Am Tag vor der wahrscheinlichen Lockdown-Verlängerung haben die Kultusminister ihren erwarteten Beschluss gefasst: Sobald es Lockerungen gebe, müssten Schulen vorn mit dabei sein. Und dann als erstes die Jüngsten in den Präsenzunterricht zurückkehren.
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DIE KULTUSMINISTERKONFERENZ (KMK) hat wie erwartet einen nur sehr allgemeinen Beschluss zur weiteren Dauer und Umfang der Schulschließungen während des Corona-Lockdowns gefasst. Dabei spricht sie sich für eine Öffnung in mehreren Stufen abhängig vom Infektionsgeschehen aus. Gleichzeitig zeichnet sich ab, dass der weitgehende Distanzunterricht möglicherweise in allen Ländern um mindestens noch eine Woche nach dem 11. Januar verlängert wird, wobei die KMK keine konkreten Zeiträume nennt.
Aufgrund der nach wie vor hohen 7-Tage-Inzidenzwerte und der nicht sicheren Einschätzung des Infektionsgeschehens in Folge der Feiertage müssten die im Dezember beschlossenen Maßnahmen zunächst aber "in Deutschland oder in einzelnen Ländern"... "unter Umständen" fortgeführt werden, heißt es im Beschluss der KMK. Womit die Kultusminister jede detaillierte Vorfestlegung vor den morgigen Gesprächen der Regierungschefs von Bund und Ländern vermieden – und zugleich auf ein unterschiedliches Vorgehen der einzelnen Ländern einstimmten.
Eindeutig waren die Kultusminister allerdings in ihrem erneuten Bekenntnis zum Präsenzunterricht. Die Öffnung von Schulen habe "höchste Bedeutung". Ausgesetzte Präsenzpflicht bzw. der Distanzunterricht in den Schulen über einen längeren Zeitraum bleibe nicht ohne negative Folgen für die Bildungsbiographien und die soziale Teilhabe der Kinder und Jugendlichen. Deshalb sei die schnelle Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an den Schulen in Abwägung mit Fragen des Gesundheitsschutzes so wichtig: Sollte es zu Lockerungen der im Dezember 2020 beschlossenen Maßnahmen kommen, müssten die Schulen von Anfang an dabei sein.
Die neue KMK-Präsidentin Britta Ernst sagte, die Kultusministerkonferenz bekräftige "die große pädagogische Bedeutung des Präsenzunterrichts für die Schülerinnen und Schüler." Und weiter wird Ernst, im Hauptjob SPD-Bildungsministerin von Brandenburg, in der KMK-Pressemitteilung zitiert: "Wenn sich in den Ländern Spielräume für Lockerungen ergeben, sollen die Grundschülerinnen und Grundschüler bzw. die unteren Jahrgänge als erstes wieder die Schule besuchen können. Für die Abschlussklassen sollen mit Blick auf die Abschlüsse und Prüfungen weiterhin Ausnahmen vom Distanzunterricht möglich sein."
Die Öffnung in den einzelnen Ländern, sobald möglich, sollte laut KMK anhand der folgenden Stufen laufen: Als erstes Präsenzunterricht für die Klassen 1 bis sechs, alle weiteren Jahrgänge bleiben im Distanzunterricht. Zweite Stufe: Die Jahrgangsstufen sieben und höher gehen in den Hybridunterricht. Dritte Stufe: Präsenzunterricht für alle Schülerinnen und Schüler aller Jahrgangsstufen der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen.
Für Schüler der Abschlussklassen soll es laut Kultusministerkonferenz weiter eine Ausnahme von den Schulschließungen geben, um die Vorbereitung auf Prüfungen angemessen begleiten zu können.
Im Vorfeld der KMK-Videokonferenz und auch der morgigen Runde der Regierungschefs hatte es heftige Debatten und teilweise sehr unterschiedliche Vorschläge zum den weiteren Umgang mit Kitas und Schulen während des Lockdowns gegeben.
So hatte Niedersachsen Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) schon Mitte Dezember angekündigt, die Grundschulen in seinem Bundesland sollten ab 11. Januar zum täglichen Präsenzbetrieb zurückkehren, während Schüler ab Klasse fünf im Januar in geteilten Klassen unterrichtet werden sollten. Im Anschluss an den KMK-Beschluss sagte Tonne jedoch, dass schon jetzt klar sei, "dass es bei einem Fortsetzen des Lockdowns nicht bei den Schritten bleiben kann, die wir vor der Weihnachtspause für den 11. Januar 2020 vorgesehen hatten. Die damalige Planungsgrundlage war das Ende des Lockdowns." Sollte diese Grundlage nicht mehr gegeben sein, seien "unsere Planung anzupassen und lockdownkonform mit Blick auf Kontaktreduktion auszurichten."
Vor Niedersachsen hatten bereits mehrere Länder angekündigt, das Distanzlernen um zunächst eine Woche über den 11. Januar hinaus zu verlängern. Intern hoffen viele Kultusminister auf den stufenweisen Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht ab dem 18. Januar. Der jetzt gefasste Beschluss der Kultusminister hatte sich insofern in seiner Stoßrichtung eines Minimalkonsenses bereits abgezeichnet.
Auch die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), die für eine rasche Öffnung der Grundschulen auch inzidenzabhängig plädiert hatte, begrüßte den KMK-Beschluss. "Wir sind uns innerhalb der KMK einig, dass den Schulen bei der Diskussion um die Verlängerung des Lockdowns eine hohe Priorität und Sonderstellung eingeräumt werden muss", sagte Eisenmann. "Insbesondere die Grundschulen sowie die Abschlussklassen müssen gesondert in den Blick genommen werden. Deshalb haben wir nun einen gemeinsamen Vorschlag vorgelegt, der diese wichtigen Aspekte berücksichtigt." Auch für die Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen soll der Präsenzunterricht wieder schrittweise ermöglicht werden. "Der Präsenzunterricht ist und bleibt die beste Option für den Lernerfolg. Ich hoffe, dass die Ministerpräsidentenkonferenz und die Bundeskanzlerin bei der bevorstehenden Entscheidung dies ebenfalls berücksichtigen."
Den 11. Januar hat Eisenmann offenbar noch nicht ganz abgeschrieben. Ihr Kultusministerium teilte mit, es habe "entsprechend dem KMK-Beschluss" verschiedene Szenarien für den Wiedereinstieg in den Unterricht nach dem 10. Januar 2021 vorbereitet. "Damit soll ein flexibles Handeln – je nach regionaler Infektionslage und nach Alter der Kinder und Schulart – ermöglicht werden."
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Sandra (Mittwoch, 06 Januar 2021 09:43)
Es ist wichtig daß die Schüler so schnell wie möglich wieder in die Schule gehen können, Online geht es mit unserem langsamen Internet eh nicht.