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"Studieren muss man sich leisten können"

Das deutsche Bildungssystem sei unverändert selektiv und ungerecht, konstatiert die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Yasmin Fahimi. Ein Gespräch über Bildungsaufstieg, BAföG und eine neue Bildungsoffensive.

Yasmin Fahimi. Foto: DGB/Benno Kraehahn.

Frau Fahimi, der DGB fordert zusammen mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) eine "Bildungsoffensive in Deutschland". Wie tief muss die Bildungskrise in unserem Land sein, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber jetzt schon gemeinsam Alarm schlagen?

 

Es ist nicht das erste Mal, dass die Sozialpartner gemeinsam für gute Bildung aktiv werden. Auch beim sogenannten Bildungsgipfel 2023 haben wir uns gemeinsam zu Wort gemeldet. Mit dem BDA sind wir uns einig: Die Zahl der jungen Menschen, die nicht gut durch das Bildungssystem kommt, ist zu groß.

Deshalb haben wir nun gemeinsam festgehalten, was wir von Bund und Ländern in der Bildungspolitik erwarten. Es muss endlich mehr investiert werden! Wir erwarten von Bund, Ländern und Kommunen, dass sie wirksame und abgestimmte Maßnahmen ergreifen, um die Bildungsqualität und die Chancengleichheit zu verbessern.

 

Wie stark hat Sie persönlich das alte sozialdemokratische Versprechen vom Aufstieg durch Bildung geprägt?

 

Sehr. Ich hatte immer die Vorstellung, dass mir mit einem guten Bildungsverlauf die Welt offensteht. Auch wenn mir natürlich klar war, dass es trotzdem andere Einflüsse für Erfolg und Berufschancen gibt, wie beispielsweise Status und soziale Netzwerke. Bei meiner Mutter habe ich aber auch erlebt, dass Bildung zu mehr existenzieller Sicherheit und Zufriedenheit im Beruf führen kann. Sie konnte durch BAföG und einem zweiten Bildungsweg ihren Abschluss als Sozialpädagogin in ihren 40er-Jahren nachholen.

 

Glauben Sie immer noch an den Wahrheitsgehalt dieses Versprechens?

 

Die soziale Ungleichheit ist in Deutschland nach wie vor immens. Von echter Chancengleichheit sind wir meilenweit entfernt. Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, wie sehr Bildungserfolg immer noch von der sozialen Herkunft abhängig ist. Wir brauchen ein Bildungssystem, das flächendeckend Chancen und Entwicklungsperspektiven für einen guten Start in das Berufsleben fördert – und zwar unabhängig vom Elternhaus. Das gilt sowohl für den Weg der beruflichen Aus- und Weiterbildung als auch für den akademischen Pfad. Qualität im Bildungssystem und finanzielle Förderung sind dabei die Schlüsselinstrumente.


Yasmin Fahimi ist seit Mai 2022 Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). 1967 geboren, wuchs sie mit ihrem großen Bruder bei ihrer deutschen Mutter auf. Sie studierte in ihrer Geburtsstadt Hannover Elektrotechnik und später Chemie, was sie mit Diplom abschloss. Auch ihr aus dem Iran stammender Vater, der schon vor ihrer Geburt starb, war Chemiker. Von 2005 an leitete Fahimi die Abteilung für Grundsatz und Organisationsentwicklung beim Hauptvorstand der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), bevor sie 2014 SPD-Generalsekretärin wurde. 2016 wechselte sie als Staatssekretärin ins Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2017 zog sie erstmals in den Bundestag ein. Mit Amtsantritt als DGB-Vorsitzende legte Fahimi ihr Bundestagsmandat nieder. Sie ist verheiratet mit Michael

Vassiliades, dem Vorsitzenden der IG BCE.

Foto: DGB/Benno Kraehahn.


Als Sie studiert haben, welche Rolle spielte da für Sie das Studierendenwerk?

 

Insbesondere den günstigen Nahverkehr und die Mensa habe ich als unmittelbare Vorteile wahrgenommen. Auch bei der Beantragung von BAföG oder dem möglichen Studienwechsel konnte ich das Beratungsangebot nutzen.

 

Die Zahl der Studienanfänger liegt seit Jahren in etwa gleichauf mit der Zahl der Auszubildenden im ersten Lehrjahr. Ist das ein gesundes Verhältnis?

