Warum die Universität Münster ein klares Bekenntnis für ein Wintersemester in Präsenz beschlossen hat. Ein Gastbeitrag von Johannes Wessels.
Johannes Wessels ist Physiker und Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster.
Foto: WWU-Peter Wattendorff.
DIE UNIVERSITÄT MÜNSTER hat in der letzten Senatssitzung des dritten Corona-Semesters deutlich ihr Bekenntnis zu einem Wintersemester 2021/22 in Präsenz untermauert. Von "Herumgeeier" keine Spur! Mutlosigkeit? Mitnichten!
Diese klare Ansage ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings auch nötig, um die gleiche Verlässlichkeit bezüglich der Studienbedingungen herzustellen, wie es sie auch in den vorherigen Semestern gab. Vom Sommersemester 2020 an galt: Jeder Studierende kann sich auf ein zuverlässiges Digitalangebot verlassen. Die Defizite dieser Art des Studierens, des Miteinanders, der Orientierung in einer wesentlichen Lebensphase sind hinlänglich und zu Recht beklagt worden. Sie finden unter anderem Ausdruck in der massiven Zunahme erheblicher psychischer Probleme zahlreicher Heranwachsender. Denn das Lernen in der Schule oder ein Studium ist eben auch ein sozialer Prozess. Qualitätsvolle Lehre beruht auf einem hohen Maß von Interaktion und Diskurs und nicht auf der puren Konsumption von Konserven – aber wem sag ich das?
Auf unsere Ankündigung eines Präsenzsemesters folgten Reaktionen von "endlich!" bis "wie unverantwortlich!" Auf Letzteres bleibt nur die Antwort: Unverantwortlich ist einzig, sich nicht impfen zu lassen – außer aus medizinischen Gründen. In einer Blitzumfrage unter unseren Studierenden zum 30. Juni haben - bei rund 15 000 (!) Rückmeldungen – 75 Prozent angegeben, bereits mindestens ein Mal geimpft zu sein. Von dem verbleibenden Viertel betonten 80 Prozent, dass sie durchaus gewillt seien, sich impfen zu lassen, sofern sie eine entsprechende Möglichkeit bekämen. Darauf haben wir schnell reagiert und mit der Stadt Münster ein entsprechendes Angebot organisiert.
Appell an die
Erstsemester
Bleibt also für das kommende Semester eine Gruppe, die wir besonders in den Blick nehmen: die Erstsemester. Sie werden in der kommenden Woche ihre Zulassungsschreiben bekommen, in denen wir sie explizit darauf hinweisen, dass ihr Impfstatus einen entscheidenden Einfluss auf das Gelingen des Wintersemesters 2021/22 in Präsenz haben wird. Ich bin fest davon überzeugt: Man sollte nicht nachlassen, an die eigene Verantwortung im Sinne aller zu appellieren.
Neben den mittlerweile ausgeklügelten Hygienemaßnahmen und Platzvergabeverfahren überprüfen wir zudem die Möglichkeit, unabhängig von gesetzlichen Regelungen über unsere Hausordnung die "3-G-Regel" (geimpft / getestet /genesen) stichprobenartig kontrollieren zu können. Zudem erscheint eine Maskenpflicht in Veranstaltungen opportun, die auch Wirksamkeit gegen die von Epidemiologen befürchtete zusätzliche starke Grippewelle im Winter entfalten könnte.
Und was ist mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Sie gehören zur Priorisierungsgruppe 3 und konnten bis Ende dieses Monats dank unseres hervorragend organisierten Arbeitsmedizinischen Dienstes nahezu vollständig geimpft werden.
Aber warum hat sich darüber eigentlich keiner aufgeregt? Ich hätte es nachvollziehen können. Denn mir ist nicht wirklich verständlich, wieso an Universitäten mit Bezug auf Corona zwischen Beschäftigten und Studierenden unterschieden wird. Vielfach verbringen sie die gleiche Zeit in den gleichen Räumen. Es sei in dem Zusammenhang daran erinnert, dass "ordentlich" Studierende im Hauptberuf nichts anderes tun als genau das: studieren.
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Dörthe Bahnz (Freitag, 30 Juli 2021 12:40)
Das ist doch mal eine klare Ansage. Hoffentlich zieht man
das auch durch. Viel Glück!