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"Bildungswende" am Ende?

2023 verheißungsvoll gestartet, ist das linksgewerkschaftliche Protestprojekt "Bildungswende jetzt" schon wieder erlahmt. Was lässt sich daraus lernen? Ein Gastbeitrag von einem, der dabei war: Stefan Hemler.

Gerade einmal 50 Menschen kamen am 18. Juni 2024 zum Abschluss des bayerischen Bildungsprotests. Foto: Stefan Hemler.

IM VERGANGENEN HERBST erlangten erstmals seit Jahren wieder bundesweit Demos für bessere Bildung die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Am 23. September gelang es "Bildungswende jetzt", 15.000 Menschen auf die Straße zu bringen. Keine Großkundgebung, aber immerhin ein Anfang, der in den Medien auf großen Widerhall stieß.

 

Für einen Gründungsappell konnten auf der Online-Plattform "Change" sogar über 130.000 Unterschriften gesammelt werden. In den Mittelpunkt stellte das Bündnis dabei vier Leitforderungen: Ein zukunftsfähiges, inklusives Bildungssystem, dauerhaft mehr Geld für Schulen und Kitas und ein Bildungssondervermögen von 100 Milliarden Euro, einen Bildungsgipfel sowie eine Ausbildungsoffensive für Erzieher:innen und Lehrkräfte. Für eine Petition zu den beiden letztgenannten Forderungen wurden in den vergangenen Wochen noch einmal, mit Rückenwind von Campact, mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt.

 

Missglückte Mobilisierung,

verlorenes Medieninteresse

 

Online-Protest ist das eine – Mobilisierung auf der Straße etwas anderes. Und hier zeigte sich, dass der Bildungswende inzwischen die Luft ausgeht.

Die meisten Ländergruppen sahen sich außer Stande, nochmals ein Großevent wie vergangenes Jahr zu stemmen. Deswegen plante das Bündnis 2024 einen frühsommerlichen Protest-"Staffellauf". Den Anfang machte Bremen am 24. Mai mit rund 200 Demoteilnehmer:innen. Bei einer Kundgebung auf dem Kölner Heumarkt sah es tags drauf nicht besser aus. Auch in Hamburg erschienen am 1. Juni nur 300 Demonstrierende, einzig in Berlin gelang es am selben Tag, nochmals eine vierstellige Zahl an Protestierenden auf die Straße zu locken. In München versammelten sich hingegen am 18. Juni zum Abschluss des bayerischen Bildungsprotests, für den eigens ein mannsgroßer, rund 1000 Euro teurer Gummiball als Hingucker angefertigt wurde, gerade mal 50 Menschen.

 

Die von Bildungswende-Sprecher Philipp Dehne für 2024 anvisierte Zielmarke von 50.000 Demoteilnehmer:innen wurde so weit verfehlt – am Ende ließ sich bundesweit kaum ein Zehntel mobilisieren. Die Medien berichteten kaum über einen Protest, der 100 Milliarden Euro für die Bildung fordert, aber dafür oft kaum 100 Leute in Gang setzen konnte.

  

Um das Scheitern der Bildungswende zu verstehen, hilft ein Blick auf die Entstehung des Protestbündnisses. Seine Ursprünge liegen in Berlin, wo sich 2021 im Umfeld von GEW und Linkspartei die Kampagne "Schule Muss Anders" (SMA) formierte. Von Beginn an verband SMA die Kritik an Missständen im Berliner Schulsystem mit weitreichenden Reformideen. Sie kam damit zu lokal beachteten Mobilisierungserfolgen.

 

2023 wollte sich diese Kampagne auf das Bundesgebiet ausweiten. Zu diesem Zweck holte sich SMA-Steuermann Philipp Dehne zwei neue Bündnispartner ins Boot: Den Hennefer Oberstudienrat Stefan Schoo als Vertreter der "Teachers for Future" und den Mainzer Elternvertreter Markus Sänger. Dieses Triumvirat tüftelte den im Juni 2023 veröffentlichen Gründungsappell als Programmschrift aus.

 

Festgezurrte Programmatik,
eingehegte Debattenkultur

 

So aufgestellt gelang es dem Aktionsbündnis vor dem Protesttag im September vergangenen Jahres einigen Support zu generieren: Fast 200 Unterstützergruppen und -verbände unterzeichneten den Appell, darunter auch Fridays for Future, Greenpeace und der Bundeselternrat.

 

Bald zeigte sich allerdings, dass es nicht überall nach Plan für das Initiatorentrio lief. Einige neue Mitunterstützer:innen brachten eine Erweiterung und Konkretisierung des Forderungskatalogs sowie eine Fokussierung auf das Thema Inklusion ins Spiel. Zur Enttäuschung der Bildungswende-Neulinge wurden solche Vorschläge aber hinhaltend bis ablehnend beschieden. In internen Online-Diskussionen gelang es Dehne, Sänger und Schoo, sich mit ihrer Ansicht durchzusetzen, dass die Leitforderungen des Gründungsappells keinesfalls abgeändert werden dürften.

 

Ebenso behielt das Trio dank eines stets präsenten gewerkschaftsnahen Support-Blocks bei Debatten über eine Erweiterung der Mitbestimmungsmöglichkeiten die Oberhand. Auch dieses Ansinnen konnte so erfolgreich abgeblockt werden. Und im Zuge der Etablierung einer neuen "Chatiquette" für die Umgangsformen in den internen Telegram-Kanälen wurden dort auch gleich noch die Diskussionsmöglichkeiten eingeschränkt.

 

Danach kehrte in den internen Foren des Bündnisses zwar die ersehnte Beruhigung ein. Zugleich war aber gegen Jahresende 2023 auch eine Abkühlung des Engagements zu spüren. Offenbar empfanden manche die neuen, straffen Kommunikationsregeln eher als einen undemokratischen Zensurversuch.

