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Die Neuinfektionen bei Kindern sinken überdurchschnittlich – doch die Schulen sollen vielleicht bald schließen

Was sich aus den aktuellen Infektionsstatistiken von RKI und Kultusministerkonferenz ablesen lässt – und was nicht.

NATÜRLICH SIND ES nur die Meldezahlen. Natürlich gibt es eine Dunkelziffer an Neuinfektionen, die einem Mehrfachen der offiziell registrierten Fälle entsprechen dürfte. Wie hoch sie ist zurzeit, weiß keiner. Auch nicht, ob sie bei Kindern höher liegt als bei Erwachsenen. Zumal das Robert-Koch-Institut Anfang November das Testregime geändert hat. 

 

Doch eines zumindest dürften die offiziellen Corona-Zahlen mehr oder weniger korrekt abbilden, und zwar bei Kindern wie Erwachsenen: den Trend. Und der wies in der vergangenen Kalenderwoche bei den unter 15-Jährigen nach unten – während die gemeldeten Neuinfektionen insgesamt wieder anstiegen. 

 

Konkret: Das RKI registrierte in der vergangenen Kalenderwoche 11.010 neue Corona-Fälle unter Kinder und Jugendlichen, 281 weniger als in den sieben Tagen zuvor. Und sogar 558 weniger als vor zwei Wochen. Bezogen auf alle gemeldeten Corona-Neuinfektionen sank der Anteil der Altersgruppe der 0- bis 14-Jährigen damit binnen Wochenfrist von 9,2 auf 8,66 Prozent. Und in der laufenden Woche könnte sich der Trend fortsetzen: Unter den bis Mittwochfrüh ans RKI gemeldeten 28.611 Fällen machten die Kinder und Jugendlichen nur 7,83 Prozent aus. 

 

Bei den 15- bis 19-Jährigen wiederum gab es gegenüber dem Höchststand von 8676 Neuinfektionen vor drei Wochen einen überdurchschnittlichen Rückgang um zwischenzeitlich ein Siebtel, zuletzt aber wieder einen leichten absoluten Anstieg, so dass in der vergangenen Woche 7650 neue Fälle registriert wurden. Relativ zu den noch stärker gestiegenen Neuinfektionszahlen der Gesamtbevölkerung allerdings sank der Anteil der 15- bis 19-Jährigen weiter.

 

Auch an den Schulen sinkt
offenbar der Anteil infizierter Schüler

 

Wie passt das damit zusammen, dass die Kultusministerkonferenz (KMK), die jetzt regelmäßig neue Corona-Zahlen für die Schulen bundesweit liefert, für die vergangene Woche einen Anstieg der aktiven Fälle meldet? Und zwar von 18.240 auf 19.202? Ganz einfach: Weil die Berechnungsgrundlage diesmal vollständiger war als in der Woche zuvor. 

 

Diesmal haben alle Länder Zahlen gemeldet. Vergangene Woche hatte zum Beispiel Niedersachsen keine Ergebnisse liefern können, und Sachsen hatte nur die Neuinfektionen von drei Kalendertagen angegeben. So bedeuten die 19.202 aktuell gemeldeten Fälle einen Anteil von 0,19 Prozent unter allen Schülern. Die 18.240 in der Woche zuvor stellten dagegen einen Anteil von 0,20 Prozent der bundesweit einbezogenen Schüler. 

 

So sehr sich die KMK-Statistiker bemühen: Ihre Zahlen sind immer noch reichlich lückenhaft, weil sie von den Zulieferungen der Länder abhängen, doch sie werden Woche für Woche etwas verlässlicher. Und deuten aktuell ebenfalls auf einen Rückgang hin – nur muss man dafür eben tiefer in die zur Verfügung stehenden Tabellen einsteigen. Wobei man dann übrigens auch feststellt, dass die von der KMK berichteten aktiven Corona-Fälle unter Lehrkräften kräftig gestiegen sind. In absoluten Zahlen von 2831 auf 3533 Fälle und als Anteil an allen Lehrkräften von 0,35 auf 0,40 Prozent.

 

Das eigentliche Drama spielt
sich in den Altenheimen ab

 

Auch bei den gemeldeten Quarantäne-Fällen muss man genau hinschauen. Zwar wurden von den Ländern mit 213.887 Schülern gut 3000 mehr an die KMK gemeldet, doch die Zahlen kamen auch von mehr Schulen. So dass der Quarantäne-Anteil unter allen einbezogenen Schülern leicht von 2,97 auf 2,87 Prozent zurückging. 

 

Den höchsten Anteil an Corona- und Quarantänefällen unter den Schülern und Lehrern gab es diese Woche übrigens in Thüringen (teilweise mit Abstand!) und Berlin. Aber auch andere Länder haben zum Teil sehr hohe Zahlen: Brandenburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen zum Beispiel. So dass Konsequenzen für den Schulbetrieb durchaus angebracht wären

 

Doch bleibt es bei der Feststellung: Die leider zu begrenzten Wirkungen des Teil-Shutdowns kommen offenbar (wie erhofft) mit Verzögerung auch in den Schulen an. Und sie scheinen überdurchschnittlich anzukommen. Doch die Politik – nicht die Kultusminister! – steuert, unterstützt von einer (merklich mit der heißen Nadel gestrickten) Leopoldina-Empfehlung, dennoch Richtung kompletter Schulschließungen. Ist das nun das zwingende Ergebnis evidenzbasierten Politik? Oder eher ein Rückfall in überstanden geglaubte Reflexe?

 

Das eigentliche Drama erzählen die Zahlen des RKI erneut an anderer Stelle. Die Neuinfektionen bei den Über-80-Jährigen steigen und steigen. Nein: Sie explodieren. Erneut fast 2000 mehr, inzwischen sind es über 14.000 pro Kalenderwoche. Ein guter Teil von ihnen wird die Infektion nicht überleben. Weshalb die Zahl der Corona-Toten absehbar weiter steigen dürften. Seit Mitte September sind die wöchentlichen Corona-Fälle unter den Alten um den unglaublichen Faktor 140 gestiegen – verglichen zu Faktor 15 in  der Gesamtbevölkerung. Das Virus wütet in den Alten- und Pflegeheimen. Doch während die Leopoldina-Empfehlung sich ausführlich (und teilweise unter Vermischung von Begrifflichkeiten) den Schulen widmete, sagten die Experten zu zusätzlichen Schutzmaßnahmen in den Pflegeheimen: nichts. 

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