 

Das Wichtigste ist, dass junge Leute wirklich nach ihren Neigungen frei entscheiden können, welchen Weg sie einschlagen wollen. Wir haben eingangs über Chancengleichheit im Bildungssystem gesprochen, und dazu gehört die freie Wahl des Berufswegs. Allerdings muss man erstmal wissen, welche Optionen es überhaupt gibt und was den eigenen Neigungen am meisten entspricht. Berufswahlkompetenz in den Schulen auszubauen wäre daher ein echtes Stück Lebenshilfe.

Ansonsten: In allen schulischen und dualen Berufen zusammen haben im vergangenen Jahr 700.000 junge Menschen ihre Ausbildung begonnen. Dem standen 490.000 Studienanfängerinnen und -anfänger gegenüber. Von der vielbeschworenen Akademikerschwemme kann also keine Rede sein. Vielmehr Sorgen mache ich 


mir um diejenigen, die weder in der Ausbildung noch im Studium landen. Schwierig ist die Lage doch vor allem für diejenigen, die die Schule ohne Abschluss verlassen. 250.000 junge Menschen beginnen Maßnahmen im Übergangsbereich – trotz der Rekordzahl an unbesetzten Ausbildungsplätzen. Das sind die, um die wir uns als erstes kümmern müssen.

 

Aber wie? Dass wir uns dringend um die vielen jungen Menschen im Übergangssystem kümmern müssen, ist eine bildungspolitische Erkenntnis, die auch schon eher Jahrzehnte als Jahre alt ist.

 

Und trotzdem bleibt die Erkenntnis aktuell – gerade in einer Zeit, in der wir immer wieder über den Fachkräftemangel klagen. Mein erster Appell geht hier an die Arbeitgeber und Betriebe. Sie müssen sich stärker der Ausbildung von jungen Menschen widmen, auch wenn die Schulleistungen vielleicht nicht überragend waren. Sie müssen deren Stärken erkennen und fördern, statt nur auf die Defizite zu schauen. Ich finde aber auch, dass gerade kleinere Betriebe mehr Unterstützung von den Jugendberufsagenturen bekommen sollten. Wer sich schwer tut, eine Ausbildung durchzuhalten, braucht mehr sozialpädagogische Begleitung. Und mit der Ausbildungsgarantie muss das Versprechen gehalten werden, dass alle eine Chance auf einen Berufsabschluss erhalten.

 

"Der massive Aufwuchs der Studierendenzahlen

hätte von Anfang an von einem Ausbau der

sozialen Infrastruktur begleitet werden müssen."

 

An den Hochschulen studieren heute anderthalbmal so viele Menschen wie vor 20 Jahren. Doch trotz Hochschulexpansion konstatierte kürzlich der Wissenschaftsrat, "änderte sich die Sozialstruktur der Studierenden nicht wesentlich". Wie erklären Sie sich das?

 

Unser Bildungssystem ist leider auf allen Ebenen unverändert selektiv und ungerecht. Der massive Aufwuchs der Studierendenzahlen hätte von Anfang an von einem Ausbau der sozialen Infrastruktur begleitet werden und mit dem Ziel größerer Diversität und Chancengleichheit erfolgen müssen. Diese Chancen wurden vertan. Nur noch knapp zwölf Prozent der Studierenden erhalten BAföG – ein historischer Tiefstand. Hinzu kommt, dass die Förderung nicht bedarfsdeckend ist. Die Mieten in den Hochschulstädten gehen durch die Decke, die Zahl der Plätze in Studierendenwohnheimen aber nicht. Studieren muss man sich immer noch leisten können. Oder in erheblichem Umfang parallel arbeiten gehen, was knapp zwei Drittel der Studierenden auch tun.

 

Wie kann das Hochschulsystem sozial durchlässiger werden?

