Die internationale Vergleichsstudie ICILS zeigt: Ein Drittel der Jugendlichen in Deutschland ist in Sachen Digitalkompetenzen abgehängt, die Schulen hinken bei der IT-Ausstattung und den didaktischen Konzepten hinterher. Selbst Regierungspolitiker sprechen von nicht "hinnehmbaren" Ergebnissen.
Foto: SchoolPRPro / pixabay - cco.
DREI VON ZEHN SCHÜLERN könnten nur "Links anklicken und ihr Handy streicheln", titelte Spiegel Online heute Nachmittag: ein Zitat von Birgit Eickelmann, die den deutschen Teil der "International Computer and Information Literacy Study 2018" verantwortet hat. Heute Morgen ist die Studie erschienen, zum zweiten Mal nach 2013 vergleicht sie die Digitalkompetenzen von Achtklässlern aus 14 Ländern und Regionen, und die Ergebnisse für Deutschland sind zum zweiten Mal ernüchternd.
Nur 1,9 Prozent der 14-Jährigen in Deutschland erreichen die höchste Kompetenzstufe, sie sind in der Lage, selbstständig und sicher digitale Informationen zu bewerten und zu organisieren. Sie beherrschen den reflektierten Umgang mit digitalen Medien und können eigenständig komplexere Grafiken und Animationen erstellen, Tabellenkalkulationen durchführen oder anspruchsvolle Vortragspräsentationen vorbereiten. 98,1 Prozent der Achtklässler können das nicht.
Jetzt könnte man sagen: Müssen sie auch nicht, diese fünfte Kompetenzstufe ist als Maximum nur etwas für die ganz Schlauen. Das Problem ist jedoch: Gerade mal 24 Prozent der untersuchten Schüler in Deutschland konnten die gestellten Aufgaben überhaupt ohne Unterstützung bearbeiten. Der Anteil derjenigen, die dabei sogar an basalen Herausforderungen scheiterten, lag bei 33,2 Prozent. Sie befinden sich auf der untersten der fünf Kompetenzstufen, das heißt: Sie können digitale Medien eigentlich nur passiv konsumieren, ihnen fehlt die Fähigkeit, die Inhalte, die sie nutzen, vernünftig einschätzen zu können. Die Studie spricht von "rudimentäre(n), vorwiegend rezeptive(n) Fertigkeiten und sehr einfache(n) Anwendungskompetenzen". Womit wir wieder bei Eickelmanns Zitat vom Links anklicken und Handy streicheln angekommen wären.
Das ist ein bildungspolitisches Fiasko angesichts einer Gesellschaft und einer Arbeitswelt, in der die Ansprüche an die Bürger und die Beschäftigen rasant steigen: Die ICILS-Macher sprechen in ihrer Studie von den digitalen Kompetenzen als der neben Lesen, Schreiben und Rechnen "vierten Kulturtechnik". Und sie betonen, ihre Sichtweise sei nichts Neues, unter Bildungsexperten gebe es schon seit Ende der 1990er Jahre den Konsens, dass die Fertigkeit, über digitale Medien vermittelte Informationen zu verstehen, zu nutzen und zu kommunizieren, für eine erfolgreiche Teilhabe an der Gesellschaft unerlässlich sei. Seit mindestens 20 Jahren also. >>
46.000 Schüler nahmen teil
An der repräsentativen International Computer and Information Literacy Study (ICILS) haben sich 12 Staaten, darunter acht aus Europa, beteiligt, dazu zwei Regionen (Moskau und Nordrhein-Westfalen).
In der Bundesrepublik wurden die Digital-Kompetenzen von 3655 Schülern der achten Klasse untersucht, auch 2386 Lehrkräfte aus insgesamt 210 Schulen nahmen an Befragungen teil. Zudem wurden Schulleitungen und IT-Koordinatoren interviewt. Insgesamt flossen bei ICILS die Ergebnisse von rund 46.000 Schülern an mehr als 2000 Schulen ein. Die Schüler mussten Aufgaben am Computer lösen, am erfolgreichsten
waren die Schüler aus Dänemark und Südkorea, den letzten Platz belegte Kasachstan.