 

Der Zoff um die
100.000 Euro-Frage

 

Für Unmut sorgte bei einigen Aktivist:innen schließlich auch der Umgang des Leitungsteams mit Fragen nach finanzieller Transparenz – nicht zuletzt auch deshalb, weil verstärkt Spendenaufrufe für das Bündnis lanciert wurden. Im Raum stand die Frage über die Verwendung von insgesamt rund 100.000 Euro gewährten Fördergeldern von drei Stiftungen für "Schule Muss Anders".

Statt hier klare Auskünfte zu geben, wurden Fragesteller abgebügelt und der Autor dieses Textes auf Betreiben des Leitungsteams kurzerhand aus der Bildungswende ausgeschlossen. Gegen einen Bericht des Berliner Tagesspiegels vom 4. Februar über diesen formal ebenso umstrittenen wie erstaunlichen Vorgang versuchte Dehne auf juristischem Wege vorzugehen – bislang ohne Erfolg.

  

Die Verwendung der 100.000 Euro Stiftungsfördergelder für SMA ist dabei noch nicht alles, was bei den Bildungswende-Finanzen im Dunkeln geblieben ist. Denn mehr noch als Stiftungen sind es die Gewerkschaften, vor allem die GEW, die das Aktionsbündnis mit Arbeitszeit ihrer hauptamtlichen Kräfte, materiellem Support und auch Geld unterstützen.

 

Doch auch hier wurde Transparenz kleingeschrieben. Nach mehrmaligen Nachfragen präsentierte Dehne zwar im Dezember eine grobe Übersicht zu den Kosten des Protesttages 2023, führte aber lediglich 11.000 Euro an GEW-Geldern an. Eigentlich floss jedoch deutlich mehr aus Gewerkschaftskassen an das Aktionsbündnis, weil GEW und ver.di die Kundgebungen oft mitorganisierten und dann häufig auch Teile der Kosten übernahmen. Allerdings sind Berichten zufolge die großzügigen Finanzspritzen für die Bildungsprotestorganisation inzwischen in der Berliner GEW auf Widerspruch gestoßen. Die Kritik daran trug mit zu dem wachsenden Unmut bei, der Landes-GEW-Chef Tom Erdmann in der vorvergangene Woche schließlich veranlasste, seinen Hut zu nehmen. In einer so genannten Abhöraffäre war laut Tagesspiegel erwiesen, dass dieser den von einem anderen Gewerkschafter illegal angefertigten Ton-Mitschnitt aus einer GEW-internen Sitzung nicht nur gespeichert, sondern auch weitergegeben hatte.

 

Folgenreiches Scheitern? Die Bildungsreform
kann aber nicht mehr warten!

 

Auf das Angebot, in diesem Artikel Stellung zu all den genannten Sachverhalten zu nehmen, reagierte Dehne nicht. So bleibt die Schlussfolgerung: Eine vorab festgezurrte Programmatik, Defizite in der Diskussionskultur, Intransparenz bei den Finanzen – dieses Konfliktgemisch hat offenbar dazu geführt, dass sich ein Großteil der zunächst aktiv gewordenen Mitstreiter:innen nach und nach von der Bildungswende wieder abgewendet hat. Das von Dehne und seinen Verbündeten ersonnene Konzept einer scheinbar offenen Mitmachstruktur, bei der es eigentlich nur um die Akquise von planmäßigem Protestsupport ging, hatte nur ein einmaliges Demostrohfeuer entfacht.

 

Für eine nachhaltige Struktur fehlte es an Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitgestaltung beim Aufbau einer sich programmatisch weiterentwickelnden Bildungsbewegung, die gesellschaftlich viel breiter hätte aufgestellt werden müssen. Die Zahl von fast 200 Unterstützergruppen des Bildungswende-Appells täuschte darüber hinweg, dass viele bekannte Persönlichkeiten oder wichtige Player wie etwa die Lehrerverbände außerhalb des DGB von vornherein nicht einbezogen waren. Das ist zum Beispiel bei dem von großen Stiftungen im vergangenen Jahr mitinitiierten Appell "Neustart Bildung jetzt" anders, der sich für einen breit angelegten, die Transformation des Schulsystems initiierenden "Bildungsdialog für Deutschland" einsetzt.

 

Der Niedergang der Bildungswende ist aber mehr als der Misserfolg einer linksgewerkschaftlichen Initiative. Dass der im vergangenen Herbst noch verheißungsvoll wirkende Protestaufbruch scheiterte, ist eine vergeben Chance. Denn engagierte Eltern, Lehrkräfte, Erzieher:innen oder Schüler:innen werden dringend als Korrektiv für die staatliche KMK-Politik gebraucht. Zwar gibt es mittlerweile eine große Zahl an Reforminitiativen im Bildungsbereich. Es fehlt aber an einer schlagkräftigen Bündelung dieser Kräfte, um sich bei der Politik Gehör zu verschaffen.

 

Ohne politisch-gesellschaftlichen Druck auf der Straße droht in der deutschen Bildungspolitik nun wieder die Fortsetzung des altbekannten krisenhaften Weiterwurstelns. Das können wir uns angesichts der immer desolater werdenden Zustände an unseren Schulen und Kitas nicht mehr leisten. Eltern und Bildungsbeschäftigte sollten deshalb in einem neuen Protestanlauf alle demokratischen Parteien und gesellschaftlichen Kräfte gemeinsam adressieren, damit die überfällige grundlegende Bildungsreform endlich in einem lagerübergreifenden Konsens angepackt wird.

 

Stefan Hemler ist Historiker und Studienrat in München. Bis Anfang des Jahres war er selbst in dem Bündnis "Bildungswende jetzt" aktiv.



