Die Goethe-Universität meldete 282 Medizin-Studienplätze an die bundesweite Studienplatz-Vergabe von "Hochschulstart", die es gar nicht gab. Die Folgen für die Bewerber sind drastisch, und die Verantwortlichen von Uni und "Hochschulstart" müssen jetzt unangenehme Fragen beantworten.
Screenshot der "Hochschulstart"-Website. Stand: 31.08.2022.
FÜR VIELE der betroffenen Studienbewerber ist es eine persönliche Katastrophe, für die Goethe-Universität ist es ein Image-Desaster, und für die Stiftung für Hochschulzulassung (SfH), besser bekannt unter ihrem Markennamen "Hochschulstart", die größte Bewährungsprobe seit ihrem Neuanfang. Immerhin hat "Hochschulstart" jetzt reagiert und sich gestern Abend zu einem außergewöhnlichen Schritt entschieden. Ein Hoffnungszeichen?
Was ist passiert: Am vergangenen Donnerstag, den 25. August, endete offiziell ein entscheidender Abschnitt in der bundesweiten Vergabe der begehrten und vielfach überzeichneten Medizin-Studienplätze. Für diese ist "Hochschulstart" zuständig, die Universitäten mit Medizin-Fakultäten melden an die Stiftung ihre Studienplatz-Kapazitäten, diese bringt dann in einem aufwändigen Koordinierungsverfahren Bewerber und Hochschulen zusammen.
Die Bewerber können ihre Wunsch-Universitäten angeben (theoretisch sogar alle verfügbaren Standorte) und in eine Wunsch-Rangliste bringen, das "Hochschulstart"-System checkt dann der angegebenen Liste folgend eine Universität nach der anderen, ob deren Zulassungsbedingungen eine Aufnahme des oder der Bewerberin zulassen. Sobald ein Angebot da ist und dieser es annimmt, bekommt der Studieninteressent eine Zulassung – und wird aus dem Koordinierungsverfahren entfernt.
Weil so alles mit allem zusammenhängt, kann eine fehlerhafte Angabe auf Seiten einer der beteiligten Universitäten das gesamte System aushebeln. Und genau das ist geschehen: Die in Frankfurt am Main ansässige Goethe-Uni meldete der Stiftung 282 Medizin-Nachrückerplätze mehr, als sie tatsächlich hatte: 251 zu viele in der Humanmedizin, 31 in der Zahnmedizin.
Zunächst fiel der
Fehler keinem auf
Zunächst fiel das keinem auf, weder an der Uni noch bei der Stiftung. In der Nacht zu Montag, den 22. August, begann dann die sogenannte Portalsperre. Das ist der Zeitpunkt, ab dem Studienbewerber nicht mehr auf das zentrale Online-Bewerbungssystem bei "Hochschulstart" zugreifen können. Auf der Website von "Hochschulstart" heißt es: "In diesem Zeitraum arbeitet unser IT-System auf Hochtouren, um die Bewerbungen zu verarbeiten, weitere Studienplätze zuzuweisen, Ablehnungen zu ermitteln und das Koordinierte Nachrücken vorzubereiten."
Und während das System arbeitete, bekamen Mitarbeiter von "Hochschulstart" am 23. August einen Verdacht. "Im Zuge einer Systemkontrolle, die wir regulär am vergangenen Dienstagnachmittag durchführten, haben wir die außergewöhnlich hohe Studienplatzkapazität der Goethe-Universität Frankfurt festgestellt", sagt "Hochschulstart"-Sprecherin Kathrin Stenzel. "Direkt am Mittwochmorgen", den 24. August, habe man wegen der Auffälligkeiten die Universität kontaktiert, nachmittags habe der Uni-Kanzler den Fehler gegenüber der Stiftung bestätigt.
Also noch rechtzeitig? Nein, denn das System hatte zu dem Zeitpunkt offenbar längst Tatsachen geschaffen, die zitierte Beschreibung auf der Website scheint also nicht ganz zu stimmen. Die nicht vorhandenen Studienplätze seien schon "mit dem Einstellen in das System automatisch in Angebote überführt" worden, sagt "Hochschulstart"-Sprecherin Stenzel. Bereits seit Freitag, den 19. August seien, weil die Goethe-Bewerber ja dann nach der System-Logik erfolgreich waren, auch alle ihre anderen Bewerbungen gestrichen und die Plätze an den anderen Unis auch "an andere Bewerbende vergeben" worden.
Übrigens auch dann, wenn es für Bewerber neben der Zusage der Goethe-Universität parallel noch weitere Zusagen von Universitäten weiter unten in der Wunsch-Liste gegeben hatte – auch die sind weg.