Initiiert und koordiniert wurde ICILS zum zweiten Mal nach 2013 von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA). Studienleiterin in Deutschland war erneut die Schulpädagogin Birgit Eickelmann von der Universität Paderborn.
Neu war diesmal der Bereich "Computational Thinking", das Aufgabenlösen anhand von Algorithmen. Hier schnitten die Schüler in Deutschland mit nur 486 Punkten unter dem internationalen Mittelwert von 500 Punkten ab.
>> In nahezu allen Berufen, betonen die ICILS-Forscher, seien digitale Kompetenzen schon jetzt erforderlich und zunehmend die Voraussetzung, um überhaupt beschäftigungsfähig zu sein. Wir reden also von der Arbeitswelt der Gegenwart, nicht der Zukunft. In Zahlen ausgedrückt: 83 Prozent nutzten 2015 digitale Medien am Arbeitsplatz. Im ICILS-Berichtsband zitierte Studien zeigen, dass ein kompetenter Umgang mit digital vermittelten Informationen sowie die Beherrschung von Office-Programmen (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramme) die Chance auf eine Fach- oder Führungsposition erhöht und zudem das Einkommen steigert. Auch gelingt es Arbeitslosen mit ausgeprägten digitalen Kompetenzen, schneller wieder einen Job zu finden.
Womit die für die fünfte, höchste Kompetenzstufe beschriebenen Fertigkeiten plötzlich gar nicht mehr so überfliegermäßig wirken, sondern fast schon wie der Standard von morgen – zumindest für diejenigen, die im Beruf erfolgreich sein wollen. Dass sich hier eine gefährliche soziale Kluft zwischen den 33 Prozent Abgehängten und den übrigen öffnet, war schon nach dem ersten ICILS-Bericht 2013 klar, und – das ist die deprimierendste Nachricht – seitdem ist in Sachen digitaler Bildung in Deutschland offenbar nichts besser geworden. Wie in anderen Staaten sind die vorhandenen Kompetenzniveaus der Schüler zudem auch hierzulande an den soziöokonomischen Status der Eltern gekoppelt, soll heißen: Je ärmer, je bildungsferner, desto weniger fit für die digitale Welt.
Soll man sich damit trösten, dass Deutschland trotzdem international noch im Mittelfeld rangiert? Dass Deutschlands Schüler nicht schlechter geworden sind? Dass die "durchschnittlichen computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Achtklässlerinnen und Achtklässler in Deutschland" 518 Punkte betragen und damit 22 Punkte über dem internationalen und neun Punkte über Schnitt der teilnehmenden EU-Staaten liegen? Dass die Gruppe der Handystreichler auf Kompetenzstufe eins international sogar bei 43 Prozent liegt und in Europa insgesamt bei 38 Prozent – immer noch rund fünf Prozentpunkte mehr als bei uns?
Beim Einsatz digitaler Medien im
Unterricht ist Deutschland Schlusslicht
Ein solcher Trost fällt schwer, zumal die Studie gleichzeitig belegt, dass immer noch nur 23 Prozent der Lehrer in Deutschland digitale Medien täglich einsetzt. Das ist zwar deutlich mehr als die neun Prozent 2013, doch die Bundesrepublik ist damit beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht immer noch ICILS-Schlusslicht. Deutschlands Lehrkräfte nehmen auch besonders selten an einschlägigen Fortbildungen teil. Vielleicht ist das auch der Grund, warum fast die Hälfte der Lehrer hierzulande digitale Medien nur nutzt, um den Frontalunterricht mit Informationen anzureichern.