In eigener Sache: Prekäre Blog-Finanzierung


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Kommentare: 16
  • #1

    Michael Felten (Dienstag, 23 Juli 2024 11:59)

    Dank für diese Aufklärung.
    Querelen & Unklarheiten gibt's ja immer, wenn ein buntes Spektrum von Akteuren* zusammenkommt, wenn Unmut aller Kategorien sich mischt. Das Hauptproblem ist ein anderes:

    Bei Hartmut von Hentig hieß es immerhin noch "Schule neu denken". Denken! In unseren Zeiten ist der Ton aktionistischer, (be)zwingender, diffuser geworden: "Bildung muss anders". Als wenn 'anders' zwangsläufig besser wäre!
    Tatsächlich muss Schule nicht neu gedacht werden, sondern richtiger; muss Bildung nicht anders werden, sondern schlichtweg besser:
    > genügend gut ausgebildetes Personal
    > zeitgemäße Ausstattung an allen Standorten
    > echte Durchlässigkeit zwischen den Schulformen
    > effektive Lehrer*weiterbildung bzgl. Heterogenität
    > Wahl der Unterrichtsmethoden nur evidenzbasiert
    (Kriterium nicht 'was gut klingt', sondern nur 'was gut wirkt').

    Entscheidend ist, was hinten rauskommt - sprich: was und wie gut Schüler* in den Schulen lernen. Und da sieht es bei Nachfolgeprojekten wie "Bildungswende jetzt!" auch nicht rosig aus: 'Lehrpläne und Lerninhalte schülerinnenorientiert und diskriminierungskritisch überarbeiten, um Freiräume für die intellektuelle, emotionale und soziale Entwicklung der Schülerinnen zu schaffen' oder 'alternative Leistungsbewertungen ermöglichen' - klar, das klingt trendy ... aber eigentlich haben wir ganz andere Sorgen: Dass es Lehrkräften immer schwerer gemacht wird, lernwirksam zu unterrichten. Durch Ressourcenmängel ebenso wie die Erosion des Pädagogischen.

    https://www.eltern-lehrer-fragen.de/
    https://bildung-nrw-da-geht-doch-mehr.info/

  • #2

    Julia Bork-Taut (Mittwoch, 24 Juli 2024 18:15)

    Das zog sich leider schon ziemlich am Anfang durch die Bewegung. Austausch, Diskussion war unerwünscht. Transparenz war absolute Seltenheit.
    Bleibt nur zu hoffen, dass das Ganze doch irgendwann noch eine echte Bildungsprotestbewegung ist und keine Wahlwerbung für die Linken oder ein Lehrkräfteprotest. Die jetzigen, die keine Lobby haben (die Kids) wurden ja leider kaum angehört.

  • #3

    Schulschlumpf (Mittwoch, 24 Juli 2024 18:33)

    Gut analysiert, beobachtet und präzise wiedergegeben. Allein die Art und Weise wie mit unliebsamen Mitmachern wie Stefan Henmler ( und anderen) umgegangen wurde, sagt schon viel über die Geisteshaltung der Initiatoren.
    Ein Bildungsprotest,der es nicht schafft alle an Schule Beteiligten zu integrieren, hat von vornherein ein Glaubwürdigkeitsproblem. Auch ich war anfangs begeistert dabei und habe mich dann enttäuscht abgewandt, als klar wurde wohin die Reise geht. Eine weitere vergebene Chance. Was bleibt ist verbrannte Erde.

  • #4

    Christine Lindner (Mittwoch, 24 Juli 2024 22:47)

    Der Beitrag ist leider extrem einseitig und zu dem faktisch an vielen Stellen falsch. Es gab 2024 kein erklärtes Ziel erneut tausende von Menschen auf die Straße zu bringen, vielmehr war es das Ziel eine weitere Petition dann am 20.6. den Ministerpräsident: innen zu übergeben. Über 100.000 Unterzeicher:innen fordern hier erneut einen Weg aus der Bildungskrise. Als Delegierte im Team Bayern ist es befremdlich diesen Gastbeitrag von Herrn Hemler zu lesen, der scheinbar beleidigt um sich schlägt, weil er offiziell von der Bildungswende ausgeschlossen wurde. Wieso der Beitrag hier so abgedruckt wird, ist unverständlich. Ja, die Demo in München war klein, ganz bewusst, denn das Ziel am gleichen Tag Gespräche im Landtag zu führen und vorher gar in Diskurs mit der Kultusministerin persönlich zu stehen, wurde priorisiert und erfolgreich durchgeführt. All das weiß Herr Hemler nicht, woher auch, er ist nicht mehr dabei. Als Ehrenamtliche empfinde ich es als erschreckend, lesen zu müssen, dass Bemühungen die Bildungskrise zu überwinden hier so diffamiert werden, und das aus ganz persönlichen Gründen. Schade! Es geht schließlich um die Sache und nicht um die Befindlichkeiten eines Herrn Hemler, der hier seinen privaten Krieg vor Publikum führt.
    Mit freundlichen Grüßen
    Christine Lindner
    1. Vorstand von Eine Schule für Alle in Bayern e.V.

  • #5

    schülerin123 (Donnerstag, 25 Juli 2024 08:51)

    also ich hab als Schülerin bei der Bildungswende 2023 und 2024 aktiv mitgemacht. man konnte sich prima einbringen.
    verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht, wieso hier einige kommentare das gegenteil behaupten. es ist toll, dass es so eine bewegung überhaupt gibt, in nrw, hamburg und auch in anderen bundesländern haben wir schüler*innen mitgewirkt und wurden gehört. wieso redet ihr das klein? das bringt doch gar nix.

    In Bayern hat eine Schülerin sogar eine zusätzliche Petition auf den Weg gebracht. Kennt ihr diese? Bitte unbedingt unterzeichnen, dann hat dieser Post zusätzlich was gebracht, lieben Dank!
    Denn geht es nicht darum bessere Bildung für Deutschland für uns Schüler*innen zu ermöglichen?

    https://weact.campact.de/petitions/schluss-mit-abfragen-und-exen-petition-zur-abschaffung-unangekundigter-leistungsnachweise-in-bayern

  • #6

    Dietmar Kress (Donnerstag, 25 Juli 2024 17:41)