Tatsächlich, sagt "Hochschulstart"-Sprecherin Stenzel, sei das "technische Koordinierungsverfahren" nämlich schon zu Beginn der Portalsperre direkt am 22. August abgeschlossen, die Portalsperre diene dann der stiftungsinternen "Systemüberprüfung" bis 24. August – in deren Verlauf dann ja die "Auffälligkeiten" in Frankfurt entdeckt worden seien. Am 25. August, dem Donnerstag, seien dann die Bescheide versandt worden. Auch diejenigen an die nur scheinbar in Frankfurt erfolgreichen Bewerber, wohlgemerkt – obwohl da der Fehler bereits aufgefallen war.
Für die Stiftung kommt
der Schlamassel zur Unzeit
"Hochschulstart"-Sprecherin Stenzel kommt zu dem Ergebnis: "Das Vergabeverfahren und das technische System der SfH haben einwandfrei gearbeitet." Ein Satz, der seltsam unempathisch klingt angesichts der Folgen für die Bewerber. Denn die Stiftung muss sich Fragen gefallen lassen: Wie kann es sein, dass eine Systemkontrolle zwar zur Entdeckung des Fehlers führt, diese aber erst stattfindet, nachdem das System bereits Tatsachen geschaffen hat? Wie kann ein Verfahren so konstruiert sein, dass es, wie die Stiftung sagt, einmal abgeschlossen, "rechtlich wie technisch" nicht mehr rückgängig gemacht werden kann – selbst wenn ein massiver Fehler vorliegt?
Für "Hochschulstart" kommt der Frankfurter Schlamassel auch deshalb zur Unzeit, weil sich die Stiftung allmählich aus einem scheinbar unendlichen Technik-Chaos herauszuarbeiten schien. Dank eines Neuanfangs bei der Geschäftsführung und einer überfälligen Neustrukturierung, die Politik und Hochschulen ihr vor einigen Jahren – allerdings erst nach etlichen Jahren des Zauderns – verordnet hatten. Tiefpunkt und Befreiungsschlag war ein öffentlicher Offenbarungseid, den der neu eingerichteten IT-Rat der Stiftung im Herbst 2019 machte: Die 2009 gestartete Software hinter der Online-Studienplatzvergabe DoSV sei nicht mehr zu retten. Sie entspreche "nicht mehr dem Stand der Technik". Sie sei "fragil", "schwer wartbar" und "auf Dauer nicht ökonomisch betreibbar".
Seitdem hat man in der Stiftung fieberhaft an technischen Fortschritten gearbeitet, und vor diesem Hintergrund ist der eigenartig scheinende Satz zu verstehen, Vergabeverfahren und technisches System hätten "einwandfrei" gearbeitet. Es ist der alte Rechtfertigungsdruck, der da wieder hochkommt. Obwohl sich bei der Stiftung tatsächlich schon einiges getan hat.
Was genau ist an der Goethe-
Universität schiefgegangen?
Zumal man nicht aus dem Blick verlieren sollte, dass der eigentliche, der ursprüngliche Fehler nicht bei der Stiftung, sondern bei der Universität Frankfurt lag. Das erste offizielle Eingeständnis der Hochschule kam erst am Freitag, den 26. August – zwei Tage nachdem der Kanzler gegenüber der Stiftung den Fehler eingeräumt hatte. Und die diesbezügliche Pressemitteilung liest sich so, als habe man zu diesem Zeitpunkt in der Uni-Chefetage tatsächlich noch geglaubt, mit ein paar bedauernden Worten durchzukommen.
Von einem "Übermittlungsfehler hinsichtlich der Meldung der Anzahl an Nachrückerplätzen" ist darin die Rede. "Die Stiftung hat auf der Grundlage dieser fehlerhaften Meldung das Vergabeverfahren in die Wege geleitet, wodurch eine erheblich über der vorhandenen Kapazität liegende Anzahl von Studienplätzen vergeben wurde." Der Fehler sei "unmittelbar nach dem Start des Versandes der Zulassungen durch die Stiftung für Hochschulzulassung bemerkt und an die Goethe-Universität zurückgemeldet" worden. Die Goethe-Universität habe daraufhin einen Krisenstab eingerichtet "und binnen 48 Stunden die Betroffenen, die wegen Überschreitens der vorhandenen Kapazität keinen Studienplatz erhalten können, über die fehlerhafte Zusage per Rücknahmebescheid informiert".
