Das Professorinnenprogramm wird fortgesetzt. Der Bund hat sich mit den Ländern auf ein kluges Format geeinigt – und beweist seine forschungspolitische Handlungsfähigkeit trotz schwieriger Regierungsbildung.
DIE NEUAUFLAGE DES PROFESSORINNENPROGRAMMS ist durch. Und sie ist gut geworden. Am vergangenen Freitag hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern das neue Format beschlossen, über das ich in Grundzügen bereits Ende August berichtet hatte. Die neue– dritte – Förderphase beginnt 2018 und läuft bis 2022.
Wie bislang werden über eine Anschubfinanzierung Erstberufungen von Frauen auf eine Professur gefördert, und auch in der neuen Programmrunde müssen die Hochschulen ihrer Bewerbung ein Gleichstellungskonzept beilegen. Nur wenn das positiv bewertet wird, können pro Hochschule bis zu drei Professuren bewilligt werden.
So weit, so bewährt. Wirklich zu loben sind die Wissenschaftsminister aus Bund und Ländern jedoch an anderer Stelle: Im künftigen Wettbewerb soll es nun zusätzlich für die bis zu 20 Hochschulen mit den im Bereich "Personalentwicklung und -gewinnung auf dem Weg zur Professur" besten Konzepten zur Belohnung eine vierte Stelle geben, dazu das Prädikat "Gleichstellung: ausgezeichnet!". Eine mutige Zuspitzung des bislang eher auf Breite angelegten Programms, die nicht unumstritten war: Einige Länder fürchteten zunächst die Benachteiligung kleinerer Hochschulen. Doch die Vorteile überwogen, denn das neue Prädikat wird jenen Hochschulen Gerechtigkeit widerfahren lassen, die sich besonders um die Förderung junger Wissenschaftlerinnen kümmern, "die sich erst auf dem Weg zur Professur befinden", wie die GWK-Vorsitzende und Bremer Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) sagte.
Bemerkenswert ist die Neuauflage auch in finanzieller Hinsicht: Das Volumen wächst von bislang 150 auf 200 Millionen Euro, womit eine Ausweitung von 250 auf insgesamt rund 280 geförderte Professuren möglich wird, hinzu kommen noch die 20 Prädikatsprofessuren. Auch steigt die Fördersumme pro Professur deutlich. Während die Länder (die 50 Prozent des Programms finanzieren) schon seit Sommer auf eine Erhöhung drängten, hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf Zeit gespielt, wollte erst die Bundestagswahl abwarten. Jetzt ist die Wahl vorbei, die bisherige Regierung nur noch kommissarisch im Amt – und die Verständigung klappte trotzdem. Ein Beleg dafür, dass der Bund auch in dieser Zwischenphase durchaus noch handlungsfähig ist. Und ein Erfolg für die scheidende Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU), die trotz der stockenden Jamaika-Sondierungen den Sack noch vor Jahresende zumachen konnte.
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GoaCDtTd (Montag, 26 September 2022 07:52)
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