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"Die Kinder dürfen in der Krise nicht unter die Räder kommen"

Sachsen öffnet die Kitas und Grundschulen für alle Kinder und an allen Tagen. Gefährlicher Leichtsinn? Nein, sagt Kultusminister Piwarz: Wohl überlegt und eine Frage der Bildungsgerechtigkeit.

Christian Piwarz, 44, ist seit Dezember 2017 Kultusminister in Sachsen. Der Jurist und Rechtsanwalt ist seit 2006 Landtagsmitglied für die CDU. Foto: SMK Sachsen.

Herr Piwarz, während andere Bundesländer ihr Kitas und Grundschulen nur tageweise wieder für alle Kinder öffnen, sperren Sie in Sachsen von Montag an alles auf: Betreuung und Unterricht für alle Kinder bis einschließlich Klasse 4 an allen Tagen der Woche. Ist das nicht ein hohes Risiko?

 

Seien Sie versichert: Wir wissen, was wir tun. Die wissenschaftlichen Hinweise verdichten sich, dass Kinder unter zehn Jahren einerseits seltener und weniger schwer an Covid-19 erkranken, andererseits das Virus aber auch kaum weitertragen, anders als das etwa bei der klassischen Influenza der Fall ist. Die Schulen und Kitas waren auch vor ihrer Schließung im März keine Hotspots im Infektionsgeschehen. Und insgesamt sind die Zahlen der Neuinfektionen in Sachsen jetzt schon seit geraumer Zeit extrem niedrig, sie schwanken zwischen 20 und 40 pro Tag bei 4,1 Millionen Einwohnern. 

 

Andere Bundesländer teilen oder dritteln Kita- und Lerngruppen, Sie lassen die volle Größe zu. Wie passt das mit den Corona-Abstandsregeln zusammen?

 

Gar nicht. Bei jüngeren Kindern lassen sich diese Regeln de facto nicht realisieren, so ehrlich sollte man dann schon sein. Deshalb haben wir ein komplett anderes Konzept erarbeitet. Die Gruppen haben ihre normale Größe, sind aber in ihrer Zusammensetzung fest und bleiben streng voneinander getrennt. Wenn sich ein Infektionsfall ereignet, müssen wir deshalb nur die betroffene Gruppe oder Klasse in Quarantäne schicken und können den übrigen gesunden Kindern die Möglichkeit geben, weiter betreut oder beschult zu werden. Durch die festen Gruppen können wir auch die Infektionsketten relativ schnell nachverfolgen. Das setzt natürlich voraus, dass sich alle Beteiligten, die Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher und die Familien, auch außerhalb der Einrichtungen an die Pandemie-Regeln halten, damit die Infektionen nicht von außen eingeschleppt werden. Es bleibt aber eine Abwägung, die wir da treffen, keine Frage. 

 

"Schlussendlich läuft es immer
auf eine Güterabwägung hinaus."

 

Eine Abwägung wozwischen?

 

Seit den Schließungen ist uns allen noch bewusster geworden, wie grundlegend es für die Kinder ist, in die Kita zu gehen oder, nicht weniger wichtig, in den Unterricht. Und alle Praktiker stimmen zu, dass die nach dem ersten Corona-Schock entwickelten Abstandsregeln, wenn man sie konsequent anwendet, dazu führen müssten, dass die meisten Kitakinder und möglicherweise auch Grundschulkinder über einen sehr langen Zeitraum ihre Einrichtung gar nicht oder kaum einmal von innen sehen würden. Wenn ich diese Erkenntnis gegen das Recht der Kinder auf Teilhabe und Bildung abwäge, dann folgt daraus zwingend, dass wir einen anderen Weg gehen müssen. 

 

Warum verfahren dann nicht alle ihre Kultusminister-Kollegen genau wie Sie? Sind die weniger mutig? Oder sind Sie einfach besonders leichtsinnig?