Wie aber konnte so ein Fehler überhaupt passieren? Laut "Hochschulstart" werden die Mitarbeiter aller Unis, die mit dem Vergabesystem arbeiten, ausführlich geschult, auch gebe es direkt nach Eingabe der Daten eine Rückmeldung des Systems, deren Plausibilität die Uni-Mitarbeiter erneut bestätigen müssten, bevor die Meldung final werde. Eine weitergehende Erklärung blieb die Goethe-Universität denn zunächst auch schuldig, Kanzler Albrecht Fester sagte: "Die Analyse des Vorgangs läuft, entsprechende Anpassungen der internen Abläufe werden auf der Grundlage des Ergebnisses vorgenommen."
Die Goethe-Universität zeigte sich von dem Vorfall "sehr betroffen", sie werde "alles in ihrer Macht Stehende" tun, um den Betroffenen unterstützend zur Seite zu stehen, ein Beratungsangebot werde etabliert.
Aber zu welchem Zweck? So, wie die Stiftung sagte, das Verfahren könne technisch nicht rückgängig gemacht werden, betonte die Uni ihrerseits: Leider sei es nicht möglich, Einschreibungen in Medizin und Zahnmedizin "oberhalb der vorhandenen Kapazitäten vorzunehmen, da ein ordnungsgemäßes Studium unter diesen Bedingungen für alle unmöglich wäre." Und von den anderen Universitäten auf ihrer ehemaligen "Hochschulstart"-Bewerbungsliste, an die sich Betroffene wandten, kam ebenfalls nur ein mitleidiges Abwinken: Die Plätze seien jetzt leider schon weg.
Online-Petition, Anwaltsschreiben und
ein Aussetzen des Nachrückerverfahrens
Die enttäuschten Studienbewerber haben trotzdem eine Online-Petition gestartet. Bis Mittwochvormittag hatten 22.400 Menschen unterschrieben, in den sozialen Medien gab es Aufregung und Empörung. Sehr viele Betroffene wollen sich auch gerichtlich wehren, bei der Stiftung gingen bereits zahlreiche Anwaltsschreiben ein – mit der Forderung, das Verfahren zu stoppen, die Vergabe zu korrigieren (wie auch immer) oder die Mandanten zumindest wieder ins Nachrückerverfahren aufzunehmen, das am 28. August gestartet ist.
Zu denen, die an der Goethe-Universität einen der nicht vorhandenen Studienplätze bekamen und der dafür sogar die Zusage an einer anderen Universität gestrichen wurde, gehört Maja F. Sie heißt in Wirklichkeit anders, möchte aber wegen ihrer prekären Bewerbungslage ihren echten Namen nicht in diesem Artikel lesen. Auch ihre Eltern haben einen Anwalt beauftragt. Sie sagt: "Die Stiftung und alle sie tragenden Universitäten sind jetzt in der Verantwortung. Aus meiner Sicht kann und muss es eine Lösung geben, dass besonders die Fälle, die noch weitere Zusagen an anderen Unis hatten, einen Medizinstudienplatz erhalten." Einem zentralen Vergabesystem, das "fair und gerecht" im Leitbild stehen habe, dürften solche Fehler nicht unterlaufen, "und für solch simple Fehler wie 'Übermittlungsfehler' muss es Sicherheitsmechanismen geben." Ihren tiefen Wunsch, Ärztin zu werden, habe diese Krise noch einmal bestärkt.
So wächst der Druck auf Goethe-Universität und Stiftung. Und es tut sich etwas. Gestern Abend beschloss der Krisenstab bei "Hochschulstart", das Koordinierte Nachrückverfahren von Dienstag, 30. August um 24 Uhr, bis Donnerstag, 01. September, 24 Uhr vorübergehend auszusetzen. "Um in dieser Zeit eine gründliche rechtliche wie technische Prüfung der Möglichkeiten vornehmen zu können", wie Sprecherin Kathrin Stenzel sagt. Ist die Sache doch nicht so endgültig nicht mehr rückgängig zu machen?
So will Stenzel den Schritt nicht verstanden wissen, man wolle den Bewerbern zu diesem Zeitpunkt keine falschen Hoffnungen machen. Aber: Heute Vormittag um 11.30 Uhr trifft sich das oberste Gremium der Stiftung für Hochschulzulassung, der Stiftungsrat, zu einer außerordentlichen Sitzung. Und auch an der Goethe-Universität ist plötzlich von "möglicherweise neuen Entwicklungen" die Rede. Der Tag könnte noch spannend werden für die Bewerber.
