Die Tagesspiegel-Journalisten Lorenz Maroldt und Susanne Vieth-Entus haben ein Buch über die Berliner Schulen geschrieben. Im Gespräch mit Patrick Honecker und Jan-Martin Wiarda erzählen sie, wie es zum "Klassenkampf" in der Bildungspolitik der Hauptstadt kam – und was sich aus der Misere lernen lässt.
Im Gespräch mit Susanne Vieth-Entus und Lorenz Maroldt.
BERLIN LIEGT bei den Bildungsausgaben im Bundesvergleich an der Spitze. 13.000 Euro gab die Hauptstadt 2020 pro Schüler und Schülerin an ihren öffentlichen Schulen aus. Gegenüber 10.600 Euro in Bayern, 8.800 Euro in Baden-Württemberg und 8.100 Euro in Nordrhein-Westfalen. Wie kann es dann sein, dass, wie Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt sagt, das Berliner Schulchaos trotzdem "in aller Munde" ist? Dass "wenn irgendwo jemand gebasht werden soll", man nur sagen müsse, das sei ja wie in Berlin?
Maroldt und die Tagesspiegel-Bildungsexpertin Susanne Vieth-Entus haben sich auf die Suche nach Antworten gemacht. Daraus ist ein gemeinsames Buch entstanden, das gerade erschienen ist: "Klassenkampf." In einem neuen "Gipfel der Bildung" erzählen die beiden, wie die Idee zum Buch entstanden ist. Sie hätten im "Checkpoint Newsletter jeden Tag seit Jahren über Details und auch größere Katastrophen der Berliner Bildungslandschaft berichtet und irgendwann gesagt: Dass muss man mal zusammenfegen, sagt Maroldt im Podcast mit Jan-Martin Wiarda und Patrick Honecker. "Man muss ja irgendwann auch mal was lernen aus dem ganzen Krempel!"
Das Paradoxe: Trotz der vergleichsweise guten Bildungsfinanzierung schenke die Berliner Politik dem Thema Schule viel zu wenig Beachtung. Wie könne es eigentlich sein, fragen Maroldt und Vieth-Entus, dass das Wollen und Werden in der Bildungspolitik der Hauptstadt so dramatisch auseinanderliefen?
"Es gibt in der Berliner Politik eine systematische Unzuständigkeit, die in Verantwortungslosigkeit abgleitet, wo jeder ein Teil eines Problems an jemand anderen überträgt", sagt Maroldt. Hinzu komme, sagt Vieth-Entus: Im Ansatz mache Berlin viel richtig, versemmele es dann aber in der Umsetzung. "Es täte der Bildungspolitik gut, so wenig Ideologie wie möglich übergestülpt zu bekommen."
Doch die beiden Journalisten klagen und kritisieren nicht nur, sie suchen nach Lösungen. "Der Ansatz war eigentlich", sagt Lorenz Maroldt: "Was können wir von den anderen (Bundesländern) lernen? Wir haben bei der Recherche festgestellt, dass es aber auch ganz viel gibt, was die anderen von Berlin lernen können."
Ein Podcast über Berliner Phänomene, den im Berliner Schulsystem noch existierenden Job des Vervielfältigers und Physiklehrer, die als IT-Spezialisten ihrer Schule gelten, wenn sie in der Freizeit drei Kabel zusammenlöten können.
Lorenz Maroldt und Susanne Vieth-Entus: "Klassenkampf. Was die Bildungspolitik aus Berlins Schuldesaster lernen kann." Suhrkamp, 267 Seiten, 18 Euro.
Kommentar schreiben
Karin Fischer-Bluhm (Mittwoch, 09 März 2022 10:42)
Lieber JanMartin Awards, danke für deinen/Ihren Newsletter! Auch Rentnerinnen halten sich noch gern auf dem Laufenden in ihrem alten Feld und der Newsletter macht es einem leicht. Den Podcast fand ich schwierig anzuhören, weil das Geräusch des Einatmens das der anschließenden Worte übertönte. Könnt Ihr/ Können Sie bitte bei der nächsten Aufnahme ne andere Mikrofontechnik nutzen?
Lieben Gruß karin fb