 

Die Beweggründe in anderen Bundesländern kann und möchte ich nicht beurteilen, das Infektionsgeschehen in Deutschland ist regional sehr unterschiedlich. Schlussendlich läuft es aber immer auf die beschrieben Güterabwägung hinaus mit dem Recht der Kinder auf Teilhabe und Bildung auf der für uns ausschlaggebenden Seite. 

 

Sind Sie sich bewusst, dass Sie mit Ihrem Vorgehen andere Kultusminister unter Zugzwang setzen?

 

Aus guten Gründen halten wir gerade im Bildungswesen den Föderalismus hoch. Nach einigen Schwierigkeiten am Anfang der Coronakrise haben wir im Kreis der Kultusministerkonferenz einen sehr kollegialen und pragmatischen Umgang gefunden, worüber ich mich freue, und jetzt schauen wir einfach mal: Wie machen es die einen Bundesländer, wie die anderen, was können wir voneinander lernen? Ich sehe unser Konzept auch als Möglichkeit für andere Bundesländer zuzuschauen, wie es bei uns läuft, und entsprechend ihrer jeweiligen Situation zu gucken, was davon sich für sie zu übernehmen lohnt. Es ist ja ein Konzept, das in seiner tagtäglichen Erfüllung nicht ganz einfach umsetzbar ist. Wir haben das jedenfalls nicht gemacht, weil wir die ersten oder besonders innovativ sein wollten, sondern weil wir die Situation aus Sicht des Kindes betrachtet haben. Und weil, wenn doch besonders die kleineren Kinder die pädagogische Anleitung brauchen, sie in der Krise nicht unter die Räder kommen dürfen.

 

Sie sagen selbst, das Konzept sei komplex in seiner Umsetzung. Manche Kritiker sagen: unmöglich. Wie wollen Sie angesichts begrenzter Flächen und Unterrichtszeiten verhindern, dass sich die Kinder der unterschiedlichen Gruppen nicht doch begegnen, im Schulbus, im Gebäude, auf den Schulhöfen? 

 

Ich behaupte nicht, dass wir uns nicht mehr in einer Sondersituation befinden, deshalb sprechen wir ja auch nur von einem eingeschränkten Regelbetrieb. Natürlich kann ich in den kommenden Wochen und womöglich Monaten nicht die eingeführten pädagogischen Konzepte fahren, die Erzieherinnen und Erzieher und die Lehrkräfte werden unter vielen inhaltlichen und organisatorischen Beschränkungen arbeiten müssen. Absehbar ist auch, dass wir wohl nicht die vollen Betreuungs- und Unterrichtszeiten gewährleisten können, eben weil wir so strikte Regeln haben. 

 

"Es kommt darauf an, das vor
Ort Bestmögliche herauszuholen."

 

Laden Sie die Verantwortung der Umsetzung nicht allzu leicht bei den Verantwortlichen vor Ort ab?

 

Wir können nicht aus dem Ministerium hier in Dresden heraus entscheiden, wie jede Kita und jede Schule im Rahmen ihrer jeweiligen räumlichen und personellen Situation vorgehen soll. Es kommt darauf an, das vor Ort Bestmögliche herauszuholen. Was wäre denn die Alternative? Keine Betreuung für alle Kinder in der Kita und ein nur rudimentäres Angebot an Präsenzunterricht. Und das zum Beispiel für Kinder der ersten Klasse, die gerade die grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen lernen und dafür den unmittelbaren Kontakt zum Lehrer unbedingt brauchen. Diesen Kontakt wollen wir sicherstellen – wohl wissend, dass es in den Einrichtungen trotzdem zu Einschränkungen gegenüber dem Normalbetrieb vor Corona kommt. 

 

Nochmal nachgefragt. Nehmen wir eine Grundschule, Klasse 1 bis 4, drei Parallelklassen: Wie wollen Sie den Unterricht so organisieren, dass alle Schüler in die Schule kommen, in die Pause gehen oder aufs Klo, ohne mit Kindern aus anderen Gruppen in Kontakt zu kommen?