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Medizinstudent (Mittwoch, 31 August 2022 12:40)
Man kann nur hoffen, dass eine pragmatische Lösung für die Bewerber:innen gefunden wird. Rechtlich sieht es ja nicht allzu schlecht aus, mit etwas Glück und Pragmatismus kommen sie ja an eine andere Uni - gegenüber Frankfurt ist da wohl jede ein Upgrade
O. Falada (Mittwoch, 31 August 2022 20:29)
Man kann nur hoffen, dass die Sicherheitsmechanismen auf Seiten von Hochschulstart verstärkt werden, aber auch auf Seiten der Hochschulen verstanden wird, dass den Sachbearbeiter:innen, die die Aufgabe der elektronischen Übermittlung inmitten immer komplexer und schneller werdender Zulassungsverfahren übernehmen müssen, unter Zeitdruck Fehler unterlaufen können. Auch hier wäre es gut, Sicherheitsmechanismen (beispielsweise in Form von Zeitpuffern und einem Vier-Augen-Prinzip) einzubauen.
Hinweis (Donnerstag, 01 September 2022 08:09)
Der Link ist tot:
Für "Hochschulstart" kommt der Frankfurter Schlamassel auch deshalb zur Unzeit, weil sich die Stiftung allmählich aus einem scheinbar unendlichen Technik-Chaos herauszuarbeiten schien.
Jan-Martin Wiarda (Donnerstag, 01 September 2022 08:11)
@Hinweis: Vielen Dank! Ich habe den Link repariert. Einen schönen Tag! Ihr Jan-Martin Wiarda
EmCe² (Donnerstag, 01 September 2022 09:49)
Teil 1:
Leider musste "erst sowas" passieren, um das System, die Schnittstellen und die damit verbundenen (sich jetzt negativ auswirkenden) Abhängigkeiten kritisch zu hinterfragen. Enden wird diese Geschichte leider ohne das erwünschte "Happy End" - aktuell und auch perspektivisch werden alle unglücklich aus diesem Vorkommnis herausgehen:
Die 282 Betroffenen in jedem Falle.
- Es ist völlig utopisch zu denken, dass die Uni Frankfurt ihre Kapazitäten / Laborplätze / Plätze in Kliniken etc. wird steigern können (und auch nicht wollen).
- Ebenso undenkbar wird es sein, dass andere Medizinstandorte diese "Opfer" bei sich aufnehmen. Schon mit ihren eigenen Bewerbern, die unterhalb der NC-Grenze mit 1,1 abgelehnt wurden hat man genug zutun - und erfahrungsgemäß Klagen zu erwarten. Da wird man sich nicht zusätzlich, bei bereits besetzten Plätzen, mit dem "Frankfurter Problem" herumschlagen. Wie sollte dies auch gehen - weder politischer Druck, noch eine volle Geldschatulle werden hier eine (kurzfristige) Veränderung herbeirufen.
- Ausgeschlossen ist außerdem, dass durch eine "Zeitreise" diejenigen Bewerbungsanträge (die sich jetzt im Status "ausgeschieden" befinden) wieder reaktiviert werden, da in der selben Sekunde bereits andere Nachrücker zugelassen wurden. Die wiederum haben durch das Nachrücken auch wieder andere Plätze frei gemacht usw. - würde man - was man NICHT vorhat - das Zurückdrehen wollen, wo hört man denn mit dem Drehen auf? - undenkbar & nicht umzusetzen.
- Auch eine erhoffte Lösung, die die Betroffenen im Folgesemester bevorzugt zulassen würde, kommt nicht in Betracht - eine solche Regelung "Opfer eines Fehlers im WS22/23" gibt es nicht.
- Fazit: Also keine Option erkennbar, die wirklich hilft.
Die Stiftung:
- dort ist der Fehler als erstes festgestellt worden, wenngleich er nicht dort verursacht wurde.
- die Prozesse, wie die Vergabe erfolgt, wer wann wen kontrollieren muss oder auch nur kollegial auf etwas hinweist, was einem selbst komisch vorkommt - das gilt es jetzt zu hinterfragen und ggf. neu zu regeln.
- ebenso muss kritisch geprüft werden, was angekündigt wird zu tun und was dann (vor oder während der Portalsperre) wirklich passiert. Ein Zurück gibt es da nicht. Wenn der Server (und es sind viele gleichzeitig) Plätze vergeben, und dies auch in der richtigen logik und Reihenfolge, bloss nicht in der korrekten Anzahl (weil die Uni es per Eingabe ins System "anders wollte"), dann gibt es keinen Not-Aus-Schalter. Das dem so ist, sieht man erst jetzt. Ob dem weiterhin so sein soll, muss entschieden werden.