    Bündnisse für zukunftsfähige Bildung – gerade jetzt
    Es ist wichtiger denn je, sich beim Thema Bildung einzubringen – nicht nur wortreich klagend, sondern aktiv- konstruktiv anpackend: Alle Bildungsbetroffenen und insbesondere die Bildungsakteur:innen sind aufgefordert, die derzeitige Situation kritisch zu beleuchten und Lösungen zu entwickeln, die nicht nur der Gegenwart, sondern insbesondere auch der Zukunft standhalten. Das Bildungssystem oder besser gesagt die Bildungssysteme in Deutschland stecken in einer tiefen Krise . Umso ermutigender ist es, dass nun endlich Bewegung in die Sache gekommen ist, im wörtlichen Sinn: Über 200 Vereine, Verbände und Initiativen haben sich - Gemeinsamkeiten erkennend und Unterschiedlichkeiten tolerierend - bei der „Bildungswende.Jetzt!“ versammelt, um der ideologisierten Bildungspolitik mit Solidarität und vier ebenso konkreten wie zukunftsweisenden Forderungen entgegenzutreten. Das ist ein großer, lang ersehnter und hart erarbeiteter Schritt: Die mehr als 10 Millionen Kinder und Jugendlichen, die täglich unsere Bildungseinrichtungen besuchen, verdienen angesichts der Bildungskrise eine starke Lobby, die sich aktiv in die Veränderungsprozesse einbringt.
    In Herbst 2023 gelang es der „Bildungswende Jetzt!“ trotz ihrer so unterschiedlichen Bündnispartner und quasi aus dem Stand, über 100.000 Unterzeichner:innen für den Bildungsappell zu gewinnen, Zehntausende Menschen auf die Straße zu bringen und damit den größten Bildungsprotest seit 14 Jahren zu initiieren. Wer sich in der Bewegungsforschung auskennt, weiß, dass das ein gewaltiger Erfolg ist. Ein Erfolg, der im Übrigen nicht nur für die Transformation des Bildungssystem von Gewicht, sondern auch im historischen Kontext bedeutend ist: Bündnisse stehen derzeit extrem unter Druck. Nehmen wir nur die Vereinten Nationen, deren wegweisende Sustainable Development Goals zunehmend unter Beschuss nationaler Eigeninteressen geraten, die anderes im Sinn haben als Solidarität, globale Gerechtigkeit oder gar gerechte Bildung.
    Der Bildungsprotest im Herbst 2023 zeigte Erfolg: Seitdem werden im ganzen Land intensive politische Gespräche geführt – von unterschiedlichsten Bündnispartnern, die alle an einem Strang ziehen und im Sinne der Kernforderungen aktive Lobby für ein Bildungssystem machen, das den Schüler:innen angesichts der gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen wirklich gerecht wird. Vor diesem Hintergrund traten in diesem Jahr anstelle der Großdemos strategisch bewusst gezielte Staffelllauf-Aktivitäten, die wiederum nach Berlin führten – zur Übergabe weiterer über 100.000 Unterschriften an die Ministerpräsident:innen-Konferenz. Keine Initiative ist ausgetreten, im Gegenteil: Es kommen immer mehr dazu.
    Bündnisse, insbesondere so große wie die „Bildungswende Jetzt!“, erfordern von jedem einzelnen Partner nicht nur ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen und Kompromissfähigkeit, sondern auch die Größe, die gemeinsame Bewältigung der Bildungskrise über eigene Anliegen zu stellen und es hinzunehmen, wenn Vorschläge keine Mehrheit finden. Das haben wir und bringen wir ein.
    Dr. Dietmar Kress, Greenpeace e.V.

  • #7

    Bildungsinteressiert (Donnerstag, 25 Juli 2024 18:24)

    Dem Verfasser des Gastbeitrages kann ich nur zustimmen. Eine Bildungsinitiative kann nur dann erfolgreich sein, wenn sich die Aktiven der unterschiedlichen Bundesländer vernetzen, austauschen und
    voneinander lernen. Genau dieses haben aber Philipp Dehne und Markus Sänger unterbinden wollen, indem sie die in mehreren Bundesländern Aktiven persönlich dazu aufforderten, aus allen
    Bundesländer-Chats außer dem eigenen Bundesland auszutreten. Zudem wurden Diskussionen in den Chats verboten, wohl weil die Frage nach der Finanzierung unbequeme Wahrheiten ans Tageslicht bringen
    würden. Wie will man auch den Aktiven vermitteln, Spenden von Eltern und Verwandten zu sammeln, wo doch 100000 € im Hintergrund schlummern, die von den diversen Stiftungen für genau diesen Fall
    gegeben wurden. Zudem wollte man wohl eine demokratische Mitsprache über die Verwendung der Gelder verhindern.

    Die von den Initiatoren bewusst undemokratisch aufgezogene Struktur, die nur Fußvolk, Spenden und Abnicken der eigenen Vorschläge, jedoch keine Mitsprache gewähren will, kann nur scheitern. Denkende
    Menschen werden sich da natürlich ab.

    Schade, so hat diese Bewegung der Bildung insgesamt geschadet.


    P.S.:
    Das Ziel 50000 Menschen auf die Straße zu bringen findet sich auch hier:
    https://www.bildungswende-jetzt.de/spenden/

  • #8

    Bildungsinteressiert? (Freitag, 26 Juli 2024 08:02)

    Die unter dem Namen Bildungsinterssiert geschriebene Antwort #7 ist vom Gastautor Hemler selbst geschrieben, das kann man deutlich erkennen, denn nur er hat diese falschen Behauptungen so aufgestellt. Ich würde mir vom Betreiber dieses Blogs tatsächlich wünschen, dass er nochmal genau nachrecherchiert und den Beitrag dann entweder löscht oder seine eigenen Einschätzungen dazu in Perspektive setzt. Ich bin ein Insider der Bildungswende Bewegung, gehöre nicht zum beschuldigten Kern, den Herr Hemler immer und immer wieder diffamiert, eigentlich müsste man da gerichtlich vorgehen, denn die Äußerungen sind falsch und ehrabschneidend. Hemler hat aus meiner Sicht eine komplette Wahrnehmungsverschiebung und kann und will nicht akzeptieren, dass Delegierte aus allen Bundesländern ihn wegen seiner destruktiven Äußerungen und Gebaren aus der Initiative gewählt haben, eben um die Bewegung zu schützen.

