· 

Wie sind die Zahlen?

Diese Woche haben sich die Regierungschefs von Bund und Ländern über neue Corona-Maßnahmen verhandelt. Parallel reißen die Debatten über die Rolle von Kitas und Schulen in der Pandemie nicht ab. Was aber lässt sich aus der aktuelle Corona-Statistik herauslesen?

1. Die gemeldeten Infektionen nehmen verhältnismäßig langsam zu

 

In der vergangenen Kalenderwoche (39) registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) 12.939 Neuinfektionen. Das waren 5,3 Prozent mehr gegenüber den 12.287 in der Woche zuvor. Zwischen Kalenderwoche 38 und 37 hatte der Anstieg noch bei gut 26 Prozent gelegen. 

 

Anders als im Spätsommer wird die Interpretation der Pandemie-Entwicklung nicht so stark durch wechselnde Zahlen bei den aktuell durchgeführten Coronatests erschwert. Sie lagen in den vergangenen Wochen in etwa auf demselben Niveau – bei jeweils rund 1,15 Millionen pro Kalenderwoche. 

 

Allerdings: In der aktuellen Woche geht es wieder etwas schneller aufwärts. Heute Morgen meldete das RKI 2503 Neuinfektionen, in den vergangenen sieben Tagen betrug ihre Zahl insgesamt 12.393. Das sind 12,9 Prozent mehr als im Sieben-Tage-Zeitraum davor.

 

Und: Langfristig führt auch ein langsamer Anstieg zu hohen Zahlen – mit dem Ergebnis, dass die Gesundheitsämter irgendwann mit der Nachverfolgung der Infektionsketten überfordert sein könnten und dann die Pandemie wieder richtig Fahrt aufnimmt.

 

2. Die Zahl der infizierten Kinder und Jugendlichen steigt kaum – und ihr Anteil bleibt unterdurchschnittlich

 

Die öffentliche Debatte über die Gefahr, dass Kitas und Schulen zu Hotspots werden könnten, ist weiter hitzig. Und weiter spiegelt sie nicht die bisherige Gesamtlage wider. Zwar gibt es immer wieder auch Ausbrüche an Schulen, doch bleiben sie von ihrer Zahl und Auswirkung bislang überschaubar.

 

So infizierten sich in der vergangenen Kalenderwoche 39 nachweislich 688 Kinder zwischen 0 und 9 mit dem Virus – gegenüber 651 in der Woche davor. Dass bei älteren Kindern und Jugendlichen das Virus deutlich häufiger nachgewiesen wird als bei den Jüngsten, war und ist so. Für die Kalenderwoche 39 meldet das RKI 1611 Neuinfektionen bei den 10- bis 19-Jährigen, in der Kalenderwoche 38 lag die Zahl bei 1562. Der Anteil der Unter-20-Jährigen an allen Neuinfektionen sank erneut, wenn auch nur noch leicht, von 18,0 auf 17,8 Prozent. Einziger Ausreißer ist die Gruppe der 10- bis 14-Jährigen, in der die Neuinfizierten-Zahl um fast zehn Prozent von 518 (Kalenderwoche 38) auf 568 (Kalenderwoche 39) gestiegen ist. Gleichzeitig liegen die absoluten Zahlen weiter auf einem Niveau, dass schon ein, zwei regionale Cluster reichen, um einen statistischen Sprung auszulösen. Nichtsdestoweniger sollte die Entwicklung gerade in dieser Altersgruppe genau beobachtet werden. 

 

Um die Infektionsdynamik bei den Kindern und Jugendlichen insgesamt einzuordnen: Die 0- bis 14-Jährigen trugen in Kalenderwoche 39 9,7 Prozent aller registrierten Fälle bei – gegenüber 9,5 Prozent in der Vorwoche. Ihr Anteil an der bundesdeutschen Bevölkerung liegt aber bei 13,7 Prozent. In der laufenden Woche deuten erste Zahlen daraufhin, dass sich am (unterdurchschnittlichen) Anteil der nachweislich infizierten Kinder und Jugendlichen weiter nichts Wesentliches ändert.

 

3. Ältere Altersgruppen sind wieder stärker betroffen

 

Diese besorgniserregend Entwicklung setzt sich fort: Das Virus wird wieder älter. In der Kalenderwoche 39 meldete das RKI 910 infizierte Über-70-Jährige, das waren genau 100 mehr als in der Vorwoche. Der Anteil an allen Neuinfektionen stieg von 6,6 auf 7,1 Prozent. Nimmt man die gesamte Altersgruppe der Über-60-Jährigen, dann machen sie inzwischen 13,5 Prozent der neu registrierten Fälle aus – gegenüber nur 7,7 Prozent drei Wochen zuvor. Bei älteren Menschen werden schwere Krankheitsverläufe viel häufiger beobachtet, auch liegt vor allem bei den Über-80-Jährigen die Sterblichkeit um ein Vielfaches höher. Deshalb ist jede Zunahme bei den Zahlen so gefährlich und die große Frage lautet: Wie wirkt sich diese Entwicklung mittelfristig auf die Zahl der im Krankenhaus Behandelten und der Verstorbenen aus?

 

4. Mehr Krankenhauseinweisungen, Zahl der Verstorbenen weiter niedrig

 

Die prozentuale Steigerung klingt beeindruckend: Von Kalenderwoche 37 auf Kalenderwoche 38 gab es 38 Prozent mehr Krankenhauseinweisungen von Corona-Patienten. In absoluten Zahlen dagegen ist die Entwicklung – von 398 auf 549 Hospitalisierungen – weiter überschaubar: In Kalenderwoche 39, also in der vergangenen Woche, wurden sogar wieder etwas weniger Menschen (509) mit Covid-19 ins Krankenhaus eingewiesen. Allerdings muss man all diesen Zahlen bedenken, dass das RKI immer nur zu 70 oder 80 Prozent der Corona-Infektionen Informationen zu den Krankenhauseinweisungen hat. 

 

Bei den Verstorbenen gibt es womöglich einen leichten Aufwärtstrend, aber er ist noch schwer interpretierbar aufgrund der niedrigen Zahlen. Fest steht: Für die Kalenderwochen 38 und 39 meldet das RKI bereits jetzt 32 bzw. 30 Fälle. Und erfahrungsgemäß erhöhen sich die Werte aus den aktuellen Wochen immer noch nachträglich. Zum Vergleich: Mehr als 32 Todesfälle gab es zuletzt im Juni (35). Und in den vergangenen Monaten meist zwischen 20 und 30.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0