 

Das geht damit los, dass wir festhalten: Die klassische Stundentafel, wie wir sie vor Corona hatten, gilt für den Rest des Schuljahrs nicht mehr. Je mehr davon zu leisten ist, desto besser, aber entscheidender ist, dass die Kinder überhaupt wieder Unterricht haben. Die von Ihnen erwähnte Grundschule hat also die Freiheit, die Zeit der Kinder so einzuteilen, wie es am besten passt. Das kann bedeuten, dass sie den Unterricht versetzt beginnen und enden lässt, so dass nicht alle Kinder gleichzeitig den Eingang belagern. Sie kann die Pausenzeiten staffeln. Und auch wenn das banal klingen mag: Sogar den Gang zur Toilette kann man zwischen den Gruppen so absprechen, dass man im Wechsel geht. Hinzu kommt, dass die Kinder die Hände waschen, dass die Räume regelmäßig gereinigt werden, dass man sie durchlüftet und den Unterricht nach außen verlegt, wenn das jetzt in der schönen Jahreszeit möglich ist. Das alles kann schon funktionieren, wenn – ich wiederhole mich – sich alle von dem Gedanken verabschieden, dass dies eine Form des Normalbetriebs wäre. Das einzig Normale daran ist, dass wir alle Kinder in den Kitas und Grundschulen haben wollen.  

 

Wie groß ist überhaupt der Anteil der Erzieherinnen und Erzieher bzw. der Lehrkräfte, die an den Einrichtungen eingesetzt werden können?

 

Prozentual kann ich Ihnen das zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, weil das von so vielen Einzelfällen abhängt, von der Entscheidung von Ärzten vor allem, bei welchen Lehrkräften wegen Vorerkrankungen der Präsenzunterricht ausgeschlossen bleibt. Schwangere haben grundsätzlich weiter Präsenzverbot, weil bei ihnen die Risiken nicht absehbar sind.

 

"Auch bei den Über-60-Jährigen werden wir
auf einem ärztlichen Attest bestehen  müssen."

 

Was ist mit den Über-60-Jährigen?

 

Bislang galt die kulante Regelung, dass alle Lehrerinnen und Lehrer über 60 in Absprache mit dem Schulleiter vom Präsenzunterricht freigestellt wurden. Das werden wir weiter so handhaben, solange dadurch der Umfang des Präsenzunterrichts nicht gefährdet wird, an den weiterführenden Schulen vor allem, wo es ja vorerst bei einer Mischung aus Präsenz und Fernlernen bleibt. Ansonsten werden wir, wenn jetzt wieder alle Schüler kommen, von Montag an auch bei den Über-60-Jährigen auf einem ärztlichen Attest bestehen müssen, dass sie aufgrund von Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehören. 

 

Was antworten Sie Erzieherinnen und Erziehern und Lehrkräften, die Angst haben?

 

Nicht nur denen, letzte Woche haben sich auch viele besorgte Eltern gemeldet. Noch mehr Eltern allerdings haben gefordert: Macht endlich die Kitas und Schulen wieder auf. Alle, die Sorgen haben, nehmen wir ernst, glauben aber, gute Antworten zu haben. Dass unser Gesundheitsschutz-Konzept unter der Mitwirkung führender Experten entstanden ist vor allem. Dass wir zusätzlich die Empfehlung gegeben haben, in den Schulen eine Mund- und Nasenbedeckung zu tragen. Und dass neben der strengen Trennung der Gruppen auch besonders darauf geachtet werden wird, dass Kinder mit Krankheitssymptomen zu Hause bleiben. Vor allem aber verweise ich auf Erkenntnisse aus der Forschung, dass kaum Fälle bekannt sind, weder in Deutschland noch anderswo, in denen sich Menschen in Kitas infiziert haben, sondern im Zweifel außerhalb. Natürlich ist mir bewusst, dass die Sorgen und Ängste vieler Menschen real sind und sich in den vergangenen Wochen durch die öffentliche Berichterstattung noch verstärkt haben. Im Übrigen höre ich aber auch von vielen Lehrern, die sich freuen, endlich ihre Schüler wiederzusehen, die sich freuen, wieder richtig unterrichten zu können, weil die Zeit des Fernlernens auch für sie nur bedingt Erfüllung geboten hat. 