    Bayern hat jetzt eine sehr lebendige und agile Gruppe. All das weiß Hemler nicht, und Beitrag #7 ist von ihm selbst.

    Bitte, Herr Wiarda, als Journalist, schreiten Sie bitte ein. Das ist hier so nicht tragbar!

  • #9

    Jan-Martin Wiarda (Freitag, 26 Juli 2024 08:38)

    @Bildungsinteressiert?
    Es ist nicht in Ordnung, solche schwerwiegenden, nicht belegbaren Vorwürfe zu erheben, aber das selbst anonym zu tun.

    Der Text von Herrn Hemler enthält viele Belege und Bezüge zu anderen Veröffentlichungen. Darüber hinaus hat Herr Hemler auf meine Bitte hin Herrn Dehne vorab mit den wesentlichen Aussagen konfrontiert, ihm sogar Textabschnitte geschickt und ihm mehrfach die Gelegenheit gegeben, seine Sichtweise in den Artikel einzubringen. Diese Gelegenheit wollte Herr Dehne offenbar nicht nutzen.

    Dass die Meinung von Herrn Hemler zugespitzt ist, ist die Natur eines Gastbeitrages. Dass sie relevant ist, zeigt sowohl die öffentliche Berichterstattung über "Bildungswende jetzt" als auch die Debatte hier in den Kommentaren.

    Von jetzt an werden an dieser Stelle nur noch Kommentare freigeschaltet, deren Identität klar belegbar und nachgewiesen ist. Es geht nicht an, aus der Anonymität heraus persönliche Vorwürfe zu erheben.

    Beste Grüße
    Ihr Jan-Martin Wiarda

  • #10

    Doro Berres (Freitag, 26 Juli 2024 11:48)

    Ich merke, wie müde mich dieser private Feldzug von Stefan Hemler macht. Damit mussten wir uns monatelang als Grasswurzelbewegung rumschlagen. Seine Kritik hat dazu geführt, dass wir (ausdrücklich von ihm gewünscht)klarere Strukturen geschaffen haben. Innerhalb dieser Strukturen sind alle seine Vorschläge nicht mehrheitsfähig gewesen. Das scheint in so zu frustrieren, dass er jetzt mit den immer gleichen, schon widerlegten Behauptungen um sich schlagen muss. Damit schadet er sehr vielen Menschen, die sich seit über einem Jahr mit viel Engagement ehrenamtlich einbringen.
    Wir sind als Bundesprotest in Ländergruppen organisiert, da „Bildung ja Ländersache ist“ und alle Bundesländer ihre eigenen Problemfelder haben. Herr Hemler war es, (abgesehen von für Fragen ansprechbaren Hauptinitiatoren) dem es nicht reichte, in seinem Bundesland mitzuwirken, sondern in allen Bundesländern sein persönliches Thema voranbringen wollte.
    Das hat Bundesländergruppen belastet und auch in seinem Bundesland die Gruppe an den Rand der Resignation geführt.
    Das keine Reaktion mehr auf ihre Anfrage kam, hängt vermutlich damit zusammen, dass diese Auseinandersetzung uns trotz anfänglich allem guten Willen, in unseren wichtigen Themen nur aufgehalten, blockiert und Nerven gekostet hat und es auf keinen Fall zu erwarten ist, dass Herr Hemler in der Motivation handelt, konstruktiv für das Bündnis zu sein. Dann würde er Mehrheitsentscheidungen akzeptieren.

    Wir können immer besser werden. Mit ihm haben wir es lange genug versucht.

    Dorothee Berres

    PS: Im Sinne einer guten Recherche möchte ich noch anmerken, dass ich Teil des ersten Hauptinitiatorenteams war. Wir waren ein Quartett.
    Da ich mich aber nicht mit Herrn Hemler persönlich auseinandergesetzt habe, hat er mich wohl nicht bemerkt.
    Wenn Sie, Herr Wiarda, ihre Informationen nicht nur von Herrn Hemler haben, hätten Sie es bemerken können.

  • #11

    Julia Bork-Taut (Freitag, 26 Juli 2024 16:01)

    Ich verstehe die Aussage einiger Kommis hier nicht.
    Es geht darum, dass die Luft raus ist und wieso sie das ist. Das hat mit persönlichem Geplänkel nichts zu tun. Fakt ist: 2023 waren es etwas mehr als 10k Demobesuchende, diesmal ganz, ganz deutlich weniger.
    Das lässt sich einfach nicht schön reden.
    Oft genug wurde gewarnt: Lasst die Linke da heraus, findet einen gemeinsamen Termin (den Staffellauf gab es doch nur, weil man sich auf keinen gemeinsamen Tag einigen konnte), lasst Diskussionen zu. Natürlich laufen Engagierte weg, wenn Meinungen platt gemacht werden. Das betraf nicht nur Herrn Hemler, es betraf dutzende anfangs Engagierte.

    Ich lese eine gute und sachliche Zusammenfassung. Da ich die Hoffnung noch nicht aufgebe und auch noch in den Telegram- Gruppen bin, kann ich bestätigen, dass man eine Verdoppelung der Demonstrierenden wollte und keinesfalls diesen Flopp mit Ansage.

    Nehmt doch endlich mal Kritik an und baut das Ding GEMEINSAM mit echten Menschen (nicht nur Unterschriften) auf.
    Mit einer Glyphosathaltung krepiert jede Graswurzel.

  • #12

    Stefan Hemler (Samstag, 27 Juli 2024 12:02)

    Eine lebhafte Diskussion ist hier unter meinem Gastbeitrag entstanden, was grundsätzlich sehr begrüßenswert ist. Denn m.E. sollte (selbst)kritisch darüber diskutiert werden, warum der Bildungsprotest, der letztes Jahr einen recht guten Start hatte, so schnell wieder fast eingeschlafen ist. Dass 2024 kaum erfolgreiche Protestaktivitäten erzielt wurden und das Bündnis auch intern am Erlahmen ist, kann man nicht in Zweifel ziehen, sofern man nicht die faktische Realität, die sich auf der Straße bei den Demos ebenso wie in internen Chats und Meetings des Bündnisses gezeigt hat, einfach leugnen möchte.

