Die Österreicherin Ada Pellert leitet die Fernuniversität in Hagen. Was treibt sie an? Ein Podcast über die grausame Fragmentierung unseres Bildungssystems, Vorlesungen mit 700 Studierenden, das Hoffen auf die Künstliche Intelligenz und Weiterbildung nach dem Matthäus-Prinzip.
Foto Ada Pellert: Wiciok.
"DIE WELT HAT PROBLEME, die Uni hat Fächer", sagt Ada Pellert. Es ist ihr Lebensthema als Wissenschaftlerin: wie die Organisation Hochschule sich immer wieder neu erfindet. Weil, wie die 61 Jahre alte Österreicherin sagt, auch jede Generation den Begriff Bildung "neu definieren und mit Leben füllen" müsse. "Das ist für mich eigentlich die Mission einer Universität im 21. Jahrhundert", sagt Pellert. Das Problem ist allerdings, dass sich Hochschule mit Veränderung außerordentlich schwer tut. "Allein die Vorstellung, man sperrt 700 Menschen des Morgens ins Audimax, führt noch nicht automatisch zur Persönlichkeitsbildung", sagt sie.
Pellert ist seit 2016 Rektorin der Fernuniversität in Hagen, der ersten und einzigen staatlichen Fernuniversität in Deutschland mit 70.000 eingeschriebenen Studierenden. Bis dahin war es ein langer Weg mit vielen Stationen, aber immer wieder dem einen Thema: der Transformation von Hochschule und Bildung. Die Expertin für Weiterbildung und Bildungsmanagement war Vizerektorin der Universität Graz und danach an der auf berufsbegleitende Weiterbildung spezialisierten Donauuniversität Krems, sie war Gründungspräsidenten der Deutschen Universität für Weiterbildung in Berlin und Präsidentin der Carl Benz Academy in Peking.
In einem neuen "Gipfel der Bildung" sprechen Patrick Honecker und Jan-Martin Wiarda mit ihr über Fragmentierungen im Bildungssystem, die Pellert nur noch "grausam" findet, über die Zukunft der Hochschule, über das berechtigte und unberechtigte Hoffen auf neue Lerntechnologien.
"Wenn wir Transformation ernst nehmen, ist Weiterbildung und lebenslanges Lernen das Mittel, das wir zur Umsetzung brauchen", sagt sie. Bildung als Chance, Bildung aber auch als soziale Frage, denn tatsächlich seien die Menschen im Lebensalter zwischen 25 und 75 auf sich allein gestellt, sagt Pellert. "Das ist nicht gut, da kommt es dann zu so einem Matthäus-Prinzip: Die haben, denen wird gegeben. Aber was passiert mit den vulnerableren Zielgruppen?"
Die institutionelle Hoffnung der Hochschule in Hagen und anderswo sei, dass Bildung mithilfe der Künstlichen Intelligenz noch einmal anders personalisiert werden könne. "Da ist ein Potenzial, dass Bildung einfach besser werden kann und für mehr Menschen zugänglich", sagt Pellert. Und man spürt in jeder Minute dieses Podcasts: Die Frau, die ihr ganzes Leben als Wissenschaftlerin der Veränderung der Organisation Hochschule gewidmet hat, glaubt ganz fest an diese Jahrhunderte alte emanzipatorische Idee: Bildung als Schlüssel der Persönlichkeitswerdung.
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