 

Ganz wichtig ist der Ausbau der Studienförderung, also des BAföG. Die Bundesregierung hat gerade ihre dritte BAföG-Anpassung in dieser Legislatur be- schlossen. Die Nullrunde haben die Fraktionen im Bundestag gegen den Willen des Bundesbildungsministeriums verhindert. Das ist respektabel und eine gute Nachricht für Studierende und Auszubildende. Allerdings reichen die Erhöhung des Bedarfssatzes und der Mietkostenpauschalen immer noch nicht zum Leben. Vor allem vermisse ich die versprochene Strukturreform. Trotz der guten Ansätze im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung hier nicht geliefert. Ein weiterer guter Ansatz sind duale Studiengänge, da ist der Anteil Erststudierender tatsächlich überdurchschnittlich hoch. Außerdem braucht es mehr Beratungs- und Unterstützungsansätze, um junge Menschen zu einem Studium zu ermutigen, die familiär keinen akademischen Hintergrund haben.

 

Die Ampelparteien haben um BAföG-Verbesserungen gerungen, bleiben die angekündigte Strukturreform aber zu großen Teilen schuldig. Wie sieht eine zukunftsfähige und faire Studienfinanzierung aus?

 

Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften haben vergangenes Jahr ihre Vision von einer guten Studienfinanzierung in einem Strukturreformkonzept für das BAföG ausformuliert. Das umfasst ein breites Spektrum an nötigen Maßnahmen.

Die wichtigste Maßnahme ist, das BAföG wieder zu einem Vollzuschuss umzugestalten. Gerade junge Menschen aus finanziell schlechter gestellten Familien haben Angst sich zu verschulden. Und natürlich muss das BAföG endlich bedarfsgerecht und verlässlich ausgestattet werden und wieder mehr Menschen erreichen.

 

Ist das Geld dafür da?

 

Das ist eine Frage der Prioritätensetzung. Ausgaben für Bildung sind Investitionen in die Zukunft. Das müssen wir uns als Gesellschaft leisten. Und mit einem sozial gerechten Steuersystem wäre der Spielraum auch da.

 

Mehr als ein Drittel der Studierenden ist von Armut bedroht. Was sagen Sie dazu?

 

Das ist beschämend. Der BAföG-Satz und die Methode seiner Berechnung liegen folgerichtig zur Überprüfung beim Bundesverfassungsgericht. Wir sind gespannt auf das Urteil, das wir noch in diesem Jahr erwarten.

 

Dem wissenschaftlichen Nachwuchs fehlen oft sichere Perspektiven. Um das Wissenschaftszeitvertragsgesetz wurde erbittert gestritten. Was fordern Sie?

 

Die Befristung ist in dem Bereich völlig aus dem Ruder gelaufen. Es braucht da endlich mehr Planbarkeit und Verbindlichkeit. Und natürlich muss die Tarifsperre ohne Wenn und Aber aus dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz gestrichen werden. Wie in anderen Branchen müssen Gewerkschaften und Arbeitgeber auch in der Wissenschaft ihr Grundrecht wahrnehmen können, in einem Tarifvertrag die Beschränkung von befristeten Arbeitsverträgen auf ein nachvollziehbares Maß vorzunehmen.

 

Innovationen, Digitalisierung, Infrastruktur: Die Bundesrepublik steckt in einer Transformationskrise. Ist das nur eine Umsetzungs- oder auch eine Wissenskrise?

 

Wir wissen sehr genau, dass es massive Investitionen braucht, damit uns die Transformation der Wirtschaft gelingt. Die Schuldenbremse verhindert aber öffentliche Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Klimaschutz und zukunftsträchtige Wirtschaftsbereiche. Da haben wir kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Deshalb machen wir auch Vorschläge für ein gerechtes Steuersystem und eine grundlegende Reform der Schuldenbremse. Wir brauchen einen starken Staat, der die entsprechenden Spielräume hat, die Transformation aktiv zu gestalten.

 

"Viele Universitäten stecken in Finanznöten

und der Putz bröckelt von den Hörsaaldecken.

Da müssen alle Länder die Investitionsversäumnisse

endlich aufholen."

 

Was bedeutet die aktuelle Krise für Wissenschaft und Hochschulen? Welche Verantwortung tragen sie in Forschung und Lehre? Wie müssen sie sich neu oder anders aufstellen?

