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"Bildung neu denken, außerhalb von Denkverboten und Legislaturperioden"

Astrid-Sabine Busse (SPD), Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie. Foto: Anne Moldenhauer.

1. Was ist für Sie das größte Problem in unserem Bildungssystem?

 

Die größte Herausforderung ist der bundesweite Lehr- und Fachkräftemangel. Ohne qualifizierte und motivierte Lehrkräfte kann Schule nicht gelingen. Deshalb müssen die Universitäten mehr Lehrkräfte zu einem erfolgreichen Studienabschluss führen, und wir müssen allgemein für den Beruf werben. Die Digitalisierung und der Schulbau sind weitere Themen, an denen wir arbeiten müssen. Außerdem steigt leider die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die basale Kompetenzen nicht erwerben. Alle 16 Länder sind sich der Lage bewusst und ergreifen landesspezifische Maßnahmen. Angesichts der vielen Probleme müssen wir aber auch an der einen oder anderen Stelle Bildung neu denken, außerhalb von Denkverboten und Legislaturperioden.

 

2. Hat der Bildungsföderalimus in Deutschland langfristig eine Zukunft?

 

Eine gewisse Vielfalt der Bildungsangebote ist angemessen. Die Uckermark hat andersartige Herausforderungen als Bremen. Klar, die Menschen haben nachvollziehbare Kritikpunkte am Bildungsföderalismus. Generell gilt für mich: Wir benötigen mehr Vergleichbarkeit, nicht mehr Einheitlichkeit. Deshalb arbeiten die Länder weiter intensiv zusammen und haben unter anderem im Jahr 2020 die Ländervereinbarung über die gesamtstaatliche Verantwortung der Länder in Bildungsfragen unterzeichnet.

 

3. Welche konkreten Erwartungen haben Sie in diesem Zusammenhang an den Bildungsgipfel?

 

Ich freue mich auf hoffentlich konstruktive Gespräche, gehe aber ohne allzu große Erwartungen dorthin, zumal keine konkreten Ziele vorher mit den Bundesländern besprochen wurden. Als KMK-Präsidentin wünsche ich mir von der Bundesebene klare Aussagen zur Ausgestaltung eines neuen Digitalpakts. Und ich erwarte konkrete Angaben zum Umfang und zur Ausgestaltung des lange angekündigten Startchancen-Programms. Nach der Pandemie benötigen gerade die Schulen in schwieriger Lage konkrete Hilfen.