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Keine Angst vor Quereinsteigern

Eine neue Studie von Bildungsforschern liefert überraschende Hinweise:
Wer ohne klassisches Lehramtsstudium Lehrer wird, macht deshalb noch lange keine schlechtere Arbeit. Teilweise gilt sogar das Gegenteil.

SIE SIND ZUM Symbol einer gescheiterten Personalpolitik der Kultusminister geworden: Quereinsteiger. Allein der Berliner Senat musste zum neuen Schuljahr 800 von ihnen einstellen, neue Lehrer, die nicht über ein klassisches Lehramt-Studium in den Beruf gekommen sind. Denn die frei werdenden Stellen lassen sich in Berlin und anderswo schon seit Jahren nicht mehr mit den Absolventen der Lehramts-Studiengänge allein besetzen. Die Kultusminister haben sich gründlich verplant, und die Korrektur ihres Fehlers in Form zusätzlich eingerichteter Studienplätze wird erst nach Jahren die Schulen erreichen.

 

Also die Quereinsteiger: Sie haben kein Lehramt studiert, zumindest aber ein zu ihrem Schuleinsatz passendes oder damit verwandtes Fach, und sie haben danach das Referendariat gemacht. Weil aber auch die Zahl der Quereinsteiger längst nicht mehr reicht, wächst zugleich die Gruppe der Seiteneinsteiger: Sie gehen ohne Referendariat direkt in die Schulen und werden parallel zu ihrem Unterrichtseinsatz didaktisch ausgebildet. Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hat, wie der Tagesspiegel berichtete, zum neuen Schuljahr bislang rund 1000 solcher Seiteneinsteiger eingestellt, womit sich Quer- und Seiteneinsteiger insgesamt auf 1800 Lehrkräfte summieren – gegenüber 1600 neu eingestellten regulären Lehramtsabsolventen. Und obgleich die Entwicklung anderswo nicht ganz so extrem ist, auch bundesweit stieg der Anteil von Quer- und Seiteneinsteigern an allen Einstellungen nach KMK-Angaben von zwei Prozent im Jahr 2013 auf 13,3 Prozent fünf Jahre später. 

 

Doch wie alarmierend ist diese Entwicklung, abgesehen von dem politischen Planungsversagen, für die Schulen wirklich? Was können die Quereinsteiger? Was fehlt ihnen? Und welche Folgen hat das für die Unterrichtsqualität? Dazu gab es bislang außer vielen Vermutungen und Befürchtungen wenig empirische Erkenntnisse.

 

Ein "Armutszeugnis für
die Lehrerbildung"?

 

Eine gerade erschiene Studie von Bildungsforschern will das ändern. Sie haben die Persönlichkeits- und Kompetenzprofile von 770 traditionell ausgebildeten Lehramtsanwärtern mit denen von 72 Quereinsteigern für das Fach Mathematik verglichen und kommen zu teilweise überraschenden Ergebnissen. 

 

So verfügten die untersuchten Lehramtsabsolventen über ein kaum höheres fachdidaktisches Wissen als die Quereinsteiger in der Studie, nachgewiesen durch einschlägige Kompetenztests. Anders gesagt: Beim Erklären des Unterrichtsstoffs waren beide Gruppen in etwa gleich gut. Sollten weitere Studien bestätigen, dass die fachdidaktischen Schwerpunkte im Lehramts-Studium nahezu wirkungslos blieben, sei das schon "ein Armutszeugnis für die Lehrerbildung", sagt Mitautor Dirk Richter von der Universität Potsdam. Beteiligt an der Studie waren auch Forscher der Goethe-Universität Frankfurt am Main und des Kieler Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik.