Mies ist im internationalen Vergleich nach wie vor auch die technische Ausstattung der Schulen: Nur ein gutes Viertel der Achtklässler ging 2018 auf eine Schule, an der sowohl sie als auch ihrr Lehrer Zugang zu einem schulischen WLAN hatten. Im ICILS-Schnitt galt das für fast 65 (!) Prozent der Schulen. Dazu passend haben nur 44,8 Prozent der Schüler und Lehrer in Deutschland Zugang zu e-Learning-Lernplattformen wie Moodle – 20 Prozentpunkte weniger als im Schnitt der übrigen Länder. Und so geht das weiter. Immerhin gibt es inzwischen an 34 Prozent der Schulen in Deutschland ganze Klassensätze an Tablets oder Smartphones.
Erschreckend sind auch einige Rückmeldungen der Schüler. Nur 39 Prozent der deutschen Achtklässler geben an, sie hätten in der Schule einzuschätzen gelernt, ob im Internet gefundene Informationen glaubwürdig seien. International sagten das 65 Prozent. Und lediglich 66 Prozent der Schüler hierzulande finden, die Schule habe ihnen beigebracht, wie man digital effektiv Informationen sucht, acht Prozent weniger als im ICILS-Schnitt.
Ob der Digitalpakt die Wende bringt? Auch daran dürfen Zweifel angemeldet werden. Viele Landespolitiker wollen die 5,5 Milliarden zu einem guten Teil in Endgeräte investiert sehen. Doch sollte nicht zuerst und vor allem die Weiterbildung der Lehrer forciert werden? Selbst die ohne Zweifel nötige Offensive beim W-LAN könnte durch das auf Zeit angelegte Programm verpuffen: Denn für zusätzliche IT-Experten an den Schulen– digitale Hausmeister, die die Technik pflegen – ist gar kein Geld vorgesehen. Vielleicht, und das ist die größte Hoffnung nach dem heutigen Tag, löst der ICILS-Schock ja eine angemessene Reaktion in der Politik aus. Erste Anzeichen dafür – siehe unten – gibt es.
"Nicht hinnehmbar", vernichtendes Zeugnis", "Weckruf": Reaktionen aus der Politik
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, Deutschland stehe bei der digitalen Bildung in den Schulen vor großen Herausforderungen. Es sei nicht hinnehmbar, dass weiter ein starker Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der digitalen Kompetenz der Jugendlichen bestehe. "Ich freue mich daher, dass ich mit den Ländern einig bin: Die Studie weist darauf hin, dass wir an mehreren Stellschrauben gleichzeitg ansetzen müssen." Neben der systematischen Erweiterung der IT--Ausstattung der Schulen sei eine kontinuierliche Qualifizierung der Lehrkräfte und Schulleitungen genauso wichtig wie der Blick auf Inhalte. Der Digitalpakt werde der gesamten Entwicklung in diesem Bereich "einen kräftigen Schub" geben.
Alexander Lorz (CDU), Kultusminister in Hessen und aktuell Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), sagte, die ICILS-Ergebnisse lieferten "wichtige Hinweise und Impulse" für die Ausgestaltung des Digitalpakts und für die Umsetzung der Ende 2016 beschlossenen KMK-Strategie "Bildung in der digitalen Welt". Der Digitalpakt werde die technische Infrastruktur in den kommenden Jahren deutlich verbessern. Lorz kündigte an: Weil erst die pädagogischen Konzepte einen Mehrwert des Digitalen ermöglichten, würden die Bildungspolitik "in den nächsten Jahren in der Lehreraus- und -fortbildung deutlichere Akzente zur Qualifizierung der Lehrkräfte setzen." Zwar habe er persönlich den Eindruck, dass sich Schulen und Lehrkräfte bereits intensiv auf den Weg gemacht hätten, doch werde die Digitalisierung nur dann erfolgreich sein, "wenn wir unsere Lehrerinnen und Lehrer für den Einsatz noch mehr begeistern können. Dafür starten die Länder nun eine Fortbildungsoffensive."