    Insofern ist es schade, dass fast alle noch aktiven Aktivist:innen der Bildungswende, die sich hier zu Wort gemeldet haben, sich bislang auf mich als Person einschießen, anstatt einmal in die sachliche, jetzt eigentlich doch anstehende Debatte einzutreten, warum der Bildungsprotest fast schon wieder vor dem Aus steht und woran das denn liegen könnte.

    Auf einige unschönen, rein persönlichen Angriffe gegen mich möchte ich nicht weiter eingehen, denn Herr Wiardas Blog sollte nicht für Schlammschlachten missbraucht werden. Aber drei falsche Behauptungen möchte ich dennoch hier richtigstellen und dazu ein paar Erläuterungen geben:

    1. Ich schreibe hier heute das erste Mal in den Kommentarzeilen des Wiardablogs und bin folglich keineswegs anonymer Autor irgend eines vorherigen Kommentars gewesen.

    2. Bereits von anderen ist darauf hingewiesen worden, dass es sehr wohl die Zielmarke von 50.000 Demoteilnehmer:innen für die Proteste 2024 gegeben hat. Philipp Dehne hat sie im November 2023
    erstmals ins Spiel gebracht und u.a. in einem Meeting am 25. Januar 2024 als Teil seines „Kampagnenplans“ präsentiert. Auch in den Bildungswende-Telegram-Kanälen wurde diese Zielmarke mehrfach kommunziert. Sie findet sich auch aktuell noch auf der Bildungswende-Webseite in einem Spendenaufruf, in dem es heißt: „Wir wollen 2024 mit 50.000 statt 25.000 Leuten auf der Straße zu sein.“

    (https://www.bildungswende-jetzt.de/spenden/)

    Erst als sich einige Wochen vor dem Start des „Protest-Staffellaufes“ dann abzeichnete, dass solche großen Proteste 2024 wohl kaum realistisch sein würden, wurde keine konkrete Zielmarke mehr genannt. Auch in der bayerischen Bildungswende hoffte man entsprechend der anvisierten Zielmarke zunächst auf mehr Zulauf als 2023. In einem Aufruf der bayerischen Bildungswende-Telegramgruppe vom 7.4.2024 hieß es noch: „Vom 08.06. bis 15.06. gehen wir in Bayern auf die Straße! Mit fetten Aktionen, die so laut sind, dass selbst das letzte Schulbuch aufwacht.“ Insofern waren die Demos im Juni in Bayern nicht „ganz bewusst klein“, wie Christine Lindner behauptet, sondern kleiner als ursprünglich gedacht. Die Protesttage in Bayern verliefen ebenso wie anderernorts 2024 fast durchwegs enttäuschend – das sollte auch im Nachhinein nicht schöngeredet werden.

    3. Als Initiatorengruppe traten 2023 in der Bildungswende, wie in meinem Gastbeitrag dargestellt, drei Personen auf: Philipp Dehne, Markus Sänger und Stefan Schoo. Dass diese drei Herren maßgeblich für die Abstimmung des Bildungswende-Gründungsappells vom Juni 2023 waren, hat mir Markus Sänger in einem persönlichen Gespräch im September erläutert. Ich selbst bin erst im Juli zur Bildungswende auf Anfrage eines engagierten langjährigen Elternvertreters aus Rheinland-Pfalz, der später enttäuscht die Bildungswende wieder verlassen hat, dazugestoßen, v.a. um die Presse- und Social
    Media-Arbeit zu unterstützen (neben Ländergruppen gab es hierfür auch bundesweit vernetzte Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen). Doro Berres trat erst in einer Rundmail am 28.11. als Mitunterzeichnede des nun vierköpfigen „Intiatior*innen-Teams“ in Erscheinung. Bis dahin war sie als Aktivistin in der Bildungswende zwar bekannt, jedoch nicht als Teil der „Initiatorengruppe“ – dies
    haben mir auf Rückfrage mehrere andere ehemalige Unterstützer:innen der Bildungswende bestätigt.

  • #13

    Teachers for Future Germany e. V. (Sonntag, 28 Juli 2024 12:42)

