Die DFG veröffentlicht die Ausschreibung für den nächsten Exzellenzcluster-Wettbewerb.
SO SCHNELL kann Wissenschaftspolitik sein: Erst vor sechs Wochen haben Bund und Länder in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) die Zahl der Exzellenzcluster auf 70 aufgestockt, am Donnerstag veröffentlichte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Ausschreibung zur zweiten Phase der Exzellenzstrategie. Bis Februar 2023 haben Universitäten und Universitätsverbünde Zeit, unverbindlich ihre Bewerbungsabsichten zu erklären, um dann bis Ende Mai 2023 Antragsskizzen bei der DFG einzureichen.
Die Ausschreibungstermine standen im Kern schon lange vor der GWK-Entscheidung fest, doch ermöglichen erst die zusätzlichen Cluster wirkliche Chancen für Newcomer. Denn wie das aus internationalen Wissenschaftlern bestehende ExStra-Expertengremium bei seinem Plädoyer für mehr Cluster bereits im Februar 2021 vorgerechnet hatte: Von den derzeit 57 Exzellenzclustern dürften erfahrungsgemäß 80 bis 85 Prozent erfolgreich ihren Status verteidigen – so dass ohne Aufstockung vielleicht Platz für zehn neue Verbünde gewesen wäre. Die Zuschlagschancen für neue Anträge hätten dann je nach Bewerberzahl zwischen fünf Prozent (bei rund 200 Skizzen-Einreichungen wie in der ersten ExStra-Phase) und 20 Prozent (wenn es, wider Erwarten, nur 50 Skizzen werden sollten).
Exzellenzcluster werden nach dem Zuschlag sieben Jahre gefördert, die Verlängerung kann einmalig beantragt und, bei positiver Evaluation, bewilligt werden. Die Erhöhung auf insgesamt 70 Cluster, Kostenpunkt: zusätzlich 154 Millionen Euro im Jahr, bedeutet nun zwischen 20 und 25 neue Plätze, wodurch sich die Bewerbungschancen von Neuanträgen mehr als verdoppeln – und die vielen Vorarbeiten sich besser rechtfertigen lassen. Der Gewinn von mindestens zwei Clustern (ob neu oder verlängert) ermöglicht Einzeluniversitäten die Bewerbung in der zweiten ExStra-Förderlinie als Exzellenzuniversität, die vom Wissenschaftsrat administriert wird. Exzellenzverbünde müssen drei erfolgreiche Clusteranträge vorweisen.
DFG-Präsidentin Katja Becker sprach von "guten Vorzeichen": Bund und Länder hätten mit der Ausweitung und finanziellen Aufstockung des Programms "ein starkes Signal für die große Bedeutung von Wissenschaft und ihrer Förderung gegeben, das gerade angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen nicht hoch genug geschätzt werden kann". Das Interesse und das Potenzial an den Universitäten sei enorm.
Bund und Länder hatten im November zudem die Ausschreibungsregeln verändert: Jetzt können sich auch mehr als drei Universitäten gemeinsam um einen Cluster bewerben, wodurch Kooperationen zwischen den Hochschulen und auch über disziplinäre Grenzen hinweg erleichtert oder – wie die DFG es formulierte – "besonders betont" werden.
Der Zeitplan des Wettbewerbs wurde gegenüber der ersten Phase entzerrt, so dass, wie die DFG hervorhob, die Begutachtungsgruppen nun schon während der Skizzenphase in Austausch mit den Antragstellern treten könnten.
Nach Einreichung der Antragsskizzen Ende Mai 2023 und deren Begutachtung durch internationale Panels entscheidet im Februar 2024 das Expertengremium, welche Projekte zur Vollantragstellung eingeladen werden. Laufende Exzellenzcluster müssen keine Skizzen einreichen, sondern nur bis Ende Januar ihre Absicht erklären, dass sie einen Fortsetzungsantrag stellen wollen.
Für neue wie für Fortsetzungsanträge liegt die Deadline dann Ende August 2024, es folgen die Begutachtung durch die Panels, der Beschluss von Förderempfehlungen durch das Expertengremium im Mai 2025 und, unmittelbar danach, die finale Entscheidung durch die Exzellenzkommission, die Expertengremium und die zuständigen Minister aus Bund und Ländern zusammenbringt. Förderbeginn ist das der 1. Januar 2026.
Die zweite Ausschreibung für die Förderlinie Exzellenzuniversitäten wird der Wissenschaftsrat 2024 ausschreiben, hier ist der Förderstart für Januar 2027 geplant. Insgesamt 15 Exzellenzuniversitäten und -verbünde können dann dabei sein, davon bis zu vier neue.
Hinweis: Ich habe eine falsche Datumsangabe im letzten Absatz korrigiert. Start für die zweite Runde der Förderlinie "Exzellenzuniversitäten" ist Januar 2027. Ich bitte um Entschuldigung.
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Schnell? (Donnerstag, 15 Dezember 2022 22:52)
Schnell wäre gewesen, wenn die GWK-Vereinbarung im April getroffen worden wäre und die Ausschreibung seit Sommer verfügbar gewesen wäre. So werden Hundertschaften von Wissenschaftler*innen und akademischem Personal während der ersten Weihnachtszeit nach der Pandemie in Dauerstress versetzt. Von einer Entzerrung des Zeitplans kann man darüber hinaus zudem nur sprechen, wenn man ausschließlich auf die Förderlinie Exzellenzcluster schaut. Betrachtet man die Exzellenstrategie als Ganze, sieht man, dass die Planungen für DFG und Wissenschftsrat komfortabel sind, für die Universitäten aber mehrjährigen Dauerstress bedeuten.
Unvollständig! (Freitag, 16 Dezember 2022 15:17)
Ich kann "Schnell?" nur zustimmen! Die Ausschreibung ist zudem unvollständig. Unterlagen für die Fortsetzungsanträge werden erst im Sommer 2023 zur Verfügung gestellt. Die DFG wird die Abläufe immer für sich selbst komfortabel gestalten ;-)