- Gleichzeitig ist man im Reformprozess, nicht nur mit der neuen Geschäftsführung, sondern auch im Beschaffungsvorgang der neuen Softwaregeneration (DOSV 2.0). Es ist zu hoffen, dass genau diese Details dann auch bei der Neuentwicklung bedacht werden.
Die Uni Frankfurt als Einrichtung:
- steht mit dieser Geschichte über Wochen & Monate in der (negativen) Presse,
- sieht sich perspektivisch einer nie dagewesenen Klagewelle gegenüber,
- von Forderungen auf Zulassung, über Verdienstausfälle, Schmerzensgeld und sonstige "Wünsche".
Dem betroffenen Mitarbeiter:
- er wird sich wahrscheinlich nur noch in einer dunklen Höhle vergraben wollen. Diese Unachtsamkeit führt nicht nur dazu, dass ein Studiengang an seiner lokalen Uni ein Problem hat, nein es sind gleich mehrere Studiengänge - und dann noch die am meisten Umkämpftesten und Teuersten im ganzen Land. Und die Welle schlägt nicht nur in seine eigene Hochschulleitung, sondern auch bis zum Ministerium, der Stiftung und dem Stiftungsrat. Schlussendlich sogar bis zum kompletten Stillstand der deutschlandweiten Hochschulvergabe (48 Lockdown der Server) - zumindest derjenigen, die am Koordinierten Nachrückverfahren der Stiftung teilnehmen (was Gottseidank nicht alle sind).
- in dieser Drucksituation als Schuldiger da zu stehen, das ist niemandem zu wünschen.
- dennoch muss man sich die Frage gefallen lassen, wie es zu einer so fatalen und fehlerhaften Zahlenangabe kommen konnte.
EmCe² (Donnerstag, 01 September 2022 09:51)
Teil 2:
In der Regel führen diese Eingabe in der Software Kollegen durch, die thematisch damit betraut sind, eine (kollegiale) 4-Augen-Freigabe wird es nur in den seltensten Fällen geben. Die Software selbst plausibilisiert nichts. Kann sie auch nicht, angesichts der teils von den Hochschulen gewählten Überbuchung von bspw. 250% wäre fast jede Eingabe "nicht plausibel". Deshalb nimmt die Software erst einmal alles entgegen und setzt es 1:1 um. Am Ende des Speicherprozesses (wenn es bei Medizin so läuft wie bei anderen Orts-NC-Studiengängen) kommt im letzten Dialog der Hinweis:
+++
"Ich nehme zur Kenntnis, dass das System des DoSV für freigegebene Ranglisten sofort Angebote entsprechend der eingestellten überbuchten Kapazität ermittelt. Diese Angebote werden den Bewerbern sofort per Email zugesendet und können nicht zurückgenommen werden." +++
Klickt man danach Speichern, rollt die Lawine los. Unaufhaltsam. Die damit im der Regel seit Jahren betrauten Kollegen, setzen schon standardmäßig den Haken und klicken den letzten Klick. Da dürfen Fehler nicht passieren. Tun sie aber. Genauso wie in einem Stellwerk der Deutschen Bahn. Das ist fatal, fällt aber jetzt erst auf.
Und was ist mit dem Rest der Hochschulrepublik? Medizin-anbietende Hochschulen ahnen schon, dass in Kürze das Telefon gehen wird. Kollegen, die seit Jahren mit der Vergabe von Studienplätzen und der Entstehungsgeschichte der Stiftung im Thema wundern sich, dass nicht in den letzten Jahren schon mal "was schief gegangen ist". Nicht in dieser Größenordnung, nicht in Medizin, nicht mit einem DOSV-Stillstand. Aber in kleinerer Form. Und das wird stattgefunden haben. Und es hat niemand darüber berichtet. Die Zeit, in der in den Zulassungsstellen agiert werden muss ist kurz, der Druck ist hoch, es brennt die Luft. Und diese Last ist auf wenigen Schultern verteilt, die diese Arbeit erfolgreich, sorgfältig und gewissenhaft durchführen. Bis zum Tag X. Wie im Stellwerk der Deutschen Bahn.
Schlussendlich bleiben vielleicht noch die übrig, die sich schallend auf die Schenkel schlagen, wenn die Hände nicht gerade dabei sind, das Geld zu zählen - was die Rechtsanwälte jetzt wittern. Egal ob die 282 in Frankfurt, oder andere, die ggf. - je nachdem was sich in den kommenden tagen ergibt - dann doch nicht mehr im koordinieren nachrücken zum Zuge kommen, wenn man denn die Server mal wieder anmacht. Also gibt es doch jemanden, der profitiert. Na dann kann ich das Buch ja beruhigt zur Seite legen.