    Wir, die Teachers for Future Germany, sind Mitiniator*innen der "Bildungswende JETZT!" Wir freuen uns über die Entwicklung zu einem deutschlandweiten Bündnis mit mittlerweile über 200 Organisationen. Gleichzeitig sind wir sehr irritiert über diesen Gastbeitrag. Daher möchten wir dazu Folgendes sagen:
    Offensichtlich hat der Gastautor sehr eigene Vorstellungen davon, wie ein so großes Bündnis arbeitet.
    Die drei Iniatorengruppen haben sich anfangs gefunden und den Bildungsappell mit den vier Forderungen ausgearbeitet. Mit diesen vier Forderungen versuchten wir, möglichst viele Menschen mitzunehmen, die sich ein zukunftsfähigeres, inklusiveres und gerechteres Bildungssystem wünschen. Unserem Appell schlossen sich in kürzester Zeit zahlreiche Menschen und Organisationen an, da sie unsere Forderungen unterstützen.
    Diese haben wir absichtlich breit aufgestellt, damit sich viele in ihnen wiederfinden. Bei einer Bildungswende geht es sowohl um Ressourcenfragen als auch um grundsätzliche inhaltliche Fragen, wenn Kitas und Schulen auf eine gerechte Gesellschaft in Zeiten von Klimakrise und Gefährdung der demokratischen Grundwerte hinwirken wollen. 
    Von einer "festgezurrten Programmatik" zu sprechen lässt völlig außer Acht, dass der Bildungsappell mit diesen vier Forderungen die gemeinsame Basis unseres Bündnisses ist, die über 200 Organisationen zusammenhält.
    Es ist klar, dass einzelne Gruppen wünschen, dass der eine oder Schwerpunkt stärker betont wird - wie wir Teachers z. B. an allen Stellen immer wieder die Wichtigkeit von Bildung für nachhaltige Entwicklung betonen. Andere sehen sicherlich das Thema Inklusion noch zu wenig vertreten.
    Es war und ist immer möglich, einzelne Aspekte (im Rahmen des von allen unterzeichneten Bildungsappells) einzubringen und zu betonen - z. B. durch Gründen einer eigenen Arbeitsgruppe oder das Kommunizieren in den verschiedenen Plena. Dass einzelne Aspekte nicht immer sofort zum Tragen kommen, liegt an der Diversität unseres großen Bündnisses und oft einfach an fehlenden Kapazitäten, allem sofort gerecht zu werden. Betont sei hier noch einmal, dass wir ein zivilgellschaftliches Bündnis sind, in dem viele Menschen nach ihrer Arbeit, an den Wochenenden, nach der Betreuung von Kindern ihre freie Zeit investieren.
    Dass es nicht immer so läuft, wie man es sich wünscht, dann als defizitäre Diskussionskultur zu kritisieren, ist nicht konstruktiv.
    Ebenso braucht es in den vielen Chatgruppen (wie den Bundesländergruppen mit z. T. mehreren Hundert Menschen) gewisse Regeln, damit diese nicht durch zahllose Nebendebatten gesprengt werden. Dazu wurde von einigen Aktiven eine Chattiquette erarbeitet, dem Bündnis vorgestellt und demokratisch beschlossen. Das als Einschränkung der Diskussionsmöglichkeiten oder gar als "Zensur" zu bezeichnen, ist absurd. Zumal jede*r zu jeder Zeit eigene themenspezifische Chatgruppen hätte gründen und Interessierte einladen können.
    Auch unsere Gesamtstruktur, die Etablierung fester, auf Zeit gewählter, Gruppen (wie die bundesweite Sprecher*innen-Gruppe, die Koordinierungsgruppe, die Delegierten der Bundesländer, das Vertrauensteam) wurde in einem längeren Prozess erarbeitet, diskutiert und vom deutschlandweiten Plenum demokratisch beschlossen.

    Das Bündniss "Bildungswende JETZT" ist noch sehr jung und entwickelt sich weiter. Es kommen immer mehr Organisationen dazu. Unseren Großdemos 2023 folgte 2024 nach einigen Abwägungen schließlich ein staffellaufartiger Protest, der den Fokus eher auf kreative Aktionen und Bilder setzte. Wir wollen uns weiter entwickeln und die besten Strategien und Kampagnen finden, um für unser aller Anliegen zu kämpfen: ein zukunftsfähiges, inklusives und gerechtes Bildungssystem, das den Namen verdient. Es wird ein langer Weg, auf dem es immer wieder Kompromisse geben muss - und bei dem komplexen Thema sicherlich auch hin und wieder hitzige Diskussionen.
    Ein junges Bildungsbündnis schlecht zu reden oder immer wieder demokratische Beschlüsse zu kritisieren, wenn man sich mit seinem Anliegen nicht durchsetzen konnte, ist da nur kontraproduktiv.
    Wir alle sollten am gleichen Strang ziehen, wenn es um die Verbesserung des Bildungssystem geht - auch wenn es im Einzelnen verschiedene Vorstellungen gibt!

    Teachers for Future Germany e. V.

  • #14

    Flori Kohl (Dienstag, 30 Juli 2024 08:55)

    Hey zusammen,

    ich stelle mir Fragen: Mit welcher Motivation hat der Autor hier seinen Gastbeitrag geschrieben? Warum ist er in München mitgelaufen und hat vor allem Fotos vom Ende der Veranstaltung gemacht? Welches Anliegen verfolgt er, wenn er öffentlich die Bildungswende für "am Ende" erklärt?

    Ich bin seit Beginn an als Akteur der Bildungswende vor allem in Bayern aktiv und freue mich ungemein, dass vor allem Ehrenamtliche hier sehr viel Energie aufgebracht haben, um das Thema Inklusion im Bildungswesen anzutreiben - zugebenenermaßen in Bayern ein Herkulesprojekt. 2023 war es das ausdrückliche Ziel, Menschen auf die Straße zu bringen, 2024 war es das ausdrückliche Ziel, den Bildungswendeball medienwirksam durch Bayern rollen zu lassen, ohne den extremen Aufwand betreiben zu müssen, die Menschen zu mobilisieren, die dann mit den jeweiligen Orga-Fahnen wedeln. Und um ehrlich zu sein: Man bekommt hier in Bayern keine Menschen mehr klassisch auf die Straße wenns um Bildung geht - das ist Erkenntnis der letzten 10 Jahre und einfach Fakt. Da geht es wohl den anderen Bundesländern nicht anders, außer es geht in den Tarifrunden um den eigenen Geldbeutel.

    Und der Ball rollte: Durch Augsburg, Bayreuth, Erlangen, Fürth, Nürnberg, Würzburg und München und durch die Medien. Neue Bündnisse sind entstanden, neue Kontakte wurden geschlossen, viele Gespräche wurden geführt und sowohl in der Regierung als auch in den Ministerien und in den Parteien wird die Bildungswende in Bayern mittlerweile als ernstzunehmender Akteur mit großer Expertise wahrgenommen. Wir haben den Fuß in die Türe bekommen, und genau das war das Ziel.

    Ich meine: Es ist einzigartig, dass pädagogische Fachkräfte aus der Kita, Lehrkräfte, Eltern, Schüler*innen, Studis und Betroffene selbst gemeinsam etwas auf die Beine stellen, präsent sind und sich noch dazu über alle Bundesländer hinaus vernetzen. Das Thema "Bildungssystem" ist zu wichtig und geht uns alle an, als dass man sich da untereinander bekämpft - da muss man eben auch manchmal die eigenen persönlichen Interessen hinten anstellen, kooperativ bleiben, sich in den Dienst des Teams stellen, vor allem dann, wenn man für seine Anliegen keine Mehrheiten findet. Und wer das partout nicht kann, darf eben nicht mehr mitspielen, sollte dann aber nicht wie ein beleidigtes Kind nachtreten und das ganze Spiel kaputt machen. Das nutzt nämlich niemandem, außer der Administration, die sich über jede Schwächung zivilgeselschaftlicher Graswurzelbewegungen freut.

