS abzuwickeln und eine neue Organisation aufzubauen. NRW hat damals heftig Lobbyarbeit betrieben, damit es die mit bekannt schwierigem Personal besetzte ZVS machen durfte. Entsprechend wurde es dann auch, da braucht sich niemand wundern. Die Zeichen standen an der Wand, aber die KMK hat sie nicht sehen wollen.

  • #2

    Edith Riedel (Dienstag, 19 November 2019 16:49)

    Es stellt sich doch die Frage, ob es überhaupt möglich ist, eine effiziente, benutzerfreundliche Software zu programmieren, wenn am Ende des Tages für jede einzelne Universität eine maßgeschneiderte Schnittstelle zur jeweils hausgestrickten Lösung bezüglich der Studienplatzvergabe erarbeitet werden muss. Da kann am Ende nur Chaos entstehen.

  • #3

    Egal (Dienstag, 19 November 2019 18:47)

    Die SfH segelt mittlerweile wieder im Fahrwasser der ZVS. Die Wünsche der Hochschulen sind egal, die Wünsche der Bewerber/innen ohnehin.

    Und die Software ist mittlerweile ein Flickenteppich Berliner Prägung. Fragen nach Standardisierung sind eigentlich überflüssig, wenn die Berliner Entwicklungsleitung es nicht hinbekommt, Schnittstellen für die Hersteller verbindlich zu definieren.

    Was jedoch im Text sehr schön gezeigt wird: das Versagen der Aufsichtsorgane. Die internen Probleme in Dortmund und Berlin wurde jahrelang ignoriert, die fragwürdige Verquickung des externen Berliner Partners mit einzelnen Personen in Dortmund wurden ignoriert, die üble Vetternwirtschaft bei Stellenbesetzungen in der SfH wurde ignoriert und letztlich auch die technischen Fehlentwicklungen.

    Und leider ist die neue Leitung nach interessantem Start auch wieder abgetaucht: die Berliner Entwicklung kann machen was sie will, die Dortmunder haben gar nichts mehr zu sagen. Und mit einander sprechen dürfen Berlin und Dortmund nur indirekt über den Berliner Entwicklungsleiter. So führt man weder ein Projekt zum Erfolg noch löst man so Probleme.

  • #4

    Berliner Flughafen (Dienstag, 19 November 2019 20:54)

    Es ist schon unglaublich: Den Hochschulen wird aufgenötigt, wirklich jede Kleinigkeit auszuschreiben und Vergaberecht einzuhalten - und eine staatliche Einrichtung (!) vergibt einfach - mir nichts Dir nichts - einen Auftrag für Software an eine solche Firma! Da frage ich mich doch, wer hat das veranlasst!?
    Gab es keine Qualitätskontrolle? Wer ist das Projektmanagement? Wenn es wirklich kracht, werden sich unangenehme Fragen stellen...

  • #5

    Steffen Prowe (Dienstag, 19 November 2019 21:58)

    Das Schlimme daran ist, dass neben den Studierenden auch die Hochschulen dieses Chaos ausbaden dürfen. Und jedes Semester mit z.T. unterdimensionierter Verwaltung das ganze auffangen sollen. Was zu Verzug und Ärger führen wird, der natürlich nicht beim Verursacher (Wiss.minister + KMK) landet, sondern am Tresen der Studienverwaltungen. Gleichzeitig wurden die Hochschule genötigt das System zu nutzen, obgleich längst nicht alle Standorte als auch (Konkurrenz)Studiengänge teilnahmen. Was deswegen eben auch zu Dopplungen der DoSV- und Direktbewerbungen führte. Und damit das eigentliche Ziel, eine alte ZVS aufzubauen um Studienplätze möglichst weitgehend zu besetzen, ad absurdum führte.
    Es ist schon äußerst ärgerlich wie wenig Energie und Konsequenz und erst recht € in Bildung gesteckt werden und auf der anderen Seite im Vergleich x Mrd € nicht abgeholt werden (zB bei CumEx).
    Und dieses Versagen beim DoSV ist ein Offenbarungseid bzgl der Digitalisierung. In NL bspw ist alles sauber geklärt https://www.expatica.com/nl/moving/visas/ und einfach, sogar vieles online möglich. Nur hier rennen alle an den Hochschulen und Meldeämtern noch mit Papier hin & her, und das tagelang. Es ist wirklich unerträglich.

    Die KMK möge konsequent Mrd € aus dem Bundeshaushalt locker machen und Profis beauftragen, gerne auch von den Europäischen Partnerländern. Sonst wird das in x Jahren nichts!

  • #6

    Jan-Martin Wiarda (Freitag, 22 November 2019 08:16)

    Ich erinnere an meine Bitte, die Netiquette einzuhalten. Kritik zur Sache ist erwünscht, aber bitte nicht in persönlich verletzender Form gegen einzelne Akteure. Ich behalte es mir insofern vor, einzelne Sätze aus Kommentaren zu entfernen. Den Betreffenden steht es natürlich frei, mich direkt zu kontaktieren, um geeignete Lösungen zu finden. Vielen Dank für Ihr Verständnis!

  • #7

    Its so easy (Freitag, 22 November 2019 09:28)

    Spannend ist, warum erst jetzt die Rolle der Itso thematisiert wird. Die hier erwähnte „Ausschreibung“ ist ja nicht die einzige. Im Gegenteil: fast acht Jahre hat dieses Unternehmen Zugriff auf Ressourcen, Informationen und letztlich auch das Geld der SfH.

  • #8

    Jan-Martin Wiarda (Freitag, 22 November 2019 10:00)

    @Its so easy
    Ganz so neu ist das mit Itso hier im Blog nicht:
    https://www.jmwiarda.de/2018/09/12/äußerst-dringliche-zwingende-gründe/

    Viele Grüße!

  • #9

    Vetternwirtschaft (Samstag, 23 November 2019 07:21)

    Die Itso ist tiefer in der Sfh verwurzelt weil sie das Dosv konzipiert hat und der aktuelle Leiter der Sfh Entwicklung von der Itso stammt und die QS die Itso inne hat. Vetternwirtschaft die seines gleichen sucht. Wir aus Dortmund werden bei Anforderungen übergangen und die Entwickler machen was sie wollen. Wir wissen bei Änderungen im Dosv so wenig wie unsere Hochschulen und könne Fragen der Hochschulen nicht beantworten. Das sollten sie Herr Wiarda mal nachforschen!

  • #10

    Besorgte Hochschule (Samstag, 23 November 2019 10:06)

    Was ich hier lese öffnet mir als besorgte Hochschule die Augen. Ungeheuerlich wie abhängig sich die Sfh von dieser Firma Itso gemacht hat. Hinzukommend prahlt diese Itso auch noch damit

    https://www.itso-berlin.de/index.php?id=13

    Wie konnte es nur soweit kommen? Was sagen die Verantwortlichen hierzu? Wer haftet dafür wenn das Dosv im SS20 scheitert und die Studierenden keine Zulassungsanträge erhalten?

  • #11

    Jan-Martin Wiarda (Dienstag, 26 November 2019 15:30)

    Gerade musste ich einen Beitrag entfernen, weil ein/e Kommentator/in unter dem Namen einer anderen Person agierte. Das finde ich extrem ärgerlich und unverständlich!