 

Auch beim pädagogisch-psychologischen Wissen schnitten die traditionellen Lehrämtler nur teilweise stärker ab, obwohl auch die allgemeine Pädagogik im Studium der Quereinsteiger gar nicht vorkam. Immerhin: Die Lehrämtler beherrschten das Thema Unterrichtsmethoden deutlich besser. Ernüchternd sieht es dagegen zum Beispiel beim Wissen zur Leistungsbeurteilung und zur Klassenführung aus, dieses bewege sich in beiden Gruppen auf einem relativ niedrigen Niveau, berichten die Forscher, "deutlich unter der theoretisch erreichbaren Punktzahl". Womöglich seien die diesbezüglichen Curricula der Universitäten nicht ausreichend, so ihre Vermutung – oder aber die Studierenden nähmen die vorhandenen Lerngelegenheiten nicht genügend wahr. 

 

In jedem Fall, sagt Dirk Richter, Professor für Erziehungswissenschaftliche Bildungsforschung, müssten sich die lehrerbildenden Universitäten die Frage gefallen lassen: "Wie effektiv vermitteln sie eigentlich das nötige Didaktik- und Pädagogikwissen an ihre Studierenden?" Dass die Quereinsteiger bei der Fachdidaktik auf Augenhöhe mit den Lehramts-Studierenden seien, zeige zudem, dass das entscheidende Fundament fachdidaktischer Kompetenz das Vorhandensein von genügend Wissen über die Fachinhalte sei. 

 

Insgesamt erstaunlich wenig
Unterschiede beim Professionswissen 

 

Apropos Fachinhalte, an der Stelle gibt es in der Studie nämlich die nächste Überraschung: Beim abgeprüften mathematischen Fachwissen waren die Lehrämtler auf Augenhöhe mit den Quereinsteigern, die ja eigentlich mehr Zeit im Studium mit den Fach-Schwerpunkten verbracht haben. Auch bewegten sich beide Vergleichsgruppen zudem auf einem relativ niedrigen Niveau, steht in der Studie. Als sich die Forscher die Quereinsteiger genauer ansahen, stellten sie fest, dass die Absolventen der Diplom-Mathematik allerdings doch einen deutlichen Vorsprung hatten gegenüber den Lehrämtlern – im Gegensatz zu den Quereinsteigern aus "mathenahen" Fächern wie Physik oder Informatik.

 

Das Zwischenfazit in Sachen Professionswissen lautet also: Insgesamt erstaunlich wenig Unterschiede zwischen traditionellen Lehramts-Absolventen und Quereinsteigern.

 

Und wie ist das bei den Motivationen, Überzeugungen und Persönlichkeitsprofilen der angehenden Lehrer? Besonders interessierten sich Bildungsforscher für die "lehrbezogenen Selbstwirksamkeitserwartungen", sprich: Über wieviel berufliches Selbstvertrauen verfügen beide Vergleichsgruppen? Die Antwort: über ein fast exakt gleich hohes. Die Studienautoren vermuten mit Verweis auf ältere Studien, dass es sich bei den Quereinsteiger eher um Menschen handle, die sich selbst als pädagogisch geeignet einschätzen und sich aus diesem Grund überhaupt für den Berufswechsel entschieden hätten.  

 

Die Quereinsteiger in der Studie
waren deutlich stressresistenter

 

Am frappierendsten – und womöglich für künftige Lehrerkarrieren am bedeutsamsten – sind die Studienergebnisse zu den sogenannten "selbstregulativen Fähigkeiten" bei Lehramts-Absolventen und Quereinsteigern: Wie gut können sie mit Stress und beruflichen Belastungen umgehen? Und hier zeigt sich: Die Quereinsteiger sind im Mittel deutlich stressresistenter als die traditionellen Lehrämtler, wissenschaftlich ausgedrückt: Unter ihnen befinden sich "signifikant mehr Personen, die dem günstigsten Selbstregulationsmuster G zugeordnet werden können". Konkret: Rund 50 Prozent unter den Quereinsteigern gegenüber 37,7 Prozent unter den traditionellen Lehramts-Absolventen.

