Anne Sliwka, Professorin für Bildungswissenschaft und Lehrstuhlinhaberin für Schulpädagogik an der Universität Heidelberg. Foto: privat.
1. Was ist für Sie das größte Problem in unserem Bildungssystem?
Der Mangel an präzisen gemeinsamen Zielen, an einer auf diese Ziele hin ausgerichteten strategischen Ressourcensteuerung, an Daten (bis auf Einzelschülerebene), um das Erreichen der Ziele auf allen Ebenen regelmäßig zu überprüfen und entsprechend professionell zu handeln. Und leider fehlt es derzeit auch noch an Vertrauen, Kooperationsbereitschaft und Verbindlichkeit, um die Ziele gemeinsam zu erreichen. Erfolgreiche Schulsysteme international zeigen, wie es klappt: Letztlich müssen sich die Verantwortlichen auf allen Ebenen eines Schulsystems als gemeinsam Lernende verstehen, dann können die Probleme gelöst werden.
2. Hat der Bildungsföderalimus in Deutschland langfristig eine Zukunft?
Ich bin nicht überzeugt davon, dass unsere Probleme durch Zentralismus von Berlin aus besser zu lösen sind. Im erfolgreichen kanadischen Bildungssystem funktioniert der Bildungsföderalismus hervorragend. Dort liegt die Hauptverantwortung bei den Provinzen, die jedoch – über Parteigrenzen hinweg – sehr professionell zusammenarbeiten, um Kindern und Jugendlichen bestmögliche Bildungschancen zu bieten. A- und B-Länder gibt es dort nicht. Als ich den kanadischen KollegInnen davon erzählt habe, haben sie gelacht.
3. Welche konkreten Erwartungen haben Sie in diesem Zusammenhang an den Bildungsgipfel?
Das Format dieses kurzen Bildungsgipfels ist nicht auf die Lösung der Probleme hin angelegt, daher habe ich keine konkreten Erwartungen.