 

Und wenn die Infektionszahlen trotzdem wieder steigen?

 

Wir sind nicht gefeit vor Rückschlägen. Allerdings wenn sie kommen, dann, fürchte ich, nicht wegen der Öffnung von Kitas und Schulen, sondern wegen all der übrigen und viel bedeutenderen Lockerungen, die deutschlandweit eingeführt wurden. Uns hilft, dass wir jetzt im Sommer raus sind aus der klassischen Infektions-Jahreszeit.

 

Wenn Rückschläge kommen, dann nicht wegen der Kitas
und Schulen, sondern wegen all der übrigen Lockerungen."

 

Die weiterführenden Schulen, Sie haben es erwähnt, bleiben teilweise im Fern-Unterricht. Wieviel Präsenz wird bei den Großen möglich sein?

 

Wir haben die Devise ausgegeben: so viel wie möglich und mindestens einmal pro Woche. Wir haben gemerkt, dass bei den älteren Schülern die Lernzeit zu Hause grundsätzlich funktionieren kann, sie aber auch zwischendurch die direkte Interaktion mit den Lehrern brauchen. Videokonferenzen oder Telefonate konnten das nur bedingt abfangen. Meine Hoffnung ist, dass die unterschiedlichen Modelle, die sich jetzt entwickeln, am Ende doch eine deutlich höhere Frequenz als einmal pro Woche möglich machen. Das entscheiden die Schulen aber selbst anhand ihrer räumlichen und personellen Gegebenheiten. Man könnte ja zum Beispiel darüber nachdenken, ob sich die Klassen täglich abwechseln, oder den Schultag so organisieren, dass jeder Schüler jeden Tag kommt, aber nur für zwei Stunden. Wir planen eine Abfrage aller Schulen, um die unterschiedlichen Modelle kennenzulernen und dann, wenn nötig, nochmal nachzusteuern.

 

Hand aufs Herz: Der auffällige Unterschied zwischen Grundschulen und den weiterführenden Schulen, die weiter mit tageweisem Präsenzunterricht planen müssen, hat doch vor allem einen Grund: dass Sie nicht von den Abschlussprüfungen und vor allem den Abiturprüfungen lassen konnten, die unter Corona-Bedingungen bis auf Weiteres einen hohen Anteil des Personals binden. Ist es das wirklich wert, dass für die Prinzipienreiterei der Kultusminister beim Abitur so viele jüngere Schüler die Zeche zahlen müssen?

 

Erstens ist das beim Abitur keine Prinzipienreiterei, sondern eine gute Variante, um Leistung nachzuweisen. Die Schüler wollen das auch so, was sich an den 95 Prozent der Schüler zeigt, die freiwillig den ersten Abi-Prüfungstermin wahrgenommen haben, obwohl es auch einen zweiten für sie gegeben hätte. Zweitens nimmt die Ansteckungsgefahr bei den Über-10-Jährigen den wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge allmählich zu, dafür kann ich bei älteren Schülern die Einhaltung der Abstandsregeln verlangen und muss dann konsequenterweise auch kleinere Gruppen bilden. Drittens findet der Unterricht in den weiterführenden Schulen vielfach in Fachkabinetten und damit nicht in immer denselben Räumen wie in der Grundschule statt, weshalb das Konzept der festen Gruppen nicht funktionieren kann. Und viertens kommen ältere Schüler unter Anleitung mit dem Selbststudium viel besser klar, so dass ich die Unterscheidung zwischen Grundschulen und weiterführenden Schulen insgesamt für richtig und vertretbar halte. Klar ist aber auch, dass der nur teilweise Präsenzunterricht nach Möglichkeit kein Dauerzustand sein sollte.

 

Wie lange kann man diesen Zustand an den Schulen denn Ihres Erachtens fortsetzen?