 

Seit den 2006 abgeschlossenen Potsdamer Lehrerstudien unter der Leitung von Uwe Schaarschmidt ist bekannt, dass unter Lehrkräften eine, wie es damals hieß, im Vergleich mit anderen Berufsgruppen "ungünstigste Musterkonstellation" besteht. Der wünschenswerte G ("Gesundheits"-)Typ sei in den damaligen Studien mit nur 17 Prozent der untersuchten 16.000 teilweise langjährigen Lehrkräfte und 2500 Referendare sehr gering ausgeprägt gewesen, während die Risikomuster A "hohe Anstrengung",  "keine Entsprechung in einem positiven Lebensgefühl") und B  ("in den letzten Stadien eines Burnout-Prozesses") mit jeweils 30 Prozent außerordentlich häufig vertreten gewesen seien.  

 

Dass die Quereinsteiger in der aktuellen Studie so viel besser abschneiden, sei ein zentrales Ergebnis und verdeutliche ihr Potenzial für die Schulentwicklung, sagt Dirk Richter. Um es noch genauer zu wissen, hat er mit Kollegen gleich die nächste Studie angestrengt, um herauszufinden, ob dieser emotionale Vorteil der Quereinsteiger erhalten bleibt, wenn sie schon eine Weile in den Schulen gearbeitet haben. Die Ergebnisse dieser Untersuchung befänden sich gerade in Vorbereitung zur Einreichung, sagt Richter, "aber alles deutet darauf hin, dass auch Quereinsteiger, die sich schon länger im Dienst befinden, weniger erschöpft sind als reguläre Lehrkräfte."

 

Die Demographie der in die Studie eingegangenen Quereinsteiger ist übrigens auch bemerkenswert: Sie waren mit 32 im Schnitt vier Jahre älter, und fast 64 Prozent von ihnen waren Männer – während der Männeranteil bei den traditionellen Lehrämtlern nur 21 Prozent betrug. Eine für Quereinsteiger bereits aus anderen Erhebungen so ähnlich bekannte Verteilung. Die meisten Schulkollegien zeigen dagegen inzwischen ein deutliche weibliches Mehrheit, dem die Quereinsteiger etwas entgegenwirken.

 

Die größte Schwäche der Studie
ist das Alter ihrer Daten

 

Womit aus den vermeintlich problematischen Quereinsteigern plötzlich Hoffnungsträger werden – weil sie kaum schlechter sind von ihren didaktisch-pädagogischen Kompetenzen, zugleich über ein teilweise höheres Fachwissen verfügen, vor allem aber über die Fähigkeit, mit den Belastungen im Lehrerberuf länger klarzukommen – was sie wiederum dauerhaft zu einer echten Bereicherung für die Kollegien machen würde. "Vieles von dem Negativen, was über die Quereinsteiger geschrieben wird, trifft nicht zu", sagt Richter. "Das ist doch eigentlich ein schönes Ergebnis."

 

Und fast zu schön, um wahr zu sein: Tatsächlich hat die neue Studie aus Potsdam, Frankfurt und Kiel nämlich eine deutliche Schwäche: Mangels neuerer Daten muss sie auf Befragungen von Lehramts-Absolventen aus dem COACTIV-R-Projekt des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zurückgreifen, die dort gezogenen Stichproben sind zwar repräsentativ und qualitätsgesichert, aber sie stammten von spätestens 2009. "Leider ermöglichen die Kultusminister kaum einmal den Zugang zu den Quereinsteigern in den Schulen", sagt Richter. Womöglich, weil sie die Ergebnisse scheuen?

 

Deshalb kann die jetzt veröffentliche Studie auch keine Aussage machen über die erst in den vergangenen Jahren so angewachsene Gruppe der Seiteneinsteiger. "Da sind Leute, die zum Teil nicht die fachlichen Voraussetzungen mitbringen, die kein Referendariat machen und kaum Unterstützung beim Berufseinstieg erhalten", sagt Richter. "Und dann treffen sie auf eine sehr heterogene Schülerschaft, das alles würde vermutlich ein ganz anderes Bild ergeben als das in unserer Studie."

 

So bleibt bei allen Fragen an die Aktualität der Ergebnisse die hoffnungsvolle Schlussfolgerung: Quereinsteiger können auch ein Segen sein für die Schulen. Als Ergänzung zu den traditionellen Lehrkräften. Und weil sie die Defizite in der klassischen Lehrerbildung aufdecken. Eines können sie aber sicher nicht: Die Fehler in der Personalpolitik der Kultusminister ausgleichen. 

