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Kaum Ausbrüche in Kitas, und der Anteil neuinfizierter Kinder sinkt weiter

Die Zwischenergebnisse der bundesweiten Corona-KiTa-Studie decken sich mit den neuesten Wochenzahlen: Unter 14-Jährige spielen in der Pandemie in Deutschland offenbar eine geringe Rolle. Währenddessen steigen die Corona-Meldungen bei den Über-70-Jährigen weiter massiv.

Foto: Pixabay.

ES IST EINE LANGZEITUNTERSUCHUNG, insofern sind ihre Ergebnisse bis auf Weiteres nur ein Zwischenstand. Doch bislang sehen die Zahlen der Corona-KiTa-Studie ermutigend aus. Weniger als ein Prozent der Kitas und Kindertagespflegestellen mussten demnach in den vergangenen fünf Wochen bis Mitte Oktober coronabedingt ganz oder teilweise schließen. Die Ergebnisse wurden am Freitag von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gemeinsam präsentiert, deren Häuser die Studie finanzieren.

 

Inzwischen würden in der Regel auch nicht mehr ganze Einrichtungen geschlossen, sondern nur die betroffenen Kita-Gruppen müssten zu Hause bleiben, berichteten sie. In etwa einem Viertel der Einrichtungen habe es in den letzten Wochen mindestens einen Verdachtsfall gegeben, allerdings hätten sich bislang nur sehr wenige als tatsächliche Infektionsfälle erwiesen. Das RKI wies ergänzend darauf hin, dass sich ab einem Alter von etwa 13 Jahren das Risiko einer Infektion zwischen Kindern und Erwachsenen angleiche.

 

Die Zahl der gemeldeten Ausbrüche in Einrichtungen pro Woche hätten sich bislang im einstelligen Bereich gehalten – bei bundesweit rund 52.870 Kitas und 44.733 Kindertageseinrichtungen. Knapp fünf Prozent des Personals in Kitas könne aktuell nicht in der Arbeit am Kind eingesetzt werden, davon sei aber die Hälfte in die mittelbare pädagogische Arbeit eingebunden, zum Beispiel für die Dokumentation. 

 

Die Erkenntnisse von DJI und RKI decken sich mit aktuellen Zahlen zum Ausbruchsgeschehen. So zeigt die noch unvollständige bundesweite Corona-Statistik der gerade zu Ende gegangenen Woche, dass der Anteil der nachweislich neuinfizierten 0- bis 14-jährigen Kinder und Jugendlichen nun schon seit etlichen Wochen rückläufig ist und zuletzt bei 8,6 Prozent lag – gegenüber 8,8 Prozent eine Woche zuvor. Mitte August waren es noch 15,5 Prozent gewesen.

 

Elfmal so viele infizierte Über-70-Jährige
wie vor acht Wochen

 

Der Rückgang lief parallel zu den Schulöffnungen nach den Sommerferien – allerdings stiegen im Unterschied zum Anteil an allen gemeldeten Neuinfektionen die absoluten Zahlen zuletzt wieder kräftig an. Für die vergangene Kalenderwoche registrierte die RKI-Datenbank bereits 3129 neuinfizierte Kinder und Jugendliche – rund 900 mehr als in der Vorwoche. Doch kletterte die Gesamtzahl der registrierten Infektionen von knapp 26.000 auf jetzt schon fast 38.000 deutlich schneller (und es werden noch deutlich mehr, bis die Woche vollständig erfasst ist). 

 

Der sinkende Anteil neuinfizierter Kinder und Jugendlicher ließ sich bis vergangene Woche übrigens nicht mit einer angeblichen massiven Untertestung dieser Altersgruppe erklären.

 

Am anderen Ende der Alterskala sind die Zahlen umso alarmierender: Die Zahl der neuinfizierten Über-70-Jährigen stieg von 2025 binnen Wochenfrist auf 3207 und überrundete die 0- bis 14-Jährigen damit erstmals seit Ende Mai wieder. Innerhalb der vergangenen acht Wochen hat sich die Zahl der neuinfizierten Über-70-Jährigen verelffacht – während die Zahlen insgesamt "nur" auf das Vierfache stiegen. 

 

In der ersten Corona-Welle im Frühjahr war die Zahl der schweren Erkrankungen und der Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 größtenteils parallel zur Zahl der erkrankten Über-70-Jährigen gestiegen. Auch jetzt nimmt die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Patienten, obgleich noch auf niedrigem Niveau, wieder zu, auf zuletzt 769. Mitte August hatte ihre Zahl bei 230 gelegen, auf dem Höhepunkt der ersten Welle waren es – bei etwas weniger wöchentlichen Neuinfektionen als in Kalenderwoche 42 –  über 2400.

 

Allerdings waren damals auch 7780 Über-70-Jährige unter den Neuinfizierten, zweieinhalb mal so viel wie zurzeit – was einem Anteil von 18,7 Prozent entsprach. Von diesen Zahlen sind wir – zum Glück – noch weit entfernt. Aber die Dynamik der Ausbreitung vor allem unter den Älteren muss jetzt schnell gestoppt werden. 


Die Corona-KiTa-Studie

Die Corona-KiTa-Studie erforscht die Folgen der Corona-Pandemie für Kindertageseinrichtungen: medizinisch-epidemiologisch genauso wie sozialwissenschaftlich, weswegen sich das Robert-Koch-Institut (RKI) mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) zusammengetan hat. Die Leitungen von 3000 Kitas werden im Abstand von drei Monaten befragt, dazu gibt es in 600 Kitas vertiefte Befragungen von Fachkräften und den Eltern. Außerdem werden zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021 monatlich etwa 14.000 Eltern per Online-Fragebogen zur Betreuungssituation, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zu Hygiene- und Schutzmaßnahmen in der Familie befragt, und zwar sowohl Eltern, deren Kinder in eine Kita oder einen Hort gehen, als auch Eltern, die 

ihre Kinder selbst betreuen. Außerdem wird ausgewertet, wie viele Kitas sich im Regelbetrieb befinden, welche Betreuungskapazitäten sie anbieten können und wann wo ein Ausbruch registriert wird – mit welchen Folgen für die Betreuungsangebote vor Ort. Mithilfe von Meldedaten der Gesundheitsämter wollen die Forscher zudem weitere Erkenntnisse darüber erzielen, wie häufig Kita-Kinder sich mit COVID-19 infizieren, wie empfänglich sie für das Virus sind und wie schwer ihre Krankheit verläuft. Schließlich wird anhand von Kitas, in denen eine oder mehrere Infektionen aufgetreten sind, untersucht, welche Rolle Kita-Kinder in der Übertragung des Virus insgesamt spielen und wie häufig infizierte Kinder symptomfrei bleiben. 




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