 

Keiner kann sagen, wie lange die Abstandsregeln nötig sind und in Kraft bleiben. Genau das war aber auch der Grund, warum Professor Reinhard Berner vom Universitätsklinikum der TU Dresden, der uns maßgeblich beraten hat, sagte: Wenn ihr die Kitas und Grundschulen möglichst weit öffnen wollt, dann solltet ihr es jetzt tun. Mich freut, dass wir womöglich nicht lange die einzigen bleiben. Wenn ich es richtig verstanden habe, macht sich unser Nachbar Thüringen bereits auf denselben Weg und gibt den Kommunen und Landkreisen die Rückkehr zum eingeschränkten Regelbetrieb an Kitas und Grundschulen frei. Auch meinen übrigen Kultusminister-Kollegen werde ich sehr gern von unseren Erfahrungen berichten, ihr Interesse ist jedenfalls schon mal da. 



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Kommentare: 17
  • #1

    Nun Ja (Donnerstag, 14 Mai 2020 11:45)

    Sehr geehrter Herr Piwarz,
    warum konnte kein Virologe für die Begleitung dieses Vorhabens gewonnen werden? Herr Berner ist Kinderarzt und Infektiologe, also Spezialist für die Heilung von Infektionskrankheiten, nicht aber für die Steuerung von Virus-Pandemien.
    Woraus schließen Sie, dass jemand, der lieber auf die Abi-Prüfung verzichtet hätte, sich für den Zweittermin entscheiden würde?
    Bei der Ansteckung von Kindern und Weiterverbreitung durch diese kommen viele Virologen basierend auf Daten und Studien zu ganz anderen Schlussfolgerungen.

  • #2

    Fragen (Donnerstag, 14 Mai 2020 15:03)

    Mich würden ebenfalls die mehrfach erwähnten wissenschaftlichen Erkenntnisse interessieren, auf die Herr Piwarz sich und ebenso Herr Berner berufen. Diese sind bisher nicht benannt und nach allem, was man in der breiten Berichterstattung dazu finden kann, ist die Situation mitnichten eindeutig so, dass kleinere Kinder das Virus nicht übertragen.
    Wieso hat denn angeblich bisher kein Schul- oder Kindergartenkind jemanden angesteckt? Eventuell waren ja Schulen und Kindergärten geschlossen?

  • #3

    Sonntag (Donnerstag, 14 Mai 2020 17:20)

    Auch wenn die Situation schwierig ist: Es ist schon seltsam, wie ein Kinderarzt plötzlich zum Virologen mutiert und über 60Jährige von einem Tag zum anderen nicht mehr gefährdet sind. Und warum? Weil das Kultusministerium das so beschlossen hat.
    Und was die nicht bekannten Ansteckungen in Schulen und Kitas betrifft, da kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen.

  • #4

    Schulze (Donnerstag, 14 Mai 2020 17:27)

    Sehr geehrter Herr Piwarz,
    meines Wissens fehlt eine eindeutige Datenlage zur Rolle der Kinder bei der Virus-Ausbreitung derzeit. Gibt es etwa doch Unterschiede zwischen der Infektion von Kindern und Erwachsenen? Warum weisen die täglichen Lageberichte des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID 19) dann täglich steigende Zahlen in Einrichtungen gemäß §33 IfSG wozu auch Schulen und Kitas auf? Das betrifft betreute/untergebrachte (unter 18 Jahre), aber auch in diesen Einrichtungen tätige Personen.
    Da findet man auch Hospitalisierte und Verstorbene.
    Ein Blick in EU-Partnerländer lässt auch andere Fakten vermuten (z.B. Gymnasium Oise-Frankreich).

  • #5

    Klaus (Freitag, 15 Mai 2020 01:20)

    Herr Piwarz,
    "uns hilft, dass wir jetzt raus im Sommer raus sind aus ..." Verschneiter Zuckerhut??? Brasilien heute (14.05.2020) 13761 Neuinfektionen, 835 Todesopfer; Peru 4298 Neuinfektionen, Todesopfer 98; Singapore 752 Neuinfektionen. Dem Virus scheint egal zu sein ob Sommer oder Winter. Hier ist Sachkenntnis gefragt!!!

