Jacob Chammon, Vorstand des Forums Bildung Digitalisierung. Foto: Forum Bildung Digitalisierung.
1. Was ist für Sie das größte Problem in unserem Bildungssystem?
Mich beunruhigt sehr, dass die großen Probleme im Bildungsbereich allen politisch Verantwortlichen bekannt sind, aber die ernsthafte Zusammenarbeit bei der Lösung der Probleme insbesondere im Zusammenspiel von Bund, Ländern und Kommunen findet kaum statt. Man verliert sich im Klein-Klein der Zuständigkeiten! In der Notlage, in der sich unser Bildungssystem aktuell befindet, müssen wir viel erfinderischer werden und vor allem den Einzelschulen vor Ort mehr Freiräume für Entscheidungen geben. Dabei sollten wir nie außer Acht lassen, dass es bei den zu treffenden Entscheidungen um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen geht.
2. Hat der Bildungsföderalimus in Deutschland langfristig eine Zukunft?
Langfristig erwarte ich mehr ernsthafte Zusammenarbeit. Das bedeutet, dass man sich womöglich auch noch einmal grundsätzlich über die Zuständigkeiten von Bund, Ländern, aber auch Kommunen in Bildungsfragen klar werden muss. Im besten Fall findet sich hier ein Modus von ko-konstruktiver Zusammenarbeit, bei dem um die wirksamsten Konzepte geht, um Bildung digitaler, chancengerecht und qualitativ hochwertig zu gestalten. Wenn ich hier an den Digitalpakt 2.0 denke, könnte der Bund zum Beispiel konkrete Bedingungen an die Auszahlung der Fördermittel an die Länder stellen.
3. Welche konkreten Erwartungen haben Sie in diesem Zusammenhang an den Bildungsgipfel?
Klar ist doch schon jetzt: Der Bildungsgipfel kann nur ein Auftakt sein. Wir brauchen hier einen ernsthaft angelegten Partizipationsprozess, bei dem alle Akteure im Bildungsbereich einbezogen werden und an wirksamen Lösungen arbeiten – von der Politik und Verwaltung über die Schulen und Hochschulen bis hin zu Eltern und Schüler:innen. Bildung in Deutschland muss endlich wieder gesamtgesellschaftlich diskutiert werden.