 

Die Studie erschien in der Zeitschrift für Pädagogische Psychologie. AutorInnen waren Christin Lucksnat, Eric Richter, Uta Klusmann, Mareike Kunter und Dirk Richter.


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Kommentare: 7
  • #1

    E. Lehrprobe (Montag, 17 August 2020 10:50)

    Die genannten Ergebnisse überraschen mich nicht wirklich. Zuletzt begegnete mir ein eigenartiger Fall: Ein recht hochqualifizierter Absolvent, der schon an der Uni durch hohes Engagement in der Lehre auffiel, versuchte sich in der Schule als Quereinsteiger (bei Spezialisierung in zwei Fächern). Er war in seinen Anforderungen durchaus konsequent, aber immer fachlich bestens. Bei der zweiten Examensprüfung wurde er dann offenbar von den Prüfern raus"qualifiziert"? War er zu streng?

  • #2

    tmg (Montag, 17 August 2020 15:58)

    Jeder Hochschullehrer, der an der Lehramtsausbildung für Gymnasiallehrer in Mathematik beteiligt ist, weiss, dass das Gros der Kandidaten nicht viel verstanden hat vom Fach. Irgendwie sind sie durch das Fachstudium und Staatsexamen durchgekommen, nicht zuletzt auch deshalb, weil viele Kollegen sich davor drücken, die rote Karte zu zeigen. Das Resultat ist, dass das Gros dieser Lehrer Angst hat vor dem Fach, das sie unterrichten sollen. Und wer Angst hat, macht schlechten Unterricht.
    Quereinsteiger mit einem Diplom oder Master in Mathematik haben keine Angst vor ihrem Fach. Sie haben es i.d.R. mit Freude studiert. Das ist ein großer Unterschied.

  • #3

    A. Leeramt (Montag, 17 August 2020 18:29)

    @tmg: Sie treffen es ziemlich auf den Punkt.

  • #4

    René Krempkow (Montag, 17 August 2020 19:46)

    Interessant wäre auch noch zu erfahren, inwieweit neben so etwas wie Selbstwirksamkeitserwartungen (die wie im Artikel angesprochen eine große Rolle spielen dürften) auch Selbstselektion nach Leistung(-sfähigkeit) eine Rolle gespielt haben könnte - insbesondere bei den Lehramtsabsolvent(inn)en.
    Eine frühere Sekundärdatenanalyse bundesweiter Absolventenstudien speziell für Lehrämter (und für in etwa die Jahrgänge, zu denen auch im o.g. Artikel Ergebnisse vorgestellt wurden) zeigte, dass gerade die für die ersten Jahre des Schülerlebens entscheidenden Grundschullehrer gemessen an ihren Abiturnoten tatsächlich selbst eher mäßige Schüler waren.
    Hinzu kommt - auch das scheint in gewisser Weise meine Vorredner(innen) zu bestätigen, dass solche Aspekte wie die Einübung beruflich-professionellen Handelns in der Lehrerausbildung der Grundschullehrer/innen im Bundesdurchschnitt nur selten gute oder bessere Bewertungen erhielten - so hier nur von insgesamt etwa einem Zehntel. Etwa 60 Prozent vergaben dagegen die Bewertungen schlecht/ sehr
    schlecht. Ähnlich sah es bei der Verknüpfung
    von Theorie und Praxis aus, die von insgesamt etwa
    einem Fünftel die Bewertungen sehr
    gut/ gut erhielt. Etwas über die Hälfte vergaben die
    Bewertungen schlecht/ sehr schlecht.
    (Quelle: König, J./Krempkow, R. (2008): Grundschullehrerausbildung in Deutschland: Vielfalt und Einheit. In: kentron – Journal für Lehrerbildung Nr. 21. Zentrum für Lehrerbildung der Universität Potsdam, S. 11-18, Volltext: www.researchgate.net/publication/343699275).