  • #6

    Berlin (Freitag, 15 Mai 2020 08:58)

    Es ist beruhigend, dass es noch politische Entscheidungen gibt, die den Kindern gerecht werden und sie nicht an den Rand der Gesellschaft stellen. Man muss derzeit nur durch Berlin gehen um zu erkennen, dass die Angst vor Kindern im Vergleich zu anderen Personengruppen unberechtigt ist. Die Kinder ermahnen selbst die eigenen Eltern Abstand zu halten und waschen sich die Hände bis diese wund sind. Und was machen die Erwachsenen, Senior*innen? Sie machen so weiter wie vor dem Beschränkungen. Eltern werden selbst von den Sozialdemokraten (s. Steinbach, Heil etc.) ausgegrenzt und müssen ihren Kindern erklären warum Autos, Flugverkehr und Umweltverschmutzung immer noch vor den Kinderrechten und Bildung in Deutschland stehen. Überall darf experimentiert werden aber die Kindern und Eltern werden Granitfelsen in den Weg gelegt.

  • #7

    Nun Ja (Freitag, 15 Mai 2020 09:54)

    Lieber Berliner,
    erstmal empfinde ich Ihre sachliche Schreibweise als wohltuend.
    Ich sehe auch, dass es immer Menschen gibt, die sich an nichts halten. Wie damit umgehen? Man kann es kaum ändern. Es verbessert sich aber auch nichts, wenn man sagt: "Wenn die das machen, will ich das auch. Dann nützt mein angemessenes Verhalten auch nichts." Je mehr Menschen verantwortungsbewusst sind, desto besser für alle und den einzelnen, auch die einzelne Knalltüte. Wir Laien können uns letztlich nur entscheiden, welchen Experten wir glauben und für wie logisch wir deren Argumente halten.
    Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass die Kinder vorgeschoben werden und dass es oftmals um überforderte Eltern geht, die auf das Recht pochen, ihre Kinder los werden zu dürfen. Das sind zumeist diejenigen Eltern, die zu normalen Zeiten in den Schulen am meisten meckern und deren Kinder die Lehrer verhaltensmäßig am intensivsten beschäftigen.
    Es wird immer so getan, als ob die einzige Alternative zur vollständigen Öffnung jahrelanger Stillstand wäre. Vielleicht bringt es aber was, ein paar Monate mit halber Kraft zu fahren in der Hoffnung auf mehr Erkenntnisse oder einen Impfstoff.

  • #8

    Richter (Freitag, 15 Mai 2020 11:39)

    Herr Piwarz,
    bitte nennen Sie die Quellen für diese Aussage: "die wissenschaftlichen Hinweise verdichten sich, dass Kinder unter zehn Jahren einerseits seltener und weniger schwer an Covid-19 erkranken, andererseits das Virus aber auch kaum weitertragen" für diese Aussage.
    Sie sagen "Noch mehr Eltern allerdings haben gefordert: Macht endlich die Kitas und Schulen wieder auf. " Ich denke nicht, dass Eltern damit eine Öffnung ohne Schutz der Kinder gemeint haben... bzw. sind es diejenigen die den Virus für ungefährlich halten. Gehören Sie dazu?
    "Kinder dürfen nicht unter die Räder kommen"... aber ins Krankenhaus? Und warum ist Bildung in den weiterführenden Schulen dann nicht mehr so wichtig?
    "Recht der Kinder auf Teilhabe" am Infektionsgeschehen oder wie ist diese zu verstehen?
    "Seien Sie versichert: Wir wissen, was wir tun." da wirkt auf mich, wie das große rote Schild mit dem Schriftzug "KEINE PANIK", was meist das Gegenteil bedeutet...
    Danke!

