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"Die Annahme, dass eine Zentralisierung die Situation im Bildungssystem verbessern würde, ist durch nichts belegt"

Felicitas Thiel, Professorin für Schulpädagogik und Ko-Vorsitzende der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz. Foto: privat.

1. Was ist für Sie das größte Problem in unserem Bildungssystem?

 

Dass ein Fünftel der Schüler*innen die basalen Kompetenzen nicht erwirbt, die für ein erfolgreiches Weiterlernen wichtig sind. Das betrifft erstens fachliche Kompetenzen, insbesondere in Deutsch und Mathematik, und zweitens sozial-emotionale Kompetenzen wie Selbstregulation. Diese Gruppe von Schüler*innen ist in ihren Lebens- und Partizipationschancen deutlich beeinträchtigt.

 

2. Hat der Bildungsföderalismus in Deutschland langfristig eine Zukunft?

 

Mal abgesehen davon, dass die Abschaffung des Föderalismus realistischerweise nicht zur Debatte steht, ist die Annahme, dass eine Zentralisierung der politischen Entscheidungskompetenzen die Situation im Bildungssystem verbessern würde, durch nichts belegt. Der Bildungsföderalismus hat eine Zukunft, wenn der Wettbewerb um den besten Weg mit verbindlichen Vereinbarungen über Ziele und Standards verknüpft wird. Dies wiederum hängt an einer funktionierenden KMK.

 

3. Welche konkreten Erwartungen haben Sie in diesem Zusammenhang an den Bildungsgipfel?

 

Dass Bund und Länder in den Dialog mit der Wissenschaft treten. Auf der Grundlage konkreter und verbindlicher Ziele sollten Perspektiven für langfristige Forschungs- und Entwicklungsprogramme zum Beispiel für digitale Lernmaterialien und Tools entwickelt werden. Die SWK hat dazu einen entsprechenden Organisationsvorschlag skizziert.