 

Die Hochschulen haben mit Forschung, Lehre und wissenschaftlicher Weiterbildung einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung unserer Gesellschaft und die Bewältigung der Anforderungen der Transformation. Damit sie dem gerecht werden können, braucht es gute Studien-, Forschungs- und Arbeitsbedingungen sowie eine den Aufgaben angemessene verlässliche Finanzierung. Tatsächlich stecken viele Universitäten in Finanznöten und der Putz bröckelt von den Hörsaaldecken. Das sind keine guten Voraussetzungen. Da müssen alle Länder die Investitionsversäumnisse endlich aufholen.

 

Während einzelne Länder schon neue Sparprogramme auch für die Hochschulen auf den Weg bringen.

 

Wir bleiben bei unserer Anforderung, dass das an Hochschulen gewonnene und in der Lehre vermittelte Wissen ein öffentliches und allen zugängliches Gut sein soll. An Hochschulen – in der Regel öffentlich – finanzierte Wissenschaft darf nicht den Zwängen des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs unterworfen werden, sondern muss auch künftig in demokratische Verfahren und Strukturen eingebunden und transparent sein. Wie wir es im hochschulpolitischen Programm formuliert haben, liegt der gesellschaftliche Kern der Wissenschaftsfreiheit in dem Beitrag der Wissenschaften zu einem vernunftgeleiteten, sozial gerechten, friedlichen und demokratischen Gemeinwesen.

 

Welche Rolle sollten Hochschulen, Studierende, Studierendenwerke bei der Bewältigung der sozial-ökologischen Transformation spielen?

 

Hochschulen sind Innovationsmotoren, auch für regionale Entwicklungen. Ihre Beschäftigten wie auch Studierenden und Absolvent:innen sollen in der Lage sein, soziale, technologische und ökologische Risiken zu bewerten. Und natürlich sind Hochschulen ein Reflexionsraum sozialer und kultureller Entwicklungen und Spannungen.

 

Welche Impulse setzt hier der DGB?

 

Die Transformation gelingt nur mit hervorragend qualifizierten Fachkräften und guter Arbeit. Hier setzen unsere Forderungen mit der BDA an, denn es muss uns gelingen, allen Menschen einen guten Start ins Erwerbsleben zu bieten. Aber natürlich wird auch Weiterbildung immer wichtiger für Beschäftigte. Auch hier muss investiert werden. Die Beschäftigten brauchen gute Tarifverträge und Freistellungsansprüche, damit Weiterbildung auch realisierbar wird.

 

Frau Fahimi, was möchten Sie gern Bundeskanzler Scholz und Finanzminister Lindner sagen?

 

Es muss mehr in Bildung investiert werden, denn nur so schaffen wir eine Gesellschaft, in der auch in Zukunft alle die Chance auf ein gutes Leben und gu- te Arbeit haben. Bildungsausgaben sind keine Kosten, sie sind existenzielle Investitionen in die Zukunft.

 

Dieses Interview wurde schriftlich geführt und erschien zuerst im DSW Journal 02/2024.



In eigener Sache: Prekäre Blog-Finanzierung


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Kommentare: 8
  • #1

    NoName (Montag, 29 Juli 2024 10:15)

    Es wird hier ein wichtiger Teilaspekt dikutiert, nämlich dass Bildung und damit später auch der akademische Erfolg sehr stark geprägt ist von der Sozialen Situation. Das fängt schon in der Schule an und setzt sich später fort. Eine Ursache ist bestimmt die, dass die Eltern sozial stärkerer Familien oft schon Akademiker sind, und die Kinder somit in einem intellektuell forderndem Umfeld aufwachsen, aber auch, dass die Eltern eher in der Lage sind, Lernmaterialien und Nachhilfe yu verschaffen.
    Ein Aspekt, der in diesem Text aber klar zu kurz kommt, ist die Zunahme der Zahl der Studierenden, die generelle Verschlechterung der Leistung, aber dagegen eine scheinbare Verbesserung der Durchschnittsnoten, Stichwort Kuschelnoten. Hier sollte sich doch wieder eine bessere, ja sogar härtere Selektion nach Leistung durchsetzen. Vielleicht sollte man den NC in vielen Fächern überdenken, da dies die erste Selektion mit starkem Einfluss sozialer Faktoren ist. Aber auf jeden Fall sollte man dann im Verlauf des Studiums wieder eine ehrliche Benotung durchsetzen und nicht das aktuell binäre System (gut oder nicht). Gebt jedem eine faire Chance, sich zu behaupten, aber schleust nicht alles durch.

