Die Hintergründe sind privat, nicht politisch – aber die Folgen für Ministerin Stark-Watzinger so oder so erheblich. Hauggs Nachfolge steht bereits fest – und überrascht.
ES IST DIE NÄCHSTE personelle Umbesetzung im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Kornelia Haugg, erst vor rund einem Jahr zur beamteten Staatssekretärin berufen, tritt freiwillig in den vorgezogenen Ruhestand. Und das schon zum 1. Februar, also in sechs Wochen. "Aus privaten Gründen", wie es in der offiziellen BMBF-Pressemitteilung am Nachmittag hieß. Was in diesem Fall keine Umschreibung für etwas Anderes ist, sondern den Tatsachen entspricht. Sie muss sich der Pflege ihres Mannes widmen – weshalb sie schon vor einem Jahr erst nach Bedenkzeit und unter Vorbehalt zugesagt haben soll, als Bettina Stark-Watzinger (FDP) der langjährige Abteilungsleiter den Staatssekretärsjob angeboten hatte.
Für die Ministerin kommt Hauggs Abgang trotzdem ungelegen, denn damit verliert sie nach dem parlamentarischen Staatssekretär Thomas Sattelberger (FDP), der im Sommer seinen Rücktritt eingereicht hatte, die zweite ihrer vier ursprünglichen Besetzungen auf der Staatssekretärsebene. Zumal Stark-Watzinger erst vor wenigen Tagen zwei erfahrene Abteilungsleiter entlassen hatte, wovon sie einen extern – mit dem derzeitigen stellvertretenden Vorsitzenden der hessischen Landtagsfraktion – ersetzte. Ziemlich viel Verlust von administrativem und fachpolitischem Know-How also, das ihr Ministerium innerhalb kurzer Zeit zu verkraften hat.
Sehr spannend ist dafür die heute verkündete Entscheidung, wer Haugg als beamtete Staatssekretärin nachfolgen soll: die Tübinger Philosophieprofessorin Sabine Döring, Schwerpunkt: Ethik. Sie war Gastprofessorin in Melbourne und, als Vertreterin der Geisteswissenschaften, Principal Investigator im Tübinger Exzellenzcluster "Center for Integrative Neuroscience (CIN)". Döring mag insofern die ministeriumsinterne Verwaltungserfahrung fehlen, auch Verhandlungsrunden mit Landeswissenschaftsministerien sind ihr neu, dafür hat sie eine maximale Nähe zur Wissenschaft und ihren Abläufen – und bringt einen frischen Blick mit ins BMBF.
Ein Personalcoup Stark-Watzingers, mit dem diese erfreulichen Mut beweist. Zugleich bietet der Wechsel die Chance auf eine atmosphärische Aufhellung, nachdem es zuletzt unter anderem um die schleppende Umsetzung 200-Euro-Soforthilfe doch gehörige Spannungen im Verhältnis zwischen Bund und Ländern gegeben hatte – an denen Haugg nicht unbeteiligt war. Nach einem Jahr sind zudem so viele – auch wissenschaftspolitische Versprechungen – des Ampel-Koalitionsvertrages noch nicht umgesetzt, dass die BMBF-Führung angesichts knapper Kassen vor einem fast unmöglichen Kraftakt steht.
Bettina Stark-Watzinger dankte unterdessen Kornelia Haugg, dass sie "in den über 30 Jahren hier im Haus... für Bildung und Forschung viel bewegt, vorangetrieben und erreicht" habe. Zugleich freue sie sich, mit Sabine Döring eine "exzellente Wissenschaftlerin als designierte Nachfolgerin" gewonnen zu haben.
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