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"Das Wissenschaftssystem zukunftsfest machen"

Sie haben sich zusammengetan, um der Debatte über die Zukunft von Hochschulen und Wissenschaft einen Schubs zu geben: Georg Schütte und Volker Meyer-Guckel. Im Podcast erklären sie, ob sie das Wissenschaftssystem wirklich in einem tiefen Tal sehen – und welche Veränderungen die Wissenschaftspolitik jetzt wagen muss.

Der Fragensteller-Podcast mit Volker Meyer-Guckel (oben rechts) und Georg Schütte (unten rechts). Foto Meyer-Guckel: Damian Gorczany/Stifterverband. Foto Schütte: Philip Bartz.

"WIR BRAUCHEN EIN WISSENSCHAFTSSYSTEM, das ein breites Spektrum an Themen analysieren, verstehen und modellieren kann, das Optionen aufzeigen und Lösungen erarbeiten kann", postulieren Georg Schütte und Volker Meyer-Guckel in ihrem "Discussion Paper", das seit seiner Veröffentlichung genau das erreicht hat, was die beiden laut seinem Untertitel im Sinn hatten: "Neue Impulse" setzen für die wissenschaftspolitische Debatte.

 

Denn wenn Schütte, der frühere BMBF-Staatssekretär und jetzige Chef der Volkswagen-Stiftung, und Meyer-Guckel, der Generalsekretär des Stifterverbandes, ein Wissenschaftssystem fordern, "das für das Unvorhergesehene gewappnet ist", "das Orientierung bietet in einer Zeit kontinuierlicher Veränderung" und "die besten Köpfe in Forschung, Lehre und Studium anzieht", dann klingt das für viele erstmal wohlfeil, denn das wollen alle. Aber wie erreichen? Was neu machen, was weglassen? Und: Wie bezahlen?

 

Ja, das koste Geld, sagen die beiden. "Vielmehr noch erfordert es die Vision und den Mut zum Aufbruch, zum Umbau und zur Fokussierung." 

 

In einer neuen Folge von "Wiarda wundert sich" kommen Schütte und Meyer-Guckel nicht darum herum, genauer zu sagen, von wem genau sie bislang diesen Mut zum Aufbruch vermissen, was sie meinen, wenn Sie schlagwortartig den Wechsel von der "Wettbewerbs- zur Wirkungslogik" vorschlagen – und ob unter dieser Prämisse vor allem die Exzellenzstrategie noch eine Zukunft hat.

 

Und sie sagen, warum sie glauben, mit ihrer Forderung nach einer Weiterentwicklung der Hochschulgovernance erfolgreicher zu sein als der Wissenschaftsrat, der sich genau an diesem Ziel vor einigen Jahren die Zähne ausgebissen hat. 

 

Ein Gespräch über Optimismus, Lust auf Neues und die langen Linien der Wissenschaftspolitik einer Zeit, in der auch in Hochschulen und Wissenschaft allzu oft das Klein-Klein und die Sorgen der Gegenwart regieren.


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Kommentare: 6
  • #1

    Wolfgang Kühnel (Mittwoch, 28 August 2024 21:08)

    Zur "Weiterentwicklung der Hochschul-governance" im Sinne der Empfehlungen des Wissenschaftsrats hier ein kleines Zitat aus eben diesen Empfehlungen (S. 86), wo eine gewisse Katze aus einem gewissen Sack gelassen wird:

    "Dem sollte dadurch Rechnung getragen werden, dass die Wissenschaftsmanagerinnen und -manager ihrer Tätigkeit vermehrt auf festen Stellen nachgehen können, die einen klaren Platz in der Aufbauorganisation haben und an die Verwaltungs- und Governance-Strukturen der Hochschule rückgebunden sind. Der Wissenschaftsrat empfiehlt den Hochschulen, entsprechende Karrierewege verstärkt und systematisch zu fördern. Dabei sollten sie offen kommunizieren, dass die Rückkehr aus dem Wissenschaftsmanagement in die Wissenschaft einen seltenen Ausnahmefall darstellt. Die Professionalisierung als Wissenschaftsmanagerin oder -manager setzt eine Entscheidung
    voraus; hybride Aufgabenprofile zwischen Wissenschaft und Management stellen sich auf lange Sicht häufig als Sackgasse heraus."

    Im Klartext: Es soll eine neue Kaste von "professionalisierten" Managern entstehen, die in der Wissenschaft selbst nicht viel erreicht oder gar kein Interesse dafür haben, die aber umso mehr Einfluss auf das Geschehen bekommen und die gut schwätzen können. Die Professoren werden Zug um Zug entmachtet, und in Kombination mit "IchBinHanna" werden dann auch (ggfs. promovierte) Absolventen von Wissenschaftsmanagement-Studiengängen diese Positionen besetzen für ihre "planbaren Karrierewege", die die Hochschulen "systematisch fördern" sollen. So wie es schon Schulmanagement-Studiengänge gibt für die entsprechenden Strukturen im Schulbereich. Das führt zu Lehrermangel und Bürokratenüberfluss,, vielleicht sogar zu einem "Wasserkopf" mit zu vielen Häuptlingen. Man kann fast darauf wetten, dass -- nach dem Vorbild der vielzitierten Bildungskrise in Schulen -- dann eine ebensolche Krise im Wissenschaftsbereich einsetzen wird. Das gilt besonders dann, wenn durch die mit Politikern besetzten Hochschulräte diese auch noch dafür sorgen, dass die Wissenschafts-manager das richtige Parteibuch haben und überhaupt die Hochschulgovernance politischen Zielen zu dienen hat -- über das Wirken der ohnehin vorhandenen Wissenschaftsministerien hinaus.