  • #9

    Michael (Freitag, 15 Mai 2020 17:39)

    Schwere gesundheitliche Risiken für Kinder, Lehrer und Erzieher und Eltern werden von Seiten des Ministeriums in Kauf genommen. Das ist schon ein Hammer! Es wird auf Studien verwiesen, aber auf welche? Keine Reaktion, keine Diskussion. Schulen, Kindergärten und Eltern bleiben ratlos, es gilt nur: Schulpflicht durchsetzen. Und das im Schnelltempo, ohne Vorsicht, ohne Beobachtung, ohne vorherige Untersuchung des Personals oder der Kinder auf Ansteckung. Das können Sie noch nicht einmal einem Drittklässler vermitteln, das Regeln, die außerhalb der Schule gelten, an der Schule nicht gelten sollen. Unlogisch, Vertrauen wird zerstört. Welche Werte werden hier vermittelt, Herr Piwarz? Gehorsam und unkritisches Denken. Das soll Schule in Sachsen sein? Nein Danke!

  • #10

    Doro (Freitag, 15 Mai 2020 18:08)

    Ich kann dieser Angst einfach nicht verstehen. Wir sollten nach dem ersten Schock lernen mit solchen Situationen umzugehen. Vergleiche mit anderen Ländern sind immer hinkend. Andere Länder, ganz andere Gegebenheiten? Weiß doch jedes Kind. Prozentual auf unsere Bevölkerung gerechnet, haben wir Superergebnisse. Also hat Herr Piwarz vollkommen recht mit seiner Vorgehensweise. Und diese Aussage, Eltern wollen nur ihren Kinder loswerden, ist eine infame Unterstellung. Nicht jeder ist zum Lehrer geboren, zumal wenn man nebenbei noch homeoffice hat. Ich bin fast 70 und sehe viele tapfere Eltern, die früher zur Arbeit kommen um Nachmittag das Schulpensum für 3 Kinder zu schaffen. Denkt da auch mal jemand dran?! Da denkt wohl mancher nur an sein eigenes Wohlbefinden und kaum wirklich an die Kinder und Familien mit kleinen Wohnungen.

  • #11

    Bitte erklären Sie (Samstag, 16 Mai 2020 00:06)

    Sehr geehrter Herr Piwarz,

    Warum Sie den Kindern wieder Zugang zu den Bildungseinrichtungen ermöglichen möchten ist verständlich. Ihr Konzept zur Schulöffnung jedoch finde ich nicht nachvollziehbar und es fehlt jegliche Quellenangabe für die Grundannahmen (z.B. keine Abstandsregel in Grundschulen oder Kinder spielten kaum eine Rolle im Infektionsgeschehen). Auch scheint das Robert Koch Institut bei der Wiederöffnung von Bildungseinrichtungen zu anderen Ergebnissen zu kommen als ihre Expertenkommission (https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2020/Ausgaben/19_20.pdf?__blob=publicationFile).
    Die Teilung einer Grundschulklasse wäre das Mindeste gewesen, was man hätte versuchen können, damit die Kinder wenigstens eine Chance bekommen, Abstand zu halten.

  • #12

    Torsten (Samstag, 16 Mai 2020 10:41)

    Hallo Doro, hallo Herr Piwarz, ich kann Ihre Einschätzung absolut nicht nachvollziehen. Warum ist Deutschland bisher so gut durch die Krise gekommen? Das liegt zum Einem an dem hervorragenden Gesundheitssystem und vorallem an der strikten Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln. Warum kehren Sie dieser bisher überaus erfolgreichen Strategie den Rücken. Sie haben keine aussagekräftigen Statistiken zu Ihren Vermutungen, dass KiTas und Schulen Übertragungshotspots sind. Die Einrichtungen sollten sind seit Wochen geschlossen und der Besuch der Abschlussklassen kann hier nicht als Grundlage gelten, da hier die Abstands- und Hygieneregeln noch eingehalten wurden. Auch die elterliche Bestätigung der Symptomfreiheit ist aufgrund der wissenschaftlich bekannten Inkubationszeit kompletter Unsinn. Hier werden Risiken auf dem Rücken der Gesellschaft verlagert. Eine Entwicklung eines tragfähigen und innovativen Konzeptes auf wissenschaftlichen Grundlagen wäre wünschenswert. Der Widerstand aus den Schulen ist verständlich und nachvollziehbar. Bitte passen Sie das Konzept entsprechend an Herr Piwarz!