Der bildungs-und forschungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Oliver Kaczmarek, sagte, Deutschland habe sich im internationalen Vergleich zwar leicht verbessert, schneide jedoch immer noch im Mittelfeld ab. "Unter den Industrienationen hat Deutschland darüber hinaus einen Spitzenwert bei der sozialen Ungleichheit als Bedingung für den Erwerb digitaler Kompetenzen." Die SPD-Bundestagsfraktion setze sich dafür ein, dass alle gleiche Bildungschancen unabhängig von ihrer Herkunft erhielten. "Der digitale Wandel darf nicht zu einer sozialen Spaltung führen. Er kann nur sozial gerecht gelingen.“
Die grüne Bundestagsfraktionssprecherin für Bildungspolitik, Margit Stumpp, sprach von einem vernichtenden Zeugnis. "Es zeigt sich, dass digitale Fähigkeiten nicht vom Himmel fallen oder durch die Nutzung von Smartphones und Tablets automatisch erlernt werden." Digitale Kompetenzen und der kritische Umgang mit Medien müssten vielmehr Kern des Bildungsauftrags werden und sich über die komplette Bildungskette erstrecken. Gerade bei der Aus- und Weiterbidung der Lehrkräfte zeige ICILS den "enormen Nachholbedarf". Stumpp regte die Gründung einer "Bundeszentrale für digitale und Medienbildung" an als unabhängige Plattform zur Prüfung, Bündelung und Verbreitung bestehender Angebote. Der Digitalpakt, kritisierte Stumpp, werde den technischen Rückstand der deutschen Schulen nicht beseitigen können, "weil er sowohl befristet und zu klein geraten ist als auch die Kommunen mit der Wartung alleine lässt." Es brauche an jeder Schule IT-Personal und Medienpädagogen. "Statt sich weiterhin hinter dem Kooperationsverbot zu verstecken, muss jetzt ein moderner Bildungsföderalismus etabliert, in die Zukunft investiert und die Bildungsinfrastruktur ausgebaut werden."
Thomas Sattelberger, der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundstagsfraktion, nannte die ICILS-Ergebnisse"fatal", "traurig" und einen "Weckruf". Seit der ersten Studie von 2013 habe sich nichts verbessert. Die Leistungsdifferenz zwischen privilegierten und finanziell benachteiligten Schülern sei in Deutschland besonders groß. Die Länder müssten jetzt endlich den Weg frei machen, damit die Gelder aus dem Digitalpakt schnell in den Schulen ankämen. "Das ist aber nur der allererste Schritt. Wir brauchen zügig einen Digitalpakt 2.0 mit mehr Mitteln für IT-Administratoren in Schulen und einer zeitgemäßen Ausbildung und Unterstützung von Lehrkräften." Außerdem müsse die Bundesrepublik in in digitale Lernplattformen und Lernmanagementsysteme investieren und in die Erforschung von Learning Analytics und Educational Data Mining.
Kommentar schreiben
Mannheimer Studi (Mittwoch, 06 November 2019 09:44)
"Womit die für die fünfte, höchste Kompetenzstufe beschriebenen Fertigkeiten plötzlich gar nicht mehr so überfliegermäßig wirken, sondern fast schon wie der Standard von morgen – zumindest für diejenigen, die im Beruf erfolgreich sein wollen."
Ok, Boomer.
Elmar Neitzert (Mittwoch, 06 November 2019 13:33)
Die Ergebnisse der Studie müssen aufrütteln!
Die Reaktionen der Politik darauf, und insbesondere die unendlichen Diskussionen zum digitalen Bildungspakt in den letzten Monaten, lassen jedoch keine Hoffnung auf schnelle Änderung zu.
Leider ....
Tom Apfel (Mittwoch, 06 November 2019 16:22)
"Es brauche an jeder Schule IT-Personal und Medienpädagogen." - Volle Zustimmung. Außerdem Implementierung in der Ausbildung der Lehrkräfte.
