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Corona-Infektionen bei Schülern sinken erneut überdurchschnittlich

Der Anteil an allen registrierten Fällen rutschte innerhalb von drei Wochen von 28 auf 22 Prozent ab. Bayerns Ministerpräsident fordert dennoch ein "Vorsorge-Schutz-Paket" für die Schulen – während Hessen die Maskenpflicht am Platz abschafft.

DIE CORONA-LAGE bei Kindern und Jugendlichen entspannt sich immer deutlicher. Die gemeldeten Neuinfektionen bei den unter 15-Jährigen sanken in der vergangenen Kalenderwoche 7 zum dritten Mal in Folge stark überdurchschnittlich. Insgesamt registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) bis einschließlich Sonntag knapp 247.000 zusätzliche Corona-Fälle in dieser Altersgruppe – nach 313.300 in den sieben Tagen davor. Wobei die absoluten Zahlen mit großer Vorsicht zu genießen sind, da die letzte Aktualisierung der RKI-Datenbank noch fehlt, also noch etliche tausend Fälle hinzukommen. 

 

Was jedoch schon klar ist: Der Anteil der Kinder und Jugendlichen an allen Neuinfektionen ging in den vergangenen drei Wochen von 28,1 auf 22,0 Prozent zurück. Ein erstaunlich starker Abwärtstrend – und das trotz Schulen, die sich in der vorvergangenen Woche laut Kultusministerkonferenz (KMK) zu über 93 Prozent in vollem Präsenzbetrieb befanden.

 

Vergangene Woche waren allerdings in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern Ferien, was wegen des Wegfalls der Pflichttests zu weniger Infektionsmeldungen bei Schülern führt. Doch handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen Effekt, da nur gut zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen in diesen vier Bundesländern leben.

 

Auch der Anteil der nachweislich infizierten 15- bis 19-Jährigen ging bis einschließlich Sonntag schon die dritte Kalenderwoche in Folge zurück, allerdings weniger deutlich: von 7,8 auf 7,3 Prozent. 

 

Das Niveau der gemeldeten Corona-Infektionen bewegt sich bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 14 im Vergleich zu anderen Altersgruppen damit spürbar unter dem Stand der abflauenden Delta-Welle im Dezember – bei absolut natürlich deutlich höheren Zahlen. Denn gesamtgesellschaftlich hat Omikron in der vergangenen Woche gerade erst seinen Scheitelpunkt überschritten. 


Entspannung auch in den Krankenhäusern –
allerdings bislang nur bei Kindern

 

Die Entspannung bei den Inzidenzen überträgt sich bei den Kindern und Jugendlichen allmählich auch auf ihre Krankenhaus-Statistiken. In der vorgegangenen Kalenderwoche 6 (neuere Zahlen hat das RKI noch nicht) wurden 282 Eingewiesene unter 5-Jährige mit einer Corona-Infektion registriert – das waren neun weniger, als der Datenstand vergangenen Dienstag für die Vorwoche auswies. Der Rückgang bei den 5- bis 14-Jährigen war stärker: von 301 runter auf 264. Wiederum gilt: Die absoluten Zahlen werden sich noch ändern, doch der Trend ist wichtig. Vor allem auch hier der sinkende Anteil an allen Hospitalisierungen. Unter 5-Jährige: 4,4 Prozent nach 4,8 Prozent in der Woche davor. 5- bis 14-Jährige: 4,1 Prozent nach 4,9 Prozent. 

 

 

Über alle Altersgruppen hinweg betrachtet stiegen die Hospitalisierungen dagegen zuletzt noch, allerdings langsamer, wie der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Andreas Wagener, der Rheinischen Post sagte. Während die Zahl der Intensivpatienten gestern mit 2.414 sogar um 59 bzw. 2,4 Prozent niedriger lag als sieben Tage zuvor. Am stärksten stieg der Anteil Corona-positiver Krankenhaus-Patienten über 80: von 24,2 auf 29,2 Prozent zwischen Kalenderwoche 4 bis 6. 

 

Auch insgesamt baut sich die Omikron-Welle nur langsam ab, weil die Zahl der nachweislich Neuinfizierten vor allem in den höheren Altersgruppen noch steigt.

 

Debatte, wie es an
den Schulen weitergehen soll

 

Vergangene Woche hatten mehrere medizinische Fachgesellschaften einen Strategiewechsel in der Pandemie gefordert und vor allem Veränderungen für Kinder und Jugendliche angemahnt. So sollten anlasslose Massen­tests, insbesondere in Schulen und Kitas, beendet werden, da sie "keinen erkennbaren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie" leisteten, betonten die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) sowie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in einer gemeinsamen Erklärung. 

 

Unumstritten ist das nicht: Denn verschiedene Studien waren zu dem Ergebnis gekommen, dass die Tests durchaus zu einer Kontrolle des Infektionsgeschehens in Schulen und darüber hinaus beitrügen. Allerdings galt dies vor der aktuellen Omikron-Welle.

 

Den in vielen Bundesländern angekündigten Verzicht auf Quarantäne in Schulen und Kitas be­wer­teten die Fachgesellschaften als richtig. Kinder und Jugendliche seien durch eine Infektion kaum gefährdet, das Auftreten von schweren Erkrankungsfällen in dieser Altersgruppe sei weiter gering.

 

Trotzdem erneuerte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) seine Forderung nach einem "Vorsorge-Schutz-Paket für Schulen und Kitas und eine Notfallstrategie für den Herbst". Die Ampel müsse für eine gesetzliche Grundlage sorgen, die das Tragen von Masken und Testen weiter mögliche mache – "vor allem in den Schulen".

 

Hessens Landesregierung kündigte derweil an, dass vom 7. März an die Maskenpflicht am Platz in den Schulen wegfallen soll. "Es ist wichtig, die Kinder in den Schulen nicht zu vergessen, wenn man an anderer Stelle öffnet", sagte CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier. Auch Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern haben bereits eine Aussetzung angekündigt, teilweise allerdings erst später. An Sachsens Grundschulen herrscht am Platz schon jetzt keine Maskenpflicht (siehe Übersicht hier).

 

Der Bund-Länder-Gipfel dagegen hatte am vergangenen Mittwoch für viele Lebensbereiche bundesweit Lockerungen angekündigt – für Kitas und Schulen aber nicht.

 

Hinweis: Ich habe die Angaben zu den Ländern mit geplanten Änderungen bei der Maskenpflicht korrigiert.




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