  • #13

    Anne (Samstag, 16 Mai 2020 13:45)

    Sehr geehrter Herr Piwarz, mich interessiert wie es mit Schülern die Vorerkrankungen weiter geht. Kann man denn nicht diese Schüler vom Präsenzunterricht befreien und diese weiter im Homeschooling lassen. Viele Direktoren wissen doch welcher Schüler welche Krankheiten haben ( Atteste vom Gesundheitsamt etc.) haben doch die Schulen. Kann man nicht auf der Schulhomepage schreiben das alle Schüler mit Vorerkrankungen zu Hause bleiben dürfen. Kann man nicht den Schülern weiterhin den Schulstoff online vermitteln. Bitte geben sie diese Notizen an die jeweiligen Schulen und Direktoren weiter sodas viele Eltern nicht mehr so viele Sorgen haben müssen. Man kann auch die zu Hause erledigten Aufgaben benoten. Bitte Herr Piwarz übermitteln Sie das von mir Angebot an die Schulen. Dankeschön.

  • #14

    Dietmar (Montag, 18 Mai 2020 10:44)

    Eine Gruppe wird ,, die Dumme,, bleiben. Entweder sind es Kinder und Eltern oder Lehrer und Erzieher. Beide zu schützen geht nicht und somit werden eben jetzt Lehrer und Erzieher an die Front geschickt. Warum sagen das unsere weichgespülten Entscheidungsträger nicht knallhart ins Gesicht. Dieses Wischiwaschi ist doch nicht mehr zu ertragen.

  • #15

    Mareike (Montag, 18 Mai 2020 13:56)

    Klar ist doch erstmal, das es trotzdem weitere Ansteckungen geben kann, aber das kann überall sein und nicht hauptsächlich nur in den Schulen und Kitas. Ich verstehe alle Eltern die Bedenken haben, die habe ich zum kleinen Teil auch.
    Ich bin aber der gleichen Meinung wie Herr Piwarz, man sollte an die Kinder denken!
    Beispiel. Mein Sohn ( 1 Klasse) und Asthma Erkrankung. Klar macht man sich Gedanken, was ist wenn er erkrankt? Aber ist das der ausschlaggebende Punkt zu sagen, mein Kind bleibt zu Hause, nein!
    Als 1 Klässler ist er im wichtigen Lernprozess, klar kann man das auch zu Hause machen, aber nur in einem gewissen Maß. Ab einem gewissen Punkt brauchen die Kinder einfach die kompetenten Lehrkräfte. Und in diesem Aspekt sollte man an das Kind denken, was das Kind braucht, es ist auch enorm wichtig das Kinder sozialen Kontakt zu anderen Kindern haben, auch wenn es nur die eigene Klasse betrifft.

    Liebe grüße

  • #16

    Joachim (Montag, 18 Mai 2020 16:32)

    wir haben an unseren Kindern etwas wiedergutzumachen. Sie in der Hitze der Pandemiemaßnahmen kollektiv als "Virenschleudern" zu bezeichnen war die schlimmste Entgleisung überhaupt.
    Weiter so Herr Piwarz, und: es wird gutgehen!

  • #17

    Holger (Montag, 18 Mai 2020 23:04)

    Vielen Dank für die mutigen Entscheidungen der sächsischen Politik. Bei allem Respekt für die Lockerungs-Kritiker, die letzten Risiken werden wir nicht vermeiden können. Familien und Kinder leiden unter den Einschränkungen ebenso besonders, wie bestimmte Branchen. Es braucht dringend mehr Normalität und weniger Angst. Wenn der Noro-Virus mal wieder rumgeht, schließt die Kita auch nicht. Der Vergleich mag hinken. Dennoch: Wir Deutschen müssen und sollten uns vor der 100%-Absicherung verabschieden. Erzieher und Lehrer sollten versuchen, jetzt erst einmal das beste aus der Situation zu machen, als im Vorfeld zu argumentieren, was alles nicht geht. Wir Familien wurden auch nicht gefragt, wie wir Kinderbetreuung, Schule zu Hause und Arbeit wochenlang gestemmt bekommen.