    Natürlich kömnte sich dies in den deutlich mehr als zehn Jahren, die seitdem vergangen sind, auch deutlich verbessert haben. Insofern ist es in der Tat sehr schade, dass es keine neueren Analysen gibt, die dies ggf. zeigen könnten!

  • #5

    Mayer (Dienstag, 18 August 2020 10:44)

    Der entscheidende Knackpunkt ist natürlich tatsächlich das Alter der Daten. Denn man muss berücksichtigen, unter welchen Bedingungen die Befragten studiert haben: Zu deren Studienzeiten dürfte es an den meisten Hochschulstandorten nämlich noch keine Fachdidaktik gegeben haben. Erst in den letzten Jahren ist ja - durchaus als Resultat des sog. "Pisa-Schocks" - die Lehramtsausbildung an nahezu allen Hochschulen reformiert worden. Was in der Studie also verglichen wurde ist letztlich 2-Fach-Studierende vs. 1-Fachstudierende.

  • #6

    tmg (Dienstag, 18 August 2020 18:52)

    @ Mayer: Der Knackpunkt ist, dass die meisten Mathematiklehrer den Fachstoff nicht hinreichend verstehen, siehe #2. Das ist kein alter Sachverhalt, sondern der aktuelle Sachverhalt. Da hilft auch keine Fachdidaktik.

  • #7

    David J. Green (Dienstag, 18 August 2020 23:20)

    Ein faszinierender Befund.

    Als Mathematiker bin ich einerseits froh, dass mein Fach ausnahmsweise im Mittelpunkt stehen darf. Andererseits aber würde es mich nicht überraschen, wenn die Mathematik in dieser Hinsicht kein repräsentatives Fach wäre.

    Denn neben ihrer herausragenden Bedeutung für die moderne Gesellschaft hat die Mathematik außerdem zwei wichtige Merkmale, die sie von den meisten anderen Fächern unterscheiden: Erstens, man muss sie wirklich verstehen, um sie zu beherrschen – und dieses Verständnis lässt sich nicht vortäuschen, das deckt sich ganz gut mit dem besseren Fachverständnis bei den Diplom-Mathematikern. Zweitens, nur weil man Mathe gut versteht, heißt es noch lange nicht, dass man sie auch gut vermitteln kann – und wie die Autoren, so vermute auch ich, dass die Quereinsteiger eine Positivauswahl in Bezug auf pädagogischer Eignung darstellen.

    Für die besten Ergebnisse in der Zukunft benötigen wir Lehrkräfte, die nicht nur eins aus Fachwissen, Fachdidaktik und Schulpädagogik möglichst gut beherrschen, sondern alle drei. In den Sekundarstufen wäre es daher am sinnvollsten, die grundständigen Lehramtsstudiengänge im Fach Mathematik komplett abzuschaffen. An das Lehramt interessierte sollten eher ein ganz reguläres Ein-Fach fachwissenschaftliches Mathe-Bachelor absolvieren. Erst nach dem Bachelor-Abschluss entscheidet man – auch angesichts der Marktlage, denn schon ab 2026 droht wieder die Überproduktion –, ob man Richtung Wirtschaft, Forschung oder Lehramt gehen möchte. Fürs Lehramt macht man dann einen Master, der zu 100% aus Fachdidaktik und Erziehungswissenschaft besteht. Dann müssten die Kultusminister*innen nur noch Mathematik als Doppelfach anerkennen – denn das, was für Musik und Kunst möglich ist, sollte auch für das Kernfach Mathematik möglich sein.

    Eine weitere Änderung wäre aber doch noch nötig, denn meine Fachkolleg*innen und ich müssten dann gewährleisten, dass der Mathe-Bachelor tatsächlich für hinreichend große Jahrgänge studierbar ist – und besonders angesichts des empirischen Niveaus, das aktuell mit dem Abitur erreicht wird, ist es dann unrealistisch, dass man bereits nach zwei Semestern z.B. in der Analysis das Lebesgue-Integral und in der Linearen Algebra den Elementarteilersatz behandelt hat.