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Die meisten Hochschulen bleiben im Shutdown offiziell offen – aber...

Inzwischen stehen die Pläne in vielen Ländern fest. Demnach müssen sich die Studierenden auf eine weitgehend digitale Lehre mindestens im November einstellen.

BAYERN WILL DIE Hochschulen trotz des Teil-Shutdowns offenhalten. Während Theater, Konzertsäle, Opernhäuser und Museen vom Montag an schließen müssten, würden Hochschulen sowie Bibliotheken und Archive "unter Beachtung entsprechender Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen" geöffnet bleiben, teilte das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit. So solle das wissenschaftliche Arbeiten weiter ermöglicht werden. Auch Sing- und Musikschulen würden weiter offen bleiben.

 

Im Bund-Länder-Beschluss vom Mittwoch werden außer Kitas und Schulen, die vom Shutdown ausgenommen sind, keine weiteren Bildungseinrichtungen explizit genannt – was den Bundesländern Interpretationsspielräume gibt.

 

Direkt am Mittwochabend hatte schon Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) angekündigt, dass die Hochschulen und auch die Volkshochschulen in seinem Bundesland offen bleiben sollen. 

 

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) teilte dpa zufolge nach einer Sondersitzung des Kabinetts am Donnerstag mit: "Alles mit Schule im Namen darf offen bleiben" –also in Sachsen-Anhalt neben Hochschulen auch Volkshochschulen, Musikschulen und skurrilerweise auch Fahrschulen.

 

Noch nicht alle Wissenschaftsministerien haben ihre Pläne offiziell bekanntgegeben, doch es zeichnet sich ein Trend ab: Anders als im Frühjahr wird kaum ein Hochschulcampus wieder komplett zugesperrt, auch der Forschungsbetrieb soll vorerst meist weitergehen. Mensen könnten in vielen Bundesländern ähnlich wie "Betriebskantinen" behandelt werden und deshalb in Betrieb bleiben.

 

Trotzdem müssen die Studierenden fast überall in Deutschland mit einem weitgehenden Digital-Vorlesungsbetrieb zumindest im Monat November rechnen, bestätigten viele Wissenschaftsministerien. Es werde Präsenzausnahmen für Prüfungen und für den Bibliotheksbetrieb geben. Von dem versprochenen "Hybrid"-Semester mit möglichst hohen Praxisanteilen wird an den meisten Orten dennoch faktisch nicht viel übrigbleiben.

 

Die Entwicklung der Pandemie erfordert ein rasches und entschlossenes Handeln. Wir müssen die Anzahl der Kontakte deutlich reduzieren", sagte am Freitag etwa der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD). "Die Hochschulen haben im Sommersemester bereits gezeigt, dass sie sehr flexibel reagieren können. Die gemeinsam getroffene Entscheidung, im November auf ein Digitalangebot umzustellen, wird das Infektionsrisiko für Studierende, Lehrende und Beschäftigte senken und ist ein wichtiger Beitrag bei der Bekämpfung der Pandemie." Die rheinland-pfälzischen Hochschulen würden den "nicht unbedingt notwendigen Präsenzlehrbetrieb" im November aussetzen und stattdessen digital anbieten. Laborpraktika, die Lehre am Patienten und andere Lehrveranstaltungen mit praktischen Anteilen fänden weiter statt. 

 

Ebenfalls konkret sind die Planungen bereits unter anderem auch in Schleswig-Holstein: Bildungsministerin Karin Prien (CDU) lobte am Donnerstag die Hochschulen für den "hervorragenden Job", den sie in der Corona-Krise machten. Dabei sei allen Beteiligten klar: "Auch an den Hochschulen sollten Kontakte im November auf das Nötigste begrenzt werden. Gemeinsam schaffen wir die Voraussetzungen dafür." Digitale Lehrveranstaltungen sollten grundsätzlich Vorrang haben gegenüber Präsenz-Lehrveranstaltungen, gegenüber den Lehrveranstaltungen in Präsenz den Vorzug, künstlerische Hochschulen können den Präsenzbetrieb in kleinen Kohorten mit den entsprechenden Vorkehrungen aufrechterhalten. Prüfungen und praktische Lehrveranstaltungen sollten weiterhin in Präsenz durchgeführt werden dürfen – soweit möglich unter Einhaltung von Mindestabständen und Tragen der Maske. Der Zugang zu Bibliotheken werde soweit wie möglich offengehalten. Auch Gremiensitzungen sollten, wo immer möglich, digital stattfinden und die Hochschulbeschäftigten, soweit praktisch umsetzbar, wieder verstärkt im Homeoffice arbeiten.

 

Berlin hatte bereits vor einer guten Woche ein weitgehend digitales Wintersemester beschlossen. In der jetzt geänderten Infektionsverordnung der Hauptstadt heißt es zudem: "Hochschulen haben ihren Publikumsverkehr bis zum 31. März 2021 zu untersagen", also das gesamte Wintersemester über. Allerdings bedeute das keinen kompletten Lockdown für fünf Monate, wie Carsten Busch, Präsident der Hochschule für Wirtschaft und Technik Berlin und Sprecher der Fachhochschulen in der Landesrektorenkonferenz heute im Tagesspiegel betonte. In der Lehre werde es etwa Ausnahmen in Form von Präsenz-Einführungsveranstaltungen für Erstsemester und für Laborpraktika geben. 

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