Udo Michallik (Mittwoch, 06 November 2019 16:53)
Das waren erwartbare Reaktionen. Schule ist aber ein Spiegelbild unserer gesamten Gesellschaft. Somit waren die Ergebnisse von ICILS auch erwartbar in einem Land, in dem es Politik und Gesellschaft nicht gelingt (wie bspw. in Dänemark oder Estland) die Herausforderungen anzunehmen und ebenso umzusetzen. So sind Aktenordner in der Politik und der öffentlichen Verwaltung immer noch das vorherrschende Medium in Sitzungen und deren Inhalte Gegenstand gemeinsamer Geschäftsordnungen vieler Bundes-,Landes- und Kommunalverwaltungen. Selbst im Bundeskabinett wird deutlich sichtbar Papier gewälzt. Wir verbrauchen Milliarden Blatt Papier in den öffentlichen Verwaltungen. Die Kommunikation und Zusammenarbeit in den Verwaltungen ist oft wenig beeinflusst durch die neuen technologischen Möglichkeiten. Die Widerstände bei Einführung enorm. Für den Ausbau von Breitbandinternet ist u.a. der Bund zuständig. Wieviele Digitalgipfel gab es bisher und was ist im Vergleich dazu passiert? Kaum etwas Spürbares in der Breite.
In einem überregulierten System kommen wir hier nicht zu Potte, wo andere zu Recht Vergleiche ziehen zum symptomatischen geltenden Bau des Berliner Flughafens. Beim Breitbandausbau sind wir nicht schneller. Der Berliner Flughafen ist international der Running Gag, die Internetverfügbarkeit in Deutschland so langsam aber auch. Und dann nur Schulbashing? Das greift zu kurz. Jeder und Jede sollte sich dabei an die eigene Nase fassen und seine Bereitschaft hinterfragen, sich auf neue Technologien (bargeldloses Einkaufen bspw.) einzulassen. Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft.
Edith Riedel (Mittwoch, 06 November 2019 17:39)
Solange Lehrkräfte sich ohne Konsequenzen den digitalen Medien verweigern dürfen und fröhlich weiter Overhead-Projektoren gekauft werden, darf man sich über nichts wundern. Für die Universitäten gilt Ähnliches. Allerorten die oben zitierten Aktenordner und mühsame, fehleranfällige Prozesse auf Papier, da eine Umstellung auf ein digtales Verfahren zum einen ja Geld kosten würde und zum anderen den armen Kolleg*innen sowieso nicht zuzumuten ist. Deutschland hängt sich sowohl in der Bildung als auch in der Wissenschaft in dieser Beziehung gerade sehr konsequent selbst ab.
René Krempkow (Mittwoch, 06 November 2019 19:16)
"Für die Universitäten gilt Ähnliches." - Dies würde ich nicht ganz so sehen. Schließlich nennen bereits mehr als 85% aller Hochschulen die Vermittlung von Kompetenzen für eine digitale Welt als wichtigen Teil ihres Digitalisierungskonzeptes. Es zeigt sich allerdings, dass die digitalen Qualifikationen der eigenen Hochschulangehörigen sehr unterschiedlich wahrgenommen werden, wie eine jüngste EFI-Schwerpunktstudie zur Digitalisierung der Hochschulen ergab. [1]
Als erste Hochschule in Deutschland (jedenfalls nach bisherigen Recherchergebnissen, für Hinweise zu weiteren Hochschulen wäre ich dankbar) hat die Humboldt-Universität zu Berlin auch bereits ein Instrument zur Erfassung digitaler Kompetenzen pilotiert. Dies erfolgte angelehnt an den EU-Qualifikationsrahmen Digitale Kompetenzen (DigKomp2.1), allerdings ergänzt mit Wissenstests zu ausgewählten Aspekten (und zusätzlich kombiniert mit der Erfassung fächerübergreifender Kompetenzen). [2]
Erste Ergebnisse werden bereits hochschulintern diskutiert. Außerdem gibt es ein Unterstützungsprogramm für Lehrende zur Planung und Umsetzung von digitalen Lehr- und Lernszenarien. Dies wurde als modular aufgebautes Programm zur differenzierten, niedrigschwelligen Begleitung konzipiert – begleitend zu einer hausinternen Förderlinie der Humboldt-Universität zu Berlin, die Projekte bei der Digitalisierung in der Lehre unterstützt. [3]
[1] Digitalisierung der Hochschulen. Studien zum deutschen Innovationssystem 14-2019. Berlin. www.e-fi.de/fileadmin/Innovationsstudien_2019/StuDIS_14_2019.pdf
[2] Fächerübergreifende und digitale Kompetenzen für die Qualitätsentwicklung der Lehre erfassen. In: Qualität in der Wissenschaft - QiW 2/2019, S. 64-65.