  • #2

    Kaktus (Donnerstag, 29 August 2024 11:56)

    "Im Klartext: Es soll eine neue Kaste von "professionalisierten" Managern entstehen, die in der Wissenschaft selbst nicht viel erreicht oder gar kein Interesse dafür haben, die aber umso mehr Einfluss auf das Geschehen bekommen und die gut schwätzen können."

    Professoren schwatzen auch gut, haben aber auch nicht immer den wirklichen Durchblick. Das Problem sind Machtmissbrauch, in groups.
    Ich verstehe nicht, warum Sie "ichbinHanna" verunglimpfen.
    Professoren sind nicht die einzigen echten Wissenschaftler im System.

  • #3

    Wolfgang Kühnel (Donnerstag, 29 August 2024 13:24)

    Zu #2: Es wird doch vom Wissenschaftsrat offen gesagt, dass die neuen Manager KEINE Wissenschaftstätigkeit haben sollen. Also sind die nun bestimmt keine "echten Wissenschaftler im System". Das "hybride" System der akademischen Selbstverwaltung soll abgeschafft werden, aber zugunsten wovon? Ich argwöhne mehr Einfluss von Parteien und Lobbyisten. Nicht zufällig war der eine Gesprächpartner von Herrn Wiarda ein ehem. Staatssekretär, der andere hat übrigens ein Staatsexamen für das gymnasiale Lehramt. Man könnte spotten, die besten Köpfe sollen gar nicht in Forschung und Lehre arbeiten und in der Schule erst recht nicht, sondern als "Manager" in die B-Besoldung kommen.
    Soweit mir bekannt ist, ist der Machtmissbrauch in Strukturen mit Managern (etwa in der Wirtschaft, im Spitzensport, in Parteien, sogar in der UNO mit angegliederten Organisationen) nicht geringer als der für Universitäten behauptete. Zu "IchBinHanna" hatte ich an anderer Stelle hier im Blog ausführlich was gesagt. Ich kann verstehen, dass alle einen bequemen Dauerjob an der Uni haben und lieber nicht als Quereinsteiger in den Schuldienst wollen, aber leben wir nicht in Zeiten, wo wir Fachkräfte aller Art aus dem Ausland holen müssen, auch Akademiker? Überall heißt es, es gebe keine Akademiker-Arbeitslosigkeit.
    Last not least: Mich graust es, wenn ich höre, die Universitäten sollten bestimmte Management-Karrieren "systematisch fördern". Gerade das könnte in eine Günstlingswirtschaft von Uni-Präsidenten münden. Die Karrieren des Professoren-Nachwuchses könnten auch mal gefördert werden. Der hat es keineswegs leicht.

  • #4

    Dr_J (Donnerstag, 29 August 2024 14:36)

    Frage mich ja immer wieso wir nicht professionelle Organisationsentwickler da ran lassen? Und sowas wie https://unfix.com würde auch helfen. Arbeitskräfte werden in Strukturen gepresst, die in den 1970er Jahren Sinn gemacht haben. Wir haben kaum Flexibilität, um auf neue Anforderungen wie sie z.B. durch KI in die Ausbildung kommt, zu reagieren. Ja und wer darf wissenschaftlich wirken? Auch angewandte Forschung leistet einen sehr wichtigen Beitrag, der auch finanziell in den Arbeitsverträgen honoriert werden sollte.

  • #5

    Wolfgang Kühnel (Donnerstag, 29 August 2024 16:48)

    Zu # 4: Also Universitäten führen wie Tesla? Elon Musk (Unterstützer von Trump) als Uni-Präsident? Hier der Reklamespruch von unfix.com (das "!!" ist von mir):

    “The unFIX model is an easy-to-use toolbox that helps you with versatile organization design. It facilitates gradual change, dynamic teams, and an important role to play for managers. Our pattern library is inspired by innovative companies including Haier and Tesla (!!), various agile scaling frameworks, and books such as Team Topologies, Dynamic Reteaming, and Organization Design. It follows the Lean principles: start where you are, and use what you need.”

    Fragen wir mal "IchBinHanna", was davon zu halten ist.

  • #6

    Manfred Ronzheimer (Samstag, 31 August 2024 12:31)

    LESETIPP:
    "Wohin entwickelt sich das deutsche Wissenschaftssystem? Wird es den großen gesellschaftlichen Herausforderungen noch gerecht? Zunehmend mehren sich die Zweifel daran. Das Buch analysiert die deutsche Wissenschaftslandschaft und zeigt bestehende Defizite in Forschung und Lehre auf. Es entwickelt die Perspektive einer "transformativen Wissenschaft", die den Weg in ein zukunftsfähiges Wissenschaftssystem weist"
    https://www.metropolis-verlag.de/Transformative-Wissenschaft/1057/book.do
    Das Buch erschien vor 10 Jahren - Alles schon mal dagewesen