    Viele Grüße an die Lesenden,
    Flori Kohl

  • #15

    Doro Berres (Dienstag, 30 Juli 2024 13:46)

    1. Ich bin ab dem 15. Juni 2023, der Protestveranstaltung vor dem Bundeskanzleramt in die Initiatorengruppe aufgenommen worden und war seit dem bis zur offiziellen Wahl zu der ich aus familiären Gründe nicht mehr angetreten bin, Teil dieses Teams.

    2. Ich habe viele Sitzungen mitmoderiert und vor allem miterlebt.
    Ich habe einen konstruktiven Umgang mit Kritik, und Abstimmungen erlebt, die von der absoluten Mehrzahl der Deligierten bzw. des Plenums dann respektiert wurden.
    Das fiel Herr Hemler sehr schwer. Da wo wir Fehler gemacht haben, haben wir sie immer offen kommuniziert und versucht zu korrigieren.

    Uns hier vorzuwerfen, dass wir Herr Hemler persönlich angreifen ist absurd. Das tut er die ganze Zeit hinter dem Deckmantel eines angeblichen Interesses, die Bildung voranzubringen. Warum konzentriert er sich nicht darauf, seine eigene Organisation voranzubringen, statt die Bildungswende kleinzureden?

    Viele Mitglieder waren nach dem Protest im Herbst sehr angestrengt von den Struktur-Debatten, die insbesondere von Herr Hemler verlangt wurden, da sie gerne vor allem inhaltlich weitergemacht hätten. Dass es eine Mammutaufgsbe ist, einen bundesweiten Bildungsprotest lebendig zu halten, an Anbetracht der Länderhoheit, wissen wir alle. Und unser Netzwerk wächst weiter, die Ansprechpartner*innen in der Politik und in den unterstützenden Organisationen haben uns auf dem Schirm! Wir machen weiter mit allen, die uns konstruktiv unterstützen!
    Und jetzt machen wir die verdiente Sommerpause!

  • #16

    Stefan Hemler (Mittwoch, 07 August 2024 18:30)

    Kommentator Flori Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern, hat in seinem Kommentar Nr. 14 eingangs eine Frage gestellt, die ich gerne beantworten möchte:
    Ich habe mir den Abschluss des bayerischen Bildungswende-Protests an meinem Wohnort in München am 18.6. aus Interesse angeschaut und dabei keineswegs nur Fotos vom Schluss der Veranstaltung am Max-Monument gemacht; ein Foto hiervon diente dem Gastbeitrag als Illustration, aber andere Fotos vom Anfang der Veranstaltung vor dem bayerischen Kultusministerium sowie vom Demozug über den Odeonsplatz habe ich bereits am 18.6. auch auf Social Media veröffentlicht – hier ein Link zu einem illustrierten, die Protestveranstaltung kommentierenden Twitter-Faden:
    https://x.com/Muenchen1968/status/1803024949138915431
    Flori Kohl hatte mich selbst beim Fotografieren am 18.6. vor dem Kultusministerium gesehen, weswegen mich seine Frage wundert. Auch nach meinem Anliegen, warum ich den Niedergang der „Bildungswende“ kritisch kommentiere, fragt – wohl ähnlich rhetorisch – Flori Kohl, obgleich das für den Leser aus dem Schluss meines Gastbeitrags ja klar hervorgeht: Kurz gesagt geht es mir darum, aus dem Scheitern etwas zu lernen, anstatt es zu ignorieren.

    Doro Berres berichtet in ihrem zweiten Kommentar (Nr. 15), sie habe „einen konstruktiven Umgang mit Kritik, und Abstimmungen erlebt“, was mir angeblich „sehr schwer“ gefallen sei. Konstruktiver Umgang mit Kritik fällt mir persönlich jedoch keineswegs schwer, aber genau diese Konstruktivität habe ich, ähnlich wie andere, die sich z.T. hier auch in Kommentaren geäußert haben, in der „Bildungswende“ vermisst. Der Umgang mit der Frage nach Transparenz zu den Bildungswende-Finanzen führte dabei besonders deutlich vor Augen, wie unkonstruktiv mit Kritik umgegangen wurde; den Artikel, in dem der Tagessspiegel über diese Angelegenheit berichtet, kann man paywallfrei übrigens unter folgendem Link nachlesen: https://archive.ph/lSVi5
    Doro Berres betont in ihrem Kommentar neuerlich, sie habe schon seit dem 15.6.2023 bereits der Initiatorengruppe angehört. Auf Nachfrage haben mir andere ehemalige Mitstreiter:innen aus der Bildungswende nochmals bestätigt, dass in der Bildungswende jedoch bis Oktober als „Initiatorengruppe“ immer das Trio Dehne/Sänger/Schoo als Vertreter von „Schule Muss Anders“, ARGE-SEB und „Teachers for Future“ in Erscheinung trat. Die Rundmails der Inititiatorengruppe an die Unterstützergruppen vom 24.7., 6.8., 22.8., 27.8., 1.9., 12.9, 19.9., 25.9., 28.9., 4.10. und 31.10.2023 wurden sämtlich alleine von Philipp Dehne unterzeichnet; auch in den Anlagen zu diesen Rundmails wie etwa dem “Protokoll Unterzeichner*innen-Treffen 23.08.23“ taucht der Name von Doro Berres nicht auf; in Online-Meetings traten meiner Erinnerung nach bis Oktober neben Hauptsprecher Dehne z.T. auch Markus Sänger oder Stefan Schoo aus dem „Initiatoren-Team“ auf. Erst bei der Rundmail vom 28.11.2023 wurde Doro Berres als Teil des Initiatorenteams genannt. Inwieweit sie bereits zuvor im Hintergrund dort mitgewirkt hat, entzieht natürlich meiner Kenntnis, da ich nie Teil dieses Teams war, wenngleich ich alle Online-Meetings der Unterstützergruppen zwischen August 2023 und Januar 2024 mitverfolgt habe.