[3] Unterstützungsprogramm für Lehrende zur Planung und Umsetzung von digitalen Lehr- und Lernszenarien. In: Qualität in der Wissenschaft - QiW 2/2019, S. 57-63. Inhaltsüberblick in: https://www.universitaetsverlagwebler.de/qiw
tmg (Donnerstag, 07 November 2019 00:14)
Was für eine Aufgeregtheit in den obigen Kommentaren. Ich empfehle zur Beruhigung die Lektüre des Buches 'Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?' von Jürgen Kaube. Das hilft beim Verständnis von dem was Schule soll. Etwa Denkfähigkeit nicht mit tabletwischen oder googeln zu verwechseln. Was die Universitäten betrifft: Als Hochschullehrer in der Mathematik kann ich Ihnen etwa sagen: Mathematik wird am besten mit Kreide an der Tafel vermittelt und zwar persönlich zum Mitdenken. Das ist schon lange so, es hat seine guten Gründe, das machen so gut wie alle Kollegen so, und es wird auch so bleiben.
Markus Müller (Donnerstag, 07 November 2019 08:22)
"Ein solcher Trost fällt schwer, zumal die Studie gleichzeitig belegt, dass immer noch nur 23 Prozent der Lehrer in Deutschland digitale Medien täglich einsetzt."
Inwiefern ist es denn ein Qualitätsmerkmal guten (erfolgreichen) Unterrichts, täglich digitale Medien einzusetzen?
(Dies als eine von vielen möglichen Fragen, die sich nicht gegen einen sinnvollen und begründeten Einsatz digitaler Medien im Unterricht richten, sondern gegen die Selbstzweckorientierung und Verklärung, guter Unterricht könne nur solcher sein, der mit dem Einsatz digitaler Medien gestaltet wird.)
Christoph Schmitt (Donnerstag, 07 November 2019 09:48)
Lassen Sie uns damit beginnen, dass wir unsere Bilder von Schule und Beschulung möglichst rasch verlernen und dann an allen relevanten Stellen im Schulsystem mit der Arbeit beginnen: Die Aus- und Weiterbildung der Lehrer*innen völlig neu aufgleisen und darin die Kultur der Digitalität, die ganz neuen Rahmenbedingungen von Lernen maßgeblich werden lassen, sprich: den neuen sozialen und ökonomischen Bedingungen unseres Daseins Zugang in die Lernwelt verschaffen. Dann: Schulen in die Autonomie entlassen, damit sie sich zu dezentralen Learning Communities entwickeln können. Dann: rasch dezentralisierende und dezentrale Netzwerkstrukturen entwickeln, und für mich das wichtigste: Bildung als gesamtgesellschaftlich getragenes und verantwortetes Projekt organisieren/ermöglichen/einfordern – unter selbstverständlichem Einbezug alle relevanten Plyer der Zivilgesellschaft.
Edith Riedel (Freitag, 08 November 2019 11:54)
"Das ist schon lange so, es hat seine guten Gründe, das machen so gut wie alle Kollegen so, und es wird auch so bleiben. " #ironieoff, oder?