  • #2

    Lehrerkind (Montag, 29 Juli 2024 17:56)

    "In allen schulischen und dualen Berufen zusammen haben im vergangenen Jahr 700.000 junge Menschen ihre Ausbildung begonnen. Dem standen 490.000 Studienanfängerinnen und -anfänger gegenüber. Von der vielbeschworenen Akademikerschwemme kann also keine Rede sein."

    Natürlich ist es wichtig, dass Menschen sich selbst verwirklichen dürfen, und die freie Wahl des Berufswegs ist eine feine Sache. Aber ist das wirklich mit der Realität des Arbeitsmarktes vereinbar? Gibt es wirklich für 42% aller Menschen, die eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, später dann auch einen Beruf, für den ein Studium benötigt wird, und für den ein Studium qualifiziert? Das möchte ich stark bezweifeln. Wenn die freie Wahl des Berufswegs dazu führt, dass sehr viele junge Menschen eine universitäre Ausbildung erhalten, für die es später keinen Arbeitsmarkt gibt, dann ist das eine sehr falsch verstandene Chancengleichheit. Das Wort Akademikerschwemme mag verpönt sein, aber es trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist eine Einbahnstraße, zuerst jede Menge Studienabsolvent*innen zu produzieren, und sich dann zu beschweren, dass für einen Großteil dieser Menschen keine verlässlichen Karriereperspektiven, aka Berufe, vorhanden sind. Das Theorie-Praxis-Gefälle ist in dieser Debatte ziemlich steil. Die Theorie von der freien Berufswahl klingt erstmal nett, in der Praxis bringt es nichts, an den Bedarfen des Arbeitsmarktes vorbei zu qualifizieren.

  • #3

    Dominik Lenz-Schwab (Montag, 29 Juli 2024 18:44)

    Wenn man mehr zuließe und später mutwillig aussiebte, würde das letztendlich die Kalkulation (Stellen, KapVO...) der Unis zerstören, und damit auch die Qualität der Lehre beeinträchtigen.
    Und ich glaube, niemand will 300 Erstis, von denen 250 in Mathe I durchfallen müssen, um danach deutschlandweit bestimmte Fächer nicht mehr studieren zu können.

  • #4

    GN (Dienstag, 30 Juli 2024 09:30)

    @Lehrerkind: Sie wissen schon, dass es hier um ein Verfassungsgut geht (Art. 12 GG)?

  • #5

    Lehrerkind (Dienstag, 30 Juli 2024 13:10)

    @GN: das ist mir bewusst. Die Tatsache, dass es sich bei der freien Berufswahl um ein Verfassungsgut handelt, bedeutet nicht, dass die aktuellen praktischen Ausprägungen dieses Verfassungsgutes automatisch gutzuheißen sind.

  • #6

    Nikolaus Bourdos (Mittwoch, 31 Juli 2024 14:38)

    Das deutsche Bildungssystem IST selektiv - aber viel mehr auf Ebene der Schulen als der Hochschulen, und genau genommen schon in der frühkindlichen Bildung im Vorschulalter. Hier wird viel zu viel über Hochschulen gesprochen.

  • #7

    Wolfgang Kühnel (Donnerstag, 01 August 2024 21:35)

    Ich schlage vor, Frau Fahimi informiert sich mal darüber, in welchen anderen Ländern das besser ist, statt immer nur auf Deutschland zu schimpfen. Studiengebühren gibt es in vielen europäischen Ländern, in Deutschland nicht mehr. In China gibt es unter einer kommunistischen Regierung Schulgebühren für die höhere Schule und Studiengebühren, obwohl das Land ja nun gar nicht arm ist. Wie sozial gerecht ist denn das ??
    Bitte nicht immer nur Deutschland mit einem idealen Wolkenkuckucksheim vergleichen, Frau Fahimi !

  • #8

    René Krempkow (Donnerstag, 01 August 2024 22:45)

    Das Hochschulsystem ist ähnlich sozial selektiv wie das Schulsystem (https://scilogs.spektrum.de/wissenschaftssystem/soziale-selektivitaet/). Daher wäre in nicht nur in einem anzusetzen.